2 Feb
Erfahrungsbericht von Hendrik B.

California State University Long Beach


Stadt: Long Beach
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Ingenieurwissenschaften
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2017 bis 12/2017
Heimathochschule: Hamm-Lippstadt HS

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Vorbereitung:

Durch mein Studium der „Sport- und Gesundheitstechnik“ in Deutschland wurde es mir ermöglicht im 5. Semester ein Auslandssemester anzutreten. Ich fing Mitte Januar 2017 damit an, mir Gedanken über ein Auslandssemester im WS2017/2018 zu machen, worauf ich Anfang Februar am DAAD-Sprachtest an meiner Hochschule teilnahm. In Gesprächen mit dem International Office meiner Hochschule wurde mir unter anderem College Contact empfohlen, sollten die Partnerhochschulen für mich nicht in Frage kommen. Nach ein paar Beratungsgesprächen bei College Contact, in denen ich klärte, welche Universitäten für mich in Frage kommen würden (sei es der Standort, die Sprach-Zertifikation oder der Studienbeginn), entschied ich mich für die California State University Long Beach (kurz CSULB). Ich wurde durch den ganzen Bewerbungsprozess von College Contact begleitet und konnte so meine Bewerbung mit all den erforderlichen Unterlagen erfolgreich einreichen.

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Visums-Beantragung:

Nachdem ich Rückmeldung aus Amerika bekommen habe, dass ich für ein Auslandssemester angenommen wurde, ging es darum, das Visum für den Aufenthalt zu besorgen. Mit Hilfe eines Infoblatts von College Contact, auf dem kleinschrittig erklärt wurde, wie man das Visum zu beantragen hat, war dieser Prozess ein (zeitaufwändiges) Kinderspiel. Ich habe mich für einen Termin in Berlin entschieden und bin mit dem Zug angereist. Vom Tiergarten fährt ein Bus direkt bis vor das Konsulat und an der dortigen U-Bahn-Station konnte ich für zwei Euro in einem Kiosk meine Tasche und mein Handy abgeben. Für den Termin im Konsulat heißt es dann warten und sich kontrollieren lassen mit allen erforderlichen Unterlagen. Für das wichtige Interview im Konsulat habe ich zusätzlich zu den erforderlichen Unterlagen ein Schreiben meiner Bank und meines Tennisvereins mitgenommen, um im Eventualfall nachweisen zu können, dass ich das Auslandssemester bezahlen kann und, dass ich danach wieder das Land verlassen werde und nach Deutschland zurückkehre. Ich habe dieses zusätzliche Schreiben nicht vorzeigen müssen, aber es sollen Beispiele sein, was man den US-Beamten vorzeigen könnte, falls diese solche Nachweise verlangen. Beim Interview wurde ich gefragt, was ich in Amerika machen will und wie lange ich bleibe. Danach konnte ich gehen und mein Pass wurde mir mit dem Visum nach Hause geschickt.


Flug, Wohnung, etc.:

Zur weiteren Vorbereitung zählte dann die Flugbuchung. Da mir klar war, dass ich gerne Weihnachten und Silvester in den USA verbringen wollte, habe ich den Rückflug ins neue Jahr gelegt.

Neben dem Flug sollte man sich rechtzeitig Gedanken über die Bleibe in den USA machen. Ich habe mich gegen ein Zimmer in den Dorms (Studentenwohnungen auf dem Campus) entschieden, da diese deutlich kostspieliger waren als andere Wohnmöglichkeiten in der Nähe der Uni. In Erfahrungsberichten wurden immer wieder Apartmentkomplexe am Traffic Circle empfohlen, worauf ich mir Angebote von diesen eingeholt habe. Ich habe mich außerdem in einer Facebook Gruppe, die für das Fall Semester an der CSULB angelegt wurde, nach Mitbewohnern umgehört.

Nachdem sich zwei deutsche Studenten gemeldet haben, haben wir gemeinsam Angebote für Apartments eingeholt. Nachdem wir ein gutes Angebot für ein Apartment in den Beverly Plaza Apartments bekommen haben, haben wir uns noch in Deutschland getroffen, um zu sehen, ob wir uns eine WG zusammen vorstellen können, glücklicherweise wohnen diese in meiner Nähe und es war keine große Deutschlandreise notwendig. Die Beverly Plaza Apartments wurden erst im Sommer (und leider auch noch während unseres Auslandssemesters) renoviert. Die schlechten online Bewertungen der Apartments machte mich zuerst stutzig, aber um eine Wohnung schon vorab sicher zu haben, war es uns das Risiko wert, zudem wir von den Renovierungen wussten. Wir haben zuerst beschlossen uns einen vierten, amerikanischen Bewohner in die zwei Zimmer/ zwei Badezimmer Wohnung zu holen, um die Kaution für die Wohnung zu senken, da eine „Social security number“, die jeder Amerikaner besitzt, die Kaution um ein Vielfaches senkt. Da wir aber keine Rückmeldung von einem Amerikaner bekamen, entschieden wir uns für einen weiteren Deutschen und einen finnischen Mitbewohner. Das hieß im Endeffekt, dass wir zu fünft in einer Zwei Zimmer Wohnung gelebt haben (drei in einem und zwei in dem anderen Zimmer). Mit mehreren Leuten im Zimmer zu wohnen ist dort normal, da die Mietpreise so stark gesenkt werden können und ein Einzelzimmer sehr teuer ist.

Es ist sehr wichtig, dass nicht alle Mitbewohner deutsch sind, um nicht ständig deutsch zu sprechen, zudem lernt man andere Kulturen besser kennen.

Für die Einrichtung sind wir nach Ikea gefahren und haben uns mit dem Nötigsten ausgestattet. Das Gute an Ikea ist, man hat 365 Tage Zeit, um seine Meinung zu ändern und die Sachen wieder zurück zu bringen, bzw. abholen zu lassen.


Kurswahl/ Wunschkursliste:

Zu den Unterlagen, welche die CSULB haben möchte, zählt die Wunschkursliste. Ich habe mir vor Beginn den Kurskatalog der Universität angeschaut und meine zehn favorisierten Kurse angegeben. Darunter war auch Surfen (KIN 124B), welcher auf dieser Wunschliste angegeben werden musste, da dies einer der Kurse war, die reserviert werden mussten, um diese zu belegen.

Ich habe leider feststellen müssen, dass fast alle meine Wunschkurse in diesem Semester nicht angeboten wurden. Dies könnte daran gelegen haben, dass diese sehr speziell waren. Vorort habe ich mir dann Kurse online angeschaut, die in dem Semester angeboten wurden und habe folgende Kurse belegen können:

KIN 124A “Surfing I”

Der Surf Kurs war einer meiner spannendsten Kurse, die ich belegen durfte. Ich habe vorher noch nie gesurft, wurde aber nicht ins kalte Wasser gestoßen. Nachdem wir die theoretischen Grundlagen zum Surfen wie Surfregeln, Aufbau eines Surfboards, Gefahren im Meer, etc. durchgegangen sind, haben wir Bestellungen für die Surfboards aufgegeben, welche wir in der folgenden Stunde im Surf Shop abgeholt haben. Neben den Surfboards konnte man sich im Shop auch einen Neoprenanzug kaufen, der gerade im Herbst und Winter notwendig war. Die Kosten für ein Softtop-Surfboard lagen bei bis zu $150 (je nach Größe und Hersteller). In der folgenden Stunde waren wir das erste Mal am Bolsa Chica State Beach unserem Surfstrand. Wir haben die Basics gelernt, wie man sich im Wasser mit dem Surfboard verhalten soll, wie man es hinter die Wellen schafft und es gab eine kleine Kontrolle wie gut wir schwimmen können. Man sollte sich im Klaren sein, dass man früh aufstehen muss, da man um 7 Uhr umgezogen mit Surfboard am Strand stehen muss. Auch wenn die Wellen sehr hoch werden können (2m), wird man nicht dazu gezwungen ins Wasser zu gehen, aber wer will schon nicht mal eine große Welle surfen (bzw. es versuchen).

Als Prüfung musste eine Filmreview über „The Endless Summer 2“ und drei online Quizze bzw. Examen geschrieben werden.

Ich konnte am Ende mein Surfboard für $100 wieder verkaufen (mehr konnte ich nicht rausholen, da alle Internationals, die schnell nach Hause gefahren sind nach dem Semester, ihre Boards sehr billig angeboten haben), aber für $50 hätte ich auch kein Leihboard für die Zeit bekommen.

KIN 114B “Tennis II”

Da ich auch in Deutschland seit ein paar Jahren Tennis spiele, habe ich auch in Amerika mein Hobby fortgesetzt mit dem Hintergedanken, dabei noch etwas mehr über den Sport zu lernen. Da Tennis 2 der anspruchsvollere Tenniskurs war, wie ich mir dachte, habe ich diesen Kurs belegt. Ich wurde aber leider vom Inhalt und der Spielstärke der anderen Spieler enttäuscht. Es wurden verschiedene Aufschläge (Kickaufschlag, Sliceaufschlag und flacher Aufschlag) und Griffarten gelehrt. Die anderen Studenten haben im letzten Semester Tennis I belegt oder einmal einen Sommerkurs im Tennis gemacht. Es hat durchaus auch Spaß gemacht und ich habe ein paar Sachen dazugelernt, jedoch fand ich es schwer sich auf die Spielstärke der anderen Studenten einzustellen.

Als Prüfungen wurde hier ein Quiz, zwei praktische Tests über Aufschlagtechnik und Griffarten und ein schriftliches Examen geschrieben werden.

Wer gerne gegen gute Spieler antreten will, dem empfehle ich dem Tennisclub an der Uni beizutreten.

KIN 167A “Soccer I”

Um neben Wassersportart und Rückschlagsportart auch eine Mannschaftssportart zu belegen, habe ich mich noch in den Fußballkurs eingeschrieben.

Im Fußballkurs ging es vor allem darum, Spaß zu haben und das Teamgefühl zu stärken. Darum hieß es neben Konditions- und Technikübungen auch oft zu spielen. Theoretisch gab es jedoch kaum einen Input. Da ich selbst kein Fußball spiele, war die Spielstärke angemessen, wohingegen sich deutsche Fußballer, die im Verein spielen, im Kurs recht deutlich abheben können.

In diesem Kurs gab es ein kleines Paper, was geschrieben werden musste, zwei Examen und eine praktische Prüfung.

ATEP 207 “Prevention & Care of Athletic Injuries”

Der Kurs über die Prävention und Behandlung von Verletzungen im Sport war einer meiner Lieblingskurse. Neben einem theoretischen Teil gab es hier auch jede Woche eine praktische Stunde, in der wir gelernt haben bestimmte Verletzungen am Fuß, Knie, Hüfte, Schulter, Ellbogen oder Hand mittels Tape und Verband zu behandeln.

Im theoretischen Teil haben wir sehr viel über Verletzungen gelernt, die im Sport oder im Alltag auftreten können. Der Fokus lag dabei auf Verletzungen an Kochen, Sehne, Muskel und Bändern. Um nicht noch mehr lernen zu müssen, als es sowieso für diesen Kurs nötig ist, sollte man ein Vorwissen aus der Anatomie mitbringen.

Praktische Prüfungen gab es zu jedem gelernten Tapen oder Bandagieren sowie zur Blutdruck- und Pulsmessung. Jede Woche gab es ein online Quiz und drei Examen, die in der Klasse am PC geprüft wurden.

E T 311 “Quality Engineering Technology”

Im Kurs über die Quality Engineering Technology wurde mit einem Buch gearbeitet ($20), und der Stoff durch Übungen nach jedem Kapitel verfestigt. Die Vorlesung hatte ich in einem Seminarraum, der keine Fenster hatte, was nicht besonders gut zur Lernatmosphäre beigetragen hat, auch weil der Kurs zudem drei Stunden (16-19 Uhr) ging. Während der Vorlesung gingen wir den Stoff aus dem Buch durch, indem die wichtigen Punkte handschriftlich an die Tafel geschrieben wurden - eine alte Methode, jedoch hat es durchaus beim Lernen geholfen. Inhaltlich haben wir über verschiedene Ansätze gesprochen, wie Qualität definiert werden kann, wie Qualität ins Unternehmen eingeführt werden kann und wie sie gemessen werden kann (und noch einiges mehr).

Geprüft wurde mittels drei Examen und einer Präsentation über die Qualitätsimplementierung einer selbstgewählten Firma sowie Hausaufgaben, die es zu jedem Kapitel gab und welche handschriftlich abgegeben werden mussten.

ENGR 296 “Introduction to Biomedical Research Methods”

Wie der Name eigentlich behauptet, ging es um eine Einführung in Methoden zur biomedizinischen Forschung. Im Verlauf des Kurses wurde mir aber klar, dass Studenten mit einer bereits laufenden Studie, deutlich besser dran waren, als ich, der keine Studie bis jetzt durchgeführt hat. So ging es darum, wie man Notizbücher führt, wie man sich ethisch mit Tier- und Menschversuchen befassen muss oder wie man seine gesammelten Daten statistisch auswertet. Zudem ging es auch als Prüfungsform darum, ein sogenanntes Research Paper zu schreiben. Ich musste mir, wie wenige andere, ein Thema zu einer Studie ausdenken und ein Research Proposal schreiben, ein Bericht darüber, wie ich mir den Aufbau und Ablauf einer Studie zu einem kurzfristig überlegten Thema vorstelle.

Da einige der Studenten schon Themen hatten und bereits Teile der Vorträge und Paper geschrieben hatten, kam ich mir in diesem Kurs ein wenig falsch am Platz vor. Nur gut, wenn man Amerikaner im Kurs kennenlernt, die dir gerne mal helfen, wenn du nicht mitkommst. In diesem Kurs wurde auch die mündliche Mitarbeit bewertet, da man sogenannte Inclass activities am Ende der Stunde vorstellen musste. Diese Aufgaben wurden eingesammelt und bewertet wieder zurückgegeben. Neben den Aufgaben gab es eine große Anzahl an Assignments (größere Hausaufgaben) und Quizzes, sowie Midterms und ein Final.

Auch hier sollte man sich ein Buch kaufen (Preis, wenn man sich es leiht für das Semester: $70), ich habe dieses Buch nur für das erste Quiz gebraucht und danach nie wieder reingeschaut, weil nichts daraus mehr abgefragt wurde.

Das Kurswahlverfahren ist ein wenig kompliziert, da man sich erst die Unterschrift vom Professor, dann die des Departments und dann die des Study Abroad Office abholen musste, bevor man dann den Zettel mit den Kursen zum Einschreiben geben konnte. Aber sollte das mal nicht klappen oder man hat Probleme mit einer Kurswahl, wird einem im Study Abroad Office gerne geholfen.

Die Kurse, die ich belegt habe, hatten alle Seminargröße, das heißt, ich war maximal mit 20 Leuten im Kurs (abgesehen vom Fußballkurs). Dies hat zu einer guten Atmosphäre geführt und man ist schnell mit Amerikanern in Kontakt gekommen, da man meist Aufgaben auch in Gruppen erledigen sollte.

Die Prüfungen waren unterschiedlich schwer. Es gab leichtere aber auch sehr schwere Klausuren, wo selbst die Amerikaner sich schwergetan haben. Im Großen und Ganzen ist das Level aber etwas niedriger bis gleichwertig zu dem in Deutschland. Man muss sich reinhängen und die Aufgaben abgeben, die man gestellt bekommt. Die Abschlussprüfungen (Finals) sind, wenn sie den ganzen Stoff des Semesters umfassen, deutlich oberflächlicher, jedoch die Midterms und Quizze sind teils sehr spezifisch. Aber, man kann alles mit guten Noten bestehen und trotzdem am Wochenende was unternehmen gehen.


Freizeit:

Was ich zuallererst jedem empfehlen kann, ist sich ein Auto anzuschaffen, sei es geliehen oder gekauft. Wir, das heißt ein Mitbewohner, zwei weitere Deutsche und ich, haben uns ein Auto in den USA gekauft, um genauer zu sein einen Chrysler Sebring aus dem Jahr 2008. Wir mussten ein paar (viele) Reparaturen vornehmen, wie Kurbelwellensensor oder Reifen wechseln, aber wir haben dennoch viel mit dem Auto erlebt und im Endeffekt war es vermutlich billiger, als die ganzen Trips mit Uber oder Lyft zu machen. So haben wir Trips nach San Diego, Laguna Beach, Los Angeles, Malibu, zum Joshua Tree National Park, Las Vegas oder Grand Canyon gemacht.

In der freien Zeit im November, dem Fall Break, habe ich mit zwei Mädchen eine Reise nach Hawaii gemacht, wo wir im Eiltempo in acht Tagen drei Inseln bereist haben. Mein Tipp: O´ahu weglassen (da sehr touristisch) und sich die anderen Inseln besser anschauen, vor allem Maui hat mir besonders gut gefallen.

In der WG haben wir einstimmig beschlossen, keine Partys stattfinden zu lassen, da diese sehr gerne ausarten, weil jeder noch andere Leute mitbringt und beschädigte Sachen in der Wohnung sich auf die Kaution auswirken, von der wir am Ende gerne alles zurückbekommen wollten (wir konnten dadurch wirklich die Abzüge von der Kaution minimieren, da nichts beschädigt wurde).


Fazit:

Dieses Auslandssemester war das Beste, was ich bisher erleben durfte und ich kann es jedem ans Herz legen diesen Schritt zu machen, ich selber würde ihn immer wieder machen. Ich hatte die besten Mitbewohner, die ich mir hätte vorstellen können, hab Freunde fürs Leben gefunden und stehe noch mit einigen Amerikanern in Kontakt, bereit sie demnächst einmal zu besuchen. Ich bedanke mich bei allen, die mir eine unvergessliche Zeit geschenkt haben, vor allem bei meinem Vater, ohne den ich dieses Auslandssemester vermutlich gar nicht angetreten hätte.

PS: Für alle die noch nicht 21 sind und in den USA studieren wollen und Zweifel wegen dem Alter haben: Es ist es wert, ihr verpasst so gut wie nichts.