4 Okt
Erfahrungsbericht von Julia D.

Victoria University of Wellington


Land: Neuseeland
Kontinent: Ozeanien
Studienrichtung: Architektur
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 02/2016 bis 06/2016
Heimathochschule: Wien TU

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Googelt man Wellington, spukt einem der Computer erstmal neben dem recht langweiligen Wikipedia-Gedöns über Einwohnerzahl und Größe auch einige ziemlich schöne Bilder aus, die der Stadt um einiges gerechter werden als die nackten Daten, denn in Wellington steht die Atmosphäre im Mittelpunkt. Die kleine Hauptstadt hat in dieser Hinsicht einiges zu bieten.

Ob ein dramatischer Sonnenuntergang über einer wilden Bucht oder ein junger Straßenmusiker, der ein Liebeslied in einem Hinterhof trällert, beides ist hier keine Seltenheit. Wellington gibt sich als Hauptstadt doch eher wie eine kleine quirlige Künstlerstadt, in der es ständig etwas Neues zu entdecken gibt, auch dank der sehr engagierten Bewohner und der Stadt selbst. Ob Performances, Märkte, Charity oder Festivals, in Wellington gibt es neben der wunderbaren Natur und dem Meer auch einiges an Kultur zu genießen.

Reist man dann ein bisschen weiter, auf die Nord- oder die Südinsel Neuseelands, stellt die atemberaubende Natur die Hauptattraktion dar und bietet mit ihrer Vielseitigkeit jede Menge Möglichkeiten, outdoormäßig unterwegs zu sein. Hiking, Mountainbiking, Schifahren oder Surfen kann man praktisch alles innerhalb einer Woche mal erlebt haben und dann geht’s erst los mit dem "Animal Sightseeing"! Durch die Aufteilung des Semesters hat man genügend Zeit zu reisen und sollte das auch unbedingt tun. Einen Campervan mieten und einfach drauflos brausen ist wahrscheinlich die beste Möglichkeit, um ein bisschen Freiheit zu schnuppern und Neuseeland mit seiner laid-back-Atmosphäre richtig kennen zu lernen. Während meines Aufenthalts von Februar bis Juli habe ich also von Segelurlaub bei 30 Grad bis Schnee im Gebirge alles erlebt und mit ein paar guten Freunden die Unkompliziertheit und Schönheit von Neuseeland genossen.  

Die Uni selbst bietet einen großen Campus, der über die ganze Stadt verteilt ist und mit seiner Architektur auf die jeweilige Studienrichtung und Fakultät versucht einzugehen. Meine Kurse im Fach Architektur fanden am Te Aro Campus für Architecture and Design mitten im Künstlerviertel von Wellington statt. Der Campus bietet viel Raum zum Arbeiten und vermittelt eine kreative und geschäftige Stimmung, wahrscheinlich auch wegen der Studenten, die sich überall verteilen und basteln, zeichnen und entwerfen. Die Kurse an der VUW unterscheiden sich doch recht von unseren zu Hause, da sehr viel Wert auf wissenschaftliches Arbeiten gelegt wird und Essays mit entsprechendem Aufbau und Quellenangaben in jeden Kurs verlangt werden. Im Gegensatz zu den recht praktisch orientierten Kursen zu Hause bietet das jedoch eine willkommene Abwechslung und macht das eigentlich sinnlose zweitägige Auswendiglernen vor jeder Prüfung unnötig. Ich finde sogar, dass Inhalte so um einiges besser vermittelt werden, da man sich tatsächlich mit der Thematik beschäftigt.

Hingegen ist das Kursniveau in den praktischen Bereichen niedriger als in Österreich oder Deutschland und die Betreuung geht wenig auf dein individuelles Arbeiten ein. Ich kann den Kurs Sustainable and Regenerative Design sehr empfehlen, da diese Thematik bei uns kaum bearbeitet wird und hier extrem in die Entwurfsarbeit eingeht sowie einige interessante Perspektiven ermöglicht. Im Allgemeinen belegt man 3 oder, wenn man fleißig ist, 4 Kurse pro Semester, die einem noch genug Zeit lassen, um zu reisen, gemeinsam mit anderen Internationalen oder Kiwis zu feiern und Wellington zu entdecken. Geht man vom Design-Campus ein paar Schritte, findet man sich auf der Bar- und Restaurantstraße wieder, die zwar recht gut für das leibliche Wohl aber eher schlecht für den Geldbeutel ist. In Neuseeland ist das Preisniveau recht hoch, besonders was Alkohol angeht, und bedarf erst mal einer Eingewöhnungsphase. Ansonsten gibt es hier von asiatischem bis italienischem Essen alles und zudem den weltbesten Kaffee, also für Kaffee-Experten ein absolutes Muss.

Die über die VUW vermittelten Studentenwohnheime sind zwar recht einfach zu organisieren und zu beziehen, jedoch eher mit amerikanischen Wohnheimen vergleichbar, also auch sehr kontrolliert und streng. Für uns Europäer, die meist mit 16 oder früher das Trinken anfangen, ist das sehr ungewohnt und einschränkend. Man kommt sich manchmal ein kleines bisschen wie mit 15 im Schullandheim vor. Daher würde ich eher andere Unterkünfte wie Shared Boarding Houses empfehlen. Man trifft jedoch überall und vom ersten Tag an Internationals und etwas zu unternehmen und das Feiern kommen auf jeden Fall nicht zu kurz. Man landet meistens auf Hauspartys oder auf dem Courtney Place, auf dem sich eine Bar an die andere reiht. Neue Leute kennen zu lernen geht also wie von selbst und man kommt mit einem großen Freundeskreis zurück, der auf der ganzen Welt verstreut ist. Alles in allem kann ich den Aufenthalt nur empfehlen, der vor allem einiges an Abenteuern zu bieten hat und definitiv das Freiheitsgefühl nicht zu kurz kommen lässt, trotz dem eigentlichem Studienaufenthalt.