10 Mär
Erfahrungsbericht von Rieke M.

Brock University


Hochschule: Brock University
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Wirtschaftsingenieurwesen
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2015 bis 12/2015
Heimathochschule: Elmshorn FH Nordakademie

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Mein Auslandssemester habe ich an der Brock University in St. Catharines in Kanada gemacht. Diese eher kleine und nicht sehr touristische Stadt liegt 20km westlich der Niagara Fälle und damit in dem wärmsten Gebiet Kanadas. Es ist sogar als Weinanbaugebiet bekannt. Nach einigem Hin und Her fiel meine Länderwahl auf Kanada und dann ging es um die richtige Hochschule. Da ich sowieso betriebswirtschaftliche Fächer studieren wollte und keine ingenieurswissenschaftlichen fielen die wenigsten Universitäten durch das Raster und meine Auswahl blieb groß. Meinen Fokus wollte ich während des Semesters vor allem auf Land und Leute legen und weniger auf das Studieren und so fiel meine Wahl auf die Brock, da von dort die Niagara Fälle und die großen Städte im Osten Kanadas sehr gut zu bereisen waren.

Der Bewerbungsprozess gestaltete sich sehr einfach. Nach einigen Unterschriften, einem Motivationsschreiben und zu dem Zeitpunkt noch keinem Sprachtest smiley konnte ich alles an College Contact schicken und nach einer Durchsicht haben die dort alles weiter nach Kanada geleitet. Nach ca. 6 Wochen bekam ich dann die Zusage.

Was die Anerkennung von Noten angeht, konnte ich ein Learning Agreement mit meiner Hochschule abschließen. Dadurch habe ich mir im Vorwege 5 mögliche Kurse ausgesucht und diese zur Prüfung durch die Hochschule gegeben. Von den Kursen habe ich zum Schluss aber nur 3 genommen, da ich zum einen nur maximal 3 Kurse belegen wollte und zum anderen auch nur die Bestätigung für 3 Kurse erhalten habe. Die definitive Zusage zur Anrechnung bekomme ich allerdings erst jetzt, nach Einreichung meines Transcripts.

Eine Wohnung habe ich mir schon von zu Hause aus, also im Mai/Juni gesucht. Das ging super einfach! Ich habe mich bei der Facebook-Gruppe Brock University International Students angemeldet und dort gibt es regelmäßig Wohnungsangebote auch für nur ein Semester und kein ganzes Jahr. Nach einem Skype-Interview, ich wollte nicht einfach einen Vertrag unterschreiben, ohne jemals eine reale Person dazu gesehen zu haben, ging auch alles sehr schnell und ich hatte die Bestätigung. Das Haus lag in Thorold, dicht an der Uni, allerdings immer mindestens einmal Umsteigen entfernt zu Downtown oder dem Pen Center. Meiner Meinung nach war das nicht schlimm und ich denke auch nicht, dass es besser ist, sich Richtung Downtown zu orientieren. Es spielt sich sehr viel an der Brock ab und einkaufen geht man sowieso besser am Pen Center. Mein Vermieter stellt auch immer wieder Wohnungen in der Facebook-Gruppe aus und ich kann ihn nur sehr empfehlen. Neben dem Haus hat er auch noch eins in absoluter Nähe des Pen Centers, komplett neu renoviert. Wenn ihr möchtet, findet ihr ihn sicher unter Live here St. Catharines in der Facebook-Gruppe oder auch bei kijiji.ca (da kann man wirklich alles kaufen! ein bisschen wie ein kanadisches Ebay ).

Die Art und Weise des Studierens ist in Kanada für mich sehr anders gewesen als in Deutschland! Meine Kurse wurden alle von ca. 70-80 Leuten belegt und das Lernen bezieht sich hauptsächlich auf Auswendiglernen, anstatt zu verstehen. Der Aufwand generell ist etwas höher, aber der Stoff nicht schwerer.

Meine 3 Kurse:

  • Supply Chain Management (OPER 4P26): Dieser Kurs ist ein Kurs für Studenten im vierten und letzten Jahr ihres Studiums und er hat mir sehr gut gefallen. Der Dozent war wirklich engagiert und gab uns einen großen Überblick über die Bestandteile des Supply Chain Managements.
  • Introduction to Marketing (MKTG 2P91 - Sheng Deng): Diesen Kurs würde ich nicht empfehlen. Ob das allerdings mehr am Fach oder am Dozenten liegt kann ich nicht sagen. Zumindest gestaltete der Dozent den Unterricht sehr langweilig und wirkte nicht kompetent. Stattdessen erzählte er meistens über seine eigenen Erfolge. Außerdem waren beide midterm und das final exam als multiple choice exams gestellt mit der Bitte die most correct answer anzukreuzen. Diese bei 600 Seiten Auswendiglernen herauszufinden, fiel mir nicht gerade leicht
  • Industrial Organization (ECON 3P06): Dieses Fach hat mir am besten gefallen. Die Dozentin war sehr bemüht, jedem den Stoff beizubringen und immer erreichbar. Es geht dabei um verschiedene Möglichkeiten, Preise und Mengen zu berechnen. Grundsätzlich geht es mathematisch nicht über einfach Ableitungen, Einsetzen in verschiedene Gleichungen und Auflösen hinaus. Wenn ihr Mathe allerdings gar nicht mögt, beinhaltet der Kurs vielleicht doch etwas zu viel davon.

Grundsätzlich empfehle ich euch bei der Wahl der Kurse darauf zu achten, dass ihr wenige Seminare, Tutorien … habt. Alle meine Kurse bestanden nur aus einer Lecture, also Vorlesung, und so hatte ich sehr viel Freizeit. Andere Mitstudenten hatten bei der gleichen Anzahl Kurse ein deutlich höheres wöchentliches Arbeitspensum.

Weiter zur Brock: Es gab einige Veranstaltungen des Auslandsamtes, wo wir die Möglichkeit hatten, Menschen rund um den Globus kennenzulernen. Und auch außerhalb dieser Veranstaltungen standen die Mitarbeiter immer mit Rat und Tat zur Seite und waren wirkliche Ansprechpartner.

Wirklich zu erwähnen an der Brock University sind die Sportmöglichkeiten!! Neben einigen universitätseigenen Ligen, um zum Beispiel Fußball oder Volleyball zu spielen, gibt es ein Fitnesscenter, Tanzstudios/bzw. Räume in denen Fitness-Kurse (für alle Studenten kostenlos) angeboten werden, ein Schwimmbad, 3 Sporthallen, Squashräume, einen Spinning Raum … Es sollte also wirklich für jeden Sportbegeisterten etwas dabei sein.

Wie ich vorher schon erwähnt habe, hatte ich durch meine Kurswahl sehr viel Freizeit. Diese habe ich zu einem wirklich großen Teil mit Reisen in die größeren Städte des Ostens gemacht (durch Mega Bus sind die wirklich gut verbunden) und auch in den Algonquin Park (Diese Reise würde ich Ende September/Anfang Oktober unbedingt empfehlen). Der zweite große Teil hat sich in den Sporträumen der Brock abgespielt und in meiner WG. Denn ich hatte das Glück, super tolle Mitbewohner zu haben!

Downtown St. Catharines hat auch einige nette Cafés und Bars zu bieten, allerdings war ich dort nicht sehr oft. Außerdem bietet sich das Pen Center zum Shoppen an und auch das Outlet Center Niagara On the Lake ist einen Besuch wert, selbst wenn die Kanadier unter dem Wort Outlet nicht zwingend die gleichen Preisreduzierungen verstehen wie Deutsche, kann man dort einige Schnäppchen machen.

Zum Abschluss noch ein paar wild durcheinander fliegende Tipps:

  • Generell fahren die Busse nur bis ca. 23 Uhr danach heißt es dann Taxi fahren. Es gibt allerdings ein Brock U Taxi mit dem ein Festpreis von Downtown nach Thorold von 14$ möglich ist. Zu anderen Strecken kann ich leider nicht so viel sagen.
  • Außerdem solltet ihr unbedingt nach Port Dalhousie fahren und das möglichst im Sommer. Dies ist der Bereich von St. Catharines, der an den Lake Ontario grenzt. Und besonders im Sommer oder Spätsommer wirkt es wie ein kleines Urlaubsdörfchen mit schönen Häusern und einer netten Hafengegend.
  • Den Algonquin Park habe ich oben schon mal angesprochen, jetzt aber nochmal etwas genauer. Ich bin dort mit einem Mietwagen hingefahren und habe am Ostende in einem AirBnB geschlafen. Ich würde empfehlen, unbedingt 2 ganze Tag einzuplanen und besonders die Wanderungen zu machen, die etwas länger als 2-3 km sind. Dadurch entkommt man den Touristenströmen und bekommt wahnsinnige Ausblicke über die Weiten kanadischer Wälder.
  • Generell würde ich empfehlen, in AirBnB‘s zu übernachten. Diese Möglichkeit ist meist günstiger als Hostels und ich habe immer nette Bekanntschaften mit tollen Gesprächen und besonderen Tipps von Einheimischen bekommen.
  • Für alle die noch eine große Reise drum herum planen: Ich bin, zusammen mit einer Freundin, 4 Wochen vor dem Semesterstart in einem Auto von Vancouver nach Calgary gefahren. Diese Reise würde ich auch unbedingt empfehlen und wenn es irgendwie geht auch gerne im Sommer. In der Zeit ist zwar auch Hauptsaison und Campingplätze sind dementsprechend voll, wenn man aber etwas weitere Wege wählt als die kurzen Wanderstrecken zu den Hauptattraktionen, ist von der Hauptsaison nicht mehr viel zu merken. Außerdem ist in dieser Zeit das Wetter noch meist schön und die Wege sind noch nicht durch Schneefall gesperrt.