Brock University
Im vergangenen Jahr 2015 habe ich mein fünftes Semester, ein Wintersemester, in Saint Catharines, Ontario (Kanada) verbracht und dort die „Goodman School of Business“ der „Brock University“ besucht. Das Semester dauerte vom 9. September 2015 bis 22. Dezember 2015 und mein Aufenthalt erstreckte sich wenige Tage länger vom 02. September bis 23. Dezember. Während dieser Zeit belegte ich die drei Veranstaltungen „International Business“, „International Finance“ und „Introduction to Marketing“, nutzte die freie Zeit zum Reisen und lernte viele spannende Menschen und ihre Kulturen kennen.
Nach einem gescheiterten Bewerbungsversuch auf einen der begehrten Plätze an Partneruniversitäten unserer Fakultät beschloss ich im Frühjahr 2015, als „Freemover“ ins Ausland zu gehen. Auf der Suche nach einer geeigneten Universität stand es für mich außer Frage, dass ich meine Englischkenntnisse weiter ausbauen und perfektionieren wollte. Unter den englischsprachigen Ländern war für mich schnell klar, dass es nach Kanada, ein Land mit großen kulturellen Gegensätzen und wunderbaren Naturkulissen, gehen sollte. Mit der Brock University inmitten der Niagara Region war eine sehr gute Universität gefunden, die sich gleichzeitig als perfekter Ausgangspunkt für diverse Wochenendtrips herausstellte. Durch Zufall fand ich die Seite der Firma College Contact, die den Kontakt zur Universität und die Bewerbung vereinfachte. Auch das „International Office“ der Brock University war in allen administrativen Fragen von großer Hilfe.
Im April kam schließlich die Zusage. Kaum waren Flug und ein Hotel für die ersten Tage gebucht, ging es auch schon los. In Kanada angekommen, gab es gleich die erste Herausforderung: Eine Wohnung musste gefunden werden; da die Wohnungssuche sich vor Ort leichter darstellt als über eine Entfernung von mehreren tausend Kilometern. Innerhalb von einem Tag war dieses Thema allerdings schon erledigt. Ich besichtigte zwei WGs und entschied mich für eine davon. Es war eine Vierer-WG mit drei Kanadiern in Thorold, dem Nachbarort von Saint Catharines. Thorold selbst ist im Nachhinein nicht die optimale Gegend zum Wohnen. Besser ist als Wohnort wohl das Gebiet nord-östlich der Brock an der Glenridge Ave. (bis ca. Ecke Glendale Ave.).
Allein in einem unbekannten Land wollte ich natürlich Menschen kennenlernen. Dabei ging es vielen anderen genauso. Zu Beginn organisierten wir ein Treffen von Deutschen, die mit College Contact nach Kanada gekommen sind – wir waren 20 – in den nächsten Tagen gab es dann eine „Orientation Week“ und einige weitere von der Uni organisierte Aktivitäten, um neue Menschen kennenzulernen. Und genau das tat ich: Bei „Wine and Cheese“, einem „International Barbecue“ und einem „Social Mixer“ lernte ich in entspannter Atmosphäre Kanadier, Franzosen, Dänen, Australier und Studenten vieler weiterer Nationen kennen. So ergaben sich schnell Freundschaften und Kombinationen mit kanadischen Studenten, die ihr kommendes Semester als Auslandssemester in Deutschland verbringen werden. Alles in allem würde ich unbedingt empfehlen, an so vielen Events wie möglich teilzunehmen und sich dort nicht immer mit den Gleichen zu unterhalten.
Mit einigen dieser Kommilitonen begab ich mich dann in den darauffolgenden Wochen auf diverse Ausflüge. Unter anderem ging es an die Niagarafälle, mehrfach nach Toronto (ein Trip nach Toronto Island ist sehr empfehlenswert), nach Buffalo, Chicago, zu den Blue Mountains, in den Algonquin Park (besonders im Herbst zu empfehlen), nach Ottawa, Montreal (auch im Herbst genial) und nach Quebec.
Das Unileben gestaltete sich zu Beginn relativ entspannt und überraschte durch die geringe Größe der Vorlesungen von 15-45 Studenten, wurde jedoch schnell stressiger und erforderte unter dem Semester einen wesentlich höheren Arbeitsaufwand als das Studium in Deutschland. Dies war Noten für Mitarbeit, Gruppenprojekten, Midterms und Hausarbeiten geschuldet, die das Arbeitspensum weg vom „Final“ über das gesamte Semester verteilten. In den Lern- und Vorlesungspausen waren Mensa, das unieigene Schwimmbad und Fitnessstudio beliebte Treffpunkte. Gegen Ende des Semesters, im Dezember, wurden sowohl das Unileben als auch die Freizeit stressiger. Neben dem gemeinsamen Lernen für die Abschlussprüfungen und Einreichen von Gruppenarbeiten galt es noch schnell das ein oder andere Weihnachtsgeschenk zu kaufen, die letzten Reiseziele zu besichtigen und möglichst alle seit September kennengelernten und liebgewonnenen Menschen noch einmal zu sehen. In Weihnachtsstimmung kamen wir schließlich durch den Besuch einer „Christmas Parade“ in Toronto, eines „Candlelight Strolls“ in Niagara-on-the-Lake, dem „Festival of Lights“ in Toronto und einigen anderen Unternehmungen. Diese bildeten schließlich einen gelungenen Abschluss unserer Zeit in Kanada.
In der Lebenshaltung gab es für viele von uns große Umstellungen. Dinge, die Kanadier als besonders gesund einschätzen, sind für uns zum Teil etwas gewöhnungsbedürftig und eher „Junk-Food“. Zu kochen lohnt sich für eine Person nur selten, da Restaurants und Imbisse verhältnismäßig günstig sind. Darüber hinaus sind Autos für Kanadier das Fortbewegungsmittel der ersten Wahl und Busverbindungen nicht so fortschrittlich wie in Deutschland. So kann es schon einmal passieren, dass ein Bus viel zu früh oder zu spät kommt und man eine Stunde auf den Bus warten muss. Daran gewöhnt man sich aber schon irgendwie.
Mit der Uni daheim sollte man unbedingt vorher abklären, ob eine Anrechnung der Kurse möglich ist. Bei mir gab es da leider große Diskussionen. Hierbei sind College Contact und das International Office eine riesige Hilfe!
Alles in allem war die Brock auf jeden Fall die richtige Wahl und es hat sich echt gelohnt, Zeit und Geld zu investieren.