EQUIS (European Quality Improvement System)
Seit 1997 wird das Gütesiegel EQUIS (European Quality Improvement System) an wirtschaftswissenschaftliche Bildungsinstitutionen weltweit verliehen. Im Gegensatz zu anderen institutionellen Wirtschaftsakkreditierungen verlangt die EQUIS-Akkreditierung bewusst keine weltweite Standardisierung von Ausbildungsprogrammen. Stattdessen soll die aus Europa stammende EQUIS-Akkreditierung vor allem regionale und nationale Eigenheiten miteinbeziehen.
Ziel des EQUIS-Gütesiegels ist es einen Qualitätssicherung in der internationalen Managementausbildung zu gewährleisten. Außerdem soll der Wissensaustausch zwischen den Partnerorganisationen durch Konferenzen, Seminare, Lerngruppen und mithilfe von Informationsmaterialien gefördert werden.
Standards und Nutzen der EQUIS-Akkreditierung
Die EQUIS-Standards für eine internationale Managementausbildung wurden ursprünglich von den speziellen Bedürfnissen, die sich aus der extremen kulturellen Vielfalt Europas ergeben, inspiriert. Trotzdem lassen sich die EQUIS-Standards auf Institutionen in jeder kulturellen Umgebung auf der ganzen Welt anwenden.
Im Mittelpunkt der Akkreditierung steht die Balance zwischen hoher akademischer Qualität, einer internationale Ausrichtung und einem starken Bezug zur Unternehmenspraxis. Ebenso wird die Vermittlung eines Ethos von verantwortungsvollem Management erwartet.
Die EQUIS-Akkreditierung umfasst zehn wesentliche Kriterien, die im Akkreditierungsprozess geprüft werden:
- Evaluation der Studiengänge
- Kontext, Führung und Strategie der wirtschaftswissenschaftlichen Institution
- Auswahl der Studenten
- Self-Assessment der Institution in einem Report
- Peer Review in der ein Peer Review vor Ort begutachtet und Empfehlungen ausspricht
- Qualifikation und Zusammensetzung der wissenschaftlichen Mitarbeiter
- (Internationale) Forschungsaktivität
- Internationalisierung
- Ethik und Nachhaltigkeit
- Verbindungen zur Unternehmenswelt
Optional werden auch die Weiterbildungsprogramme für Führungskräfte (Executive Education), sofern diese in einer Institution vorhanden sind, hinsichtlich ihrer Programmqualität geprüft.
Fakten und Hintergründe zu EQUIS
Die Nonprofit-Organisation EMFD (European Foundation for Management Development) verleiht das EQUIS-Gütesiegel. Die EMFD wurde 1972 als Netzwerk aus Business Schools und anderen Institutionen in Brüssel gegründet. Die EMFD sieht sich als Katalysator zur Werbung für und zur Verbesserung von Exzellenz in der Managementausbildung in Europa und weltweit.
Die EQUIS-Akkreditierung wurde geschaffen, um die Qualitätsbeurteilung von wirtschaftlichen Bildungsinstitutionen international zu vereinfachen und deren institutionelle und kulturelle Diversität zu berücksichtigen. Dennoch wird keine Standardisierung von Studiengängen erwartet. Die EQUIS-Akkreditierung wird als Qualitätsverbesserungssystem angesehen, der einem fortschreitenden Prozess folgt.
Bei der EQUIS-Akkreditierung wird kein bestimmtes Business School-Modell bevorzugt. Zu den EQUIS-akkreditierten Institutionen zählen private Business-Schools mit Schwerpunkt auf Masterstudiengänge als auch Wirtschaftsfakultäten an staatlichen Universitäten oder Fachhochschulen mit Bachelor- oder Masterstudiengängen.
Eine Liste aller EQUIS-akkreditierten Business Schools ist auf der Homepage der EFMD verfügbar:
http://www.efmd.org/accreditation-main/equis/accredited-schools
Struktur und Aufbau von EQUIS
Das Akkreditierungsschema von EQUIS und der Akkreditierungsprozess wird von drei wesentlichen Instanzen durchgeführt – dem EQUIS Committe, dem EQUIS Awarding Body und dem Peer View Team.
EQUIS Committee
Das Komitee der EQUIS-Akkreditierung besteht aus Akademikern und Unternehmensvertretern, welche über die Eignung von Institutionen für den Erhalt eines EQUIS-Gütesiegels entscheiden.
EQUIS Awarding Body
Die Interessenvertreter für die Qualitätsverbesserung in der Managementausbildung werten die Peer Review Reports des Peer Review Teams aus und treffen eine finale Entscheidung zur Erteilung der Akkreditierung.
Peer Review Team
Das Peer Review Team setzt aus jeweils vier Mitglieder zusammen, die alle eine leitende Position in einer Managementausbildung innehaben oder anderweitig qualifiziert sind.
EQUIS: Der Akkreditierungsprozess
Das EQUIS Committee entscheidet anhand von Eignungskriterien, den sogenannten Eligibility Critera, über die Eignung der Institution. Der Akkreditierungsprozess erfolgt über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren, im günstigsten Fall dauert das Akkreditierungsverfahren 15 Monate.
Die Kosten für eine Akkreditierung variieren je nach Gültigkeitsdauer der EQUIS-Akkreditierung, diese kann für drei oder fünf Jahre verliehen werden. Der Akkreditierungsprozess tritt in sieben Stufen ein:
- Enquiry: Die Anfrage wird gestellt.
- Application: Die Einreichung der formalen Bewerbung (muss mindestens drei Monate vor der nächsten Sitzung des EQUIS-Komitees eingereicht werden).
- Briefing Visit: Ein Beratungstermin, zu dem die EQUIS-Prüfer vor Ort die Eignung prüfen.
- Eligibility: Überprüfung der Eignungskriterien durch das EQUIS Commitee.
- Peer Review: Eine Begehung vor Ort.
- Accreditation: Übermittlung eines Peer View Report an den EQUIS Awarding Body.
- Continuous Improvement: Feedback zu der kontinuierliche Verbesserung anhand eines Mid-Term-Report.
Reakkreditierung
Der Antrag auf Reakkreditierung mit dem EQUIS-Gütesiegel durch den EFMD muss mindestens ein Jahr vor dem Ablauf des Akkreditierungszyklus gestellt werden. Der Prozess unter dem die Akkreditierung gewährt werden kann, entspricht bis auf den fehlenden Briefing Visit einem wiederholten Akkreditierungsprozess. Außerdem wird ums kritischer geprüft, welche Veränderungen in der Zwischenzeit stattgefunden haben. Die Kosten für die Reakkreditierung entsprechen den Kosten für eine Erstakkreditierung.