6 Feb
Erfahrungsbericht von Luisa H.

Riga Stradins University


Land: Lettland
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Humanmedizin
Studientyp: Sonstige Studiengänge
Zeitraum: 09/2016 bis 11/-1

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Hey,

ich heiße Luisa, bin 20 Jahre alt und aus der Nähe von Tübingen, seit September 2016 studiere ich an der RSU in Riga Humanmedizin.

Wie so viele bin ich selbst auch an dem Auswahlverfahren der Universitäten in Deutschland gescheitert. Im April 2016 habe ich mich dann an der RSU in Riga über College Contact beworben. Im Juni kam dann schon die Zusage und Ende August ging das große Abenteuer Studium im Ausland los.

Auf Riga bin ich über Freundinnen gekommen, die dort zuvor ihr Physikum beendet hatten und dann nach Deutschland wechseln konnten. Ich selbst stand dem Abenteuer eher skeptisch gegenüber, Riga, eine Stadt nahe an Russland, die ich davor nicht richtig gekannt habe und die nervigen Kommentare derer, die immer betonten, dass ich ein NC-Flüchtling sei. Trotz allem war mein Traum groß genug und da es meine einzige Chance war, begann das Packen und die Wohnungssuche.

Doch was soll man einpacken, wo kann man Hostels für die ersten Nächte finden, wo findet man Wohnungen, wie läuft die Einwanderung ab und wie soll ich das alleine alles schaffen, in einem Land, dessen Sprache ich nicht spreche und das ich zuvor noch nie gesehen habe.

Die Vorbereitungsphase

Zum Glück konnte ich besonders auf eine Freundin zählen, die dieses Abenteuer schon gelebt und gemeistert hat. Sie fügte mich in diverse Wohnungs- und Flatshare-Gruppen in Facebook hinzu, die ich täglich nach WGs durchstöberte. Ein Monat vor Abflug hatte ich dann eine WG gefunden. Ein Altbau mitten im Centrum, 6er WG, alles Ersties, 5 Deutsche und ein Norweger, 215qm, 290€ kalt. Perfekt!

Trotz allem musste ich noch zusätzlich ein Hostel für die ersten Nächte finden. Da die Uni auf das alles vorbereitet ist und Erfahrung mit all diesen Dingen hat, kamen dann schnell die ersten Mails, in denen man Infos zu Hostels, Buddy-Programmen und weiteren Aspekten fand. (Das Buddy-Programm ist ein Programm von höheren Semestern, die einem immer zur Seite stehen und einem jede Frage beantworten, sehr empfehlenswert!!) Abgesehen davon kam ich mit vielen Ersties durch FB-Gruppen in Kontakt. Auf diesem Weg habe ich mich dann mit drei anderen in das NB Hostel eingemietet und konnte etwas beruhigter den nächsten Schritt wagen.

Der Abflug

Kam dann doch schneller als gedacht, mit zwei Koffern und großem Handgepäck ging es dann los. Nach 2,5h Flug und dem ersten Kontakt mit Letten (die etwas speziell aber sehr freundlich, hilfsbereit sind und gut Englisch sprechen), ging es direkt in die Innenstadt, Old Town und Centrum erkundet und die neue Wohnung wurde besichtigt. Old Town ist der innerste Kern von Riga, dort findet man viele Restaurants und Bars, Centrum ist das eigentliche Wohngebiet. Alles im allem ist Riga eine Stadt, die total modern, sauber und entspannt ist. Jeder spricht Englisch und in den Bussen hört man auch oft Deutsch!

Die Orientierungswoche

ist super! Wir hatten das Glück, dass es sehr warm war und wir uns viel draußen aufhalten konnten. In dieser Woche hat man die Möglichkeit, Leute kennenzulernen und sich einzufinden, bevor das richtige Uni-Leben losgeht.

Tipps

Wenn ihr nach Riga gehen solltet, gibt es tausende Facebook-Gruppen, in denen man von Wohnungen über alte Skripte, Möbel, Fahrräder und Bücher alles findet.

Ansonsten wird alles auf euch zukommen, ihr habt immer das Büro für Internationale Studenten der RSU an eurer Seite (die euch mit Mails auf dem neuesten Stand bringen), eure Freunde aus eurem Semester und alle anderen Semester stehen euch auch mit Rat und Tat zur Seite. Denn alle Studenten an der RSU arbeiten und halten zusammen!

Die Universität

Die Uni selbst hat viele Gebäude, die in ganz Riga verstreut sind. Das RSU-Hauptgebäude ist auf der anderen Flussseite des Centrums, aber die Bus- und Tram-Verbindungen sind echt gut und pünktlich.

Im ersten Semester hatten wir Fächer wie Anatomie, Molbiologie, Chemie, Lettisch, Latein, Medizingeschichte, Erste Hilfe, Physik, Philosophie... Aber allesamt echt machbar!

Ihr werdet zu Beginn in sogenannte Study Groups eingeteilt. Meine Study Group besteht aus 11 Leuten aus Norwegen, Schweden, Finnland und Deutschland. In diesen Gruppen habt ihr eure praktischen Kurse. Das ist echt genial, ihr bekommt zum Beispiel alle eure eigenen Mikroskope und in Chemie warten wöchentliche Experimente auf euch, die ihr selbst durchführt. Ein Traum, der für euch in Deutschland eher selten erfüllt wird!

Unterrichtssprache ist Englisch. Auch das ist echt machbar, kein Mensch achtet auf Grammatikfehler oder Rechtschreibfehler und man wächst von Woche zu Woche an dieser Aufgabe. Lettisch habt ihr ziemlich häufig im ersten Semester. Mir selbst ist Lettisch bisher nicht ganz so leicht gefallen, weil die Grammatik komplex ist und die Vokabeln mit den Sprachen, die ich spreche, wenig verwandt scheinen. Aber auch hier gilt, es ist machbar und euch stehen gute Lehrer zur Seite.

Das Studentenleben

Es ist definitiv nicht von der Hand zu weisen, dass man viel lernen muss. Aber Lernen kann auch Spaß machen. Die neue Nationale Bibliothek ist perfekt für einen Lerntag geeignet. Die Bibliothek ist nagelneu und man hat einen tollen Ausblick auf die Stadt. Abends geht in Riga die Post ab. Es gibt einzigartige Kneipen, in denen man sich freitagabends gerne zusammensetzt. Abgesehen davon gibt es ein Teehaus, indem man entspannt tratschen kann und diverse süße, kleine Lädchen, durch die man schlendern kann. Alles in allem ist Riga eine interessante Großstadt, in der man sich schnell zurecht findet.

Mein Fazit

Ich selbst bin stolz, dass ich als NC-Flüchtling dieses Abenteuer eingegangen bin und würde diesen Schritt nach wie vor eingehen. Ich habe in meinem ersten Semester so viele Freunde gefunden, die genauso für ihren Traum kämpfen und die einem wirklich immer zur Seite stehen, egal was kommt. In Riga wächst man zu einem richtigen Team zusammen, das liegt vor allem daran, dass die eigenen Eltern und Familien weit weg leben, man sich selbst organisieren muss und auf Hilfe von Kommilitonen angewiesen ist.

Mit jeder Hürde, die man selbst oder mit seinen Freunden zusammen nimmt, wird man selbständiger und erwachsener. Klar gibt es Situationen, in denen man nicht genau weiß, wie man das alles alleine schaffen soll, aber Augen zu und durch, in Riga klappt alles irgendwie!