14 Nov
Erfahrungsbericht von Cornelius G.

University of California, Santa Barbara


Stadt: Santa Barbara
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Gesellschaftswissenschaften, Naturwissenschaften
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 03/2016 bis 06/2016
Heimathochschule: Jena U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Ein „Quarter“ an der University of California Santa Barbara

Es ist Dienstagmorgen 9:00 Uhr in der vorletzten Woche des Semesters und der Wecker klingelt. Dabei habe ich erst um 11:00 Uhr Vorlesung. Im Zehnminutentakt verhindert die Snooze-Funktion, dass ich zurück in die Tiefschlafphase finde. Nach 40 Minuten gebe ich genervt auf, drehe mich um, wecke die Person im Nachbarbett und erinnere ihn daran, dass er um 9:30 Uhr ein Seminar hat. Denn der Wecker, der geklingelt hat, war nicht meiner, sondern der meines Mitbewohners. Sich ein Zimmer mit einem Kommilitonen zu teilen, ist eines der vielen Dinge, die man als Deutscher in Santa Barbara zuerst ungewohnt findet, aber am Ende zu schätzen lernt. Doch fangen wir von vorne an.

Ich habe von März bis Juni 2016 über college-contact.com ein Auslandssemester an der University of California in Santa Barbara (UCSB) verbracht. In Deutschland studiere ich Medizin, was mir leider im Rahmen eines kurzzeitigen Auslandsaufenthaltes in den USA nicht möglich war. Deswegen habe ich an meiner Heimatuniversität ein Freisemester beantragt. Seit meinem High-School-Jahr in Sacramento, Kalifornien, hatte ich den Wunsch vorübergehend zum Studieren zurückzukehren. Dabei habe ich mich gezielt für die UCSB und gegen UCLA oder UC San Diego entschieden, weil ich ein aktives und eng verbundenes Studentenleben erleben wollte. Dafür ist die UCSB sehr gut geeignet, weil alle Studenten, die nicht im Wohnheim wohnen, zusammen in einem kleinen Viertel von Santa Barbara namens Isla Vista (IV) direkt an der Küste neben dem Campus wohnen. Dadurch entsteht eine einzigartige Atmosphäre, in der man nur von jungen Leuten umgeben ist und in der es leicht ist neue Freunde kennenzulernen. Soziale Veranstaltungen finden niemals weiter als 20 Minuten zu Fuß entfernt statt. Das bedeutet, ich konnte auch ohne Auto voll am Alltag teilnehmen, was in Amerika keine Selbstverständlichkeit ist.

Nachdem ich mich auf College Contact für eine Universität entschieden und die spezifischen Bewerbungsunterlagen eingereicht hatte, bekam ich eine sehr übersichtliche To-Do-Liste geschickt. Die größte Herausforderung während der Vorbereitung stellte die Wohnungssuche dar. Der Wohnungsmarkt in Isla Vista ist so knapp, dass man sich nicht erst vor Ort eine Wohnung suchen kann. Will man authentisch mit Einheimischen in einer WG wohnen, sollte man sich ein bis drei Monate vor Ankunft über Facebook-Gruppen, wie „UCSB Housing“, ein Zimmer suchen. Der Preis für einen WG-Platz liegt zwischen 500 und 1000 Dollar und es ist normal, dass man sich das Zimmer mit einer oder mehreren Personen teilt. Ich habe für 750 Dollar pro Monat in einem Zweier-Zimmer in einer vierköpfigen WG gelebt. Die Amerikaner sind bei der Mitbewohnersuche für uns ungewohnt locker. Sie führen kaum „WG-Castings“ durch und legen nur Wert darauf, dass man pünktlich Miete zahlt. Das heißt einmal Skypen und man kann einziehen.

Die UCSB genießt in Amerika, wie alle UCs, einen sehr guten Ruf unter den „Public Schools“. Die Professoren, die ich erlebt habe, waren sehr engagiert, motiviert und aufrichtig daran interessiert für uns Studenten eine gute Lehre anzubieten. Der Universitätsalltag ist etwas anders gestaltet als in Deutschland. Es gibt eine Zwischen- und eine Abschlussprüfung und während des Semesters verschiedene bewertete Hausaufgaben, vor allem Essays. Typisch ist auch, dass es jede Woche „Reading Assignments“ gibt, d.h. Leseempfehlungen für zu Hause, auf die sich dann teilweise die Vorlesungen, Hausaufgaben und Klausuren beziehen. Sehr beeindruckend ist auch der Kurskatalog der Universität. Neben den klassischen Kursen kann man von Basketball über dutzende Sprachen bis hin zu Theater und Musik fast alles finden, wofür man sich interessiert. Ich entschied mich für den fachnahen Kurs „Immune system and AIDS“ und zwei fachferne Kurse namens „International Security“ (Political Science) und „Global Conflict“ (Global Studies). Besonders die letzten beiden Kurse mit ihren kreativen Arbeitsaufgaben, wie dem Verfassen von „strategy briefs“ zum Eindämmen des Opiumhandels in Afghanistan oder zur Konfliktlösung zwischen Israel und Palästina, haben mich begeistert. Ich kann nur jedem empfehlen bei seiner Kurswahl kreativ zu sein und die große Auswahl zu nutzen.

Für die Freizeitgestaltung ist es wichtig, sich am Anfang des Semesters gut zu informieren. An der UCSB bieten sehr viele Vereine und Organisation spannende Abendveranstaltungen, wie Salsa- oder Blues-Tanzkurse, an. Besonders hervorzuheben ist der „Exkursion-Club“. Das ist ein studentischer Verein, der gegen einen Semesterbeitrag von 30 Dollar jede Menge Outdoor-Ausrüstung zum Ausleihen bereithält, unter anderem Zelte, Schlafsäcke und Surfboards. Außerdem bietet er fast täglich organisierte Ausflüge an. Das können kleine Fahrradtouren bis hin zu dreitägigen Campingausflügen sein. Über Santa Barbara hinaus gibt es viel in Kalifornien zu entdecken, von großartigen Städten wie LA bis hin zu einzigartigen Nationalparks, wie dem Yosemite. Ich bin oft mit Freunden über das Wochenende verreist. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir der Trip nach Tijuana, Mexiko. Es ist eine interessante Erfahrung, zu Fuß von San Diego 100 Meter durch eine Grenzanlage zu gehen und sich in einer komplett anderen Kultur wiederzufinden.

Nach Semesterende war mein Visum noch 60 Tage gültig. Diese sogenannte „Grace Period“ habe ich genutzt, um in Washington DC ein vierwöchiges Praktikum in dem Wahlkampfteam eines Demokraten zu absolvieren. Es war spannend, so tief in das politische System Amerikas einzutauchen und nach Kalifornien auch die East Coast kennenzulernen. Im Anschluss haben mich Freunde in Boston besucht und wir haben uns auf einen dreiwöchigen Roadtrip nach Miami begeben.

Alles in allem habe ich fast sechs Monate in den USA verbracht und bin dankbar für die vielen neuen Erfahrungen und Freunde. Zum Abschluss drei kurze Tipps für die UCSB:

  • Sucht euch rechtzeitig eine WG über die Facebookgruppe „UCSB Housing“
  • Nutzt ratemyprofessors.com beim Einschreiben
  • Tretet dem Excusion Club bei

Damit bleibt nur zu sagen, genießt die Zeit, freut euch auf den entspannten kalifornischen Lebensstil, seid offen für Neues und lasst euch auf die lockeren Amerikaner ein. Viel Spaß!