RMIT University Vietnam
Im Oktober 2015 lagen vier Monate Vietnam vor mir. Meine Vorfreude und Aufregung wuchsen ins Unermessliche, aber natürlich mischte sich auch die eine oder andere Sorge mit in meine Gedanken.
Ich würde ein ganzes Semester an der RMIT Universität in Ho Chi Minh City, der größten Stadt Vietnams leben und natürlich stellten sich mir die gleichen Fragen, die sich wahrscheinlich jeder Austauschstudent vor seiner Abreise stellt: Wie wird das Leben in dieser neuen Kultur? Finde ich schnell Anschluss? Was werde ich erleben? Wird es mir gefallen?
Rückblickend betrachtet waren alle Sorgen unbegründet und ich erlebte eine der tollsten Zeiten meines Lebens. Ich habe die vietnamesische Kultur schätzen und lieben gelernt und vermisse jeden Tag die Unbeschwertheit, die ich in den vier Monaten in Vietnam erleben durfte.
Ich verbrachte mein Auslandssemester an der RMIT University Vietnam. Die Uni kommt eigentlich aus Melbourne, Australien, aber die Uni hat zwei eigene unabhängige Campusse in Vietnam - einen in der Hauptstadt Hanoi im Norden Vietnams und den zweiten in Ho Chi Minh Stadt im Süden des Landes. Auf letzteren war meine Wahl gefallen.
Aufgrund der australischen „Abstammung“ der Uni wurde der gesamte Unterricht auf Englisch abgehalten und auch ein Großteil der Dozenten und Professoren stammte aus Australien. Aber natürlich waren auch viele vietnamesische Professoren anzutreffen sowie weitere aus den verschiedensten Ländern - zum Beispiel Israel oder Kanada -, die insgesamt ca. 6000 Studenten am Campus Ho Chi Minh unterrichten.
Auch bei den Studenten ließ sich diese Internationalität wiederfinden; waren wir doch knapp 40 Austauschstudenten aus allen möglichen Ländern.
Die ersten Tage in meiner neuen Heimat vergingen wie im Flug und vor allem dank des „Buddy Teams“ der RMIT verliefen sie auch völlig problemlos. Das „Buddy Team“ ist eine Gruppe von Studenten, die sich freiwillig um uns Austauschstudenten kümmern, uns beim Einleben und auch im Verlaufe des Semesters begleiten und uns bei allen auftretenden Problemen helfen. Wie zum Beispiel auch bei der Wohnungssuche. Internationale Studenten haben natürlich auch die Möglichkeit, in den Uni-eigenen Wohnheimen zu wohnen, allerdings sind diese recht teuer und haben strenge Regeln. Deswegen hatte ich mich zuvor dafür entschieden, mir vor Ort eine eigene Wohnung zu suchen, was auch schnell und unkompliziert klappte. Mein Buddy zeigte mir und einer weiteren Studentin, die ich schon kennengelernt hatte, verschiedene Wohnungen in einem Hauskomplex, der nur wenige Minuten von der Uni entfernt lag. Schon nach einer Stunde hatten wir uns für ein voll möbliertes Apartment entschieden, hatten den Vertrag unterschrieben und konnten am nächsten Tag einziehen. Ich war begeistert - Donnerstag angekommen und am Samstag schon im eigenen Zimmer. Zusammen mit einem weiteren Australier waren wir also eine Dreier-WG.
Damit war die erste Hürde genommen und das Einleben konnte ohne Probleme weitergehen. Als nächstes stand natürlich die Beschaffung eines Rollers an, der überall in Vietnam als Motorbike bezeichnet wird. Denn ohne den geht in Vietnam nichts. In Ho Chi Minh leben knapp 8 Millionen Einwohner, die gefühlt knapp 10 Millionen Motorbikes besitzen. Die Straßen sind voll von ihnen, es ist laut, es wird gehupt und Verkehrsregeln existieren gefühlt überhaupt nicht - und es ist ein unglaublicher Spaß mit dem eigenen Roller in der Stadt unterwegs zu sein! Motorbikes kann man in der Stadt auch ohne Probleme in allen möglichen Bike Shops mieten. Ich habe meinen zum Beispiel für 40 Euro pro Monat bekommen. Natürlich kann man sich auch günstig ein eigenes Bike kaufen und am Ende des Aufenthalts wieder verkaufen.
Mit dem Bike und der Wohnung waren also die existentiellen Dinge geklärt und ich konnte mich in das Abenteuer Uni in Vietnam stürzen.
Die Uni an sich war auch der absolute Wahnsinn, der Campus war komplett neu gebaut worden, alles war super modern und technologisch auf dem neuesten Stand. In jedem „Klassenraum“ hingen mindestens 4 Flachbildschirme an der Wand, es gab mehrere vollausgestattete Computerräume, funktionierendes WLAN auf dem gesamten Campus - mehr als man von so manchen deutschen Unis behaupten kann
Auch die anderen Fazilitäten waren beeindruckend. Es gab eine riesige Sporthalle mit Fitnesscenter, Yoga-Räumen, Tanzsälen, ein Outdoor Tennis- und Fußballfeld. Passend dazu wurde auch ein riesiges Repertoire an Clubs, Teams und Gruppen angeboten, in denen jeder etwas Passendes für sich fand. Ich trat also dem Volleyball-Team bei, nahm zweimal pro Woche an dem Yoga-Kurs teil und nutze das kostenlose Fitnesscenter. Ich war begeistert!
Aber abgesehen von all dem Freizeitspaß, den man an der RMIT haben konnte, gab es natürlich noch das eigentliche Studium. In der Regel belegt man in einem Semester zwischen 3 und 4 Kursen. In diesen hat man je 3 Prüfungen/ Tests, die allerdings sehr unterschiedlich sein können - mal eine Hausarbeit alleine oder in der Gruppe, mal eine Präsentation, ein kleiner Test oder eine klassische Klausur - das ist je nach Fach unterschiedlich. Ich belegte die Kurse „International Business“, „Strategic Management“ und „Human Ressource Management“ und war auch größtenteils mit meiner Wahl zufrieden. Allerdings ist das Studienniveau dann doch ein wenig anspruchsloser als ich es von meinen Kursen in Deutschland gewohnt war.
Aber das ist im Auslandssemester natürlich kein Nachteil. So musste ich meine freie Zeit nicht zwangsläufig mit Lernen verbringen, sondern konnte die Gelegenheiten nutzen, um das Land zu erkunden, welches einfach nur unglaublich beeindruckend ist. Ich habe mich sehr in dieses Land verliebt, nutzte jede freie Minute, um weitere Landstriche und Städte zu erkunden und versuchte die Kultur so gut wie möglichen kennen und verstehen zu lernen. Durch die Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Vietnamesen fühlte ich mich überall willkommen und lernte wundervolle Menschen kennen, mit denen ich auch heute noch Kontakt habe.
Ich würde jedem, der überlegt ein Auslandssemester in Südostasien zu verbringen, von ganzem Herzen empfehlen, an der RMIT Vietnam in Ho Chi Minh zu studieren. Die Uni an sich ist super ausgestattet, die Kommilitonen/innen und die Professoren/innen sind herzlich, offen und begrüßen Auslandsstudenten voller Freundlichkeit. Es war eine unvergessliche Zeit und ein Erlebnis, das mich geprägt hat und mich hat wachsen lassen. Dieses Land ist so unvergleichlich, exotisch, aufregend, chaotisch und vor allem liebenswert! Sobald ich die Zeit habe, werde ich nach Vietnam zurückkehren und auch die Uni und meine Freunde dort besuchen.