Riga Stradins University

Ich studiere seit September 2021 Humanmedizin an der Riga Stradins University. Die Schule habe ich schon 2020 mit einem Abiturdurchschnitt von 1.4 abgeschlossen. Dabei hatte ich mich für Biologie und Physik im Grundkurs und Englisch im Leistungskurs entschieden, Chemie jedoch schon nach der zehnten Klasse abgewählt.

Vorbereitung

An einem Medizinstudium war ich schon immer interessiert gewesen, doch da mein Abiturdurchschnitt nicht gut genug war, um direkt einen Studienplatz zu bekommen, und ich zuerst ein paar praktische Erfahrungen sammeln wollte, entschied ich mich, eine drei-monatige Ausbildung zur Rettungssanitäterin zu machen. Nach dieser Ausbildung war ich mir dann ganz sicher, dass ein Medizinstudium das richtige für mich ist, weshalb ich mich für den TMS eintrug. Mein Ergebnis war wider Erwarten leider nicht gut genug für einen Studienplatz in Deutschland.

So kam es dazu, dass ich mich recht kurzfristig dazu entschloss, mich überhaupt mit Bewerbungen im Ausland zu beschäftigen. Die Entscheidung für Riga fiel an dieser Stelle hauptsächlich, weil die RSU die einzige Universität war, deren Frist für Bewerbungen noch nicht abgelaufen war. Ich nahm Kontakt mit College Contact auf, die mir sofort antworteten und mir bei der Bewerbung halfen.

Bewerbung

Dank eines umfangreichen Katalogs über die notwendigen Schritte und Unterlagen für die Bewerbung in Riga, der mir umgehend von College Contact zugeschickt wurde, konnte ich auch in dieser stressigen Zeit den Überblick behalten. Die meiste Zeit nahm bei dem Sammeln der Unterlagen auf jeden Fall die Übersetzung des Abiturzeugnisses in Anspruch. Im Anschluss schickte ich meine gesamten Unterlagen zunächst per E-Mail zur Durchsicht und anschließend analog an College Contact, die diese dann an die RSU weiterleiteten. Die Zusage der RSU kam schon wenige Wochen nach der Bewerbungsfrist, so hatte ich ca. zwei Monate Zeit, mich auf mein Studium in Riga vorzubereiten und zum Beispiel nach einer Wohnung zu suchen.

Wohnungssuche

Ich fand direkt eine WG mit zwei Studentinnen aus höheren Semestern im Zentrum der Stadt, was für mich persönlich viele Vorteile hatte. Zum einen war ich so von Anfang an „gezwungen“, Englisch zu sprechen, da meine Mitbewohnerinnen portugiesisch und italienisch sind und sich mein alltägliches Englisch so recht schnell verbesserte. Zum anderen knüpfte ich direkt ein paar neue Kontakte und konnte mir vor allem auch bezüglich des Studiums viele Tipps holen.

Auch die Lage würde ich als vorteilhaft bezeichnen. Das Zentrum ist zwar ungefähr 30-40 Minuten von der Universität entfernt, jedoch mit dem Bus oder der Tram gut zu erreichen und da mein erstes Semester sowieso fast komplett online organisiert wurde, war dieses Problem für mich eher hinfällig. Insgesamt würde ich eher eine Wohnung in der Altstadt oder im Zentrum empfehlen, obwohl es auch in der Nähe der Universität schöne Studentenwohnheime gibt.

Unialltag

Der Studienablauf ist in „Study Groups“ organisiert. Diese bestehen aus ca. 10-15 Student*innen und sind ungefähr wie Klassen in der Schule zu verstehen. Vorab bekam man die Möglichkeit, den Wunsch nach einer internationalen Study Group oder einer Gruppe der eigenen Nationalität abgeben. Hier kann ich auf jeden Fall empfehlen, eine internationale Study Group zu wählen, da es in Riga so viele deutsche Student*innen gibt, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, auch in einer internationalen Gruppe Deutsche zu treffen.

Der Unterricht läuft im ersten Semester dann meist entweder nur in der eigenen Group oder mit 1-2 anderen Groups zusammen. Für mich persönlich war es sehr hilfreich, diese Study Groups zu haben, da man so direkt mehrere Bezugspersonen hat, mit denen man die Fülle an Informationen in den ersten Wochen besser verstehen kann.

Der Unterricht in der Woche ist sehr ähnlich zum Unterricht in der Schule organisiert, mit ungefähr 2-4 Seminaren pro Tag, je nach Stundenplan und Abschnitt im Semester. Dabei geht manchen Student*innen die Selbstständigkeit ein bisschen verloren, auf der anderen Seite lernt man so kontinuierlich jede Woche etwas für die Uni und verliert nicht den Anschluss.

Die meisten Professor*innen sprechen verständliches Englisch und antworten nach meiner Erfahrung sehr schnell auf Fragen und Emails.

Lehrveranstaltungen

Der Lettisch-Unterricht ist im Vergleich zum Medizinstudium in Deutschland natürlich eine zusätzliche Belastung. Allerdings kann er auch eine willkommene Abwechslung zu den naturwissenschaftlichen Fächern sein und ist gerade auch am Anfang eine gute Möglichkeit, die Mitglieder der Study-Group etwas besser kennenzulernen.

Das Online-Studium an sich ist größtenteils gut organisiert und übersichtlich, jedoch muss man sehr flexibel sein, wenn es um die Entscheidungen zwischen Online- und Präsenzunterricht geht und bereit sein, in wenigen Tagen nach Riga zu fliegen, wenn man sich dazu entscheidet, am Online-Unterricht von Deutschland aus teilzunehmen.

Fazit

Das Medizinstudium in Riga ist auf jeden Fall eine besondere Erfahrung. Neben der akademischen Ausbildung ist es sehr spannend, sich alleine in einer neuen Stadt in einem ganz anderen Land zurecht zu finden und dabei Freundschaften mit Menschen aus der ganzen Welt zu knüpfen. Ich kann jedem, der sich akademisch und charakterlich weiterentwickeln möchte, das Studium an der Riga Stradins University weiterempfehlen. Außerdem ist Riga im Endeffekt doch nur maximal zwei Flugstunden von Deutschland entfernt und nicht am anderen Ende der Welt, wie es mir am Anfang schien.

Ich kann ebenfalls College Contact ausdrücklich weiterempfehlen, da der Bewerbungsprozess sehr unkompliziert war und ich von meiner Entscheidung in Riga studieren zu wollen bis hin zu meinen ersten Wochen in Riga immer eine Bezugsperson hatte, an die ich mich wenden konnte.