University of Roehampton
Ein Semester lang habe ich an der University of Roehampton studiert und kann behaupten, dass die drei Monate zu den besten meines Lebens gehören. Ich war unglaublich begeistert davon, wie freundlich und höflich die Professoren und Mitarbeiter der Universität sind.
Die ersten vier Tage wohnten zunächst nur alle internationalen Studenten auf dem Campus. 150 junge Leute aus aller Welt, allerdings hauptsächlich aus den USA und Norwegen, waren auf den vier Colleges des Campus verteilt. Es erinnerte ein wenig an Hogwarts aus „Harry Potter“, schließlich war jedes College mit einem Tier verbunden und es galt Punkte für sein Team zu sammeln. Ich wohnte auf dem wohl zentralsten College, dem Digby Stuart College. Bereits Monate vor dem Auslandsaufenthalt wurde mir von der Universität die Möglichkeit geboten, mich für einen Wohnheimsplatz zu bewerben. Es wurde mir zugesagt, dass jedem internationalen Student ein Platz in einem der Wohnheime sicher zustehe. Der Prozess war leicht durchzuführen und schließlich auch erfolgreich. Ich landete in einer Wohngemeinschaft mit acht weiteren Studenten, was eine Erfahrung darbot, die ich nicht missen möchte. Nachdem man an den ersten Tagen die Möglichkeit hatte, viele ausländische Freunde auf diversen Karaokeparties oder Infoveranstaltungen zu finden, trafen zu Beginn der nächsten Woche alle Engländer an der Uni ein. Es war ein unglaublich schönes und spannendes Erlebnis, mit mehreren hundert Studenten in unmittelbarer Nähe zur Universität zu leben.
Ich belegte einen Kurs in Creative Writing und lernte, meine eigene Kurzgeschichte zu schreiben. Tatsächlich benötigte ich für den Weg von meinem Wohnheim zum Kursraum gerade mal zwei Minuten. Der Professor war ein junger Autor und gestaltete das dreistündige Seminar jede Woche sehr witzig und interessant. Für meine Biologiekurse musste ich vor Ort noch einige Änderungen vornehmen und habe direkt die zuständigen Professoren angeschrieben. Ich bekam schnelle und sehr freundliche Antworten und wurde problemlos in die gewünschten Kurse aufgenommen. Wie es an deutschen Unis auch der Fall ist, haben mich einige Vorlesungen und Seminare natürlich mehr begeistert als andere. Ich habe mich jedoch weder über- noch unterfordert gefühlt und von den Professoren und auch Kommilitonen die nötige Unterstützung und Hilfe erhalten. Auf meine endgültige Note muss ich leider vier Monate warten, da in England die meisten Arbeiten extern zur Zweitkorrektur gelesen werden und dieser Prozess eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt.
Das Feiern kommt an der University of Roehampton auf keinen Fall zu kurz. Ich würde behaupten, dass die Engländer das Wort Feiern generell ganz groß schreiben. Jeden Mittwoch gab es die Möglichkeit, in eine kleinere Diskothek in einen Nebenort zu fahren. Zusätzlich wurde jeden Freitag auf dem Campus eine Mottoparty veranstaltet, an der die Studenten immer zahlreich und mehr oder weniger kreativ teilnehmen. Ich kann nur empfehlen, sich den ein oder anderen Freitag für diese Party freizuhalten und eine richtige Studentenparty mitzuerleben. Innerhalb der WGs wurden intern des Öfteren zusätzliche Feiern geplant, wie zum Beispiel zu Geburtstagen oder an Halloween. Schlaf kam bei mir in einigen Wochen zu kurz, aber der wurde tagsüber einfach nachgeholt.
Central London ist von der Universität innerhalb von 20 Minuten zu erreichen. Man nimmt zuerst einen Bus zur nächsten Tubestation und von dort eine Untergrundbahn. Der Weg dorthin wird jedoch direkt zu Beginn auf einer Infoveranstaltung erklärt und ist auch nicht sehr kompliziert. Ich habe mich unwiderruflich in London verliebt und sehe es als die schönste Stadt an, die ich bisher kennenlernen durfte. Die Menschen sind höflich, die Straßen sind sauber, jede Ecke versprüht ein neues und anderes Flair – die Stadt ist einfach unglaublich und hochinteressant. Mein Tipp ist, sich sowohl tagsüber die Parks, Sehenswürdigkeiten und Märkte anzusehen, als auch nachts die verschiedenen Clubs, Restaurants und Pubs zu besuchen.
Des Weiteren wird von der Universität ein sogenanntes „Social Programme“ angeboten. Dieses Programm wurde für alle internationalen Studenten erstellt, die mehr von England sehen wollen als nur seine Hauptstadt. Ich bin sehr froh, dieses Programm gekauft zu haben, da ich damit viele schöne Tage mit tollen Freunden verbracht habe. So haben wir ein ganzes Wochenende in Wales verbracht und uns dort alte Burgen und wunderbare Landschaften bestaunt. Außerdem hatte ich die Möglichkeit, tolle Fotos am Stonehenge zu machen oder auf einer nächtlichen Jack-the-Ripper-Tour alles über den damaligen Serienkiller zu erfahren.
Im Großen und Ganzen hat mich das Semester an der University of Roehampton begeistert. Man muss sich vor dem Auslandsaufenthalt leider eine stattliche Summe Geld zusammensparen, da das Leben und der Transport in London nicht allzu billig sind, jedoch machen es die unglaublichen Erfahrungen alle wieder wett. Ich kann behaupten, mich während der 15 Wochen nie länger als zehn Minuten gelangweilt zu haben. Schließlich kann man sich entweder in der Wohnung mit seinen Mitbewohnern beschäftigen, in dem nur wenige hundert Meter entfernten Richmondpark spazierengehen, eines der unzähligen Sportangebote der Uni nutzen oder einfach nach Central London fahren und sich von dem Geschehen dort überraschen lassen.