2 Feb
Erfahrungsbericht von Alexandra B.

San Diego State University


Stadt: San Diego
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Biologie
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2017 bis 12/2017
Heimathochschule: Freiburg U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Bereits im späten Sommer 2016, kurz vor Beginn meines Masterstudiums und nachdem ich gerade meinen Bachelor of Science in Biologie abgeschlossen hatte, fasste ich den Entschluss, mein drittes Semester des Masters im Ausland zu beginnen.

Wahl der Hochschule

Eigentlich hatte ich einen Aufenthalt mit dem Erasmus-Programm in einem europäischen Land geplant, aber da die Auswahl an Universitäten und Studienplätzen, die für meinen Studiengang angeboten wurden, nur wenig umfangreich war, begann ich mich über Alternativen zu informieren. Eine Freundin und Kommilitonin hatte bereits San Diego als Stadt der Wahl für sich ausgesucht, und als ich mich selbst näher über die Stadt und die Universitäten informierte, war auch ich davon sehr angetan.

San Diego ist ein bekannter Forschungsschwerpunkt für biologische Forschung und deshalb zum einen sehr attraktiv für mich. Zum anderen war es mein vorrangiges Ziel in diesem Auslandssemester, mein Englisch zu perfektionieren und Erfahrungen im Ausland zu sammeln, da ich noch nie längere Zeit außerhalb Deutschlands verbracht hatte. Vor allem jedoch war es schon immer einer meiner größten Träume, an einer amerikanischen Universität zu studieren.

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Erste Schritte

Entschließt man sich zu einem Auslandssemester als sogenannter „Free Mover“, also nicht an einer Partneruniversität der eigenen oder mit Erasmus, dann erweisen sich die organisatorischen Aufgaben als etwas komplizierter. Glücklicherweise gibt es Firmen wie College Contact, die bei der Bewerbung an einigen dieser Hochschulen mit Rat und Tat zur Seite stehen und sogar das Einsenden der Bewerbungsunterlagen in die USA und Hilfe bei der Beantragung des Visums kostenlos übernehmen. Dadurch hatte ich zu jedem Zeitpunkt meiner Bewerbung kompetente Ansprechpartner in Deutschland, die ich mit all meinen Fragen behelligen konnte.

Der erste Schritt in der Bewerbung war das Absolvieren eines Englischsprachtests (IELTS, TOEFL oder DAAD-Sprachzertifikat), der von den meisten Hochschulen von internationalen Studenten erwartet wird. Das ist bereits der erste von vielen Kostenpunkten, der berücksichtigt werden sollte. Nachdem der IELTS absolviert gewesen war, musste ein Finanznachweis organisiert werden, in dem die Bank das Vorhandensein von ausreichend finanziellen Mitteln zum Stemmen des Auslandssemesters bestätigt. Für amerikanische Universitäten beläuft sich dieser Betrag auf ca. 12.000€.


Bewerbung

Nachdem diese zwei etwas umständlichen Hürden überwunden waren, konnte es endlich mit der Bewerbung weitergehen. Diese konnte frühestens etwa 9 Monate vor Beginn des Semesters eingereicht werden. Ich bewarb mich im Januar für das Semester, das im August beginnen sollte. Auch hier nahm College Contact einen Großteil der Arbeit ab, indem eine Anleitung zum Ausfüllen der Bewerbungsunterlagen zur Verfügung gestellt wurde. Schließlich erhielt ich nach nur 6 Wochen meine Zusage von der San Diego State University – es wurde tatsächlich ernst.


Vorbereitungen

Mit der richtigen Organisation des gesamten Aufenthaltes begann ich dann ca. im März. Es galt, einen Termin auf einem amerikanischen Konsulat (in Berlin, Frankfurt oder München) zu vereinbaren, wo man in einem Interview befragt wird. Danach wird einem – hoffentlich – ein Studentenvisum genehmigt. Im Mai buchte ich meine Flüge. Ich buchte bereits meinen Rückflug für den 22. Dezember, da ich unbedingt zu Weihnachten wieder zu Hause sein wollte. Im Nachhinein wäre es aber auch in Ordnung gewesen, nur den Hinflug zu buchen, und nach dem Semester noch etwas länger zu bleiben und zu reisen.


Unterkunft

Etwa Anfang Juni kümmerten sich meine Freundin, mit der zusammen ich das Auslandssemester organisiert hatte, und ich um eine Wohnung in San Diego, was sich als sehr schwierig herausstellte. Studentenwohnheime in San Diego bieten grundsätzlich nur Mietverträge für die Dauer eines gesamten Jahres an. Das bedeutete für uns, dass wir im Dezember Nachmieter für unsere Wohnung würden suchen müssen. Da wir in Erfahrungsberichten gelesen hatten, dass dies eigentlich kein Problem sei, entschlossen wir uns zusammen mit zwei deutschen Jungs und zwei Italienerinnen ein Apartment im sogenannten Blvd63 Wohnkomplex ganz in der Nähe der Universität zu mieten. Auch hier war die Bewerbung relativ unkompliziert, es gab nur einige Kommunikationsschwierigkeiten mit den teilweise nicht sehr kompetenten Mitarbeitern von Blvd63.

Als wir schließlich im August in San Diego ankamen, erfuhren wir zu unserer Überraschung, dass viele andere Studenten sogenannte „Short Term Leases“ in Blvd63 erhalten hatten und keine Nachmieter suchen mussten. Ich kann Blvd63 sehr empfehlen, allerdings stellte sich die Nachmietersuche als extrem schwierig und belastend heraus. Sollte man daran interessiert sein, dort einzuziehen, sollte man sich erst sehr kurzfristig, etwa zwei Wochen vor Anreise oder erst, wenn man bereits in San Diego ist, um die Wohnung kümmern, dann werden nämlich diese Kurzzeitverträge angeboten, weil die letzten freien Apartments gefüllt werden müssen.

Als Alternative zu Blvd63, was definitiv eines der schönsten Studentenwohnheime ist und die Möglichkeit bietet, viele neue Leute kennenzulernen, bietet auch das Viertel Pacific Beach einige Wohnmöglichkeiten für Studenten. Dort kann man auch kurzfristig Wohnungen finden. Alles in allem muss man jedoch immer bedenken, dass Wohnen in Kalifornien sehr teuer ist. Die billigsten Zimmer sind „Shared Rooms“, die man sich mit mindestens einer Person teilt, und bei guter Qualität sind diese kaum für unter 700$ im Monat zu finden.


Ankunft

Als wir im August schließlich San Diego erreichten, lebten wir für die ersten 5 Tage in einem Hostel in Downtown, was sehr zu empfehlen ist, da wir gleich dort viele unserer später besten Freunde in San Diego kennenlernten. Was uns sehr überraschte, war, dass extrem viele andere Deutsche ebenfalls dort ihr Auslandssemester absolvierten, weswegen sich natürlich schnell deutsche Grüppchen bildeten. Das ist zum einen sehr komfortabel, weil man sich etwas wohler fühlt, zum anderen natürlich schade, da man dadurch nicht so viel in Kontakt mit Einheimischen kommt. Für uns war das jedoch gar nicht so problematisch, denn wir waren die einzigen Biologiestudenten unter allen internationalen Studenten und lernten daher viele Amerikaner in unseren Vorlesungen kennen.


Orientierungsveranstaltungen

In der Uni bekamen wir viele Einführungsveranstaltungen, Führungen und Stadttouren geboten. Uns wurde bei der Wahl der Kurse geholfen, und auch verschiedene Freizeitangebote an der Uni wurden vorgestellt. Als internationale Studenten war es uns erlaubt, das Fitnessstudio der Universität kostenlos zu benutzen, was uns sehr freute, da es nicht nur eine riesige Auswahl an Geräten, sondern auch an unterschiedlichen Sportkursen anbietet.


Kurswahl

Die Kurswahl in der Uni erwies sich für unser Fach als recht einfach, da Biologiekurse an der SDSU nicht so überlaufen zu sein scheinen. Bekannte BWL-Studenten hatten eher Schwierigkeiten, da es viele internationale BWL-Studenten gab und die Kurse ohnehin bereits durch amerikanische Studenten fast voll belegt waren. Der Unialltag und das Lernen unterschieden sich stark von dem, was wir aus Deutschland gewohnt waren. Als Master- oder „Graduate“-Studenten mussten wir Kurse im Wert von mindestens 9 Units belegen. Eine Unit ist umgerechnet etwa 3 ECTS-Punkte wert. Bei Belegung von mehr als 9 Units musste pro zusätzliche Unit ein gewisser Geldbetrag zusätzlich zu den Studiengebühren gezahlt werden.

Wir entschieden uns für zwei Kurse aus den Bereichen Biologie und Molekulare Biologie sowie einen weiteren aus dem Bereich Public Health, den wir vor allem in Hinsicht auf eine zukünftige Karriere im Gesundheitswesen oder in der Pharmaindustrie wählten. Es war leider kaum möglich, praktische Kurse zu belegen, da man dafür bereits den zuständigen Professor kennen sollte. Sowas empfiehlt sich also für Studenten, die ein ganzes Jahr im Ausland verbringen möchten.


Unialltag

Zu unserer Überraschung gab es pro Fach nur ca. 2,5 Stunden Vorlesung pro Woche, weshalb wir an nur vier Tagen überhaupt in die Uni gehen mussten, und dann jeweils nur für wenige Stunden. Doch das bedeutete nicht, dass wir viel Freizeit hatten, denn die Art und Weise des Lernens an amerikanischen Universitäten erinnert mehr an eine deutsche Schule als an eine Universität: Man bekommt Hausaufgaben, muss Themen vorbereiten, Essays schreiben und Vorträge halten. Außerdem gibt es nicht nur eine Abschlussklausur, sondern zwei oder sogar mehr, die über das Semester verteilt liegen.

Zum einen ist das sehr angenehm, da einen nicht so ein geballter Lernstress am Semesterende erwartet. Zum anderen fühlte zumindest ich mich etwas bevormundet, da ich in meiner bereits vierjährigen Universitätslaufbahn einen für mich funktionierenden Weg des Lernens gefunden hatte. Dieses exakt vorgeschriebene Lernen hat mir gar nicht gefallen. Trotzdem habe ich das Semester ohne viele Schwierigkeiten hinter mich gebracht.

Es war sehr auffällig, dass das Schwierigkeitsniveau der Kurse - zumindest im Bereich der Biologie - doch deutlich unter dem in Deutschland lag, was uns verwunderte, seien doch die amerikanischen Universitäten die besten der Welt. Aber vermutlich gibt es noch einmal deutliche Unterschiede zwischen Elite- und normalen Universitäten. Trotzdem konnte ich mit diesen Kursen zum einen mein bestehendes Wissen vertiefen und zum anderen Erfahrungen auf anderen Gebieten sammeln, die meinen fachlichen Horizont definitiv stark erweiterten.


Freizeit

Das Leben außerhalb der Uni erwies sich als die wohl beste Zeit meines Lebens. Trotz Lernen und „Hausaufgaben“ konnten wir nicht nur die wunderschöne Stadt San Diego, sondern auch weiter entfernte Ziele besichtigen, wie Nationalparks, San Francisco, Los Angeles und Las Vegas. San Diego ist unfassbar vielfältig und bietet zum einen traumhafte Strände, wie Coronado Beach, eher lockere Surferstrände und -viertel, wie Pacific Beach, historische Stadtteile, wie das quirlige Gaslamp Quarter oder Oldtown, und geschäftigere Viertel wie Downtown. Als SDSU-Studenten erhielten wir kostenlose Tickets zu allen Sportevents der Universität und konnten so typisch amerikanische Sportarten wie American Football und Basketball erleben, was definitiv empfehlenswert ist.

Man sollte sich aber im Vorhinein bewusst machen, dass das Leben in den USA und vor allem in Südkalifornien unfassbar teuer ist. Nicht nur die Mieten, sondern auch Lebensmittel, besonders gesunde, und alltägliche Gebrauchsmittel, wie Kosmetika und Drogerieprodukte, sind nicht preiswert. Hinzu kommt, dass man in der Regel häufig Reisen unternimmt oder Eintritte für Events, Clubs, Konzerte usw. bezahlt. Mit den von College Contact geschätzten 15.000 Euro pro Semester kann es da schnell knapp werden. Mir persönlich war es das aber allemal wert, da ich diese Zeit auf keinen Fall hätte missen wollen.


Fazit

Ich habe die Zeit in San Diego sehr genossen, habe vieles gelernt, sowohl fachlich, sprachlich als auch menschlich und kulturell. Die Kalifornier präsentierten sich uns als aufgeschlossene und unglaublich freundliche Menschen, die immer auf einen zugingen und einen sich nie fehl am Platz fühlen ließen. Diese Freundlichkeit, die mir nicht, wie ich eigentlich erwartet hatte, aufgesetzt und künstlich vorkam, ist etwas, von dem sich viele Deutsche eine Scheibe abschneiden sollten, denn es lebt sich einfach viel angenehmer mit einem Lächeln im Gesicht.

Das einzige, was es an den USA zu kritisieren gibt, sind, wie gesagt, die extrem hohen Lebenshaltungskosten und das ungenießbare Brot. Sollte ich jemals die Chance dazu bekommen, so würde ich jederzeit nach San Diego zurückkehren.