27 Aug
Erfahrungsbericht von N. N.

Riga Stradins University

Stadt: Riga
Land: Lettland
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Medizin
Studientyp: Sonstige Studiengänge
Zeitraum: 02/2015 bis 11/-1

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Nachdem ich mich dazu entschieden habe mich an der RSU zu bewerben ging alles ziemlich schnell. Ich hätte vorher niemals gedacht, dass ich mal ins Ausland gehen würde, geschweige denn nach Lettland. Um ehrlich zu sein, war ich mir noch nicht einmal sehr bewusst darüber, dass Riga die lettische Hauptstadt ist, dass sie Weltkulturhauptstadt 2015 ist und auch wo genau Riga liegt wusste ich nicht.

Ich habe vor meinem Medizinstudium bereits ein Bachelorstudiengang in Deutschland abgeschlossen und wusste nach einer Absage der staatlichen Hochschulen, dass es auch mit Wartezeit sehr unwahrscheinlich für mich sein würde, einen Platz zu bekommen.

Den Impuls zur Bewerbung habe ich von einem Familienmitglied bekommen, das ebenfalls bis zum Physikum in Riga war. Da ich mit der Bewerbung nicht mehr viel Zeit hatte, musste alles schnell gehen. Das Sammeln der erforderlichen Dokumente und vor allem der englischen Beglaubigungen war deshalb sehr hektisch und hat mir Einiges abverlangt. Längeres Planen hätte mir vermutlich einiges gespart. Aber ich habe es geschafft, alles rechtzeitig zusammen zu suchen, Collage Contact hat mir dabei sehr geholfen und mir bei jeder Tageszeit meine Mails beantwortet. Dafür bin ich sehr dankbar und ich kann CC deshalb auch nur wärmstens weiterempfehlen!

Für mich war die Entscheidung nach Riga zu gehen relativ schwer. Einerseits nicht, denn so konnte ich endlich meinen Traum vom Medizinstudium verwirklichen. Und englisch zu studieren und viele Menschen aus der ganzen Welt kennen zu lernen hat nun auch wirklich seine Vorteile. Allerdings war es nicht einfach, sich womöglich für sechs Jahre von Familie und Freunden und bei mir vor allem von meinem Freund zu trennen.

Die ersten Wochen in Riga waren für mich dementsprechend schwer und tränenreich, ich gehörte nicht zu denjenigen, die möglichst viele neue Leute kennen lernen und Party machen wollten, wozu offen gesagt doch recht viele zählten. Natürlich war ich nun mal auch teilweise fünf Jahre älter als einige meiner Kommilitonen.

Abgesehen von den Leuten, von denen ich zugegebenermaßen leider eher enttäuscht war, war ich von der Universität von Anfang an begeistert. Ich habe bereits zu Beginn angefangen, viel zu lernen, wobei mir mein früheres Studium sicher eine Hilfe war. Dementsprechend habe ich bis jetzt durchweg gute Noten und bin sehr zufrieden mit meinen Studienleistungen. Natürlich habe ich auch Leute gefunden, die ich jetzt Freunde nenne, womöglich sogar bessere als jene, die einfach alle kennen wollen.

Was den Anfang in Riga bestimmt, ist vor allem die Suche nach einer Wohnung und Mitbewohnern. Ich war bereits vor Studienbeginn in Riga und habe mir mit einer Kommilitonin eine Wohnung gesucht. Viele andere wohnten allerdings auch in Hostels und haben sich dann zusammengefunden, was sicher auch seine Vorteile hatte. Ich war mit meiner ersten Wohnung in der Old Town nicht zufrieden, vor allem wegen der Lautstärke. Das Center oder Quiet Center ist empfehlenswerter! Ich bin dann im Semester umgezogen, mit einer neuen Mitbewohnerin und nun sehr glücklich. Der Umzug im Semester war allerdings auch ziemlich stressig.

Was die Studieninhalte angeht, mochte ich besonders Anatomie von Anfang an sehr gerne, mit weißen Laborkitteln im alten Anatomikum umherzulaufen hat doch viel für sich und man fühlt sich direkt mitten drin. Die Stärke unserer „study groups“ ist ebenfalls sehr angenehm, eher schulisch als universitär, aber sehr angenehm. Weiterhin schreiben wir öfter kleine Tests, die zum ständigen Lernen anregen und für mich persönlich die Wahrscheinlichkeit, sich Jahre später noch an Dinge zu erinnern, erhöht.

Den Lettisch-Unterricht, der wohl den größten Unterschied zu anderen Universitäten ausmacht, finde ich sehr angenehm. In einem Land zu leben ohne jegliche Grundkenntnisse der Sprache zu haben, halte ich für sehr bedenklich. Aus diesem Grund habe ich mich auch stets bemüht, zumindest alltägliche Sachen wie Einkaufen oder nach der Uhrzeit zu fragen auch auf Lettisch zu können. Denn auch wenn viele Englisch und vor allem ältere Letten sogar Deutsch sprechen, finde ich, es gehört einfach dazu, zumindest etwas Lettisch zu verstehen. Sonst fühlt man sich immer fremd in dem Land.

Als ich nach Riga gegangen bin war ich der festen Überzeugung, spätestens nach dem Physikum zurückzukommen. Das war, denke, ich bei vielen so. Mittlerweile sind einige wieder in ihre Heimatländer zurückgekehrt weil sie einen Platz bekommen haben oder beschlossen, dass es nichts für sie ist in Riga. Ich kenne allerdings auch Personen, die fest vorhaben, die sechs Jahre in Riga zu bleiben. Was mich betrifft, bin ich mir noch nicht ganz sicher, aber ich denke, das ist auch schwer nach dem ersten Semester zu sagen und auch von vielen äußeren Umständen abhängig.

Ich kann nur allen sagen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden wie ich, dass es zwar schwer ist, eine Fernbeziehung zu führen (ich hätte mir das vorher niemals! vorstellen können), aber es klappt wirklich gut wenn man sich bemüht. Skype und Wochenendbesuche helfen sehr und vor allem die zwei Monate Sommerferien, die man komplett zu Hause verbringen kann sind super!

Ich freue mich, jetzt wieder nach Riga zu fliegen und ins zweite Semester zu starten. smiley