15 Sep
Erfahrungsbericht von Lucia B.

University of Roehampton


Land: Großbritannien
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Medien, Übersetzen und Dolmetschen
Studientyp: Masterstudium
Zeitraum: 09/2015 bis 09/2016

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Bewerbungsprozess

Der Bewerbungsprozess an der University of Roehampton ist grundsätzlich recht einfach und nicht wesentlich anders als an anderen britischen Universitäten - und mit College Contact wird es euch zwar nicht unbedingt einfacher gemacht (es werden schließlich immer noch die gleichen Sachen angefordert), aber ihr habt immer einen Ansprechpartner zur Hand, wenn ihr euch bei etwas unsicher seid und das kann sehr beruhigend sein (und auch unterm Jahr könnt ihr sie jederzeit kontaktieren, solltet ihr Schwierigkeiten haben und einen deutschen Ansprechpartner wünschen).

Was mir beim Bewerbungsprozess für Roehampton sehr gut gefallen hat - und auch einer der auschlaggebenden Punkte war, weshalb ich mich für die Uni entschieden habe - war, dass hier auf die Sinnhaftigkeit bestimmter Anforderungen wert gelegt wurde und nicht stur den Regelungen gefolgt wurde, einfach nur, weil das die Regelung war. In meinem Fall war es so, dass ich als staatlich geprüfte Übersetzerin für die englische Sprache bereits einen Abschluss hatte, der besagt, dass ich Englisch kann - und daher nicht eingesehen habe, warum ich noch einen Test für über 200 € machen soll. Ich hatte außerdem noch extra einen Brief der Leiterin des englischen Sprachbereichs beigelegt, in dem sie bestätigte, dass die Hälfte unserer Kurse über 3 Jahre auf Englisch war und dass mein Englisch gut ist. An anderen Unis bekam ich dann ein „conditional offer“, also ein Angebot, dass ich dort studieren könne, wenn ich die Kondition erfülle, dass ich diesen Englischtest noch mache. An der University of Roehampton aber haben sie eingesehen, dass ich wirklich gut Englisch kann und bekam daher auch ohne extra Test ein „unconditional offer“.

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Studium und belegte Kurse

Ich habe meinen Master in Audiovisual Translation gemacht - das in England zu tun hatte gleich mehrere Vorteile: Der Master in Großbritannien dauert meistens nur ein Jahr (zwei Jahre in Teilzeit, wenn man nebenbei arbeiten möchte), ich habe ein Jahr in dem Land, dessen Sprache ich quasi studiere, gelebt und studiert und natürlich der lange Auslandsaufenthalt an sich, der einfach eine tolle, reifende Erfahrung an sich ist. Für Audiovisual Translation habe ich mich entschieden, da ich schon Übersetzerin war und meine Erfahrung im Bereich Übersetzen erweitern wollte - noch dazu habe ich eine Leidenschaft für Filme und kann damit meine Leidenschaft mit meinem Beruf verknüpfen.

Das Programm MA Audiovisual Translation an der University of Roehampton kann ich absolut empfehlen. Die Dozenten sind sehr nett und engagiert und, das ist natürlich das Wichtigste, haben viel Erfahrung und können ihr Wissen gut vermitteln. Bei mir war es so (und ich nehme an, dass es in den nächsten Jahren auch so ist), dass man vier Module in zwei Terms (in GB gibt es keine Semester, sondern Terms, also Trimester) hat  - zwei sind Pflichtmodule und zwei kann man aus mehreren wählen. Die zwei Pflichtmodule sind Subtitling and Surtitling und Translation Theory and Practice. Ich habe Media Access und Dubbing als Wahlmodule gewählt und würde es auch wieder so tun - andere Wahlmodule waren unter anderem CAT Tools, Project Management oder Transnational Cinema.

Normalerweise ist es so, dass die beiden Pflichtmodule im Autumn Term gelehrt werden und die Wahlmodule dann im Spring Term. Bei mir war es leider so, dass Lucile, die Dozentin von Translation Theory and Practice, im Autumn Term noch im Sabbatical war und erst zum Spring Term da war und zwar ein paar Wahlmodule in den Autumn Term gelegt wurden, aber leider keines von denen, die ich gewählt hatte - und ich somit im Autumn Term nur ein Modul hatte, im Spring Term dafür drei, das war leider etwas ungünstig…

Im Summer Term und im Summer (die Zeit, in der die Undergrads alle zu Hause sind, Anfang Juni bis Mitte September ungefähr) wird dann die Dissertation geschrieben. Es gibt aber auch die Möglichkeit, nur ein Postgraduate Diploma zu machen; da ist man dann bereits nach dem Spring Term fertig. Ich hatte vorher wahnsinnig Angst vor der Masterarbeit, aber im Endeffekt war sie gar nicht so schlimm. ;)

Optional ist außerdem noch der Kurs Academic Writing, der einzige, für den ich ein Buch kaufen musste. Ich würde ihn trotzdem jederzeit empfehlen, denn das englische akademische Schreiben ist doch etwas anders. Außerdem werden dort auch Fehler angesprochen, die ausländische Studenten generell häufiger im Englischen machen.

Ach ja, die Dozenten unbedingt immer mit Vornamen ansprechen! Das mag am Anfang vielleicht etwas seltsam sein, aber es ist in Großbritannien so üblich - und mit der Zeit gewöhnt ihr euch auch dran. Auch wenn ich es schön gefunden hätte, wenn mir das jemand schon vorher gesagt hätte.


Unterkunft

Als internationale Studenten wird euch an der University of Roehampton ein Platz im Wohnheim auf dem Campus garantiert. Was ich vorher allerdings nicht wusste: Im Gegensatz zu hier, wo Studentenwohnheime oft deutlich günstiger sind, findet ihr dort leicht etwas Günstigeres außerhalb vom Campus. Dafür müsst ihr vielleicht mehr für Transport ausgeben - aber wenn ihr viel von der Stadt sehen wollt, macht das vielleicht gar nicht so viel aus.

Accommodation kann euch bei der Suche nach Unterkünften außerhalb vom Campus helfen und wenn ihr Facebook habt, lohnt es sich, in Gruppen wie z.B. „Roey Black Market“ zu gehen - gerade zur Sommerzeit suchen dort viele noch nach WG-Mitgliedern und meistens sind die Wohnungen dort max. ca. 15 Minuten vom Campus entfernt.

Wem es nichts ausmacht, vielleicht etwas mehr zu zahlen, dafür aber den Comfort zu haben, sich um nichts kümmern zu müssen, dem kann ich aber durchaus empfehlen, auf dem Campus zu wohnen. Ich habe als eine der ersten Studenten in Chadwick gewohnt und es war sehr schön (neu, stylish, noch nicht verranzt), wenn auch leider zu Beginn meines Jahres noch nicht ganz fertig (Baulärm…).

Roehampton besteht aus vier Colleges: Froebel, Digby Stuart und Southlands sind auf dem Hauptcampus und Whitelands befindet sich ca. 10 Minuten vom Hauptcampus entfernt. Zwischen den vier Colleges herrscht eine freundliche Rivalität, die an Harry Potter erinnern lässt, da es auch einen College Cup gibt, der am Ende des Jahres dem College, das am meisten Punkte im College Cup Events ergattert, verliehen wird. Allerdings ist es quasi Zufall, welchem College man zugeteilt wird, denn es kommt entweder darauf an, auf welchem College-Campus man wohnt, oder auf welchem College-Campus die Abteilung, in der man studiert, ihren Sitz hat. Bei Undergrads ist das in der Regel dasselbe, weshalb die meisten auch ordentlich „College Pride“ haben - bei mir konnte der sich leider nicht so richtig einstellen, da ich auf Froebel gewohnt habe, aber auf Southlands meine Vorlesungen hatte… Trotzdem mochte ich diese Idee (vermutlich, weil es so sehr an Hogwarts erinnert… ;) ).

Der Campus ist sehr schön, auch wenn es in diesem Jahr recht viele Baustellen gab, aber dafür werdet ihr dann schöne neue Gebäude - unter anderem eine neue Bib! - vorfinden. Es ist sehr grün, es gibt einige wirklich schöne, alte Gebäude (Grove House, das Hauptgebäude auf Whitelands, …), ein paar schöne Rückzugsorte (z.B. Vatican Garden), Digby Square mit dem Hive-Café, in dem viele Produkte von „Growhampton“, dem Nachhaltigkeitsprojekt der Uni, verkauft werden (und donnerstags gibt es vor dem Hive einen Markt, mit echtem Brot von einer netten, lokalen Bäckerin und frischem Gemüse vom Campus und ca. einmal im Monat den Roehampton Thrift Store, in dem ihr echt günstige Second-Hand-Outfits erwerben könnt! Ich hab da zum Beispiel mein Kleid plus Blazer für den Summerball plus ein Top für zusammen nur 6 Pfund ergattert), zwei Teiche mit vielen verschiedenen Entenarten, viele Eichhörnchen, ….


Freizeit- und Ausflugsmöglichkeiten

Roehampton befindet sich in Südwesten von London - ihr lebt also mitten (wenn auch nicht zentral, aber trotzdem) in einer der aufregendsten, schönsten, vielfältigsten Städte Europas. Ich habe ein Jahr dort gelebt und trotzdem noch nicht alles gesehen. An Freizeitmöglichkeiten wird es euch garantiert nicht mangeln. Doch auch außerhalb Londons gibt es viel zu sehen. Es gibt verschiedene Tourenangebote, die euch in einem Bus mit Guide verschiedene Städte/Stätten an einem Tag zeigen (z.B. studenttours, ich habe die Stonehenge/Bath/Salisbury-Tour gemacht), aber ihr könnt auch einfach selbst mit Bus (teilweise sehr günstig) oder Zug zu verschiedenen Zielen fahren (ich war z.B. in Dover, Oxford, Cambridge und Brighton - bis auf Brighton kann ich alle sehr empfehlen. Brighton wurde mir total häufig empfohlen und es gibt viele, die es dort wirklich schön finden, aber mein Freund und ich fanden es dort leider ziemlich langweilig).

Was das Nachtleben angeht, kommt ihr in London grundsätzlich natürlich auch nicht zu kurz - aber es kommt ein bisschen drauf an, was ihr gerne mögt. Wenn ihr Mainstram Pop mögt, dann müsst ihr die Uni quasi gar nicht verlassen: Freitags ist BOP in der Union Bar, dann gibt es Fez, ein Club in Putney, der mittwochs nur für Roehampton-Studenten geöffnet hat (Shuttle-Busse bringen euch vom Campus dorthin und zurück), und einmal im Monat ist Grand, ein weiterer Club, der einen Montag im Monat nur für Roehampton-Studenten geöffnet hat. Wenn ihr Mainstream-Pop nicht so gerne mögt, sondern lieber zum Beispiel Rock hört, kann ich euch The Underworld wärmstens empfehlen - ist nur leider in Camden und somit dauert es eine Weile dorthin zu kommen (wobei es für euch viel leichter sein wird, da es ab diesem Sommer/Herbst die Night Tube gibt!)

Ansonsten kann ich euch nur wärmstens empfehlen, einem Club oder einer Society beizutreten. An der Freshers‘ Fair stellen sich eigentlich alle vor - nehmt euch von allem einen Flyer mit und überlegt euch dann, was ihr machen wollt und probiert auch viele verschiedene Sachen an den ersten Trial Trainings aus - nutzt die Chance, etwas zu machen, was ihr zuhause vielleicht nie ausprobieren würdet! Ich hätte am Anfang nie damit gerechnet, aber ich bin dann tatsächlich dem Ruderclub beigetreten und es war eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe (abgesehen davon nach Roehampton zu gehen natürlich ;) ). Insgesamt gibt es viel an der Uni zu erleben, auch ohne Club/Society - ihr werdet garantiert auf eure Kosten kommen! smiley


Allgemein

Es war wahrscheinlich das beste, aufregendste, lehrreichste Jahr meines bisherigen Lebens. Ich würde es genau so wieder tun und kann die University of Roehampton wärmstens empfehlen. Warum ich der Uni trotzdem nur drei Sterne gegeben habe: Als Postgrad kommt man sich manchmal wie ein Student zweiter Klasse vor …. Es ist schon sehr alles auf Undergrads ausgerichtet, die zugegebenermaßen ja auch viel mehr sind und viel mehr Geld einbringen (ca. 9000 Pfund pro Jahr (und das über drei Jahre hinweg) - mein Master dagegen waren 6.400 Pfund für ein Jahr…). Somit ist es vielleicht irgendwie verständlich, aber es war trotzdem manchmal etwas nervig. Wenn man aber zum Beispiel im Vorhinein weiß, dass man als Postgrad durchaus an der Freshers‘ Week oder Refreshers‘ Week mitmachen darf, dass man sich eben nur vorher um ein Ticket kümmern muss (bevor alle ausverkauft sind) und dass sich das auch lohnt, kann man sich auch darum kümmern, genauso viel Spaß zu haben, wie die Undergrads - nur wird es einem vorher eben nicht unbedingt mitgeteilt - zumindest war das bei mir so. In der ersten Woche gab es dann eben ganz viele Partys, auf die ich nicht durfte, weil ich kein Ticket dafür hatte. Das liegt daran, dass sie denken, wir Postgrads hatten ja selbst schon eine Freshers‘ Week an unserer ersten Uni (das gilt halt leider nicht für die ausländischen Studenten) oder wollen nicht mehr unbedingt an so einem Partymarathon mitmachen.

Inzwischen gibt es allerdings die Postgrad and Mature Students Society, die hoffentlich dabei hilft, Anliegen von Postgrads besser durchzubringen.

Ein weiterer Punktabzug ist der schwierigen Kommunikation mit Accommodation geschuldet. Ich bereue es im Nachhinein zwar nicht, auf dem Campus gelebt zu haben, aber fast jeder, der sich zwischendurch mal mit Accommodation auseinandersetzen musste, konnte von Schwierigkeiten bei der Kommunikation berichten.

Trotzdem: Lasst euch von diesen beiden negativen Punkten nicht davon abhalten nach Roehampton zu gehen. Wie gesagt, ich würde es jederzeit wieder tun!

Was die Kosten angeht: Ja, es ist teuer. Aber Roehampton war bei mir im Vergleich zu anderen Unis noch relativ günstig - und ein Jahr in London zu leben hat nun mal seinen Preis. Aber es lohnt sich. Versprochen! smiley