14 Mär
Erfahrungsbericht von Sarah W.

Saint Marys University


Land: Kanada
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Politikwissenschaft
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2015 bis 12/2015
Heimathochschule: Eichstätt - Ingolstadt U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Einführung

Es war schon immer mein Traum in einem englischsprachigen Land für einen längeren Zeitraum zu leben. Diesen wollte ich mir mit dem Auslandsaufenthalt im fünften Fachsemester erfüllen. Mein Studiengang sieht dieses Auslandsstudium als einen festen Bestandteil vor. Daher bewarb ich mich über die Agentur College Contact bei einer kleinen Universität an der Atlantikküste Kanadas im Oktober 2014. Die Bewerbung ist ganz unkompliziert. Bereits zwei Wochen danach erhielt ich die Zusage der Saint Mary’s University Halifax.

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Unterkunft und das kanadische Leben

Wie jede nordamerikanische Universität hat die SMU auch eine Residenz, wo die Studenten wohnen können. Allerdings wohnen hier meist nur die Freshmen (kanadisch für Erstsemester) und die Miete für die Zimmer ist sehr hoch. Da man als Undergraduate-Student sich nicht für die 1- Zimmer-Appartments bewerben darf, ist man somit auf den Meal Plan der Uni angewiesen.

Daher hatte ich mich schnell entschieden, Off-Campus zu wohnen. Die Zimmersuche startete ich bereits im Januar. Allerdings erstmal erfolglos. Nach den vier Monaten in Kanada kann ich sagen, dass die Kanadier ziemlich entspannt bei der Weitervermietung der Zimmer sind und meist eine Woche vor dem eigentlichen Einzug die Angebote auf den gängigen Internetplattformen posten. Eine dieser ist kijiji.ca, eine Art Ebay-Kleinanzeigen. Im Juni fand ich ein kleines Zimmer in einer WG mit zwei kanadischen Studentinnen.

Halifax ist eine Großstadt für kanadische Verhältnisse. Es gibt zahlreiche Restaurants, Bars und Clubs. Ein kleiner Tipp: Dienstags kostet der Eintritt ins Kino nur die Hälfte und zahlreiche Museen sind für Studenten umsonst. Empfehlenswert ist das Museum Pier 21, eines der größten Museen über die kanadische Einwanderungsgeschichte. Des Weiteren gibt es zahlreiche Festivals u.a. ein Oktoberfest. Besonderes in Erinnerung bleibt mir die Promenade am Meer und der Point Pleasant Park. Hier konnte man den Unistress schnell vergessen.

Wie man sich einen Supermarkt in Nordamerika vorstellt, so ist es tatsächlich. Es ist schwer, kleine Packungen zu finden. Ein Tipp für alle, die beim Einkaufen sparen wollen: Geht immer dienstags in den Atlantic Superstore, hier gibt es für Studenten 10 % Rabatt.


Der universitäre Alltag

In Kanada lernte ich erst das deutsche Studentenleben zu schätzen. Ich war es gewohnt, nur eine Prüfungsleistung zu bringen, wie z.B. Abschlussklausuren oder Hausarbeiten. In Kanada sieht dies ganz anders aus. Von Anfang Oktober bis Ende Dezember hatte ich jede Woche mindestens eine Klausur oder eine Abgabe für ein Essay. Diese haben natürlich nicht den Umfang von deutschen Hausarbeiten, aber dennoch sind sie aufwendig. Was ich als positiv empfand war, dass die Partizipation im Unterricht in die Endnote mit 10 Prozent einfloss. Da das Auslandsemester ein fester Bestandteil meines Studiengangs ist, wollte ich 30 ECTS-Punkte hier erreichen. Daher belegte ich an der Saint Mary’s University drei Kurse á 3 Credit Points. In Kanada werden entweder 3 Credit Points Kurse (für ein Term) oder 6 Credit Points Kurse (geht über ein ganzes Jahr) angeboten.

  1. Law and Politics (Dr. van Wilgenburg), wo es vor allem um das kanadische Rechtssystem und den Verbindungen zwischen Recht und Politik ging. Dieser Kurs wird für kanadische Studenten im 1. Jahr empfohlen und ist sehr zeitintensiv.
  2. Der Kurs Global Political Economy (Dr. Pessoa) hatte kein Final Exam. Als Prüfungsleistung musste man 2 Zusammenfassungen von Buchkapiteln, eine Zusammenfassung eines Films, eine Gruppenpräsentation und ein Research Paper abgeben.
  3. In dem Kurs Crisis of Democratic Legitimacy (Prof. Dr. Landes) thematisierten wir, ob es legitim sei, dass demokratische Staaten spionieren. Hierbei beschäftigten wir uns einerseits mit der Geschichte (Panopticon, Foucault, Stasi) aber auch mit dem NSA-Skandal.

Der Leseaufwand war sehr hoch. Insgesamt haben wir vier Bücher lesen müssen, wozu es Midterms gab. Dennoch fand ich diesen Kurs sehr interessant.

Die Klassengrößen waren unterschiedlich. In meinem Rechtskurs saßen insgesamt über 50 Studenten, in Global Political Economy in etwa dreißig und im Kurs Crisis of Democratic Legitimacy waren wir nur zu acht. Die Vorlesungen fanden zweimal die Woche, für 1:15 h, statt. Für jeden Kurs musste man sich vor Beginn mindestens ein Buch kaufen, da die Vorlesungen voraussetzten, dass man das jeweilige Kapitel zuvor gelesen hat.

Ich empfang es sehr bereichernd, andere Sichtweisen und Blickwinkel auf politische Themen kennenzulernen. In den Kursen wurde auch die Flüchtlingssituation in Europa diskutiert.

Ein Highlight waren die Parlamentswahlen, welche im Oktober 2015 stattfanden. An der SMU wurde ein Vortrag zum Thema Wahlkampfstrategien gehalten. Bei diesem lag das Online- Campaigning im Fokus, da dieses seit 2008 immer mehr an Bedeutung gewinnt. In Halifax gab es ein Forum, wo die Spitzenkandidaten der Parteien sich Fragen der Bürger stellen. Dieses fand ich sehr interessant. Des Weiteren konnte man auf der Straße viele kreative Ideen sehen, wie auf die Wahlen hingewiesen wurde.


Freizeit

Zur SMU gehört, neben einer Studentenkneipe (The Groosebrook), auch ein sehr großes Fitnessstudio, Sporthallen, ein Football-Feld und eine Eishockey-Arena. Der Sport hat in Kanada einen sehr hohen Stellenwert. Ich nahm an den Spinning- und Zumba Kursen teil. Natürlich durfte auch nicht ein Besuch bei dem Footballspiel der eigenen Universität fehlen. Vor dem Spiel wurden kostenlose Fanatiker verteilt. Leider verlor das Uni-Team, aber dennoch war es ein Erlebnis wert.

Im September und Oktober unternahm ich mit Freunden Road-Trips am Wochenende und habe so vieles von Nova Scotia sehen können. Im Fall Break (4 Tage im November) bin ich nach Montreal und Toronto geflogen. Beide Städte sind ein Besuch wert. Während Montreal sehr europäisch/französisch ist, ist Toronto eine typisch nordamerikanische Großstadt.

Gemeinsam mit anderen Austauschstudenten habe ich ein Festessen zu Thanksgiving organisiert. Das Thanksgiving ist nicht im November wie in den USA, sondern im Oktober zum katholischen Erntedank. Ein weiteres Ereignis war selbstverständlich Halloween, wo ganz Halifax gruselig dekoriert war und zahlreiche Partys stattfanden.


Fazit

In den letzten vier Monaten konnte ich viele neues Blickwinkel kennenlernen, habe neue Freundschaften geschlossen und Erfahrungen, sowohl positive als auch negative, sammeln können. Dies alles möchte ich nicht missen.

Ich sehe das Auslandsemester als eine einmalige Chance an, für einen gewissen Zeitraum, ganz oder zum Teil in eine andere Gesellschaft einzutauchen und Erfahrungen zu sammeln, die man sonst nicht machen könnte. Ich rate jedem dazu, die Chance zu nutzen, der sich für andere Länder und Kulturen begeistern kann. Und wer gerne im „wilden Kanada“ am Meer studieren möchte, ist an der Saint Mary’s University goldrichtig.