1 Feb
Erfahrungsbericht von Lisa S.

University of Bristol


Hochschule: University of Bristol
Land: Großbritannien
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Anglistik / Amerikanistik, Germanistik
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2015 bis 01/2016

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Bewerbung

Die Bewerbung verlief vollkommen reibungslos und zügig. An dieser Stelle noch mal ganz lieben Dank an College Contact - ich habe mich dort jederzeit super aufgehoben gefühlt. Der ganze Prozess war sehr unbürokratisch und Fragen (von denen ich gar nicht viele hatte, weil alles von vornherein sehr gut erklärt wurde) wurden immer fix beantwortet. Als Sprachnachweis reichte bei mir meine Englisch-LK-Note, von daher musste ich mich auch um keinerlei Tests kümmern. Als EU-Staatsbürgerin und Nicht-Erasmus-Studentin für nur ein Semester hält sich der Papierkram überhaupt sehr in Grenzen, sodass ich für die Registrierung als Studentin in Bristol letztlich nur das Registrierungszertifikat und einen Ausweis mitbringen musste.

Da es mit meiner Kurswahl keine Probleme gab, hatten Rachel und David vom International Office mich bei meiner Ankunft bereits für meine drei Wunschkurse registriert, sodass ich diesbezüglich während der Orientierungswoche gar nichts mehr zu tun hatte. Einen Kurs habe ich dann trotzdem noch gewechselt (weil mir empfohlen wurde, nicht drei 3rd-Year-Kurse zu belegen, was im Nachhinein glaube ich auch eine gute Entscheidung war), aber auch das war mit einem Besuch im Büro des zuständigen Departments erledigt.

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Studium

Gerade bei literaturlastigen Kursen für höhere Semester ist es von Vorteil, sich, sobald es geht, auf Blackboard (mit dem deutschen Stud.IP vergleichbar und über das MyBristol Portal zugänglich) über die Leselisten der Kurse zu informieren, für die man schon registriert ist (oder ggf. den Dozenten direkt anschreiben), da bei einigen Kursen bereits in der ersten Sitzung einiges an Lektüre und Vorbereitung vorausgesetzt wird. Ich habe das relativ spät herausgefunden und musste dann in der ersten Woche ziemlich eilig einen Roman und einiges an Sekundärliteratur für meinen 3rd-Year English Literature-Kurs bestellen und lesen, was aber dann doch noch alles geklappt hat.

Mit nur drei Kursen mit je einer Seminarsitzung pro Woche lag ich sogar für englische Standards an der absoluten Untergrenze der Kontaktstunden, war aber trotzdem immer gut beschäftigt, denn speziell in den höheren Semestern muss man sehr viel Arbeit in Eigenregie erledigen. Mit Abstand am arbeitsaufwendigsten, aber auch am interessantesten, war mein „Contemporary Literature and Science“-Kurs, für den ich jede Woche einen Roman oder ein Drama sowie eine Auswahl wissenschaftlicher Texte und Essays lesen und vorbereiten, einen kursbegleitenden Blog führen und zwei Essays zu 2000 und 3000 Wörtern abgeben musste. Die Seminare sind aufgrund der niedrigeren Teilnehmerzahlen (bei mir zwischen 11 und ca. 20) intensiver als zu Hause, ich hatte aber das Gefühl, Wissen und Methoden aus meinem bisherigen Studium ganz gut übertragen zu können, da letztlich nichts grundlegend anderes verlangt wurde. Bei Fragen oder Problemen kann man sich auch jederzeit an die Dozenten wenden, die ich allesamt als sehr engagiert, hilfsbereit und top vorbereitet erlebt habe.


Wohnen

Mit meinem Erstwunsch Goldney Hall hatte ich eines der beliebtesten Studentenwohnheime Bristols erwischt - Goldney House, die Orangerie und die Gartenanlage sind fast zu schön, um wahr zu sein. Es gibt dort unter anderem einige Common Rooms für die Studenten (ganz im Herrenhaus-Stil mit antiken Möbeln und Wandvertäfelungen), eine kleine Bibliothek, ein Musikzimmer und eine eigene Bar (mit sehr vertretbaren Preisen für Bristol-Standards), in der regelmäßig Partys, Film- und Musikabende o.Ä. stattfinden. Außerdem dürfen die Tennis- und Squash-Courts vom benachbarten Clifton Hill House mitbenutzt werden. Die Wohnblöcke sind vergleichsweise eher funktional, aber auch dort hat man alles, was man braucht.

Goldney ist nicht nur schön und gut gelegen (je nach Lauftempo waren es 15-20 min von Tür zu Tür zu meinen Seminarräumen in der Woodland Road), sondern gilt auch in Sachen Gemeinschaftsleben als ein Glücksfall. Alle Angestellten sind unglaublich nett und fürsorglich und besonders meine ersten Tage waren fast nahtlos mit Willkommensveranstaltungen und Kennlernaktivitäten verplant. Zur großen Shoppingmeile Bristols (Broadmead und Cabot Circus) ist man schon eine knappe halbe Stunde zu Fuß unterwegs, aber dafür hat man das Gebäude der Students’ Union und die berühmte Suspension Bridge in unmittelbarer Nähe. Der Stadtteil Clifton ist eine der schönsten Ecken Bristols und bietet genügend Pubs, Restaurants und alle nötigen Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf.

Ich habe in einer (abgesehen von mir) rein englischen 8er-WG gewohnt und würde das jedem ans Herz legen. Meine Mitbewohner waren super lustig und offen und haben mich so toll aufgenommen, dass ich mich dort in kürzester Zeit wie zu Hause gefühlt habe und sie jetzt schon sehr vermisse. Natürlich habe ich alle mit Fragen gelöchert und im Gegenzug kamen meine Mitbewohner auch ständig mit Sachen an, die ich unbedingt kennenlernen müsste, sodass ich quasi jeden Tag etwas dazugelernt habe. Von Highlights wie unserem traditionellen englischen Weihnachtsessen bis hin zu Kleinigkeiten wie den Bake-Off-Fernsehabenden oder auch meiner ersten „Terry’s Chocolate Orange“, die meine Mitbewohnerin mir eines Tages mitgebracht hat, durfte ich jede Menge tolle neue Sachen kennenlernen und werde einiges davon bestimmt in meine deutsche WG importieren.

Dass speziell die Freshers extrem feierwütig sind, ist ein Gerücht, dass ich durchaus bestätigen kann, aber auch da ist die Devise: „Alles kann, nichts muss“. Es wird sich über jeden gefreut, der mitkommt, aber die ruhigere Hälfte meiner WG war trotzdem niemals außen vor. Man konnte sich jederzeit zum Arbeiten zurückziehen, fand aber auch immer jemanden in der Küche, wenn man auf der Suche nach Gesellschaft war. Generell haben wir viel zusammen unternommen wie zum Beispiel kochen, feiern oder in den Pub gehen, Film- und Spielabende oder kleine Ausflüge. Im Vergleich zu Deutschland hatte ich das Gefühl, dass das Kontakteknüpfen in England stärker im Wohnheim als in den Seminaren in der Uni stattfindet, was aber auch daran liegen kann, dass Goldney als sehr sozial gilt und die Aufteilung in Wohnblöcke es leicht macht, auch mal in der WG drüber oder drunter vorbeizuschauen.


Freizeit

Bristol selbst bietet jede Menge Sehenswürdigkeiten wie die Suspension Bridge, die Kathedrale, den Hafen, den Zoo oder das Aquarium, aber auch in der näheren Umgebung sind zum Beispiel Ashton Court Estate mit den dazugehörigen Rehparks (mein Favorit zum Joggen) oder Blaise Castle lohnenswerte Ziele. Dazu kommt eine breit gefächerte Auswahl an gemütlichen Pubs, Restaurants und Clubs für alle Geschmäcker. Obwohl Bristol eine große Stadt ist, lässt sich alles prima zu Fuß erreichen, sobald man sich an das sehr Hügelige etwas gewöhnt hat.

Natürlich habe ich es auch sehr genossen, andere internationale Studenten kennenzulernen – während der Orientierungsveranstaltungen in der Freshers Week, aber vor allem auch über das Bristol International Student Centre (BISC). Die Mitarbeiter sind die herzlichsten Menschen, die man sich vorstellen kann, und die Afternoon Teas oder Lunch-Angebote sind eine tolle Möglichkeit, um andere Internationals kennenzulernen und Freundschaften zu schließen. Außerdem bietet BISC jedes Semester eine ganze Reihe von Ausflügen und Veranstaltungen an, die immer sehr beliebt, preiswert und top organisiert sind.

Auch über die verschiedenen Societies der Uni Bristol lassen sich prima Kontakte knüpfen. Von jeder nur denkbaren Sportart über kulturell oder kulinarisch ausgerichtete Gruppen bis hin zu den exotischsten Interessengebieten gibt es für wirklich alles eine Society. Darüber hinaus organisiert die Students‘ Union ein vielfältiges Sportprogramm und auch einige der einzelnen Wohnheime bieten kostenlose Aktivitäten an: In Goldney bin ich zum Beispiel regelmäßig zum Yoga in der Orangerie gegangen.

Zu meinen schönsten Erlebnissen zählen natürlich auch die Ausflüge quer durch Großbritannien, sodass ich fast jeden Ort ich mit dem festen Vorsatz verlassen habe, baldmöglichst wiederzukommen. An jeder Ecke hat man das Gefühl, über ein Stück Geschichte zu stolpern. Während meines Semesters hat es mich unter anderem nach Bath, Stonehenge, Cardiff und Südwales, in die Harry Potter Film Studios, nach Cambridge, an die Küste Richtung Clevedon, nach Cheltenham, Gloucester und schließlich bis hoch nach Schottland verschlagen, wo wir uns zum Abschied Edinburgh und Loch Ness angeschaut haben.


DOs & DON’Ts

DO:

  • Freebies beim Freshers‘ Fair abstauben
  • Einen traditionellen Cream Tea einnehmen
  • Bei Thekla (einem Club, der ein Boot ist) reinschauen
  • Den vom BISC organisierten „Guided Walk: Bristol’s History“ durch die Altstadt mitmachen
  • Nach Studentenrabatten fragen: Mit der U-Card gibt es in allen möglichen Geschäften, Online-Shops, Restaurants, Bars oder auch bei Busunternehmen mindestens 10 Prozent Rabatt.

DON’T:

  • Der Wettervorhersage vertrauen. Ein Regenschirm ist wirklich immer eine gute Idee.
  • „Scones“ falsch aussprechen (alle waren sich einig, dass es sich auf „tons“, aber nicht auf „bones“ reimt)
  • Warten bis die Ampel grün wird ;-)

Kosten

Finanziell ist das Ganze leider keine Kleinigkeit. Bristol ist noch nicht ganz London, aber definitiv am oberen Ende des UK-Preisspektrums. Allein für die Studiengebühren und meine Unterkunft habe ich zusammen ca. 9500€ bezahlt, wer also auch ein bisschen reisen möchte, kann sich finanziell schon auf was gefasst machen. Wenn man das Ganze kreativ anpackt und ein bisschen Papierkram in Kauf nimmt, lässt sich durch Stipendien und Fördermittel aber auch einiges abdecken, da sich diese in der Regel gut kombinieren lassen. Trotz der Kosten hat sich der Aufenthalt aber absolut gelohnt. Es ist unglaublich, wie viele schöne und spannende Erfahrungen, Erinnerungen und Freundschaften man in so wenigen Monaten dazugewinnen kann und wenn ich die Wahl hätte, würde ich sofort wieder losfahren.