1 Aug
Erfahrungsbericht von Katrin V.

Capilano University


Hochschule: Capilano University
Stadt: Vancouver
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Gesellschaftswissenschaften
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 01/2018 bis 05/2018
Heimathochschule: Aachen RWTH

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Bevor ihr anfangt zu lesen: Macht es! Geht nach Vancouver! Es ist wunderschön!

Schon Fernweh bekommen?

Ansonsten haben wir noch viele weitere Erfahrungsberichte zu unseren Partnerhochschulen. Alternativ beraten wir dich auch gern und helfen dir, eine passende Hochschule für dich zu finden!

Weitere Erfahrungsberichte Kostenlose Beratung


Orientierungs- und Auswahlphase

Da ich an meiner Heimathochschule Englisch auf Lehramt studiere, benötigte ich einen mindestens dreimonatigen Aufenthalt im englischsprachigen Ausland (zwei mal sechs Wochen waren ebenfalls möglich). Zuerst war ich überfordert von den Möglichkeiten und wusste weder welches Land, noch welche Aktivität ich am liebsten machen würde. Nachdem ich mich aber für ein Studium und Kanada entschieden hatte, war schnell klar, dass es die Capilano University in North Vancouver werden würde. Die Universität ist deutlich günstiger als zum Beispiel die UBC, obwohl es für uns Deutsche natürlich trotzdem noch eine Menge Geld ist. Trotzdem habe ich mich sofort in den kleinen Campus im Wald verliebt und diese Entscheidung nie bereut. (Ehrlich gesagt habe ich mir gar nicht viele andere Universitäten angeschaut, nachdem ich die Capilano und ihre Kurse gesehen hatte.)


Bewerbungsprozess

Die Bewerbung lief unkompliziert ab, da ich kein zusätzliches Bewerbungsschreiben einreichen musste. College Contact hat mir eine Liste der benötigten Unterlagen zukommen lassen und so konnte ich mich schon im Mai 2017 für den Spring Term 2018 bewerben. Der Letter of offer (vorläufige Zusage vor Überweisung des Geldes an die Uni) und der Letter of acceptance hingegen ließen sehr lange auf sich warten, was meines Wissens nach mit der Personalsituation an der kanadischen Universität zusammenhing. Es war ziemlich ärgerlich, erst am 20. Dezember die endgültige Zusage zu erhalten, obwohl das Semester schon am 2. Januar begann und der Flug bereits für den 29. Dezember gebucht war. Aus den Aussagen meiner Kommilitonen konnte ich allerdings feststellen, dass es sich bei mir um einen Einzelfall handelte: andere Studenten hatten bereits im September und Oktober ihre Zusagen erhalten.

Die Kommunikation mit College Contact gelang stets reibungslos und schnell. Meine Beraterin Lisa Bradler war immer geduldig, insbesondere auf meine mehrfachen Nachfragen bezüglich der ausbleibenden Zusage hin. Ich hatte nie das Gefühl, dumme Fragen zu stellen und fühlte mich immer verstanden und gut aufgehoben. Ich habe meinen Flug über STA Travel gebucht und eine Reisezusatzversicherung über Hansemerkur abgeschlossen.


Studium

Studieren an der Cap U war ziemlich angenehm. Zwar ist die Universität sehr verschult, aber der Fokus auf Lehre hat mir auch interessante Anregungen für meinen späteren Beruf gegeben. Da es in Nordamerika üblich ist, die Dozenten zu duzen, ist die Hemmschwelle Fragen zu stellen noch geringer. Die regelmäßigen kurzen Tests in manchen Kursen und die Tatsache, dass sich die Gesamtnote aus mehreren kleineren Exams zusammensetzt, reduzierte außerdem den Druck in der semesterabschließenden Klausurenphase. Ich denke auch, dass ich mehr gelernt habe als in Deutschland, weil es wirklich deutlich effektiver ist, weniger Stoff auf einmal und über einen längeren Zeitraum hinweg zu lernen. Es ist tatsächlich so, auch wenn die Realität in der deutschen Klausurenphase bei mir oft ganz anders aussieht.


Kurse

Da ich bereits alle für mein Bachelorstudium relevanten Kurse an meiner Heimatuniversität besucht hatte, nutzte ich in Vancouver die Gelegenheit andere Fachrichtungen kennenzulernen. Liberal Arts als Studiengang war daher ziemlich perfekt für mich geeignet. Letztendlich habe ich einen Platz in Critical Thinking, Introduction to Biological Anthropology und Introduction to Politics and Government bekommen. Ich hatte im Vorfeld mit weniger Exams gerechnet, jedoch gefällt mir diese Herangehensweise im Nachhinein. Alle drei Kurse waren sehr interessant und absolut empfehlenswert. Besonders bei Anthropology war es leicht sehr gute Noten zu schreiben. Critical Thinking war anspruchsvoller und Politics viel Lernstoff, der aber vom Dozenten sehr gut und verständlich aufbereitet wurde. Ich habe alle drei Dozenten als sehr fähig empfunden, aber besonders haben mir Politik und Philosophie gefallen.


Betreuung vor Ort

Die Auslandsorganisatorin Ada Lee ist sehr nett und hilfsbereit. Kanadische Universitäten möchten Studierende aus dem Ausland möglichst gut auf den Kulturschock in Kanada und den darauffolgenden Schock nach dem Ausland im Heimatland vorbereiten. Wir haben uns dafür am Anfang und gegen Ende des Semesters mit Ada getroffen und hatten die Möglichkeit, über unsere Eindrücke zu sprechen. Diese Treffen, wie auch die Möglichkeit zum direkten Feedback waren weitere Vorteile der kleinen und persönlichen Universität.

Kanadier sind übrigens wirklich so nett, wie man es immer hört. Wenn ich mich einmal verlaufen hatte, haben mir die Leute nicht nur gesagt wie ich zu meinem Ziel komme, sie sind sogar den ganzen Weg mit mir zusammengelaufen.


Unterkunftssuche

Wiederum weil ich erst so kurzfristig meine Zusage bekommen habe, habe ich mich bei der Wohnungssuche für das Wohnheim der Cap U entschieden. Man erreicht die Universität in ca. 20 Minuten per Bus, kann aber an schönen Tagen auch zu Fuß gehen (45 Min.) oder mit dem Fahrrad fahren (30 Min.). Das Wohnheim öffnete leider erst am 1.1., daher musste ich für die wenigen Tage nach der Anreise in einem Hostel unterkommen. Ich entschied mich für das HI-Hostel auf der Granville Street in Downtown Vancouver. Es liegt zentral, hat freies Wifi, freundliches Personal und ist sauber. Nach meinen Reisen habe ich jedoch noch zwei weitere Hostels in Downtown ausprobiert: Das Samesun Hostel liegt schräg gegenüber des HIs und hat mich noch mehr überzeugt, weil es mehr geführte Aktivitäten angeboten hat, die man vielleicht alleine nicht unbedingt gemacht hätte. (Ich war zum Beispiel kajaken in False Creek.) Auch das Cambie Hostel in Gastown Vancouver ist zu empfehlen, allerdings wegen der darunterliegenden Kneipe etwas laut, wenn man auf der ersten Etage wohnt. Die Kneipe unter dem Hostel ist auch ein guter Ort zum Biertrinken und gemütlichen Zusammensitzen. Wenn man nach einer Wohngemeinschaft oder Wohnung sucht, kann man gut erst ein paar Tage im Hostel leben und dann Besichtigungstermine ausmachen.

Zurück zum Wohnheim: Ich würde sagen, für ein Semester ist es absolut in Ordnung, darüber hinaus würde ich mir eine Wohngemeinschaft suchen. Das Essen war zwar all inclusive drei Mal am Tag, aber nicht überragend, und leider hatte man weder Kühlschrank noch Kochgelegenheit auf dem Flur. Ich würde empfehlen, ein Einzelzimmer für sich alleine zu nehmen, um zumindest ein bisschen Privatsphäre zu haben. Das ist allerdings ein bisschen teurer, als ein geteiltes Zimmer. Ob man auf den Frauen-, Männer- oder gemischten Flur leben will ist Geschmackssache, ich persönlich fand die Badezimmer auf dem reinen Frauenflur sauberer als auf dem gemischten Flur. Zwischen dem study intensive oder dem normalen Flur habe ich keinen großen Unterschied gefunden. Die Gemeinschaft mit den anderen Wohnheimbewohnern war schön, man hat viele Menschen unterschiedlichster Nationalitäten kennengelernt, jedoch leider nur wenige Kanadier.


Freizeit- und Ausflugsmöglichkeiten

Vancouver ist eine der schönsten und abwechslungsreichsten Städte der Welt. Geht nach Vancouver, wenn ihr das ganze Paket haben wollt. Ihr werdet es keine Sekunde bereuen. Die Berge Seymour, Grouse und Cypress sind schnell mit dem Bus zu erreichen und laden zum Skifahren oder Wandern (z.B. Grouse Grind) ein. Außerdem hat Vancouver Strände, wie Kitsilano Beach, Sunset Beach oder English Bay (mit Palmen!). Stanley Park habe ich leider erst ziemlich spät für mich entdeckt, der Park/ Wald ist aber mit einem Fahrrad super schnell und einfach zu erkunden. (Macht das am besten am ersten Tag: Fahrrad mieten und sich einen Überblick über die Stadt verschaffen, es lohnt sich.) Das am False Creek gelegene Granville Island ist ein Markt, den man unbedingt besuchen sollte. Die Geschäfte sind schöner als die in Gastown oder in der Innenstadt, es bietet sich also an, hier Souvenirs zu kaufen. Das Museum Science World ist ganz in der Nähe des Marktes und definitiv nicht nur für Kinder ein lohnenswerter Tagesausflug, bei dem man viel lernen kann.

In North Vancouver habe ich vor allem Deep Cove (Quarry Rock Hike und Donuts) und Lynn Valley Suspension Bridge schätzen gelernt. Im Gegensatz zur Capilano Suspension Bridge, eine genauso beeindruckende Hängebrücke, ist der Besuch des Lynn Valley kostenlos. Man kann aber bei Capilano nach dem ersten Mal zahlen für das gesamte Jahr kostenlos wiederkommen, wenn man nachweisen kann, dass man in British Columbia wohnt. British Columbia bietet natürlich noch viel mehr Wandermöglichkeiten. Ich wäre z.B. gerne noch nach Whistler und Squamish gefahren, ein Skigebiet und Nationalpark in British Columbia. Man findet oft Touren über ein Hostel oder online. Oder man bildet eine Fahrgemeinschaft mit Kommilitonen.

In der Spring Break habe ich mir mit ein paar Freunden ein Auto gemietet und wir sind durch die Rocky Mountains nach Alberta gefahren. Dort sind wir in Calgary, Banff und Jasper gewesen und haben die atemberaubenden Seen und Berge genossen. (Pyramid Lake, Lake Louise, Athabasca Falls…). Es war sehr kalt und auch anspruchsvoll zu fahren, aber ein unvergessliches Erlebnis. An einem anderen Wochenende sind wir mit der Fähre nach Vancouver Island gefahren und dort mit einem Mietwagen nach Tofino, Nanaimo und Victoria. Für Surfer muss Tofino im Sommer wunderschön sein, im Winter hatte es leider noch nicht so viel Anziehungskraft. Victoria hingegen war auch im Winter toll und sehr europäisch. Hier kann man Whalewatching machen, ins Miniature Museum oder ins National Museum of BC.

Nach dem Semester bin ich mit einer Freundin in die USA gereist. Über das ganz in der Nähe liegende Seattle nach San Francisco, Los Angeles und Las Vegas. Dabei konnte ich Yosemite National Park und den Grand Canyon besuchen. Dafür haben wir noch nicht mal ein Auto mieten müssen, sondern haben den Greyhound-Bus und Flüge genutzt.

Do’s and Dont’s

Kanadier sind sehr höflich. Wenn man auf einen Bus wartet, bildet man eine Schlange und wartet vor dem Einsteigen bis alle Leute ausgestiegen sind. Außerdem grüßt man den Busfahrer beim Einsteigen und bedankt sich beim Aussteigen für die Fahrt.  Mit einem Loonie ist die 1-Dollar-Münze und mit einem Toonie die 2-Dollar-Münze gemeint.

Das Internet generell ist in Kanada viel besser als in Deutschland und fast überall Downtown hat man freies Wifi. Ich habe mir daher das Geld für eine kanadische Sim-Karte gespart und stattdessen das Wifi im Wohnheim, Uni und free Wifi in der Stadt genutzt.

Man sollte echt darauf achten, Wohnungen vor dem Einzug zu besichtigen, damit man nicht z.B. auf Craigslist hereingelegt wird. Die ebay Kleinanzeigen ähnelnde Plattform Craigslist ist sonst sehr hilfreich, ich habe zum Beispiel eine Gitarre ge- und verkauft und auch schöne Souvenirs wie Hockeytrikots gefunden.

Reiseadapter sollten am besten noch in Deutschland im Elektrowarengeschäft gekauft werden, finden sich aber sonst auch im Elektroladen z.B. auf der Granville Street. Kosmetikartikel lassen sich ebenfalls bequem in jedem Drugstore kaufen, z.B. London Drugs oder Shopper’s Drug Market.

Die von der Capilano University verlangte Compass Card ist in den Automaten an den Skytrain Stations erhältlich. Dort wählt man dann eine Monatskarte für 6 Dollar aus. Hier muss man allerdings aufpassen, dass man nicht aus Versehen zu viel zahlt. Die Compass Card ist mit dem UPass der Universität verbunden, für den man bereits mit den Gesamtgebühren für die Uni bezahlt hat. Weiteres Geld auf die Compass Card zu laden ist also nur sinnvoll für die Zeit außerhalb des Semesters.