9 Apr
Erfahrungsbericht von Anne P.

Capilano University


Hochschule: Capilano University
Stadt: Vancouver
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2018 bis 12/2018
Heimathochschule: Ostfalia HS

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Vorbereitung und Bewerbungsprozess

Für die Planung des Auslandssemesters sollte man früh genug anfangen. Ich habe mir ca. ein Jahr vorher die ersten Gedanken dazu gemacht, Erfahrungsberichte gelesen und ab Januar 2018 aktiv mit der Planung begonnen.

Mit Hilfe der kostenfreien Organisation College Contact habe ich Anfang Januar 2018 meinen Aufenthalt organisiert. Meine Betreuerin bei College Contact war immer gut zu erreichen und hat mir jederzeit Fragen rund um den Bewerbungsprozess beantwortet. Vielen Dank!

Folgende Dokumente wurden für die Bewerbung benötigt:

  • Bewerbungsformulare und vorläufige Kursvorwahl der Capilano University
    (Dies waren vorgefertigte Unterlagen, die wir über College Contact von der Capilano University erhalten haben.)
  • Englischnachweis (TOEFL 83 iBT, DAAD B2, IELTS 6.5, PTE 56)
  • Transcript of Records
  • Bestätigungsschreiben (offiziell, englischsprachig) der Heimathochschule, dass sie den Aufenthalt genehmigt.

Für die Bewerbung habe ich diese Dokumente im Original zur zweiten Prüfung an meine Ansprechpartnerin bei College Contact geschickt und die hat sie dann weitergeleitet an die Capilano University. Generell hat College Contact immer den Kontakt und den Austausch mit der Capilano übernommen, sodass ich persönlich nie an die Capilano schreiben musste.

Zwei Monate nach Absenden der Bewerbung habe ich den Letter of Offer (LoO) erhalten. Um das Angebot annehmen zu können, musste ich den ersten Teil meiner Studiengebühren bezahlen. Alle Bezahlvorgänge an die Uni liefen über meine Kreditkarte. Man sollte sich daher vorher erkundigen, ob der Verfügungsrahmen dafür ausreicht. Für das Bezahlen im Ausland vor Ort kann ich die Kreditkarte der DKB empfehlen, mit der man kostenlos bezahlen kann.

Nach Bezahlung habe ich leider etwas verspätet dann den Letter of Acceptance bekommen, der mir meine Aufnahme final bestätigte. Mit dieser Bestätigung konnte ich mich auch für die ganzen Systeme (E-Mail, Account, Moodle) anmelden und meine Kurse im Portal wählen. Anschließend an die Anmeldung habe ich mich dann ganz konkret um Flüge und Wohnen gekümmert.

Tipp: Meine Flüge habe ich relativ früh über STA Travel mit einem Studentenrabatt gebucht und konnte damit sehr viel Geld sparen.

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Visum

Für Kanada braucht man kein Visum bei einem Aufenthalt bis zu 6 Monaten und wenn man nicht arbeiten gehen möchte. Das hat mir eine Menge Aufwand und Zeit gespart. Da Deutschland zu den visabereiten Ländern für Kanada zählt, musste ich lediglich die sogenannte „Electronic Travel Authorization“ (eTA) online beantragen. Dies erlaubte mir die Einreise per Flugzeug nach Kanada. Innerhalb von 48 Stunden bekam ich dafür bereits eine Bestätigung.


Krankenversicherung

Als internationaler Student der Capilano University ist man verpflichtet, die Krankenversicherung der Uni in Anspruch zu nehmen. Die Versicherung wird automatisch abgeschlossen und gilt für die Dauer des Semesters. Da mir die Leistungen der kanadischen Versicherung persönlich nicht ausgereicht haben, da sie viele Vorfälle in meinen Augen nicht ausreichend abdeckte und ich auch eine Absicherung vor und nach dem Semester durch meine Reisen benötigte, habe ich noch zusätzlich eine deutsche Auslandskrankenversicherung bei der Würzburger Versicherung für den Aufenthalt abgeschlossen.


Ausländische Hochschule

Die Capilano University hat 11.600 Studierende und fünf Programme, in denen man studieren kann. Ihr Hauptcampus liegt im grünen Teil von Nord Vancouver und ist etwa vergleichbar mit der Größe der Ostfalia Hochschule in Wolfsburg. Durch das kleine und familiäre Ambiente lernt man viel schneller andere Studierende kennen und sieht die einen oder anderen Gesichter auch öfter mal auf dem Campus wieder. Das Gelände bietet neben den Vorlesungsräumen ein kostenfreies Center of Sport and Wellness mit einem Fitnessstudio und einer Sporthalle, eine Cafeteria, zwei Tim Hortons, Subway und eine große Bibliothek.

Die Capilano ist mit über 1900 internationalen Studenten aus 73 Ländern der ganzen Welt sehr international ausgerichtet. Das International Office steht jederzeit für Fragen zur Verfügung und organisiert Veranstaltungen wie zum Beispiel ein Weihnachtsessen, um Verbindungen zwischen den internationalen Studenten zu schaffen. Es gibt auch ein Writing Center, das bei der Formulierung und Durchsicht von englischen Texten hilft.

Die Kurse sind mit ca. 25 Kursteilnehmern pro Kurs relativ klein gehalten. Dadurch hat sich eine sehr persönliche und intensive Arbeitsatmosphäre mit dem Dozenten und den anderen Studenten ergeben.

Das Unisystem generell in Kanada und auch an der Capilano University ist mehr verschult und basiert auf vielen Gruppenarbeiten und Beteiligung in der Vorlesung. Die Endnote setzt sich aus vielen Einzelleistungen zusammen, die man während des Semesters erbringt, und das inhaltliche Niveau ist grundsätzlich etwas niedriger als in Deutschland, dafür ist der Arbeitsaufwand höher.


Kurse

Als internationaler Student an der Capilano kann man 3 oder 4 Kurse belegen. Es gibt leider kein einheitliches System zur Umrechnung von kanadischen Credits. Für die Kurse an der Capilano University konnte man jedoch den Umrechnungsfaktor 1:2 anwenden. Das heißt, dass 1 kanadischer Credit 2 ECTS entspricht. Ich habe die Kurse Consumer Behavior, Managing Change und E-Business Analysis and Administration belegt. Die Kurswahl fand mit Hilfe von College Contact nach meiner Zusage über das Kurswahlsystem der Capilano statt.

Meine drei Kurse fanden von Mittwoch bis Freitag statt und jeder hatte eine Länge von 3 Stunden am Stück.

BMKT 364 Consumer Behavior

In diesem Marketing Kurs haben wir uns mit dem Entscheidungs- und Kaufprozess der Kunden und deren Beeinflussung beschäftigt. Es ging viel um Lern- und Entscheidungstheorien, sowie Kundensegmentierung und Beeinflussung ihrer Wünsche und Verlangen. Dieses Fach war sehr theoretisch. Manchmal haben wir am Ende der Vorlesung noch eine praktische Übung in Gruppen gemacht. Da wir dafür viele kanadische Unternehmen als Beispiele verwendeten, habe ich viele neue Unternehmen in Kanada und die Markteigenschaften und Besonderheiten kennengelernt.

BADM 466 Managing Change

In Change-Management habe ich viel über betriebliche und organisatorische Veränderungen gelernt, welche Herausforderungen und Chancen sie mit sich bringen können und wie man Mitarbeiter durch einen solchen Wandel bringen kann. Der Kurs war sehr interaktiv und wir haben viele Gruppenarbeiten und ein Selbstexperiment gemacht. Auch die Aufgaben, die wir während des Semesters abgeben mussten, waren hauptsächlich in der Gruppe zu erledigen.

BMKT 315 E-Business Analysis and Administration

Dieser Kurs war ein gemischter Kurs aus Face-to-Face Vorlesung und Online Übungen. Alle zwei Wochen haben wir in der Vorlesung in der Uni mit dem Dozenten an unseren selbstgegründeten E-Business Projekten gearbeitet. Dieser Kurs war rein praktisch und kaum theoretisch. Wir haben eine cloudbasierte Website, einen Kurzfilm und eine Geschäftsmodellkonzeption für das E- Business erstellt.

Tipp: Ich kann schon empfehlen, die angegebenen Schulbücher für die Kurse zu kaufen, da doch sehr viel mit denen gearbeitet wird. Jedoch kann man diese Bücher oft bereits gebraucht im Bookstore der Capilano University, bei der Student Union oder in einer Gruppe auf Facebook erwerben. Auch nach dem Semester kann man die benutzten Bücher wieder versuchen im Bookstore zu verkaufen. Damit kann man eine Menge Geld sparen.


Wohnen

Ich habe im Studentenwohnheim (Residence) der Capilano University in Nord Vancouver gewohnt. Für das Wohnheim kann man sich online über die Homepage der Residence in einem Bewerbungsportal bewerben. Die Residence ist ca. 20 Minuten mit dem Bus vom eigentlichen Campus entfernt. Ich habe dort in einem Doppelzimmer mit meiner Zimmergenossin gewohnt. Es gibt auch Einzelzimmer, die sind aber deutlich teurer. Wenn man sich früh genug beworben hatte, dann konnte man in dem Bewerbungsportal auch versuchen eine Zimmergenossin zu finden, die mit den eigenen Präferenzen und Lebensstilen zusammenpasste. Die Zimmer sind ungefähr 15 Quadratmeter groß und Bettzeug ist nicht vorhanden. Auf jedem Flur gibt es ca. 20 Zimmer, die sich einen Wasch- und einen Duschraum teilen.

Auf jeder Etage befindet sich ein Gemeinschaftsraum mit Teeküche, Sofas und Fernseher, die alle zusammen nutzen können und in denen soziale Aktivitäten sattfinden können. Der Aufenthalt in der Residence beinhaltet auch eine rundum Essensversorgung. Die Cafeteria hat wochentags von morgens um 7 Uhr bis abends um 22 Uhr und am Wochenende von 10 Uhr morgens bis 19:30 Uhr offen und schließt nur zwischenzeitlich für einige Stunden. Die Studenten können so oft und so viel essen, wie sie wollen. Das war wirklich ein Luxus, da man sich keine Gedanken um das Essenkochen oder Einkaufen machen musste. Des Weiteren hatte ich auf meinem Studentenausweis 500 CAD, die ich in der Cafeteria in der Uni ausgeben konnte, sodass ich für Essen außerhalb so gut wie gar kein Geld mehr ausgegeben habe. Die Residence bietet außerdem einen 24h Security Schutz auf dem Gelände an. Da der Campus relativ im Grünen liegt, wurde in den ersten beiden Monaten am Abend zweimal ein Bär auf dem Gelände gesichtet. Von denen geht aber kaum eine Gefahr aus.

Für mich persönlich war die Residence die beste Entscheidung. Dort habe ich die meisten neuen Leute kennengelernt und wir sind zu einer richtigen kleinen Familie zusammengewachsen. Wir haben viel zusammen unternommen. Unter anderem gab es in der Residence auch eine bunte Einführungswoche, in der unterschiedlichste Aktivitäten organisiert wurden und die sehr gute Gelegenheiten boten, viele neue Leute kennen zu lernen. Besonders beim Essen in der Cafeteria war man nie allein, egal wann und wie lange man essen gegangen ist.

Wenn man sich nicht für die Residence entschieden hat, dann kann man sich auch ein Zimmer über Internetseiten wie craigslist.com, vanmates.com oder kijiji.ca suchen. Jedoch kann man hier erst kurzfristig 30 Tage vor Einzug etwas Verfügbares finden und gerade in Vancouver ist der Wohnungsmarkt stark überlaufen und die Mieten sind sehr hoch. Andernfalls bieten auch Facebookgruppen wie “For Rent Vancouver BC (Pet friendly)”, “Vancouver Collective Houses Network“ oder „For Rent Vancouver“ viele private Wohnungen oder Zimmer an. Eine andere Möglichkeit ist es, bei einer kanadischen Gastfamilie unter zu kommen, für die man sich auf Seiten wie homestay.com oder lingoo.com bewerben kann.


Mobilität vor Ort

In Vancouver selbst kann man sich recht gut mit Bussen fortbewegen. Die Capilano University stellt einen U-Pass aus, der in den Studiengebühren enthalten ist und mit dem man die sogenannte CompassCard aufladen kann. Mit dieser Karte kann man das ganze Semester über unbegrenzt die Busse, den Seabus und die Skytrain benutzen. Von der Residence brauchte ich mit dem Bus ca. 45 Minuten bis 1 Stunde nach Downtown. Nachts fuhren jedoch nur wenige Nachtbusse und da es kein UBER in Vancouver gibt, musste man oft ein Taxi nehmen, welche aber vergleichsweise günstig sind. Für Wochenendtrips und sonstige Ausflüge haben wir oft einen Mietwagen geliehen oder Fernbusse wie zum Beispiel Quick Shuttle oder Greyhound genutzt. Kanada ist ein sehr großes Land und man unterschätzt schnell die Distanzen, die einfach viel größer sind, als in Europa.


Kosten

Da die Capilano keine Partneruniversität meiner Heimathochschule ist, musste ich die vollen Studiengebühren der Uni bezahlen. Dazu kommt, dass man jeden einzelnen Kurs extra bezahlt. Je mehr Kurse man belegt, desto teurer wird es. In Vancouver sind die Lebenshaltungskosten viel höher als in Deutschland, sodass ein Aufenthalt in Kanada sehr teuer ist.

Im Folgenden habe ich meine Kosten für das Semester einmal etwas aufgeschlüsselt:

Bewerbungsgebühren: 108 €
Studiengebühren: 3.934 €
Bus Pass: 109 €
Schulbücher: 150 €
Krankenversicherung: 205 €
Flüge: 949 €
Wohnen (Residence): 2.956 €
Essen (inklusive in der Residence): 1.438 €

Summe: 9.849 €
Ungefährer Umrechnungskurs: 1 Euro = 1,51 Kanadischer Dollar

Dazu kommen individuelle Kosten für Freizeit und Reisen, die je nachdem, wie unternehmungslustig man ist, auch nochmal sehr hoch ausfallen können.


Reisen und Freizeit

Vancouver ist ein guter Ausgangspunkt, um den Westen von Kanada und den der USA zu erkunden. In meiner Freizeit bin ich daher sehr viel gereist. Wir haben Tagesausflüge nach Whistler und Seattle gemacht. Mit einer großen Gruppe sind wir über Thanksgiving nach Calgary gefahren und haben uns dort die Nationalparks Banff und Jasper angeschaut.

Während der Reading Break bot es sich an, in die USA oder nach Vancouver Island zum Surfen oder Wandern zu fahren. Vancouver selbst hat drei „Hausberge“, in denen wir wandern und Ski fahren gehen konnten und der Pazifik ist nah für Wassersport, Strandaktivitäten und mein persönliches Highlight: Whale Watching. Vancouver bietet auch viele Museen und kulturelle Stätten zum Besichtigen. Außerdem gab es in der Stadt und Umgebung regelmäßig zu den verschiedenen Jahreszeiten, wie Thanksgiving, Halloween und Weihnachten Veranstaltungen, die man gut besuchen konnte.

In meiner Freizeit war ich immer mit anderen Studenten aus der Uni oder der Residence unterwegs und habe mich daher nie alleine gefühlt. Auch die Uni und das International Office haben ab und zu Veranstaltungen organisiert. Es gab neben dem International Welcome Day und der Begrüßungswoche die große 50 Jahre Geburtstagsfeier der Capilano University, das Captivate Event, bei dem es Musik und Essen gab, und zahlreiche kleine Aktionen auf dem Campus, wie zum Beispiel Pumpkin Carving, Spendenläufe, Konzerte und Fotowettbewerbe.


Kulturelle Erfahrungen

Kanada ist ein sehr multikulturelles Land. Das habe ich sowohl in Vancouver als auch in der Residence erlebt. Vancouver hat einen Anteil von fast 30 Prozent chinesischen Einwanderern. Daher kann man auch nicht sagen, was wirklich typisch kanadisch ist, da die Kultur so vielen unterschiedlichen Einflüssen unterliegt. Dadurch bin ich aber während meines Auslandssemesters auch vielen unterschiedlichen Kulturen begegnet.

Die Kanadier sind immer sehr freundlich. Dieses Klischee hat sich in 90 Prozent der Fälle bestätigt. Egal ob in der Warteschlange, im Restaurant oder im Bus, ich habe viele nette Smalltalks mit fremden Leuten gehalten, die mich einfach angesprochen haben. An das typische „How are you?“ habe ich mich schnell gewöhnt. Vor den Bussen wurde sich immer brav in einer Warteschlange angestellt und keiner hat gedrängelt und dem Busfahrer wurde „Hello!“ beim Einsteigen und „Thank You!“ beim Aussteigen zugerufen. Ich wurde mehrmals von kanadischen Studenten zu ihren Eltern nach Hause eingeladen und herzlichst begrüßt. Diese Offenheit und Freundlichkeit bewundere ich sehr und sie haben unter anderem dafür gesorgt, dass ich mich gleich wohlgefühlt habe.


Fazit

Als mein persönliches Fazit kann ich sagen, dass dieses Auslandssemester die richtige und eine sehr wichtige Entscheidung für mich war und ich in Kanada eine unvergessliche Zeit mit tollen Momenten und großartigen Menschen erleben durfte. Ich habe sehr viel über mich selbst und über andere Menschen gelernt und konnte an internationalen Erfahrungen dazu gewinnen. Das multikulturelle Kanada hat mich ganz viele unterschiedliche Kulturen kennenlernen lassen und das Zusammenleben mit so vielen Kulturen hat mir deutlich gemacht, wie das ohne Probleme geht und wie viele Gemeinsamkeiten es doch gibt. Dieses Semester hat mir auch gezeigt, dass ich zukünftig auf jeden Fall noch weitere Auslandserfahrungen machen möchte.

Bei weiteren oder detaillierteren Fragen könnt ihr mich auch immer gerne über College Contact kontaktieren!