28 Jan
Erfahrungsbericht von Linn Sophie L.

Riga Stradins University

Land: Lettland
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Humanmedizin
Studientyp: Sonstige Studiengänge
Zeitraum: 01/2015 bis 01/2021

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Hey,

ich heiße Linn, bin 21 Jahre alt und komme aus der Nähe von Hamburg. Ich studiere jetzt bereits über ein Jahr Medizin in Riga.

Im August 2014 habe ich mich an der Riga Stradins Universität beworben und auch ziemlich schnell die Zusage bekommen, dass ich zum Sommersemester 2015 in Riga anfangen könnte, Medizin zu studieren. Ich wurde auf Riga aufmerksam durch einen Infoabend in Hamburg, nach dem ich dann mit meinen Eltern Riga für ein Wochenende besuchte und am Tag der offenen Tür der RSU teilnahm.

Damals habe ich einfach entschieden, es zu machen, ohne viel darüber nachzudenken und heute bin ich froh darüber und finde meine Entscheidung im Nachhinein sehr mutig. Ich hatte gerade mein Abitur gemacht und mein Pflegepraktikum abgeschlossen, als es hieß: Packen fürs Ausland! Niemals hätte ich mir vorstellen können für meinen Traum, Medizin zu studieren, so weit weg zu gehen. Und vor allem: Was packt man für einen neuen Lebensabschnitt im Ausland?

So wie jeder, der diesen Schritt macht, hat man Ängste vor so ungefähr allem z.B. Wohnung? Wohngemeinschaft? Neue Freunde? Die fremde Sprache? Auf Englisch studieren? In Lettland? Schaffe ich den Studiengang überhaupt?

Umzug & Beginn

Im Januar 2015 ging es also los und das Verabschieden war schwer, auch wenn ich mich unglaublich auf Riga gefreut habe. Einen Tipp vorweg: Sucht euch eine Wohnung, bevor die Uni losgeht (wenn ihr es schafft), ansonsten seid fleißig am Gucken und Anschauen, es stresst einen schon sehr, wenn man keine Wohnung hat, in die man „nach Hause“ kommen kann.

In der Facebook-Gruppe zuvor haben wir uns verabredet, in ein gemeinsames Zimmer in ein Hostel zu gehen ( Seagull Garrets ), was wirklich eine sehr gute Idee war, weil man nie alleine war und sofort Leute kennengelernt hat. Nach und nach haben alle Wohnungen gefunden und haben das Hostel verlassen. Das Center und die Old Town sind auf jeden Fall die besten Wohngegenden. Die Old Town ist sehr zentral gelegen, wobei man dort mit Lautstärke am Wochenende rechnen muss.

Die organisierte Orientierungswoche der RSU ist super, um Leute kennenzulernen und sich einzufinden, bevor die Uni richtig losgeht. Zur Vorbereitung: Bringt euch zwei weiße Kittel mit und kauft euch einen Anatomieatlas, mit dem ihr gut zurechtkommt (oder versucht einen zu ergattern in den Riga Second Hand Market Gruppen bei Facebook). Ansonsten wird alles auf euch zukommen und ihr habt immer Hilfe an eurer Seite, entweder von Freunden oder durch das Büro für internationale Studenten der RSU.

Schon Fernweh bekommen?

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Uni & Inhalt des Studiums & Sprache

Das Unigebäude ist alt, aber innen modern und vieles wird zurzeit noch umgebaut. Es gibt eigentlich alles, was man als Student benötigt. Ich habe zwar keinen Vergleich zu deutschen Universitäten, aber mir gefällt die RSU sehr gut. Im ersten Semester habt ihr Fächer wie Anatomie, Chemie, Molekularbiologie, Latein, Lettisch...

Obwohl anfangs alles so erscheint, als würde man den Stoff einiger Fächer nie schaffen und es zu viel wird, regelt sich das mit dem Verlauf des Semesters. Man wächst mit seinen Aufgaben! Auf Englisch zu studieren schien mir unmöglich, obwohl meine Noten eigentlich immer ganz gut waren. Auch in den englischen Alltag wächst man hinein. Die Professoren sprechen Englisch auch nicht als Muttersprache und deswegen klappt die Verständigung eigentlich immer gut. Englisch wird einem sehr schnell vertraut.

Von Beginn an hat man Lettisch als Unterrichtsfach. Obwohl die Sprache einem ziemlich fremd vorkommt, weil sie der deutschen nicht besonders ähnlich ist, findet man sich auch dort ein und ich freue mich immer wieder, wenn ich jetzt nach einem Jahr einige Konversationen teilweise verstehen kann oder Schilder in der Stadt lesen kann. Wenn man Französisch in der Schule hatte, kommt einem die lettische Grammatik vielleicht ein wenig bekannt vor. Auch wenn für die lettische Sprache wenig Zeit da zu sein scheint, sollte man dabei bleiben, weil es einem im Krankenhaus nach dem vierten Semester sehr helfen wird.


Riga & Leben

Riga ist eine wunderschöne Stadt mit vielen Möglichkeiten sich zu amüsieren, Dinge zu unternehmen und interessanten Museen. Ich finde, es ist eine kleine Großstadt oder große Kleinstadt. Man fühlt sich nicht ganz so verloren, weil alles überschaubar ist und man zu Fuß oder mit dem Fahrrad alles erreichen kann und das öffentliche Verkehrsnetz sehr gut ausgebaut ist. Unbedingt zu empfehlen sind die Skyline Bar des Radisson im Center, das Okkupationsmuseum, das Teehaus am Kanal und alle Veranstaltungen an Feiertagen. Obwohl die Letten ein eher zurückgezogenes Volk sind, blühen sie an diesen Veranstaltungen auf und singen und tanzen viel.

Das Wetter ist ähnlich wie in Deutschland, wobei der Winter bis zu -20°C werden kann und das ist wirklich schon sehr kalt!

Ansonsten: Augen zu und durch! Alles regelt sich mit der Zeit und man wächst in alle diese Dinge hinein. Alle Probleme lassen sich irgendwie lösen und man hat immer Unterstützung. Für mich war es die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Obwohl ich sehr verwurzelt in den Norden von Deutschland und nach Hause bin, habe ich in Riga ein neues Zuhause gefunden, dass ich nicht mehr missen möchte. Es ist interessant, mit anderen Kulturen Kontakt zu haben und sich damit zu beschäftigen. Es erweitert den Horizont und man fühlt sich zu etwas zugehörig.

Ich habe tolle neue Freunde gefunden, die für mich wie eine Familie geworden sind und habe vieles erlebt in einem Jahr. Ich bin froh den Schritt gegangen zu sein und ich würde es immer wieder tun. Es ist ein großer Schritt in die Selbstständigkeit.

Wenn ihr Fragen habt, könnt ihr mir gerne schreiben. Und wenn man mal den Glauben an sich verliert, hat mir dieser Spruch sehr geholfen:

It always seems impossible until it’s done.

Linn