21 Mär
Erfahrungsbericht von Niels H.

University of California, Berkeley

Stadt: Berkeley
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Maschinenbau, Wirtschaftsingenieurwesen
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2022 bis 12/2022
Heimathochschule: Aachen RWTH

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Vorbereitungen

Die Vorbereitung auf meinen Auslandsaufenthalt begann mit einer Recherche und Bewerbungen bei Partneruniversitäten meiner Heimathochschule, der RWTH Aachen. Keine der Partnerhochschulen reizte mich aber so sehr wie die UC Berkeley, weshalb ich mich zusätzlich mit Hilfe von College Contact bei dieser bewarb. Die UC Berkeley ist eine der wenigen wirklichen Eliteunis in den USA, die einen verhältnismäßig einfachen, offenen Zugang für ein Auslandssemester ohne Hochschulpartnerschaft oder Ähnliches ermöglicht.

Der Bewerbungsprozess dafür war erstaunlich unkompliziert – Ein paar Standardunterlagen wie Reisepass, Zeugnisse etc. sowie ein Motivationsschreiben, ein finanzieller Nachweis und eine Überprüfung der Sprachkenntnisse waren ausreichend für eine erfolgreiche Bewerbung. Dieser Sprachnachweis konnte entweder als TOEFL-Test  erfolgen oder aber als ein Interview mit einem Mitarbeiter der UC Berkeley. Letztere Option ist definitiv zu empfehlen, denn sie ist nicht nur kostenlos, sondern auch sehr gut machbar. Ein freier Text zu einem Zitat, für den man etwa eine halbe Stunde Zeit bekommt und ein lockeres Gespräch reichen dabei aus.

Etwas problematisch gestaltete es sich, den offiziellen finanziellen Nachweis von meiner Bank zu bekommen. Im Endeffekt bewarb ich mich mit einem Ausdruck aus meinem Online-Banking, der ebenfalls akzeptiert wurde. Grundsätzlich problematisch ist dabei, genügend Geld (hier etwa 25.000 €) bereits vor dem Auslandsaufenthalt nachweisen zu können, gerade wenn Stipendien erst später gezahlt werden. Die Kosten für den Aufenthalt sind natürlich ebenfalls ein Punkt, der hier erwähnt werden muss. Neben den Studiengebühren von ca. 14.000 $ sind auch die Lebenshaltungskosten in Berkeley unglaublich hoch – mit einer Miete von über 1.000$ ist in jedem Fall zu rechnen, ich zahlte ca. $1.200 für ein WG Zimmer etwa 20 Minuten vom Campus entfernt. Meine Wohnung fand ich über Craigslist, was etwa mit Ebay-Kleinanzeigen zu vergleichen ist. Bei der Wohnungssuche sollte man sehr auf mögliche Scams achten und immer nach einer Video-Tour fragen, denn gerade internationale Studierende werden mit dubiosen Angeboten überhäuft. Auch die Lebensmittel- und Restaurantpreise sind etwa doppelt so hoch wie in Deutschland und gerade um Leute kennenzulernen geht man in den USA sehr gerne aus. Mit Kosten für Ausflüge in die Umgebung, die auch sehr zu empfehlen sind, sollte man also tatsächlich ein Budget von etwa 25.000 € einplanen. 

Hat man die Bewerbung erfolgreich abgeschlossen, muss noch das Visum beantragt werden. Hierfür sollte genug Zeit eingeplant werden, denn man muss zunächst einen Termin in einem Konsulat bekommen, dann persönlich dort hinfahren (und auch hier Zeit zum Anstehen einplanen!) und anschließend einige Wochen auf die Bearbeitung warten. Danach steht der Einreise nichts mehr im Wege, die in meinem Fall sehr reibungslos verlief, abgesehen von weiteren langen Schlangen bei der Grenzkontrolle in den USA.

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Reisen, Ausflüge und Onboarding

Ich entschied mich, schon einige Wochen vor Beginn des Semesters einzureisen, um einige Wochen durch die vielen Nationalparks zu reisen. Man kann allerdings auch durchaus nach dem Semester eine Reise einplanen, die man dann mit Leuten machen kann, die man im Semester kennenlernt. Ich machte eine große Tour von San Francisco über den Redwood National Park, Crater Lake NP, Yellowstone und Grand Teton, Zion, Grand Canyon, Las Vegas, LA und schließlich die Küstenstraße über Santa Barbara, Monterey und Santa Cruz zurück nach SF. Nahezu alle Nationalparks kann ich sehr empfehlen, wobei der Grand Canyon meiner Meinung nach etwas überbewertet und die umliegenden Nationalparks zumindest mit den entsprechenden Wanderungen (z.B. Angels Landing im Zion) ansprechender und etwas weniger touristisch sind. 

Nach der Reise ging dann das Semester los. Ich nahm an fast allen Onboarding Events der Hochschule teil, von denen es in den ersten Wochen einige gab. Diese sind zwar selbst nicht spektakulär, aber eben typische Kennenlern-Events, bei denen ich einige meiner späteren Freunde getroffen habe. Allerdings sind bei diesen Events natürlich ausschließlich andere Internationals zugegen. Kontakt zu Amerikanern lässt sich am besten über Projekte in Kursen, bei Feiern oder in den studentischen Clubs knüpfen. Generell würde ich auf jeden Fall empfehlen, am Anfang einfach bei allem mitzumachen, was sich anbietet, denn dadurch lernt man schnell viele neue Leute kennen. 



Studium

Die Kurswahl zu Beginn des Semesters ist der wahrscheinlich größte Negativpunkt im Berkeley Global Access Programm: Als Austauschstudent hat man immer die letzte Priorität für die Kurse, viele Kurse können deswegen nicht belegt werden. Daher sollte man nicht nur eine, sondern mehrere Alternativen für jeden Kurs haben und sich auf mindestens dreimal so viele Kurse bewerben, wie man am Ende belegen möchte. Leider bekommt man allerdings häufig erst kurz vor Ablauf der Frist etwa drei Wochen im Semester Bescheid, ob man nun Teil des Kurses bleiben kann. Teilweise kann es helfen, die Professoren oder die Assistenten direkt anzuschreiben, um eine schnellere Aufnahme zu bitte. Ich belegte Machine Learning for Modeling Energy Transport and Conversion Processes, Statistics and Data Science for Engineers, das Connected Life Challenge Lab und das Energy Engineering Seminar.

Die Kurse waren grundsätzlich alle empfehlenswert und deutlich praktischer sowie mit mehr Abgaben im Semester und Gruppenarbeit als in Deutschland. Auch der Kontakt zum Professor ist deutlich enger gestaltet. All das war für mich eine willkommene Abwechslung. Das Niveau der Kurse würde ich allerdings nicht höher als in Deutschland einschätzen, vielleicht sogar etwas niedriger als an der RWTH. Den Erfahrungsberichten meiner Kommilitonen nach zu urteilen, hängt das aber stark von den Kursen ab, sodass einige Kurse auch deutlich mehr Aufwand erfordern.



Fazit

Das Studierendenleben auf dem Campus ist tatsächlich wie erwartet sehr besonders, sodass man in altehrwürdigen Bibliotheken lernen oder auch draußen im Park sitzen kann und ständig Leuten über den Weg läuft. Auch sonst war das Leben in Berkeley für mich perfekt: Die Leute sind definitiv deutlich offener als in Deutschland und man trifft viele interessante und alternative Menschen, was an der UC Berkeley auch sicher eins der Alleinstellungsmerkmale im Vergleich zu anderen Top Unis ist. Am Wochenende kann man mit der BART nach San Francisco fahren oder Ausflüge zum Beispiel nach Santa Cruz, zum Lake Tahoe, Yosemite National Park oder ins Napa Valley machen. Das halbe Jahr war dadurch wahrscheinlich die beste Zeit, die ich in meinem Leben bis jetzt hatte.

Insgesamt kann ich einen Aufenthalt an der UC Berkeley also sehr empfehlen. Die Kosten sind selbst mit Stipendium allerdings sehr hoch und man sollte trotz des großen Namens keine akademische Erleuchtung und vor allem keine Teilnahme an den Wunschkursen erwarten – die Leute und das einzigartige Umfeld in Berkeley machen das allerdings meiner Meinung nach mehr als wett und ich bin sehr froh, mich für die UC Berkeley entschieden zu haben.