16 Mai 2017
Live aus Viña del Mar

College-Contact-Stipendiat Manuel Klein im Interview

College-Contact-Stipendiat Manuel Klein genießt sein Auslandssemester in Chile in vollen Zügen.

Eine Reittour durch Wüstenberge, engagierte Dozenten an der Universidad de Viña del Mar und tolle Mitbewohner – für Manuel Klein, unseren Semesterstipendiaten für Wirtschaftswissenschaften, ist das Auslandssemester in Chile bisher ein voller Erfolg. Im Interview erzählte er uns von seinen ersten Wochen in Viña del Mar, seinem Studienalltag, seinen bisherigen Abenteuern und von seinen weiteren Plänen für die nächsten Wochen in Südamerika.

College Contact:
Du bist ja jetzt seit Ende Februar in Viña del Mar. Wie waren denn deine ersten Wochen? Hast du dich mittlerweile gut eingelebt?

Manuel:
Ja, auf jeden Fall. Ich bin donnerstags gelandet und montags hat dann schon die Einführungswoche an der Uni angefangen. Gleich in den ersten Tagen habe ich mich über die Internetseite compartodepto.cl, die ähnlich ist wie wg-gesucht.de in Deutschland, auf die Suche nach einer Wohnung gemacht. Während diesen ersten, sehr intensiven Tagen habe ich in einem ziemlich coolen Hostel in Valparaíso gewohnt. In der Einführungswoche an der Universidad Viña del Mar haben sich die Studenten kennengelernt, wir haben eine Stadttour durch das wunderschöne Valparaìso gemacht, hatten verschiedene Programme am Campus und eine Schnitzeljagd durch Viña del Mar. Samstags, also nach einer guten Woche, habe ich dann eine Wohnung gefunden. Ich wollte unbedingt mit Muttersprachlern zusammenwohnen, um mein Spanisch weiter zu verbessern und die Stadt durch eine lokal ansässige Person näher kennenlernen. Das ist mir auch geglückt: Ich wohne hier mit einem Chilenen und einem Kolumbianer zusammen.


College Contact:
Wohnst du in Viña del Mar?

Manuel:
Obwohl die Uni in Viña del Mar liegt, wollte ich eigentlich in Valparaìso wohnen und hatte mir dort auch die meisten Wohnungen angeschaut. Leider hat mich aber von den Wohnungen, die ich besichtig habe, nichts so richtig überzeugt. Daraufhin habe ich mir nur eine Wohnung in Viña del Mar angeguckt, wo alles sofort gepasst hat. Ich bin total zufrieden! Besser hätte es nicht laufen können: Ich verstehe mich super mit meinen Mitbewohnern, die beide Spanisch sprechen, habe eine schöne, neue Wohnung, die recht hell ist, im 9. Stock in einem Hochhaus und die auch noch gut gelegen ist – sehr nah am Markt und zu Supermärkten, sowie einer Metro- und Busstation.


Manuel nutzt jede Gelegenheit, um Chiles beeindruckende Naturlandschaften zu entdecken - etwa bei einem Ritt durch das Valle de Elqui.

College Contact:
Hattest du schon die Gelegenheit für Ausflüge?

Manuel:
Ja, ich habe schon ein paar Ausflüge gemacht. In der Nähe von Viña del Mar befindet sich ein rund 1.800 Meter hoher „Hügel“, der Cerro la Campana, den ich mit einem amerikanischen Kommilitonen bestiegen habe. Die Sicht auf die Anden und auf das Meer war dank klarem Himmel sehr beeindruckend. Ganz in der Nähe von Viña del Mar, in Con Con, gibt es einen schönen Strand, an dem ganz gute Wellen brechen. Diese Chance habe ich genutzt und mir ein Surfboard zugelegt, um meine Surfkenntnisse auszubauen. Ich habe sogar den Besitzer einer der Surfschulen kennengelernt und kann dort mein Surfboard unterstellen und brauche es somit nicht immer mit dem Bus zu transportieren. Ein weiterer Ausflug ging ins Valle de Elqui, das ähnlich wie die Atacama-Wüste für unglaublich klare Sternenhimmel bekannt ist. Zu viert haben wir uns in einem stillen Dorf namens Horcón ein kleines Haus gemietet, die Destillerie des Piscos „Fundo los Nichos“ besucht, eine Reittour durch die Wüstenberge im Nachbardorf Pisco Elqui gemacht und anschließend in Vicuña eine Radtour zu einer weiteren „Pisquería“ und einer Brauerei gemacht. Pisco ist ein Weinbrand und das chilenische alkoholische Nationalgetränk. Zudem habe ich mir mit den anderen deutschen Jungs die Hauptstadt Santiago angeschaut. Neben dem Nachtleben haben wir während des kurzen Ausflugs das Stadtviertel Bellavista kennengelernt und haben den Cerro San Cristóbal bestiegen, auf dessen höchsten Punkt eine große Marienstatue steht. Wir hatten großes Glück, denn am Vortag hatte es stark geregnet. Santiago hat normalerweise ziemlich viel Smog, wodurch man kaum etwas vom höchsten Punkt der Stadt sehen soll. Der Regen hatte die Luft jedoch vom Smog befreit, was uns zugutekam.


College Contact:
Das hört sich auf jeden Fall nach Spaß an! Wie gefällt es dir denn an der Uni? Wie sieht dein Studienalltag aus? Bist du mit deinen Kursen zufrieden?

Manuel: Ja! Sie sind sehr interessant und zum Teil auch sehr intensiv. Ich bin zum Beispiel in einem spanischen Grammatikkurs auf Level B2, in dem wir zu zweit unterrichtet werden. Das ist ein sehr intensiver Unterricht, was ich so noch nicht erlebt habe. Die Lehrerin ist sehr engagiert, geht auf unsere Fragen ein, passt den Unterrichtsinhalt an unser Niveau an und wir besprechen noch einmal alles, was die spanische Grammatik so hergibt. Wir haben zum Beispiel alle Zeiten wiederholt und jetzt geht es weiter mit dem Subjuntivo.

Ein weiterer Kurs, den ich besuche, ist auch auf Spanisch: Sozioökonomische Evolution Lateinamerikas beziehungsweise Chiles. Dieser Kurs behandelte bisher neben den Folgen der Eroberung des Landes durch die Spanier für die Uhreinwohner, die sozioökonomischen Auswirkungen des Neoliberalismus, der unter der Militärdiktatur Pinochets zwischen 1973 und 1990 eingeführt und umgesetzt wurde. Der Professor hat ein beeindruckend großes Wissen und zeigt Beispiele auf, wie sich die freie Marktwirtschaft im Alltag der Einwohner und vor allem der armen Bevölkerung niederschlägt. Wir vergleichen häufig die Situation Chiles zu unseren Ländern und finden Unterschiede und Gemeinsamkeiten.


Studieren und Leben in Chiles mondänstem Urlaubsort: In Viña del Mar fühlt sich Manuel häufig an Spanien erinnert.

College Contact:
Wie viele Studenten seid ihr in dem Kurs?

Auch dieser Kurs ist sehr intensiv: Wir sind nur vier Studenten, drei Amerikaner und ich. Und die Unterschiede sind da natürlich, gerade im Vergleich mit Deutschland, regelmäßig ziemlich groß. Wir lesen Texte, die zum Teil aber auch ganz schön happig und nicht leicht zu verstehen sind. Da habe ich dann auch schon so meine Probleme. Der Professor geht jedoch immer auf alle Fragen ein und erklärt die schwierigen Passagen dann mit anderen, einfacheren Worten. Wenn wir etwas gemeinsam lesen, dann umschreibt er meistens auch schon die Wörter, bei denen er denkt, dass wir sie nicht verstehen.

Und dann habe ich noch zwei andere Kurse, in denen es neben der Finanzkrise auch um die Auswirkungen des Neoliberalismus geht und darum, das Wirtschaftssystem in Chile zu verstehen. Es fällt schon auf, dass hier ein großer Fokus auf die Auswirkungen des neoliberalen Wirtschaftens gelegt wird – Chile stellt da natürlich ein Paradebeispiel dar.


College Contact:
Das ist ja auch der Mehrwert, den man aus einem Auslandssemester zieht – so ein tiefes Hintergrundwissen über das Wirtschaftssystem eines anderen Landes erhält man an einer deutschen Uni natürlich nicht. Schön, dass du mit der Situation an der Uni und mit deinen Kursen so zufrieden bist! Wie ist dein Eindruck von Land und Leuten allgemein? Kommst du mit der Sprache gut zurecht? Das chilenische Spanisch ist ja für seine vielen Eigenheiten bekannt.

Manuel:
Ja, das ist schon nicht ohne! Ich war schon einige Male in Spanien und habe da auch mein Auslandssemester während meines Bachelors gemacht. Das „Castellano“ ist schon sehr viel besser zu verstehen als das chilenische Spanisch. Das „Chileno“ ist schwer zu verstehen, da die Chilenen viele Laute verschlucken und das s am Ende eines Wortes nicht aussprechen. Und zudem benutzen sie teilweise ein ganz anderes Vokabular. Viele Ausdrücke und Bezeichnungen gibt es nur hier in Chile, die man natürlich erstmal lernen muss. Ich kann mich zwar ganz gut unterhalten und auch Konversationen führen – vor allem mit meinem chilenischen Mitbewohner unterhalte ich mich sehr viel und intensiv und das klappt auch sehr gut – aber trotzdem: Das Chileno ist schon eine Hürde, die man nehmen muss. Aber es ist auf jeden Fall interessant, noch einmal eine ganz andere Variante der spanischen Sprache kennenzulernen. Trotzdem genieße ich es, mich auch hier immer mal wieder mit Spaniern und Spanierinnen zu unterhalten, die man einfach besser versteht.


College Contact:
Und wie sieht es mit der Kultur und den kulturellen Besonderheiten aus? Kommst du gut zurecht?

Manuel:
Chile ist ziemlich weit entwickelt und man merkt im Alltag in Viña del Mar keine besonders großen, prägnanten Unterschiede zu zum Beispiel meinen Aufenthalten in Spanien. Klar, das Land hat nicht den hohen Lebensstandard wie in Deutschland aber ich finde gerade Viña del Mar vergleichbar mit Spanien. Valparaìso ist jedoch ganz anders. Die beiden Städte stehen in einem ziemlich starken Kontrast obwohl sie direkt nebeneinanderliegen. Valparaìso ist auf jeden Fall ärmer als Viña del Mar. Viña del Mar ist ja schon so die Vorzeige- und Tourismusstadt Chiles. Allerdings gibt es auch hier in Viña del Mar viel Armut und Viertel, die, wie auch in Valparaiso, keinen Anschluss an die Wasserversorgung haben. Diese Viertel liegen jedoch außerhalb der Stadt und ich kenne sie nur durch die Vorlesungen in der Uni.


College Contact:
Dein Stipendiengeld wolltest du ja dafür verwenden, um eine Fahrradtour durch den Süden Chiles zu machen. Ist das noch geplant?

Manuel:
Das wird wahrscheinlich eng mit der Zeit und dem Wetter. Es ist zwar durchaus noch möglich, auch im Juni, was ich auch so im Voraus, bevor ich hier angekommen bin, gelesen habe. Aber ich muss mal schauen. Ich denke, wenn dann das Semester vorbei ist und ich dann richtig reise, wird es mich eher hoch in den Norden ziehen, wo es dann wieder wärmer wird. Offiziell haben wir hier jetzt schon seit ein paar Wochen Herbst. Die Temperaturen waren bis vor gut anderthalb Wochen immer noch traumhaft. Wenn die Sonne rausgekommen ist, was meistens der Fall war, hatten wir immer noch über 20 Grad. Seit einigen Tagen ist es jedoch stark bewölkt und somit auch nicht mehr so warm. Zudem hat es nun angefangen, ziemlich stark zu regnen. Der Wetterumbruch ging daher ziemlich schnell und war abrupt. Ich gehe davon aus, dass es nun nicht mehr so warm wird, schließlich bewegen wir uns hier auf den chilenischen Winter zu. Demnach werde ich nach Beendigung des Semesters auch in den Norden des Kontinents reisen: Bolivien, Peru, Ecuador und vielleicht sogar Kolumbien stehen auf der Liste.


Schöne Aussichten: Nach dem Semester bleiben Manuel noch zwei Monate zum Reisen.

College Contact:
Du möchtest also die guten Temperaturen ausnutzen und dann natürlich nicht unbedingt in den Süden des Landes fahren.

Manuel:
Genau, ich habe auch einen Bekannten in Ecuador – mein alter Mitbewohner während meines Auslandssemesters in Valencia. Das Ziel ist also Definitiv Ecuador, wo die Temperaturen auch im August sehr warm bzw. heiß sind. Der Plan ist, mit Reisebussen peu à peu gen Norden zu reisen und mich einfach treiben zu lassen. Mein Rückflug geht Ende August dann von Santiago aus und dann fliege ich am Schluss von irgendwo in Ecuador, zum Beispiel von Quito, oder von Kolumbien aus ein paar Tage bevor mein Rückflug nach Deutschland geht wieder nach Santiago. Ich kann hier in der Wohnung in Viña del Mar meinen Koffer im Keller stehen lassen und ihn dann abholen, wenn es wieder zurückgeht. Mit der groben Planung werde ich in den nächsten Tagen beginnen…

College Contact:
Das hört sich wirklich nach einem richtig guten Plan an! Vielen Dank für das Gespräch, Manuel, und weiterhin eine tolle Zeit in Chile!

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