24 Jan
Erfahrungsbericht von Andri L.

University of Technology Sydney


Stadt: Sydney
Land: Australien
Kontinent: Ozeanien
Studienrichtung: Wirtschaft, Jura, VWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 07/2019 bis 11/2019
Heimathochschule: St. Gallen U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Universität

Die University of Technology Sydney (UTS) ist im Herzen von Chinatown und mitten in der Innenstadt. Als «Dorf in der Stadt» ist der UTS Campus mit über einem Dutzend Gebäuden sehr gut gelegen, um die vielen Sehenswürdigkeiten, welche Sydney bietet, zu erreichen. Mit über 45000 Studenten, davon gefühlt die Hälfe aus Ostasien ist die UTS viel größer als die Universität St. Gallen. Ein Nachteil der Universität ist die Distanz zu den Stränden (Bondi Maroubra, Coogee), welche mit den öffentlichen Verkehrsmitteln eine Stunde entfernt sind.

Vergleichbar mit den Studentenvereinen in St. Gallen bietet auch die UTS eine Fülle an Sport und Sozialvereinen, in denen man sich nebst dem Studium engagieren und beschäftigen kann.

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Vor dem Austausch

Hier empfehle ich, die Organisation des Austausches mit einem «Agenten» zu bewältigen, da es enorm verwirrend und zeitintensiv ist, sich einen Überblick über den langwierigen Prozess zu verschaffen, wobei ein Agent diesen Aufwand merklich verringert (zum Beispiel «College Contact» oder «Study Smart»). Die Anforderungen an HSG-Studenten sind nicht besonders hoch; verlangt wird ein Sprachnachweis (dieser besteht entweder in einer Mindestpunktzahl von 80 Punkten im TOEFL oder mindestens der Maturanote 4.5 in Englisch im Schweizer Notensystem). Die weiteren Anforderungen von den beiden Universitäten werden durch die Agenten gut und umfassend erklärt.

Abgesehen von den universitären Anforderungen benötigt man in Australien noch ein Studenten-Visum, welches für 580 AUD (und einer Unzahl von Fragen über die eigene Person) beantragt werden kann. Mit diesem Visum kann man auch 20 Stunden pro Woche einer Arbeit nachgehen, mehr jedoch nicht.

Kosten

Weitere Ausgaben, welche auf dich zukommen werden:

  • Visum: 580 AUD
  • OSHC Versicherung: 350 AUD
  • UTS Tution Fee: 9888 AUD (4 Kurse)
  • Application Fee: 50 AUD
  • UTS Housing Yura Mudang: ab 7130 AUD
  • Acceptance Fee Housing 140 AUD

Unterkunft

Bezüglich Unterkunft gibt es zwei Varianten:

UTS Housing

Die Studentenwohnheime sind mitten auf dem «Campus» von wo aus alle UTS Gebäude innerhalb von fünf Minuten erreichbar sind, dazu bekommt man ein komplementäres Gym-Abo. Für eine 6er-WG (im größten Wohnheim Yura Mudang) zahlt man 310 AUD pro Woche. Die Studentenwohnungen sind klein (speziell die Betten) und glänzen nicht, in Anbetracht des Preises, mit großen Annehmlichkeiten. Zudem muss die Wohnung für sechs Monate gemietet werden, obwohl das Semester nur insgesamt 14 Wochen dauert. Der grosse Vorteil an den Wohnheimen ist jedoch die Nähe zu den anderen Kommilitonen, von denen die meisten auch Austauschstudenten sind. So ist es viel einfacher, Freunde zu finden und in den Gemeinschaftsräumen Billard und Tischtennis zu spielen oder am Abend im Kinoraum oder der großzügigen Dachterrasse den Tag ausklingen (oder die Nacht einläuten) zu lassen.

Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass eine 6er-Wohnung die beste Variante ist, da man so bereits mit anderen in Kontakt kommt und einfach neue Leute kennenlernt.

Wohnen ausserhalb des Housing

Die zweite Variante wäre, sich eigenständig in der Stadt eine Wohnung zu suchen, hier kann man sich viel Geld sparen, einerseits aufgrund der hohen Preise des UTS Housings und andererseits dadurch, dass man nicht die vollen sechs Monate zahlen muss, falls man sie nicht braucht. Will man mehr von Strand haben (zum Beispiel zum Surfen), bietet diese Option viel mehr Flexibilität. Der Nachteil hier ist logischerweise die Distanz zur Universität und die Schwierigkeit, sich sozial im Universitätsgeschehen zu integrieren.


Sydney und Australien

Mit knapp fünf Millionen Einwohnern ist Sydney bei Weitem die größte Stadt Australiens. Die Fülle an Stränden und Freizeitaktivitäten (speziell im Sommer) machen die Stadt sehr attraktiv und lebenswert, was ihr auch den 3. Platz im «Global Liveability Index», direkt hinter Melbourne, beschert hat. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist die Stadt gut zu erkunden und bietet ein diverses Angebot an Bars, Clubs und speziell Restaurants! Abseits der Stadt befinden sich die Blue Mountains, als UNESCO Welterbe ein Must-see wenn man einen freien Tag findet.

Dank der relativ guten Work-Life-Balance findet man genügend Zeit, um die unzähligen Orte Australiens bereisen zu können; beliebte Ziele sind hier Melbourne, Perth, Great Ocean Road, Kangaroo Island, Magnetic Island, Cairns und in den Ferien auch fernere Reiseziele wie Fiji (empfehlenswert für den Semesterbreak) oder Tasmanien. Hier ist Planung wichtig, da das Semester wie im Flug vorübergeht und die Vielfalt an Optionen riesig ist.

Australien ist im Vergleich zur Schweiz nicht viel billiger, was man speziell beim Reisen und den Alkoholpreisen zu spüren bekommt. Dennoch gibt es genug Möglichkeiten, wie man auch ohne großes Budget Ferien machen kann, mit diversen «Backpack-Travel-Agencies».


Fazit Auslandssemester

Ein Auslandssemester ist per se enorm bereichernd, interessant und sehr amüsant. Dies gilt speziell für Australien als fernes und für Viele unbekanntes Land. Trotz der grossen Distanz nach Hause ist Sydney sehr westlich geprägt, was den Kulturschock doch sehr dämpft. Dank der guten Aufteilung der universitären Leistungen (gut die Hälfte der Note wird während dem Semester durch Online-Quizzes, Präsentationen und Arbeiten abgelegt) kann man seinen Austausch mit vielen Reisen ins In- und Ausland zu einem unvergesslichen Erlebnis machen.

Der beste Tipp den man neuen Austauschstudenten geben kann ist, so früh wie möglich mit Reisen, Sightseeing und extra-curricularen Aktivitäten zu beginnen, denn der Austausch vergeht wie im Flug und die Gefahr in einen langweiligen Uni-Rhythmus à la HSG zu rutschen ist auch hier groß oder sogar umso größer. Deshalb: Freunde finden, Ferien planen und alles als Spesen abrechnen!


UTS Kurse

21654 Socio-political context of Management (7.5 ECTS) – sehr empfehlenswert

Prüfungsleistung: Gruppenarbeit (20%), Wissenschaftliche Hausarbeit (40%), Final Exam (40%)

Dieser Kurs ist während dem Semester etwas aufwendig, da wir uns jede Woche gut eine Stunde in der Gruppe vorbereiten mussten. Während den Tutorien muss ein eigenes Statement zu einem Text sowie ein Group Statement niedergeschrieben werden, welches fünf Wochen lang bewertet wird. Unsere Tutorin war Angela Burt, welche uns sehr gut unterstützt und fair benotet hat. Für die wissenschaftliche Hausarbeit mussten wir ein ASX50 Unternehmen auswählen und dazu eine PESTLE-Analyse durchführen. Der sehr geringe Umfang der Arbeit (1800 Wörter) war die größte Hürde in diesem Fach. Der zu lernende Stoff für das Final Exam hat einen geringen Umfang und mit wenig Aufwand können sehr gute Noten erreicht werden.

21591 Transnational Management (7.5 ECTS) – empfehlenswert

Prüfungsleistung: Gruppenvideo (20%), Wissenschaftliche Hausarbeit (40%), Final Exam (40%)

Dieser Kurs wird neu von einer chinesischen Professorin geleitet. Unser Thema beim Gruppenvideo waren die Kontroversen rund um Airbnb in Amsterdam. Da die Gruppen selbst gewählt werden können, macht es Sinn, sich mit anderen HSGlern zusammen zu schließen. Denn viele asiatische Studierende sprechen sehr schlechtes Englisch, was die Kommunikation (Rüegg-Stürm & Grand, 2015, S. 190ff.) sehr schwer macht. Die wissenschaftliche Hausarbeit bestand darin, den VW-Abgasskandal mittels PESTLE-Analyse zu analysieren. Die Vorgaben waren etwas vage und die Zeichenzahl sehr begrenzt, was aus unserer Sicht die Aufgabe nicht gerade leicht gestaltete. Doch schlussendlich wurde die Arbeit von einem von uns zweien als beste Arbeit des ganzen Kurses ausgezeichnet. Das Final Exam bestand aus zwei Short-answer-questions und einer Case Study. Es gab sehr viel zum auswendig lernen (ähnlich ORGA). Jedoch waren die Fragen sehr grundsätzlich und wenn genügend auswendig gelernt wird, kann eine sehr gute Note erreicht werden. Der beste Tipp hier ist, (nur) die rot-markierten Themenbereiche in der letzten Vorlesung (Zusammenfassung) auswendig zu können (was den Lern-Aufwand massiv verringert), etwas anderes wurde in unserer Prüfung nicht abgefragt.

23567 Intermediate Microeconomics (7.5 ECTS)  – sehr empfehlenswert

Prüfungsleistung: Online Quiz (35%), Final Exam (65%)

Während dem Semester müssen vier Online - Quizzes absolviert werden. Es ist empfehlenswert, sich für das Lösen der Quizzes in Gruppen zusammenzuschließen. Die Zeit für das Lösen der Quizzes ist unbeschränkt, was es ziemlich einfach macht, gute Noten zu erreichen. Das Fach ist nicht sehr anspruchsvoll und die zugrundeliegende Mathematik ist banal. Es lohnt sich, in die Tutorien zu gehen (oder diese vor der Prüfung zu können), da das Final Exam sehr ähnlich wie die Tutorien gestaltet ist. Mit normalem Aufwand können sehr gute Resultate erzielt werden. Die Lectures müssen nicht zwingend besucht werden, um am Final Exam zu reüssieren, zudem sind die Tutorien schwieriger gestaltet als die Fragen des Final Exam.

23568 Intermediate Macroeconomics (7.5 ECTS)  – empfehlenswert

Prüfungsleistung: Online Quiz (40%), Final Exam (60%)

Dieses Fach war mit Abstand das Schwierigste, welches wir an der UTS absolviert haben. Wiederum mussten wir vier Online-Quizzes während dem Semester absolvieren. Die Quizzes waren sehr anspruchsvoll und die Zeit von 80 Minuten pro Quiz eher knapp bemessen. Auch hier lohnt es sich, eine Gruppe mit anderen KommilitonInnen (vorzugsweise HSGler/innen) zu bilden. Das Final Exam war schwierig, aber machbar, falls man sich gut vorbereitet. Auch hier waren die (anspruchsvollen) Tutorien schwieriger als die eigentliche Prüfung. Mit ordentlichem Aufwand sind ein «Destinction» beziehungsweise «High Destinction» gut erreichbar. Als Tutor ist Mr. Wang sehr zu empfehlen, mit seiner lockeren Art hat er uns den Stoff verständlich und kompetent beigebracht.


Fazit Studium

Wer glaubt, nur durch das Betreten des Vorlesungssaales schon mit dem 6.0-Schnitt an die HSG zurückzukehren, wird über den Aufwand speziell während des Semesters überrascht. Der dezentralere Aufbau der Leistungen führt dazu, dass man sich konstant um Deadlines und Quizzes kümmern muss. Der große Unterschied zur HSG ist hier, dass man mit einem (einigermaßen) disziplinierten Aufwand auch sehr gute Noten (Distinction bis High Distinction) einholen kann. Auch die Lernphase, wobei ca. die Hälfte der Notenleistung bereits abgelegt wurde, kann dann gemütlicher angegangen werden.

Keine Sorge, gibt man sich Mühe und plant entsprechend, kann man sowohl mit guten Noten als auch tonnenweise Ferien-Erinnerungen in die Schweiz zurückkehren!