University of Essex
Vorbereitung und Anreise
Zu Beginn der Planung meines Auslandssemesters stand die Entscheidung, in welches Land und in welche Stadt ich gerne reisen möchte. Ich habe mich letztendlich für Großbritannien entschieden, da Englisch für mich in der Zukunft eine sehr wichtige Sprache sein wird und ich so auch die Chance haben würde, mein Fachvokabular zu erweitern. Außerdem bin ich sehr begeistert von britischer Kultur, insbesondere britischem Theater.
Auf einer Messe habe ich von College Contact erfahren und entschieden mich an der University of Essex zu bewerben, da diese eine Partnerhochschule ist und sich die Modulauswahl gut für mich eignete. Also habe ich während der vorlesungsfreien Zeit im März meine Bewerbung zusammengestellt und ein Motivationsschreiben verfasst. Da die University of Essex für Studierende im Auslandssemester garantiert, dass diese ein Zimmer in einem der Wohnheime erhalten, hatte ich keine Probleme mit der Wohnungssuche. Dies kam mir gerade wegen der Kürze meines Aufenthalts sehr gelegen. Ich musste für die drei Monate kein Visum beantragen, was für einen längeren Aufenthalt nötig wäre.
Ein weiterer wichtiger Teil der Organisation war die Auswahl der Module, die ich im Ausland belegen würde. Dazu musste ich Rücksprache mit meiner Heimatuniversität halten, um sicherzustellen, dass ich mir die belegten Module hinterher anrechnen lassen könnte. Deswegen habe ich die Zeit genutzt, um Module im Wahlpflicht- und Anwendungsbereich zu belegen. Das eigentliche Wählen der Module hat sich trotzdem nicht als ganz einfach herausgestellt, da man darauf achten muss, dass diese sich nicht überschneiden, weil bei allen Veranstaltungen Anwesenheitspflicht herrscht. Deswegen musste ich meine ursprüngliche Wahl noch einmal ändern. Bei allen organisatorischen Fragen waren die Study Abroad Officers der Universität allerdings eine große Hilfe und haben sich auf alle Anfragen schnell zurückgemeldet.
Ich bin kurz vor Beginn des Semesters in Essex angereist und konnte vom Flughafen Heathrow aus einen Shuttle-Service zum Campus buchen, was sehr praktisch war. In der ersten Woche fand die Fresher’s Week statt, in der es die Chance gab auf verschiedenen Mixern neue Freunde kennenzulernen, an Führungen über den Campus teilzunehmen und auf der Freshers’s Fair die Societies und Angebote der Universität kennenzulernen. Außerdem gab es verschiedenste Partys und Spieleabende. So habe ich mich schnell zurechtgefunden und konnte neue Freunde kennenlernen.
Studium
In der zweiten Woche gingen dann die Vorlesungen los. Letztendlich habe ich zwei Psychologiemodule und zwei Informatikmodule belegt, da für Austauschstudenten auch ein interdisziplinäres Studium möglich ist. Ich hatte insgesamt weniger Vorlesungen, Tutorien und Abgaben wöchentlich, als ich es gewohnt bin. Dies kam mir sehr gelegen, da ich so das Auslandssemester genießen konnte. Allerdings musste ich alle Klausuren in der Woche vor Weihnachten schreiben. Diese waren zwar weniger herausfordernd, aber die Kürze der Zeit hat die Vorbereitung dennoch stressig gemacht. Die beiden Psychologiemodule haben sich als sehr interessante Abwechslung herausgestellt und waren auch für mich als fachfremde Studentin gut zu bewältigen. Sie bestanden lediglich aus einer wöchentlichen Vorlesung, sowie je einem Essay und einer abschließenden Multiple-Choice Klausur.
Da ich normalerweise keine Essays in Informatik schreiben muss, war dies eine neue Herausforderung. Meine Mitbewohnerinnen konnten mir aber ein wenig helfen und ich hatte genug Zeit mich einzuarbeiten. Von meinen Informatikmodulen hat mir eines auch sehr gut gefallen. Das andere war leider nicht sehr gut organisiert oder durchgeführt. Insgesamt war ich mit der Lehrqualität trotzdem zufrieden, denn solche negativen Erfahrungen kann man vermutlich an keiner Universität ganz vermeiden. Die generelle Herangehensweise ist praktischer als an meiner Heimatuniversität und daher häufig auch weniger herausfordernd, was Vorteile und Nachteile hat, aber für ein Auslandssemester ideal war. Ich hatte also genügend Zeit, die ich nicht mit Lernen verbringen musste, um das meiste aus meinem Auslandssemester zu machen.
Unterkunft und Freizeit
Mein Wohnheimzimmer lag im Bertrand Russel Tower in einer WG mit 15 weiteren Studierenden, die auch entweder ein Auslandssemester in Essex verbrachten oder dort internationale Masterstudierende waren. Ich hatte großes Glück, dass ich mit meinen MitbewohnerInnen gut zurechtgekommen und dort viele Freunde gefunden habe. Wir hatten ein sehr aktives WG -Leben und haben viel zusammen gekocht oder andere Freunde eingeladen. Da wir eine so internationale WG waren, hatte ich die Chance, etwas über viele verschiedene Kulturen abgesehen von der britischen Kultur zu lernen. So haben wir zum Beispiel eine „International Dinner Night“ organisiert, zu der jeder und jede ein für seine oder ihre Kultur typisches Gericht mitgebracht hat. Außerdem haben wir die Chance genutzt zusammen Ausflüge zu machen und sind zum Beispiel nach London oder Cambridge gefahren. Ich war außerdem mehrfach im Musical und Theater in London. Die University of Essex ist dafür perfekt gelegen, da sie nicht direkt in London liegt, wodurch man hohe Preise verhindern kann, aber London und andere Städte gut zu erreichen sind, wenn man Ausflüge machen oder reisen möchte.
Colchester selbst ist zwar nicht sonderlich groß, aber bietet alles, was man braucht, und hat einen netten Stadtkern. Auch ein Spaziergang entlang des kleinen Flusses in Richtung des Dorfes Wivenhoe kann ich nur empfehlen. Dort gibt es einen kleinen, idyllischen Stattkern und einige gemütliche Pubs. Da auf dem Campus alles sehr nah aneinander gelegen ist und es viele Angebote der Student Union gab, konnten wir abends häufig etwas zusammen unternehmen. So gab es verschiedene kreative Angebote, ein wöchentliches Pub-Quiz, einen wöchentlichen Karaoke Abend, diverse Angebote der Societies und verschiedene Partys in der Bar und dem Club, die auch zum Campus gehören. Besonders zu empfehlen ist auch der kleine Markt der wöchentlich auf dem Campus stattfindet. Dort verkaufen lokale Händler diverse Second-Hand Artikel, leckeres Gebäck und Street Food. In meiner übrigen Freizeit habe ich auch am Sportangebot der Universität teilgenommen und bin zum Jiu-Jitsu gegangen. Es ist wirklich ein großer Vorteil, dass es sich bei der University of Essex um eine Campus-Universität handelt, da die Nähe aller Angebote und Gebäude es ermöglicht, fast jeden Tag etwas zu unternehmen und tolle Erfahrungen zu sammeln.
Insgesamt war das Wohnen und Leben in England allerdings deutlich teurer als in Deutschland. Das gilt sowohl für Mieten und Studiengebühren als auch für Lebensmittelpreise. Das war mir die Erfahrung zwar auf jeden Fall wert, aber wenn man sich für ein Auslandssemester in England entscheidet, sollte einem das auf jeden Fall bewusst sein.
Fazit
Insgesamt hatte ich eine wunderbare Zeit in Essex, die ganz anders war als mein Studium in Aachen. Durch die Nähe zum Zentrum des Campus und die Tatsache, dass ich so schnell gute Freunde finden konnte, ergaben sich deutlich mehr Chancen für gemeinsame Unternehmungen. Außerdem habe ich es sehr genossen, so viel Kontakt zu Studierenden aus der ganzen Welt zu haben. Auch mit dem akademischen Angebot der Universität war ich größtenteils sehr zufrieden. Ich werde diese Zeit auf jeden Fall noch lange in sehr guter Erinnerung behalten und kann ein Auslandssemester an der University of Essex nur weiterempfehlen.