22 Mär
Erfahrungsbericht von C. L.

University of Winnipeg


Stadt: Winnipeg
Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Anglistik / Amerikanistik
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2015 bis 12/2015
Heimathochschule: Münster U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Mein Interesse für Kanada ist bereits während meiner Schulzeit geweckt worden, da Québec einen essentiellen Themenkomplex im Kerncurriculum des Fachs Französisch darstellte. Im Unterricht haben wir uns intensiv mit der Entdeckung und anschließenden Kolonialisierung Kanadas beschäftigt, sowie mit der Gesellschaft und ihrer Entwicklung. Ich war mir also sicher, dass, sobald sich eine Möglichkeit ergeben würde, ich unbedingt nach Kanada reisen müsste.

Kanada ist ein Land voll von Geschichte, welches aufgrund der Verflechtungen zwischen Franzosen, Engländern und den First Nations - den Ureinwohnern des Landes - ein wertvolles kulturelles Erbe besitzt. Kanada ist außerdem ein sehr beliebtes Einwanderungsland und es ist daher nicht verwunderlich, dass alle möglichen Nationen in Kanada anzutreffen sind.

Dass Kanada ein riesiges Land ist, lässt sich erst erahnen, wenn man etwas im Land herumreist. Schnell wird man feststellen, dass die Distanz zwischen zwei vermeintlich nah aneinander liegenden Städten auf der Karte sich tatsächlich mehrere hundert Kilometer erstrecken.

Als Zielort meines Auslandsaufenthalts habe ich die Stadt Winnipeg ausgesucht, welche nicht nur die Hauptstadt der Prärieprovinz Manitoba ist, sondern auch einen relativ hohen Anteil an First Nations besitzt. Aufgrund meines Interesses an der Geschichte Kanadas hat mich diese Tatsache fasziniert und ich wollte mehr über das Land und seine Ureinwohner erfahren.

In Winnipeg gibt es drei Universitäten, von denen die University of Winnipeg die zentralste und auch meistbesuchte Universität ist. Die Semester sind in Fall, Winter und Spring Term unterteilt.

Um als full-time student zu gelten, muss man drei Kurse besuchen. Die Universität hat eine wirklich sehr große Auswahl an Kursen, die alle sehr interessant schienen. Ich wollte jedoch die Chance, in Kanada studieren zu können, nutzen und habe deshalb versucht, Kurse zu wählen, die sehr spezifisch auf Kanada ausgerichtet sind und sich mit der Geschichte, Kultur und Literatur beschäftigen. Folglich wählte ich diese Kurse :  „Topics in Canadian Literature and Culture: Text and Images in Canadian Contemporary Art“, „History of the Aboriginal Peoples of the Northern Plains“ und „Feminisms: Background and Fundamentals“. Obwohl drei Kurse zunächst wenig erscheinen, ist der Aufwand pro Kurs höher als an einer deutschen Universität, da man innerhalb des Semesters viele Essays und andere Aufgaben abgeben muss. Allerdings können so viele einzelne Noten gesammelt werden.

Das Klima in den Kursen war immer super: Die Dozenten waren alle sehr hilfsbereit und freundlich, die anderen Studenten oft sehr entgegenkommend gegenüber den internationalen Studenten.

Das „International Students’ Services“ hat durch ein vielfältiges Angebot dazu beigetragen, dass man sich als internationaler Student schnell in das neue Uni-Leben integriert und sich in der Stadt Winnipeg zurechtfindet. Vor Beginn des Semesters beispielsweise gab es einen „Orientation Day“, wo die verschiedenen Departments der Universität vorgestellt wurden, wichtige Kontaktinformationen gegeben wurden und vieles mehr. Des Weiteren wurde während des Semesters die Möglichkeit gegeben, sich an einem „Meet & Greet Dinner“ zu beteiligen, an „Cookies & Conversation“ Sessions teilzunehmen sowie an den monatlichen „Potlucks“, wo jeder Student traditionelle Gerichte seines Landes mitbringen sollte.

Da ich mit der Absicht nach Kanada gekommen war, möglichst viel Englisch zu sprechen und soviel wie möglich von der Kultur kennenzulernen, entschied ich mich für einen Aufenthalt in einer Gastfamilie. Nach einigen Startschwierigkeiten hatte ich endlich die richtige Familie gefunden, durch die mein Auslandssemester zu etwas ganz Besonderem wurde.

In Winnipeg kann man relativ gut mit dem Bus unterwegs sein, doch auch mit dem Fahrrad ließ sich die Stadt sehr gut durchfahren und erkunden. Winnipeg erscheint im ersten Augenblick sehr groß, doch hat eigentlich eine perfekte Größe, um sich gut zurechtzufinden. Es erscheint nicht sofort als eine sehr schöne Stadt, doch Winnipeg hat so viel anderes zu bieten, vor allem an kulturellen Angeboten, dass man schnell die Stadt lieben lernt. Unbedingt empfehlenswert ist ein Besuch des Royal Winnipeg Balletts, das eine große Auswahl an Balletts präsentiert und jedes Mal faszinierend ist. Das Ballett „The Nutcracker“ ist übrigens zu einer Tradition Winnipegs geworden und wird jedes Jahr im Dezember kurz vor Weihnachten aufgeführt.

Interessant fand ich auch die verschiedenen Museen Winnipegs, bei denen für jeden etwas dabei ist. In der „Winnipeg Art Gallery“ konnte die Kunst der Ureinwohner Kanadas bestaunt werden, in dem „Manitoba Museum“ vieles über die Geschichte gelernt werden. Sehr beeindruckend war auch das „Human Rights Museum“.

Winnipegs frankophones Viertel „Saint-Boniface“ ist auch einen Besuch würdig, denn an dieser Stelle ist die Stadt sozusagen entstanden. Die „St. Boniface Kathedrale“ sowie das „St. Boniface Museum“ ist ebenfalls eine interessant Adresse, um mehr über die Entstehung Winnipegs zu erfahren.

Wenn man gemütlich schlendern, einen leckeren Smoothie oder auch ein Cupcake genießen möchte, sind ein Besuch von „The Forks“ sowie die Nachbarschaften „Exchange District“ und „Osborne Village“ ein Muss.

Wenn an Kanada gedacht wird, ist es unausweichlich, nicht an die wunderschönen Naturlandschaften zu denken. Es ist daher sehr empfehlenswert, über den Aufenthalt in Winnipeg hinaus Kanada zu entdecken und einen Eindruck von der Größe und Vielfalt des Landes zu erhalten. Vor meiner Ankunft in Winnipeg Ende August bin ich deshalb mit meiner Schwester im Osten unterwegs gewesen und wir konnten Toronto, die Niagara Falls, Québec, Montréal etc. erkunden. Ein Erlebnis, was ich niemals vergessen werde, ist meine Reise nach Churchill während des Semesters. Winnipeg ist nämlich der ideale Ausgangspunkt, um einen kleinen Ausflug in den Norden zu machen und Eisbären zu beobachten. Es ist zwar sehr kostspielig, doch es lohnt sich so sehr!! Da ich mir über diesen Trip von vornerein sicher war, hatte ich deswegen extra mehr Geld gespart. Im Dezember, nachdem das Semester für mich schon früh zu Ende war, habe ich noch eine Woche an der Westküste in Victoria und Vancouver verbracht.

Das Auslandssemester war insgesamt eine Zeit voller neuer Erfahrungen, Bekanntschaften und Abenteuern. Es gibt so viel zu entdecken, dass ein Semester schon ziemlich knapp ist. Wenn man die verschiedenen Möglichkeiten ausprobieren möchte, lohnt es sich wirklich, vorher viel zu sparen, um offen für jedes Erlebnis zu sein. Das sollte nämlich ständig das Motto sein: Offen für alles sein, und jede Gelegenheit, die sich einem bietet, mitzunehmen!