18 Aug
Erfahrungsbericht von Marie-Belle J.

University of New Brunswick - Fredericton

Stadt: Fredericton
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Recht und Verwaltung
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 01/2011 bis 04/2011

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

1. Vorbereitung

Ich habe mich sehr spontan für meinen Auslandsaufenthalt entschieden, deshalb blieben mir nur ca. drei Monate für die ganze Planung übrig. Rückblickend betrachtet möchte ich jedem vor einer so spontanen Aktion abraten. Mit ausreichender Planung vermeidet man doch so einigen Stress! Wenn in allen Ratgebern von mindesten 6 Monaten Vorbereitungszeit gesprochen wird, ist das gar nicht übertrieben :-)

Zum Glück muss man als Deutscher kein Visum beantragen, sondern kann notfalls einfach ohne jegliches Dokument einfach mit dem Reisepass einreisen und dann problemlos 6 Monate in Kanada bleiben. Diesbezüglich brauchte ich mir also keine Gedanken machen.

Ich habe mir aber dennoch, sicherheitshalber, das Schreiben meiner deutschen Universität, in welchem die Einwilligung zum Studium an der kanadischen Uni gegeben wurde, sowie die kanadische Aufnahmebestätigung eingepackt. Denn wenn man in Kanada auf dem Campus arbeiten möchte, braucht man eine sogenannte „study permit“, die man gegebenenfalls bei der Botschaft beantragen kann. Letztendlich habe ich das alles nicht gebraucht, aber sicher ist sicher!

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2. Wohnungssuche

Die Wohnungssuche hat sich schwieriger gestaltet, als ich gedacht hätte! Das Ende vom Lied war, dass ich trotz früher Bemühungen in Form von endlos vielen Mails an Wohnungsanbieter OHNE Wohnung in Kanada ankam.
Dies lag daran, dass ich auf Kijiji auf Wohnungsangebote geantwortet habe. Dort werden die Anfragen aber nur weitergeleitet, wenn man sie von einer kanadischen IP-Adresse aus schickt. Somit kamen meine ganzen Mails gar nicht an! Kaum war ich in Kanada, habe ich dann aber weitere Mails verschickt und habe dann auch endlich Antworten bekommen! Was man unbedingt beachten sollte ist, dass der Wohnungsstandard in Kanada doch von dem Deutschen abweicht! Die Häuser sind einfach oft nicht so gut eingerichtet. Es genügt alles soweit, um sich nicht stark umstellen zu müssen, aber es ist einfach weniger komfortabel.

Für alle, die nicht den Großteil ihres Auslandsaufenthaltes im Bus verbringen wollen und an den universitären Veranstaltungen teilnehmen möchten, muss ich ganz dringend davon abraten, auf die Northside von Fredericton zu ziehen! Dort ist es zwar auch sehr schön und auch günstiger als auf der anderen Seite des Saint John Rivers, aber man braucht mit dem Bus 45 Minuten zur Uni…und das stört dann doch!

Ich bin dann nach einem Monat auf der Northside nach Uptown gezogen und hatte nur noch einen 8minütigen Fußweg zur Uni. Dafür war dann das Haus nicht mehr so schön…Es war eines der älteren Häuser, das heißt, die Fenster waren etwas kleiner, somit war es im Haus dunkler, und das Badezimmer war schon etwas mitgenommen.

Was man auch beachten sollte ist, dass es in Kanada nicht so üblich ist, dass Studenten möblierte Zimmer vermieten, das heißt, ich habe beide Male mit älteren Personen zusammen gewohnt, die Eigentümer des Hause bzw. der Wohnung waren. Das ist vielleicht nicht so lustig, aber es ist ok!

Sollte sich jemand für die Wohnheime interessieren, kann ich nur sagen, dass man auf diese Weise ganz sicher am studentischen Leben teilnimmt. Die Wohnheime veranstalten immer alle möglichen Treffen und Aktionen.
Mich hat aber vor allem der hohe Preis abgeschreckt und dass man die Essen sozusagen dazu buchen musste.


3. Nach der Ankunft

Ich bin extra schon vor Silvester nach Kanada geflogen, um vor dem Kursbeginn noch etwas Zeit in Kanada verbringen zu können. Das würde ich jedem empfehlen, weil man so noch die Möglichkeit hat, etwas anderes von Kanada zu sehen, als nur Fredericton und Umgebung ;)

So habe ich ein paar Tage in Halifax verbracht, was wirklich empfehlenswert ist. Außerdem konnte ich so noch etwas meiner Wohnungssuche nachgehen. Das Wetter in Halifax war auch wunderbar mild, am Silvesterabend hat es etwas genieselt…also nichts von der bösen Kälte zu spüren!

Als ich in Fredericton ankam, habe ich zunächst ein paar Wohnungsbesichtigungen durchgeführt und auch endlich eine Wohnung gefunden. Zunächst hat mir Fredericton nicht so sehr gefallen. Es sieht einfach wie eine typisch amerikanische Kleinstadt aus. Zudem war es Winter und da sieht ja so einiges etwas trostloser aus. Mit der Zeit habe ich es aber wirklich lieben gelernt. Der idyllische Campus, die rücksichtsvollen Autofahrer, die Professoren und die Kommilitonen.


4. Das Studium/Leben

Die Universität versucht es den Austauschstudenten so angenehm wie möglich zu machen. Uns wurde direkt bei der Vorstellung beim Betreuungsdozenten gesagt, dass wir hier sind, um Kanada zu erleben und nicht um zu büffeln. Hört sich ja schon mal sehr angenehm an. Dennoch sollte man das Lernpensum nicht unterschätzen.

Ich kenne es nur von meinen Unis in Deutschland, aber dass man für jeden Kurs, jede Woche Unmengen lesen muss und sich die dazugehörigen Bücher auch kaufen muss, kannte ich nicht. Ich hing also schnell mit der Lektüre zurück, weil juristische Fachliteratur auf Englisch ja schon anstrengend ist, und wenn man dann ca. 250 Seiten pro Woche lesen soll, und dann auch noch in anderen Kursen Aufsätze verfassen muss, wird’s doch echt hart! Ich habe mich dann auch bald aus einem Kurs streichen lassen, da ich da gar nicht mehr folgen konnte und festgestellt habe, dass ich die Klausur nicht bestehen würde. Das ging alles ganz problemlos und man kann bei Schwierigkeiten immer mit den Professoren sprechen oder zum stellvertretenden Dekan gehen. Ich hatte letztendlich eine directed research zu schreiben und zwei Kurse, in denen man die Leistungen zu Hause während des Semesters anfertigt. Das war wirklich sehr angenehm!

Vom Leben in Fredericton bekam ich zunächst nicht so viel mit, weil ich mich zu sehr mit den Büchern beschäftigt habe. Nachdem ich dann aber den anstrengendsten Kurs gedroppt hatte, wurde ich auch immer entspannter und habe mich am studentischen Leben beteiligt. Die Studenten in Fredericton unternehmen recht viel und es gibt auch einige Veranstaltungen. An der juristischen Fakultät gab es den Law Ball und die Legal Rites. Der Law Ball war ein „Semi-Formal“- Ball, das heißt die Herren waren zwar schön in Anzüge gekleidet, als Frau musste man aber nicht im wallenden Ballkleid erscheinen, sondern ein schickes Schwarzes oder Cocktailkleid hat es auch getan (so kamen auch die meisten).

Das Legal Rites ist eine Talentshow der Jurastudenten, mit Sketches sowie musikalischen Einlagen. Wirklich sehr empfehlenswert und lustig! Und natürlich mit jeder Menge Alkohol! Denn die kanadischen Studenten trinken gerne, wenn es was zu feiern gibt :-)

Ansonsten bin ich so noch etwas mit Kommilitonen, die nun auch Freunde geworden sind, in Clubs und Pubs gegangen. Das Nachtleben von Fredericton ist eigentlich wirklich akzeptabel!

Was noch anzumerken ist, ist dass Lebensmittel und Kosmetik in Kanada teurer sind als in Deutschland. Sogar sehr viel teurer. Die Preise aus Deutschland sollte man wirklich einfach verdrängen, denn sonst kauft man gar nichts mehr ein!


5. Das Wetter

Da ich Ende Dezember nach Kanada gekommen bin und am Karfreitag schon wieder nach Deutschland musste, habe ich leider nur den Winter erlebt. Es war kalt und gab jede Menge Schnee. So viel Schnee hatte ich vorher noch nie gesehen! Und so hoch! Ich habe mir aber gesagt, es ist halt Kanada, da ist das normal. Bis mir von vielen Kanadiern gesagt wurde, dass es ein wirklich harter Winter sei, sogar der härteste seit Jahren. Daran gemessen muss ich sagen, ist es gar nicht so schlimm, wie immer behauptet wird. Es schneit viel, aber auch wenn das Thermometer -20° C anzeigt, es fühlt sich nicht so kalt an wie -10°C in Deutschland! Ich habe wirklich wenig gefroren. Und ich gehöre in Deutschland zu denen, die sehr, sehr schnell frieren! Natürlich sollte man dennoch warme Klamotten einpacken, aber Spezialkleidung braucht man keinesfalls. Es gab bloß zwei Tage, die wirklich gemein waren. An denen wehte ein sehr kalter Wind, der einem nach einer Minute an der frischen Luft das Gefühl gab, Hirnfrost zu bekommen. Die Wangenknochen haben einfach krampfartig geschmerzt.

Mitte März begann es dann zu tauen. Nur damit es am nächsten Tag wieder eiskalt war und der ganze geschmolzenen Schneematsch zu einer einzigen spiegelglatten Schicht auf den Gehwegen wurde. Die Einheimischen sind an diesen Tagen nur mit den Autos von A nach B gefahren, da die Benutzung der Gehwege wirklich lebensgefährlich war. Dann hat es wieder geschneit…ca. 20-30cm in einer Stunde…und am nächsten Tag war es wieder warm. So ging es ein paar Tage immer hin und her.

Im April wurde es dann endlich wirklich warm! 12-15°C hören sich zwar nicht wirklich nach Wärme an, aber die Kanadier laufen dann schon in kurzen Hosen und Ballerinas um. Selbst mir war zu warm für eine leichte Jacke. T-Shirt zu tragen geht bei diesen Temperaturen dort wirklich!

Leider hat es im April auch viel geregnet, so dass ich die Wärme gar nicht genießen konnte. Teilweise hat es sogar Anfang April nochmal so richtig geschneit. Das ist aber am nächsten Tag wieder schnell weggetaut. Während in Deutschland also viele den frühen Sommer begrüßt haben, hatte ich noch Winter und regnerischen Frühling. Am Tag meiner Abreise, also Karfreitag, wollte sich Kanada noch mal richtig von mir verabschieden, und es hat geschneit! Der Winter zieht sich also seeeehr lange!


6. Fazit

Mein Aufenthalt in Kanada hat zwar mit einigen Schwierigkeiten begonnen, aber ich würde es immer wieder machen! Ich vermisse Kanada und Fredericton sehr und möchte gerne wieder zurück! Auch war die Zeit mit 4,5 Monaten viel zu kurz! Ich kann jedem nur empfehlen, für ein Jahr zu gehen, denn nach 4,5 Monaten hat man sich gerade erst eingelebt und Freunde gefunden. Für mich war die Zeit in Fredericton wirklich eine Bereicherung! Ich habe viel gesehen und erlebt, was ich nicht mehr vergessen möchte!