16 Jul
Erfahrungsbericht von Florian S.

California State University Fullerton


Stadt: Fullerton
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Internationale BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 01/2019 bis 06/2019
Heimathochschule: Stuttgart DHBW

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Vorbereitung des Aufenthaltes

Angefangen hat mein Abenteuer natürlich mit einer Idee. Durch die allgemein Internationale Ausrichtung des Studiengangs IMBIT war natürlich von vornherein bei mir der Wunsch nach möglichst viel Auslandserfahrung bereits während dem Studium da. Also hielt ich von Beginn an die Augen offen nach Informationsveranstaltungen zu der Thematik und so kam es, dass eines Abends ein solcher Termin veranstaltet wurde. Hier wurden die groben Richtlinien für ein Theorie-Auslandssemester genannt und die (damals verpflichtend zu nehmenden) Partneruniversitäten in der Welt aufgezeigt. Diese Information trug ich mit in mein Unternehmen und wir diskutierten dort, welche Universitäten im Ausland aufgrund der zu langen Semesterzeit ohnehin wegfallen würden.

Aus den verbliebenden Möglichkeiten entwarf ich meine Top Liste in aufsteigender Reihenfolge: Australien, Singapur und USA. Da es mehrere Partneruniversitäten in den USA gab, schränkte ich mich schnell, aufgrund meiner Urlaubserfahrung damit, auf Kalifornien ein und entschied mich letzten Endes für die CSU Fullerton. Als diese Entscheidung in Absprache mit meinem Unternehmen gefallen war, kontaktierte ich das Auslandsamt der DHBW Stuttgart und dieses leitete mich an College Contact weiter.

Organisation

College Contact kann man sich wie eine Online-Dating Plattform vorstellen, nur dass eben keine Menschen vermittelt werden, sondern deutsche Studenten an ausländische Universitäten. Dabei dienen die freundlichen Mitarbeiter dort als Vermittlungs-, Informations- und Kontaktstelle. Dort bekam ich eine Übersicht mit allen Dingen, die bis zum Semesterbeginn zu erledigen waren mit vorgegebener zeitlicher Reihenfolge. So hatte ich einen Leitfaden, welche Themen auf dem Programm standen und konnte sie sukzessive abarbeiten. Mitunter die wichtigsten Sachen hierbei waren in meinen Augen: das Studentenvisum, die Impfungen, die Flüge, die Unterkunft, die Studiengebühren und die Krankenversicherung. Dabei empfand ich die Suche nach einer Wohnung vor Ort am kompliziertesten.

Unterkunft

Es gibt dafür grundlegend drei Möglichkeiten: Unterkunft auf dem Campus, Unterkunft außerhalb des Campus oder Unterkunft bei einer Gastfamilie. Zunächst hatte ich mich für Variante 1 entschieden, jedoch haben die Zuständigen vor Ort meine Bewerbung ein bisschen verbacken, weshalb ich mich dann für Zweiteres entschied und somit im Oxford North unterkam. Mehr zu dieser Unterkunftsart später.

Weitere Vorbereitungen

Als ich nun alle offiziellen Vorbereitungen getroffen hatte, wendete ich einen Ratschlag meiner DHBW ICM-Dozentin Jamie Cyrus an: Mach dir konkrete Gedanken um deine Gefühle und Ängste während du im Ausland bist und definiere vorab konkrete Handlungen, wie du diese mindern oder gar beseitigen kannst. Für mich speziell waren das primär der Kontakt zu meiner Familie, zu meiner Freundin und zu meinen Freunden. Diese eigentlichen Kleinigkeiten halfen mir dann später ungemein mich in schwierigen Momenten wieder positiv zu stimmen und gab mir so ein insgesamt besseres Gefühl für den gesamten Auslandsaufenthalt.

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Studium im Gastland

Hat man diesen ganzen Vorbereitungswahn aber überlebt, dann sitzt man auch schon schneller im Flieger als man denkt und findet sich selbst ganz alleine in einem fremden Land wieder. Nach ein paar Tagen ging dann die Vorbereitungswoche meiner Universität auch schon los. Konkret hieß das, dass an einem Donnerstag und Freitag vor offiziellem Semesterbeginn alle internationalen Austauschstudenten zusammengebracht wurden und zunächst über die Uni-Regeln & -Richtlinien und allgemein das Benotungssystem unterrichtet wurden. Obwohl das für mich größtenteils wie theoretisches Bla-Bla schien, hat es mir rückblickend zum einen wahrscheinlich den Einstieg in dieses neue Schulsystem organisatorisch erleichtert und zum anderen haben diese Tage mir die Möglichkeit gegeben, erstmalig mit anderen Leuten (die in derselben Situation waren wie ich) in Kontakt zu kommen und dort erste Connections zu schließen.

Ankommen

Natürlich waren die ersten ein bis zwei Wochen recht verwirrend: Man kennt sich nicht aus, ist noch nicht mit so vielen Leuten cool und fühlt sich oftmals schnell überfordert mit für Einheimische selbstverständlichen Sachen. Ansonsten bewies sich wieder, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist und nach wenigen Wochen kam mir vieles bereits sehr vertraut und gewohnt vor.

Zu den Fächern selbst samt Dozenten komme ich später nochmal zu sprechen.

Zur Uni an sich:

‘CSUF’ steht für California State University Fullerton. Die Uni hat schätzungsweise an die 40.000 Studenten und ist damit meines Wissens eine der größeren Universitäten im CSU System. Das CSU System ist separiert, zum Beispiel vom UC (University of California) System, in welchem beispielsweise die berühmtere UCLA ist. Mir wurde erklärt, der Unterschied liegt daran, dass die CSUs in staatlicher Hand sind und die UCs nur bedingt. Inwiefern sich das auf Qualität der Einrichtung und des Unterrichts auswirkt, kann ich nicht beurteilen. Allerdings habe ich mit ein paar Studenten von solchen UCs gesprochen und es stellte sich heraus, dass zumindest die anfallenden Studiengebühren wesentlich höher waren.

Trotz alledem kann ich mich über die CSUF echt nicht beschweren. Der Campus ist (vor allem für mich als DHBWler) riesig und recht nett hergerichtet. Er bietet typisch für amerikanische Bildungseinrichtungen viele Möglichkeiten für Sport (Baseball, Tennis, Gym, Basketball, Softball, Fußball), allerdings war ich fast schon enttäuscht als ich feststellte, dass die CSUF kein eigenes Football Team hat. Naja, meckern auf hohem Niveau allerdings. Ansonsten sind die Gebäude und Räume (in denen ich zumindest war) top ausgestattet und lassen eigentlich nichts zu wünschen übrig.

Weil ich aber ja dort nicht nur für architektonische Zwecke war, sondern vor Allem, um zu studieren, möchte ich noch kurz auf die Thematik Schulsystem eingehen.

Studiensystem

Allgemein sind die Vorlesungen denke ich inhaltlich (zwar landesspezifisch angepasst aber) vergleichbar mit den deutschen - wenn auch mit 75 Minuten deutlich kürzer als die DHBW Vorlesungen. Meine vier Fächer hatten jeweils zwei Pflichtvorlesungen in der Woche, wodurch sich der Zeitaufwand dafür leicht berechnen lässt. Allerdings war es damit allein nicht getan. Hinzu kommen im wöchentlichen Takt Hausaufgaben (die benotet werden), Einzel- oder Teamprojekte (die ebenfalls benotet werden) und neben der finalen Prüfung am Ende des Semesters noch eine variierende Anzahl an sogenannten ‘Midterms’, den Zwischenprüfungen. Das Alles in Allem erhöhte den Uniaufwand mehr als gedacht und so war ich überrascht, wie die Tage unter der Woche verflogen. Da ich persönlich (vermutlich einfach, weil ich schlecht informiert war) nicht damit gerechnet hatte, war ich anfangs ein bisschen verwundert. Dennoch blieben mir, vor allem am Wochenende und während der Spring Break Woche genug Zeit Reisen zu unternehmen. Dazu später aber mehr.


Belegte Fächer mit Titel und Kurzbezeichnung und einer kurzen persönlichen Bewertung

MGMT 340(B. Lusk) - 'Organizational Behaviour’: leadership, culture, change
Cooles Fach mit echt kompetenter Dozentin. Vergleichbar mit ICM.

ACCT 204 (G. Hatton) - ‘Accounting’: FiBu, Buchführung, Bilanzierung
Nicht mein Lieblingsfach, Lehrer sehr penibel

ISDS 402 (E. Gonzalez) - ‘Database Design & Management’: DB-Design, SQL, DB-Administration
Fach nützlich, Dozentin sehr gut

ISDS 409 (S. Yang) - ‘Business- & Datacommunication’: Netzwerk- & Datenkommunikation
Fach an sich ok, Unterricht recht trocken, Lehrer passt


Aufenthalt im Gastland

Zurückblickend waren aber natürlich nicht die Vorlesungen das Unbeschreibliche und Unvergessliche, sondern viel mehr die ganzen anfallenden Off-Topic Themen. Da wären zum einen die persönlichen Herausforderungen. Sich beispielsweise alleine auf einem fremden Kontinent wiederzufinden und trotz großer Ähnlichkeit auch viele kulturelle Differenzen zu erleben und zu entdecken. Oder der Sprung ins kalte Wasser bei der kompletten Selbstständigkeit. Zieht man in Deutschland um, hat man eben doch noch einfachen Kontakt zu seinem familiären Umfeld und kann im Notfall in 1,5 Stunden überall hinfliegen. Diese Situation ist auf einem anderen Kontinent natürlich eine ganz andere und so ist man mal wirklich für sich selbst verantwortlich und muss die Herausforderungen dort alleine meistern. Ist dies zu Beginn noch mit Unsicherheit verbunden, schafft das mit der Zeit ein echtes Selbstvertrauen und gesundes Selbstbewusstsein.

Reisen und Erlebnisse

Ich möchte aber gar nicht leugnen, dass der wohl spaßigste und zugleich lehrreichste Part des Semesters das Thema ‚Reisen & Erlebnisse‘ war. Ich hatte so viele Möglichkeiten, die Zeit zu nutzen: Ob bei Daytrips zu Hollywood-Premieren, Wochenend-Partys in Mexiko, Frühlingsurlaub auf Hawaii oder Roadtrips zum Yellowstone Nationalpark. Mit eine der schönsten Sachen in den USA ist meiner Meinung nach nicht das auf Dauer echt nervige Fastfood oder die exorbitanten Preise in Kalifornien, sondern viel mehr die Vielseitigkeit und der Facettenreichtum des Landes selbst. Und diese Vielfalt an Möglichkeiten endet nun mal in diesen unzähligen, einmaligen Erlebnissen.

Weil das alles aber auf Dauer recht teuer ist und man selbst als dualer Student auch mal an der ein oder anderen Ecke sparen muss, ist es umso wichtiger, dass die Leute, mit denen man Dinge unternimmt, korrekt sind und jedes noch so kleine Event zu einem Einzigartigen machen. Die Kontakte, die man dort knüpft sind wohl allgemein merkwürdige. Wenn man erstmals in der Uni und seinem Wohnheim ankommt und noch niemanden kennt, kann man sich noch nicht einmal vorstellen, hier irgendwen kennenzulernen. Zwei Wochen später hat man seine Clique, mit der man täglich was macht, zusammen Unizeugs erledigt und vor allem an den Wochenenden Roadtrips oder ähnliches erlebt und sich bei all dem fühlt, als kenne man sich schon seit Jahren.

Der Fakt, dass sich jeder in derselben Situation wiederfindet, schweißt unheimlich schnell und tiefgehend zusammen. Und obwohl man dabei (hoffentlich) Freundschaften für das Leben schafft, ist es jetzt, wo ich diesen Bericht einen Monat nach Ende meines Semesters schreibe, schon komisch daran zurück zu denken. Einfach weil der Kontakt zu meinen Freunden dort ebenso plötzlich aufgehört hat, wie er angefangen hat. Aber so ist nun mal der Lauf der Dinge und wer weiß, wann man sich in Deutschland wiedersieht.


Praktische Tipps

Zuerst möchte ich als praktischen Tipp empfehlen, von vornherein sich über College Contact zu bewerben. Sie verfügen einfach über Expertise & Erfahrung auf diesem Gebiet und es wäre meiner Meinung nach nur unnötiger Mehraufwand, sich selber alles mühsam zusammen zu recherchieren.

Zweitens kann ich den oben genannten Tipp meiner deutschen ICM Dozentin weiterempfehlen, sich im Vorfeld Gedanken über Ängste und Bedenken während des Auslandaufenthalts zu machen und daraus konkrete Handlungen abzuleiten, die diesen vorbeugen. Das hat mir vor allem emotional enorm geholfen und war im Nachhinein die mit am besten investierte Zeit.

Drittens war mir besonders hilfreich, dass ich mehrere Wochen vor Abflug bereits eine Liste geschrieben hatte mit Dingen, die in meinen Koffer und meinen Rucksack sollen. So hatte ich genug Zeit, immer wieder Kleinigkeiten zu ergänzen und alles was dort drauf stand rechtzeitig zu besorgen. So hatte ich während des Fluges zwar immer noch leicht das Gefühl, irgendwas vergessen zu haben, aber es war bei weitem nicht so stark wie ich ursprünglich befürchtete.

Zu guter Letzt bleibt mir nur zu sagen, dass es wichtig ist, sich stets einen offenen Mindset zu bewahren. Klar sind (allgemein in anderen Ländern) viele Verhaltensweisen und –muster anders und wirken manchmal nicht nachvollziehbar oder logisch, doch genau diese Vergleiche sind es, die einem im Endeffekt den Mehrwert aus dieser Erfahrung geben. Verschließt man sich von vornherein jeglichem neuen Input, wird man nicht ansatzweiße so eine lehrreiche Zeit im Auslandssemester verbringen, wie das sonst möglich wäre.

Achja: und sichert eure wichtigsten Dokumente in irgendeiner Cloud, falls euer Handy abschmiert oder ihr die Originale verliert, habt ihr so immerhin irgendwas zum Nachweisen.


Persönliche Wertung des Aufenthalts an der Gasthochschule und im Gastland

Manchmal stelle ich mir vor, was ich mit dem vielen Geld alternativ hätte alles kaufen können. Doch am Ende des Tages bin ich froh, dass ich diese Investition in mich selbst getätigt habe und vor allem auch tätigen konnte (Danke an Opa an der Stelle!). Denn ich möchte gleich festhalten: Es gibt vermutlich wesentlich kostenreduziertere Studienorte, um sein Auslandssemester zu verbringen. Dennoch war dieses Erlebnis an so einem internationalen und belebten Ort ein unvergleichbares und jedem, der die finanziellen Möglichkeiten dazu hat, empfehle ich es absolut weiter. Und selbst wenn es nicht die CSUF wird, sondern eine andere Universität in der Welt, empfehle ich aus tiefstem Herzen, diese Gelegenheit über den Tellerrand zu schauen zu nutzen. Denn im Endeffekt lernt man durch die Höhen und Tiefen während dieser einmaligen Zeit nur sich selbst besser kennen. Das berühmte Ausbrechen aus der Komfortzone lässt einen selbst wachsen und erweitert den persönlichen Horizont enorm. Und sind wir mal ehrlich: Wenn nicht jetzt in den jungen Jahren, wann dann?