1 Jul
Erfahrungsbericht von Benjamin S.

California State University Fullerton


Stadt: Fullerton
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Wirtschaftsinformatik
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 01/2024 bis 05/2024
Heimathochschule: Stuttgart DHBW

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

1.Vorbereitung des Auslandsaufenthalts

1.1. Anmeldung

Große Teile der Anmeldung werden von College Contact, einem Dienstleister für solche Anmeldungen, übernommen. Ihr werdet von Ihnen kontaktiert und sie schicken euch genaue Anweisungen. Man hat einen persönlichen Ansprechpartner, dem man immer schreiben kann, wenn man Fragen hat. Die Anweisungen enthalten alle Anforderungen der California State University Fullerton (CSUF), wie bspw. einen B2 Sprachnachweis, ein Transcript Of Records und eine Bestätigung eurer Bank über ausreichende finanzielle Mittel. Man muss zudem ein F1-Visum bei der amerikanischen Regierung beantragen. Dazu stehen ebenfalls genaue Anweisungen in den Mails von College Contact.

Es ist alles sehr einfach gehalten: Sobald ihr die benötigten Unterlagen zusammengesammelt habt, schickt ihr eine Mail an College Contact und sie kümmern sich um die Bewerbung bei der CSUF. Daraufhin heißt es warten, bis sich die CSUF bei euch meldet. Sie schicken euch eine Bestätigung zu, sobald ihr einen Platz bekommt. An der CSUF habt ihr dann ebenfalls einen persönlichen Ansprechpartner, dem ihr bei Fragen schreiben könnt. Sie haben an der CSUF auch Erfahrung mit DHBW Studenten, weil die DH Stuttgart Partnerhochschule ist.

1.2 Versicherung, Reisedokumente, Finanzielles, Visumsbeantragung

Ihr müsst an der CSUF eine Krankenversicherung abschließen, die ca. $800 kostet. Wenn ihr ankommt, zeigen sie euch dort, wie ich ihr eine sog. Anthem Card bekommt. Die müsst ihr immer vorzeigen, wenn ihr einen Apotheken- oder Arztbesuch macht. Ich habe es das erste Mal bei der Apotheke vergessen und habe den vollen Preis für ein Medikament gezahlt. Kümmert euch früh genug um einen Reisepass und ein Impfpass ist ebenfalls hilfreich. Ansonsten teilt College Contact euch alles mit über die erforderlichen Dokumente.

Das ganze Semester hat mich rund $US 17.000 gekostet. Die Anmeldung kostet rund $US 6000, die Unterkunft hat mich $US 2500 gekostet (was für 4 ½ Monate sehr wenig ist, dazu später mehr). Dann habe ich ein Auto gemietet, was mich etwa $US 2900 (ohne Benzinkosten) für 4 Monate gekostet hat. Auch das ist noch vergleichsweise billig (auch dazu später mehr). Der Flug (hin und zurück) hat $US 600 gekostet. Den Rest habe ich für Essen, Kleidung, Eintritte, Benzin und Parkgebühren ausgegeben. (Nur ein kleiner Hinweis zu den Anmelde- und Semestergebühren:

Es ist sehr teuer, in den USA zu studieren, aber man muss vor allem zwei Dinge beachten: 1. Man bekommt hier auch einiges für sein Geld geboten (der Campus ist sehr schön angelegt, es gibt Sportanlagen, Restaurants, mehrere Starbucks, einen Park, es gibt glaube ich sogar eine Pantry, bei der man sich kostenlos Grundnahrungsmittel holen kann. Es gibt außerdem zahlreiche Clubs, denen man beitreten kann. Ich habe außerdem für das ganze Semester ein MacBook Pro ohne Aufpreis gestellt bekommen, weil ich das für einen Kurs gebraucht habe). Für die Visumsbeantragung sollte man spätestens 5 Monate vor Semesterbeginn mit der Vorbereitung beginnen und dann immer hinterher sein muss, dass man die Dinge fertigbekommt. College Contact macht es einem wirklich einfach, aber man muss sich halt dann trotzdem um die einzelnen Dokumente und Formulare kümmern.

1.3 Anreise

Die Anreise war nicht besonders spannend. Ich bin von Stuttgart nach London und von dort nach Los Angeles geflogen. Am Flughafen wurde ich von einem Freund abgeholt und zu meiner Gastfamilie gebracht. Je nachdem, wo ihr hinmüsst, müsst ihr euch vermutlich ein Uber mieten.

2.Studienumfeld

2.1 Wohnen

Ich hatte Glück und konnte bei einer Familie wohnen, die ich privat kennengelernt habe. Ich habe südlich von Fullerton bei Irvine gewohnt. Von dort aus waren mit dem Auto 40 Minuten bis zur Uni. Zum Strand waren es 25 Minuten (Laguna Beach).

2.2 Angebote der Hochschule

Es gibt zahlreiche Clubs an amerikanischen Unis. Ich habe davon allerdings keinen Gebrauch gemacht, weil ich meine Zeit anderweitig nutzen wollte. Es gibt ein Gym, Fußball, Baseball (vermutlich auch Football) und einen Swimming Pool auf dem Campus. Es gibt auch eine Mensa, aber das ist glaube ich relativ teuer und wie gut das Essen ist, kann ich nicht beurteilen.

Auf dem Campus gibt es mindestens 2 Starbucks, einen Carl’s Junior, Panda’s Express und noch andere Läden. Es gibt außerdem einen großen Bereich mit Bowling-Bahnen, Billard-Tischen, etc. Zudem hat die uni eine sehr große Bücherei.

2.3 Soziales Umfeld

Ich bin Christ (genauso wie die Familie, bei der ich gewohnt habe) und habe mich in der Zeit oft mit anderen Christen getroffen. Auf die Art habe ich bei allen möglichen Aktivitäten und Veranstaltungen sehr viele Menschen kennengelernt, weil ich natürlich dann die ganzen Bekannten, Verwandten und Freunde der Familie immer kennengelernt habe. Sie hatten drei Kinder in meinem Alter, die ich nach der Zeit gute Freunde nennen kann. Wir sind jedes Wochenende zusammen zu verschiedenen Orten gefahren (Beispiele sind San Clemente Car Meet, Joshua Tree National Park, San Diego, LA Downtown, …).

Wenn ihr die Möglichkeit habt, bei Einheimischen oder sogar bei Freunden zu wohnen, kann ich das sehr empfehlen. Das öffnet einem die Tür zu so Dingen wie Garage Sales in Gated Communities oder Costco oder einfach zu den vielen Kontaktmöglichkeiten. Man bekommt auch sehr viele gute Empfehlungen und Hinweise, was man in der Gegend machen kann und auf was man achten sollte.

3.Studium

3.1 CSUF – Allgemein

Die Hochschule hat mehr als 40.000 Studierende und ist dementsprechend groß. Es gibt Kurse, die belegt werden können und Dozenten, die die Vorlesungen halten. Die Vorlesungen sind kürzer ale in Deutschland, nämlich nur etwa 1:15 Stunden. Die Leistungsbeurteilung funktioniert nicht wie in Deutschland. Man bekommt über das Semester zahlreiche Hausaufgaben, Assignments und Quizzes gestellt, die benotet werden und einen Teil der Gesamtnote ausmachen. Dann gibt es Midterm-Prüfungen, die etwa zur Häflte des Semesters hin stattfinden. Diese Midterms sind relativ klein, prüfen aber, wie gut man bis zu dem Zeitpunkt mitgekommen ist. Am Ende gibt es Finals. Diese Prüfungen sind dann etwas größer als die Midterms, aber immer noch kein Vergleich zu Deutschland
(3 Tage Vorbereitung sind schon fast zu viel).

3.2 Besuchte Kurse

Ich habe vier Kurse belegt:

1. Economics in Latin America and the Caribbean (ECON334): Dieser Kurs war ein VWL Kurs, in dem man beginnend von der Kolonialzeit bis heute die wirtschaftlichen Entwicklungen in Südamerika gelernt hat. Die Dozentin hält eine Powerpoint Präsentation und schreibt Dinge in die Präsentation sowie an die Whiteboards. Am Ende gab es dann jedoch für Midterm und Finals die Möglichkeit ein sehr umfangreiches Zusammenfassungsblatt mitzunehmen. Mögliche Fragen für die Prüfungen wurden im Voraus bereitgestellt, sodass man eigentlich kaum ‚lernen‘ musste, sondern nur die Antworten auf die Fragen aus den Unterlagen suchen musste. Für mich als Anti-VWLer hat es sich auf jeden Fall gelohnt: Ich konnte ein A in dem Kurs schaffen.

2. Game Production and Design (CPSC386): Diesen Kurs kann man sich als Software Entwicklung für Fortgeschrittene vorstellen. Wir haben erst jede Menge objektorientierte Python Programmierung gemacht (mit pygame). Dabei arbeitet der Professor während der Vorlesung an einem Grundgerüst für die Spiele und zeigt, wie man einzelne Sachen implementiert und dann bekommt man Programmierungs-Assignments, in denen man alleine oder in der Gruppe bestimmte Features implementieren soll. Diese werden dann auch benotet. Wir haben in dem Semester zwei Spiele in Python geschrieben, wobei eines fast komplett in der Vorlesung und das andere vollständig außerhalb der Vorlesung als Projekt entwickelt wurde. In den letzten zwei Monaten des Kurses haben wir dann noch grundlegend Unreal Engine 5 behandelt und damit erst ein einfacheres Spiel entwickelt sowie in einem Abschlussprojekt Crossy Road erstellt. (Hier wurde dann nicht mehr Code geschrieben, sondern mit grafischer Programmierung gearbeitet).

3. Mathematical Computation (MATH320): Hier ging es darum, zu lernen, wie man mit Python mathematische Probleme lösen kann. Man hat sehr viel über Numpy, Matplotlib und Scipy gelernt und kennt sich nach dem Kurs bestens mit diesen Bibliotheken aus. Es ging vorrangig darum, welche Funktionen die entsprechende Bibliothek bereitstellt und wie man sie benutzt. Es gab immer wieder umfangreiche Hausaufgaben und kleine Kurztests (die dann kaum extra Vorbereitung brauchen), sodass man das Wissen gut verinnerlicht hat. Es gab zudem ein Projekt, was aber nicht zu umfangreich war, so dass man das gut innerhalb von 1-2 Wochen schaffen konnte. Gegen Ende des Semesters wurde es etwas fordernder, weil dann auch Dinge behandelt wurden, die wir in Deutschland in Mathe nicht gehabt haben. Man muss in dem Kurs allerdings kaum mal was rechnen, sondern programmiert eigentlich 95% der Zeit.

4. Artificial Intelligence: Dieser Kurs war eine Einführung in KI und man ist nicht wirklich ins Detail gegangen (wie man das auch von vielen DHBW Einführungskursen kennt). Man hat in der ersten Hälfte des Semesters viele Begriffe und grundlegendes Wissen über Vorgehensweisen gelernt, um Probleme mit KI zu lösen. Man geht auch nochmal ein bisschen auch Logik ein, allerdings nur sehr grundlegend. Dann geht es in dem Kurs auch viel um Wahrscheinlichkeitsrechnung, jedoch nichts kompliziertes, sondern eher wie man beispielsweise Bayes Rule praktisch nutzen kann für KI. Außerdem hat man Algorithmen kennengelernt, die gewissermaßen den Anfang des Themengebiets markieren. In der zweiten Hälfte haben wir uns dann viel mit probabilistischen Modellen beschäftigt und es gab dann noch zwei Wochen lang eine Einführung zum Thema Machine Learning. Es gab auch in diesem Kurs ein Projekt, bei dem man eine Anwendung schreiben sollte, die KI nutzt oder wie in meinem Fall ein KI-Modell von Grund auf selbst entwickeln konnte. Die Dozentin (M.K.) hat sehr wenig gefordert (wenn man DHBW gewöhnt ist) aber es hat trotzdem Spaß gemacht.

3.3 Betreuung an der Hochschule

Es gab ein International Office, das jeden Tag geöffnet war und man konnte dort immer mit Fragen hingehen. Die Emails wurden auch immer sehr schnell beantwortet. Die Professoren sind sehr darauf aus, dass alle mitkommen. Sie bieten daher zum Beispiel ‚Office Hours‘ an, bei denen man mit Fragen in ihr Büro kommen kann und sie einem dann helfen. In dem Mathe-Kurs gab es zu dem so eine Art soziales Netzwerk bzw. Forum, auf dem man Fragen posten konnte und dann Hilfe von der Professorin oder von anderen Studenten bekommen hat. Es gibt zudem für verschiedene Fachbereiche (Mathe, Informatik, Biologie, Medizin, …) ein Tutoring-Angebot, bei dem man von jemandem aus einem höheren Semester sozusagen ‚Nachhilfe‘ bekommen kann.

Ich habe in meiner Zeit an der Uni nur einmal vom sogenannten ‚Writing Center‘ in der Bücherei Gebrauch gemacht, weil man dort Hilfe bei beim Schreiben von Essays bekommen konnte und mir die Regelungen der CSUF fremd waren.

4.Studienort

4.1 Öffentliche Verkehrsmittel

Ich habe in den ersten zwei Wochen an der Uni die öffentlichen Verkehrsmittel genutzt. Diese waren kostenlos für mich, weil die CSUF an einem Projekt in Kooperation mit Metrolink (Eisenbahngesellschaft) teilnimmt. Allerdings ist es anders als in Deutschland: Es fahren nicht zu jeder Zeit Bahnen/Busse in beide Richtungen, sondern nur morgens in die Stadt hinein (aber nicht hinaus) und abends aus der Stadt heraus (aber nicht hinein). Daher muss man dann immer den ganzen Tag an der Uni verbringen, obwohl man beispielsweise nur zwei Stunden Vorlesung hat. Deshalb habe ich dann nach zwei Wochen angefangen, mir ein Auto zu mieten. Ein Auto ist sehr zu empfehlen.

4.2 Sicherheit

In der Gegend um die Uni hat man sich sicher gefühlt. Es wird eigentlich nur interessant, wenn man nach Downtown L.A. geht oder nach San Diego fährt. Hier sieht man insbesondere an den Stadträndern oder beim Hineinfahren in die Stadt viel Armut und Obdachlosigkeit. Ich bin während der ganzen Zeit nie in einer gefährlichen Situation gewesen. 

Kalifornien ist im Vergleich zu anderen Staaten unauffälliger, was Schusswaffen angeht und unsicher habe ich mich nicht gefühlt. Es war nur so, dass meine Gastfamilie schonmal Zeuge einer Schießerei wurde und ich einmal eine Meldung aufs Handy bekommen habe, dass es 40 minuten von mir Schüsse in einer Mall gegeben habe. Aber selbst habe ich nichts mitbekommen/gesehen in die Richtung. Am Strand wurden mir einmal ein Kaufangebot für diverse Substanzen unterbreitet. Ich habe beim Parken immer darauf geachtet, meinen Rucksack und Wertsachen nicht im Auto zu lassen oder wenigstens in den Kofferraum zu tun, sodass man sie nicht mehr sieht.

4.3 Sehenswürdigkeiten

In der Gegend um L.A gibt es das Griffith Observatory, was sehr oft und viel empfohlen wird. Außerdem gibt es viele Strände, die schön sind. Joshua Tree ist nicht sehr weit weg, sodass man einen Tagesausflug machen kann. Auch Las Vegas und Palm Springs bieten sich für Wochenendtrips an. Den Grand Canyon kann man auch erreichen, der ist allerdings schon ein Stück weiter weg. Ich empfehle San Clemente und vor allem das Auto Treffen, das jeden Samstag dort stattfindet. Außerdem ist Laguna Beach eine sehr schöner Strand und beim nahegelegenen Shake Shack in Crystal Cove kann man es sich auch gut gehen lassen.

4.4 Internetzugang und Telefonieren

Am Anfang meines Aufenthalts habe ich Airalo genutzt. Das ist ein Anbieter, bei dem man eSim Karten kaufen kann und dann ein Datenvolumen aber keine amerikanische Nummer hat. Die Uni gibt euch aber dann kostenlose Simkarten mit 5 GB Datenvolumen und einer amerikanischen Nummer, was ich dann auch die meiste Zeit genutzt habe. Von diesen Sim karten konnte man sich so viele holen, wie man wollte. Internetzugang hatte ich in meiner Unterkunft und an der Uni.

5.Finanzieller Aufwand

5.1 Reisekosten

Die Flugkosten waren 600€ für den Flug hin und zurück. Ich habe auf dem Rückflug noch einen zusätzlichen Koffer mitgenommen, der dann nochmal $US 100 gekostet hat. Das Benzin ist billiger als in Deutschland, man fährt aber auch deutlich mehr. Das würde ich jetzt für meinen Aufenthalt auf etwa $US 600 schätzen.

5.2 Lebenshaltungskosten

Kosten für Wohnung würde ich realistischerweise eher auf $US 1000 pro Monat schätzen und nicht auf $US 500 wie in meinem Fall. Ich habe bei der Familie jeden Tag mindestens 2, meistens 3 Mahlzeiten gegessen, deswegen kann ich nicht einschätzen, wieviel man hierfür ausgibt aber bei den Lebensmittelpreisen würde ich mit $US 300 und aufwärts pro Monat rechnen. Arztbehandlungen waren durch die Versicherung kostenlos aber Medikamente musste ich dann leider trotz Versicherung immer noch zu einem Teil selbst tragen. Aber das sind Beträge von $US 0-50, weil man durch die Versicherung starke Vergünstigungen bekommt.

6. Bewertung des Gesamtaufenthalts

Der Aufenthalt hat sich definitiv gelohnt und der Abschied fiel schwer. Es kostet leider sehr viel, aber gleichzeitig ist es eine einmalige Erfahrung und man lernt jede Menge in der Zeit.