University of Newcastle
Beginn und Kurswahl
Der Besuch der University of Newcastle ist zum einen während des Bachelors, zum anderen für das Wintersemester von Ende Juli bis ca. Ende November zu empfehlen. Dies hat 2 Gründe: Ihr könnt fächerübergreifend eure Kurse wählen (ob ihr diese an eurer Hochschule angerechnet bekommt, solltet ihr vor Ort abklären1) und daher auch in Bereichen reinschnuppern, die euch an eurer Heimathochschule aufgrund der Studiengangordnung verwehrt bleiben. In manchen Fällen müsst ihr das auch, falls eurem Studiengang entsprechend kein Kurs zu finden ist, den ihr euch anrechnen lassen wollt. Und wenn ihr schon im Master studiert (und vielleicht sogar schon im 2./3. Semester), ist das Angebot schon ziemlich überschaubar, was anrechenbar wäre. Enger wird die Auswahl zudem im Sommersemester der UoN. Zumindest im Bereich Soziales. Fächerspezifische Bestimmungen schränken euch auch hier ein, auch an der UoN werden in manchen Kursen gewisse Kenntnisse vorausgesetzt, die sich mit der PO eures Studiengangs nicht decken. Fächerübergreifend studieren zu dürfen, heißt also nicht immer, es auch zu dürfen. Unter gewissen Voraussetzungen kann man aber auch Zugang zu Kursen finden, wenn man der ausländischen Hochschule eine englischsprachige PO der Heimathochschule vorlegt und aufzeigt, dass man über die nötigen Grundkenntnisse, die Vorleistung oder was auch dazu nötig bereits erbracht hat.
Also ist mein Tipp hier an euch: absolviert euer Auslandssemester während des Bachelors. Ob dann im Winter- oder Sommersemester, ist Geschmackssache. Wenn ihr zu Anfang eures Bachelors ein Auslandssemester plant, habt ihr den Vorteil, dass ihr noch Grundelemente eures Studiengangs im Ausland absolvieren könnt, wofür es meist keine besonderen Vorkenntnisse oder den Besuch von vorangegangenen Kursen erfordert, ohne auf Restriktionen aufgrund des Levels zu erwarten.
Merke: je niedriger die Zahl im Kurskatalog (z.B. EDUC1000, ENGL1201 oder PSYCH2600), umso höher die Chance diesen belegen zu dürfen. Ab Level 3000 in Soziale Arbeit oder Level 4000 in Psychologie wird es hingegen schwieriger.
Schon Fernweh bekommen?
Ansonsten haben wir noch viele weitere Erfahrungsberichte zu unseren Partnerhochschulen. Alternativ beraten wir dich auch gern und helfen dir, eine passende Hochschule für dich zu finden!
Vor Ort
Vor Ort habt ihr die Möglichkeit On-Campus oder Off-Campus zu wohnen, wobei ich euch On-Campus empfehlen würde! Ihr habt die Wahl zwischen Edwards Hall (Teds), Evatt House (Evatts), International House, Barahineban (nach Meinung vieler schwer auszusprechen ) und den New Residences (NewRes). Ich habe im West Tower der 4 „Neuen Residenzen“ gewohnt und es mit keinem Tag bereut! Ihr erhaltet dort zahlreiche Möglichkeiten zur Einbindung in das soziale Leben des Wohnheimalltags und könnt euch selbst auch zu Vertretern eurer Etage oder zum Präsident/Mitglied des Kommitees wählen lassen (während meiner Zeit dort am Abend des Commencement Dinners, der Einführungsveranstaltung der einzelnen Tower, bekannt gegeben). Ihr wohnt entweder in einer Single-Wohnung oder in einer WG von 2 bis hin zu insgesamt 6 Leuten. Ich hatte es anfangs mit einer 2-Personen-Wohnung (3 Zimmer plus Küche und Bad!)2 versucht und bin schließlich durch die positiven Erfahrungen, die ich beim Kennenlernen anderer WG-Typen wagemutig direkt auf eine 6er-WG umgestiegen – und habe es bis heute nicht bereut! Probleme beim Lernen ergaben sich hierbei nie, falls das eine vorherrschende Sorge sein sollte, da die Australier zum einen ihre Parties nie lange ausdehnen (offiziell meist nur bis Mitternacht, danach wird jede Party in den „croom“3 verlegt) und sehr rücksichtsvoll mit ihren Mitmenschen umgehen und zum anderen „study rooms“ für Tag- und Nachtschichten während der Lernphase(n) zur Verfügung stehen. Auch das WG-Leben an sich ist mit 5, aber auch mit nur 2 oder 3 weiteren Personen, viel spannender als nur zu zweit oder allein. Und ich muss sagen, dass alle meine „roomies“ cool drauf waren und sie nie Schwierigkeiten im Umgang mit ihnen ergaben. Falls ihr aber eure eigene Vorstellung von Ordnung und Sauberkeit habt (egal in welche Richtung diese geht – akkurat oder alternativ), empfehle ich euch eine WG-Größe mit geringerem Konfliktpotential. In einer 6er-WG kommt es leider hin und wieder zu stark voneinander abweichender Sauberkeit. Davon abgesehen engagiert die dortige Verwaltung aber auch tatsächlich ein Reinigungsteam, das die Toiletten, Küchen, Wohnzimmer reinigt und die Böden saugt/wischt. Das eigene Zimmer muss man allerdings selbst haushalten. Abgesehen vom sozialen Leben innerhalb der WGs (und ihrer Flure mit Gemeinschaftsräumen), der study rooms und crooms der Tower, gibt es noch einen Kinosaal im „East Tower“ und einen dort jeden Mittwoch stattfindenen Spieleabend. Zudem habt ihr die Möglichkeit, den Pool von „Teds“ mitzubenutzen (egal, welchem Wohnheim ihr angehört) und das Living Office zur Abholung von eintreffender Post und Paketen abzuholen sowie dort auch eure Schlüssel zu bekommen oder einfach mal ein kleines Schwätzchen mit den super-lieben Mitarbeitern dort zu halten. Es lohnt sich! Wer sich dort ein umfangreiches soziales Netzwerk aufbaut, nicht nur mit Kommilitonen, wird schnell merken, dass es auch im bürokratisch-organisatorischen Bereich der Uni ganz anders zugeht als hierzulande!
Auch rund um den Campus und in den Vorlesungen/Seminaren selbst wird man schnell diese Erfahrung machen. Einen wahren Kulturschock habe ich erlitten, als ich zum ersten Mal erlebte, dass man sich an der Uni, egal ob Verwaltungsangestellte, Student, Professor, Dozent oder was auch immer, mit Vornamen anredet. Außerdem sind auch die Leute vom International Office und dem Student Hub (entspricht dem deutschen Studierendensekretariat) ganz anders, als ich es von Deutschland und meiner eigenen Uni kenne, wahnsinnig hilfsbereit und freundlich! Schaut dort unbedingt während der Orientierungswoche vorbei, besonders im International Office erhaltet ihr viele nützliche Infos und einen UoN-Beutel mit allerlei nützlichen Sachen darin (in etwa wie die Campus/Unicum-Tüte). Während der O-Week verläuft es auf jeden Fall stressfrei, ihr habt noch genug Zeit, euren Stundenplan zu erstellen/verändern, falls ihr diesen noch nicht fertig habt. Ich hatte noch bis zum Ende der O-Week keinen Plan, welche Kurse ich nun endgültig besuchen würde, zumal ich noch auf eine Zusage eines sehr wichtigen Kurses wartete, aber auch hier werdet ihr die Erfahrung machen, das es in der Hinsicht auch heißt: no worries!
Unter diesem Motto könnt ihr die gesamte O-Week genießen, wobei in dem Semester, in dem ich dort war, den Auftakt der Montag mit einer Campus-Tour bildete, auf der man den gesamten Campus, alle wichtigen Gebäude und die Wege kennenlernt. Auf den ersten Blick wirkt der Campus zum Verlaufen prädestiniert, sehr komplex und man hat zunächst das Gefühl, sich dort nicht zurechtzufinden. Daher ist diese Campus-Tour eine dringende Empfehlung von mir! Außerdem an dieser Stelle noch hilfreich: eine App namens lost on campus, die euch helfen kann, euch auf dem Campus zu navigieren und scheinbar nicht-existente Gebäude doch noch sichtbar zu machen. Und in diesem Bushland ist so etwas schon Gold wert!
Vor allem der zweite Tag sollte für meinen weiteren Aufenthalt und die zukünftige Freizeitgestaltung schicksalsträchtig sein, da an diesem Tag der Campus Quest stattfand, der allen internationalen Studierenden die Möglichkeit gab, den Campus noch mal näher in einem Team und mit diversen Herausforderungen kennenzulernen. Zuvor gab es auf dem Platz hinter der Bar on the Hill (BotH) diverse Essens- und Trinkangebote (kostenlose Wasserflaschen aufgrund Hitze inklusive), darunter auch kostenloses Eis, wobei ich mich in eine Schlange einreihte und plötzlich deutsche Gesprächsfetzen vernahm, woraufhin ich das Mädel vor mir einfach mal ansprach und schließlich nach einer Weile Bekanntschaft mit einer Gruppe von anderen Deutschen machte. Diese Gruppe, noch ein paar andere Internationale und ich bildeten schließlich ein Team, den Campus Quest zu gewinnen. Das Rennen hatten wir zwar nicht gewonnen, dafür aber am Ende des Tages definitiv Freunde, wobei ich bereits im Gefühl hatte, dass ich noch einiges mit diesen Leuten erleben würde. Im weiteren Verlauf der O-Week verbrachten wir (das waren insgesamt 6 Deutsche) noch viel Zeit auf den anderen Events und lernten viele internationale Studierende aus allen Ecken der Welt kennen. Auf dem Programm standen noch der Abschluss des Campus Quest in der BotH mit Freigetränk und sich als DJ am Pult zu versuchen, die Monday movie night, eine Pool Party, Exploring Newcastle, Bowling in einem Strandclub mit anschließender Beobachtung des dort berühmten Newcastle SURFEST Contest, ein Comedy Abend im Shortland Building mit Comedians eines beliebten Radiosenders, Barbies (nein, keine Geschenke in Form von den rosa Plastikpuppen, sondern kostenlose Barbecues) und die sehr gelungene 90er Jahre Party in der BotH als krönender Abschluss einer Orientierungswoche, nach der man sich nicht mehr verloren bzw. endgültig wie zuhause fühlt, für all diejenigen, die sich von Anfang an in Australien weniger verloren, sondern viel mehr abenteuerlich und neugierig gefühlt haben.
Während dieser Woche empfehle ich, den Studierendenausweis im Student Hub zu organisieren, der noch vor Ort ausgestellt wird, da ihr in dieser Woche noch nicht damit beschäftigt seid, von A nach B zu rennen. Auch das Fahrrad im Bike Hub (wovon es auf dem Campus 2 gibt, ich habe allerdings von Anfang an das nahe des Hunter Buildings genutzt, dies liegt meiner gewählten Unterkunft am nächsten) sollte frühzeitig und in der O-Week ausgewählt bzw. bestellt (sofern nötig) werden. Aber Vorsicht! Hier versuchen die Verantwortlichen, euch durch einen ‚Deal‘ ein Fahrrad zu übergeben. Mein Tipp: lasst euch nicht darauf ein und besucht im Zweifel das International Office, das wird euch hierbei weiterhelfen, da diesem der Kooperationsvertrag mit allen Klauseln vorliegt. Mehr zu diesem Thema findet ihr in meinem ausführlichen Bericht, den ihr in diesem Fall unbedingt lesen solltet. In jedem Fall bekommt ihr so ein Fahrrad und wenn ihr alles richtig macht, auch eure 50AUD Pfand bei Abgabe wieder.
Da wir schon bei von A nach B rennen sind, lege ich euch ans Herz, 1-2 Tage vor dem offiziellen Beginn der Kurse (sollte ein Samstag und Sonntag sein), einfach mal über den Campus zu laufen, euch die Beschilderungen anzuschauen und durchzulesen und schon mal in Erfahrung zu bringen, wo euer Gebäude überhaupt liegt. Nehmt dabei ruhig die Karte vom Campus mit und markiert die wichtigsten Stellen. Aber zu Hause im Zimmer zu hocken und nur die Karte anzugucken, bringt nichts! Der Campus wirkt aufgrund des Buschlands wirklich sehr verwirrend und Gebäude sind hier teilweise schwer zu finden, da möchte man nicht Montag morgens wie so ein Touri von Campus A nach Campus B laufen und aufgrund von geographischen Schwierigkeiten zu spät zum Seminar kommen. Wobei ich in der Hinsicht noch keine negative Erfahrung hinsichtlich der Reaktionen der Professoren/Dozenten gemacht. Überhaupt geht auch hierbei vieles lockerer vonstatten, als man zunächst annimmt: kaugummikauende Dozenten im Freizeitlook mit den Händen in den Taschen und immer einen lockeren Spruch auf den Lippen, solche die sich auf die Tische setzen und Diskussionen zwischen Studenten und Lehrenden, wobei sich erstere teilweise auf den Boden setzen oder legen…und keinen stört es. Auch hier erlebte ich den einen oder anderen Kulturschock, der aber bereits nach kurzer Zeit überwunden war. Was man dort sehr selten findet (wobei ich es selbst überhaupt nicht gesehen und auch von anderen nicht gehört habe), ist ein Lehrender, der sich in Anzug und Krawatte hinter ein Pult stellt und eine Vorlesung förmlich gestaltet. Und das habe ich in Deutschland schon oft gesehen. Wenn man dann einmal Kurse in Australien besucht hat und dort akademisches Treiben beobachtet, wird man zu dem Schluss kommen, dass Deutschland doch schon ziemlich verklemmt ist! Auch sind die Inhalte und die Art zu lehren ein völliges Pendant zu Deutschland. Vorlesungen sind dort weniger frontal, sondern mehr antizipierend gestaltet, so wie man es von Seminaren kennt. Ich war sehr fasziniert von der Art meiner Dozenten, die Vorlesungen zu gestalten und die Studenten nicht einfach zur aktiven Teilnahme aufzufordern, sondern diese durch provokante Thesen/Themen und Fragestellungen anzuregen und zu motivieren. Es war alles viel lebhafter und enthusiastischer gestaltet, die Lehre auf einem ganz anderen Niveau und trotz aller theoretischen Inhalte viel praktischer orientiert. Besonders begeistert war ich von der Methode in dem Fach Soziale Arbeit, was auch meinem Studienschwerpunkt entspricht, die Studierenden eine Beratungssituation zwischen einem Sozialarbeiter und seinem Klienten simulieren zu lassen und diese aufzunehmen, um schließlich die ‚social skills‘ der Studierenden zu analysieren, um hier Stärken hervorzuheben und eventuelle Schwächen ausbauen zu können. Ich erinnere mich an ein Seminar, das ich hatte, wobei es um die gleichen Studieninhalte ging, ich aber schon damals das Gefühl hatte, das z.B. Fähigkeiten von Sozialarbeitern im sozial-psychologischen Bereich und auf kommunikativer Ebene völlig außer Acht gelassen werden. Zumindest was die Vermittlung im universitären Bereich betrifft. Natürlich können gewisse soziale Fähig- und Fertigkeiten vorausgesetzt werden, allerdings beschäftigen sich in der Realität immer noch viel zu wenige Menschen mit diesem Thema und vor allem mit so wichtigen Aspekten wie der eigenen Körpersprache, dem eigenen Auftreten unseres Gegenübers, dem Umgang mit Konfliktsituationen und vor allem unserer Wirkung auf andere. Letzteres spielt doch eine entscheidende Rolle im Umgang mit unseren Mitmenschen und erst recht in Beratungsgesprächen und Therapiesitzungen.
Die Berücksichtigung der eigenen ‚social skills‘ innerhalb dieses Studiengangs ‚Social work‘ an der UoN hat mich letztlich vollends überzeugt, dass ich mich für eine wie auf mich zugeschnittene Universität entschieden habe. Und im weiteren Verlauf habe ich auch gemerkt, dass die UoN sehr darum bemüht ist, ihren Studierenden es so angenehm und stressfrei wie möglich zu machen. Stressless week, Harmony week, Monday movie nights, das NUSA4, Ausflüge und Events organisiert durch die Hochschule, die Gelassenheit und Hilfsbereitschaft innerhalb der Mauern und Köpfen der Lehrenden, Angestellten und Kommilitonen, das soziale Leben in den Wohnheimen mit all seinen Facetten, der Geldbeutel schonende Fahrradverleih, der in dieser Art einzigartige Campus und die Nähe zu der faszinierenden und atemberaubenden Metropole Sydney machen die Universität Newcastle zu einer Universität, die sowohl auf bildungspolitischer Ebene als auch auf sozialer Ebene tiefe Spuren in mir hinterlassen hat und diese Uni wieder zu meiner ersten Wahl machen würde, wie ich es von Anfang an geplant habe. Dank der UoN, der abwechslungsreichen Freizeitgestaltung und all den offenen Menschen dort habe ich eine sehr schöne Zeit in Newcastle verbracht, die mich durchweg positiv geprägt und verändert hat und obwohl es eine finanzielle und organisatorische Herausforderung für mich als Kind einer Arbeiterfamilie mit stark begrenzten finanziellen Möglichkeiten war, würde ich jederzeit erneut meine letzten Cents zusammenkratzen, um diese wertvolle Erfahrung eines Auslandssemesters machen zu können.
Das Wichtigste und Wertvollste, was ich euch an dieser Stelle mitgeben kann, ist: no worries, mate!
1 Näheres könnt ihr dazu in meinem ausführlichen Erfahrungsbericht lesen (den euch College Contact auf Anfrage gern per Email zusendet).
2 Bilder und ausführliche Infos hierzu findet ihr ebenfalls in meinem Erfahrungsbericht
3 Common room
4 Organisation von Studenten für Studenten, das unter anderem wöchentlich eine wirklich lohnenswerte Obstkiste zur Abholung anbietet; mehr dazu findet ihr im ausführlichen Bericht, schaut dort unbedingt rein!