31 Aug
Erfahrungsbericht von Wiebke A.

Boston University

Hochschule: Boston University
Stadt: Boston
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Psychologie, Biologie
Studientyp: Summer Sessions
Zeitraum: 05/2015 bis 06/2015

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Durch einen Zufall bin ich auf das Konzept der Summer Sessions aufmerksam gemacht worden und nach ein paar Internet-Recherchen dann auch sehr schnell bei College Contact gelandet. Die Auswahl der Partnerunis ist groß, doch für mich war von Anfang an klar, dass ich in die Vereinigten Staaten möchte. Da ich vorhatte zum Herbst 2015 ein Medizinstudium aufzunehmen, interessierten mich vor allem die naturwissenschaftlichen Kurse und nachdem ich meine Suchfilter eingestellt hatte, erschien immer wieder die Boston University (BU). Die BU ist eine private Universität und hat ein riesiges Kursangebot während des Sommers mit über 600 Kursen! Kein Wunder, dass ich nur Übereinstimmungen hatte.

Letztlich entschied ich mich nach viel hin und her für einen Biologiekurs (ich hatte Bio in der 10. Klasse trotz Medizinwunsch abgewählt) und einen Psychologie Einführungskurs, einfach weil mich das Gebiet unglaublich interessierte. Am besten schaut man auch gleich am Anfang schon, ob die Kurse sich nicht von den Vorlesungszeiten her überschneiden, das erspart mühseliges Umtauschen später.

Schon einmal vorab: Es kommt ein unglaublich großer Papierstapel auf euch zu, der unterschrieben und ausgefüllt werden will, Visa die beantragt werden müssen und und und! Aber hier muss auch ganz klar gesagt werden, mit der Hilfe von College Contact ist das super zu schaffen. Ihr bekommt eine unglaublich detaillierte und leicht erklärte Anleitung zu allen Unterlagen, die die Uni von euch haben möchte, damit ihr auch sicher das richtige in die Kästchen eintragt. Zudem habe ich trotzdem gefühlte 100 Mails an meine Beraterin Tanja geschrieben, die so geduldig und hilfsbereit war, dass ich jedes Mal wieder begeistert war von der tollen Unterstützung. Also, lasst euch nicht abschrecken, am Ende steht schließlich ein super Auslandsaufenthalt und dass die Amerikaner nun einmal jeden gründlich prüfen, der bei ihnen einen längeren Zeitraum bleiben will, war ja auch schon vorher bekannt.

Was ihr unbedingt schon im Voraus überprüfen solltet: Habt ihr alle wichtigen Impfungen? Ist euer Reisepass noch lange genug gültig? Solche Vorgänge, vor allem Impfauffrischungen, können manchmal ganz schön viel Zeit in Anspruch nehmen, die ihr vielleicht später nicht mehr habt. Je früher ihr euch nach Anmeldungsbeginn bei College Contact bewerbt, desto schneller können Sie auch die Unterlagen an die Uni weiterleiten und desto schneller kommen sie natürlich auch zurück. Denn zum Studentenvisum gehört auch ein kurzes Interview bei der US Botschaft in wahlweise Berlin, München oder Frankfurt und der Termin muss auch erstmal wieder beantragt werden. Wie ihr seht: Ganz viel Organisation, also plant genügend Zeit ein. Das Interview an sich ist übrigens echt ein Witz. Letztlich habe ich länger vor der Berliner Botschaft gestanden und für die Sicherheitskontrollen gebraucht, als überhaupt mit jemandem ein „Interview“ zu führen. Zwei Fragen und das auf Deutsch und schon war mein Visum genehmigt. Also auch hier, keine Panik machen lassen!

Mein Biologiekurs beinhaltete zwei Einheiten. Eine Lecture-Einheit mit einem netten aber trotzdem anspruchsvollen Professor, der es schaffte, uns den Stoff aus quasi zwei Jahren Oberstufen Biologie in 6 Wochen zu vermitteln. Natürlich sind auch einige dabei auf der Strecke geblieben, aber wenn man versucht, nicht gleich bei den ganzen Informationen abzuschalten und zumindest einen Teil des veranschlagten Lesepensums geschafft hat, ist der Kurs gut zu schaffen. Generell bekommt ihr immer schon die Woche vor Kursbeginn einen sogenannten Syllabus, der euch kleinschrittig jede Vorlesungsstunde auflistet mit Thema und empfohlener Lesevorbereitung. Und das Lesepensum sollte man wirklich nicht unterschätzen! Irgendwann habe ich auch nur noch das Wichtigste gelesen bzw. nachgelesen, denn wenn ihr auch noch Freizeit haben wollt, ist es schwer, alles zu schaffen. Vielleicht lag es bei mir jedoch daran, dass ich noch eine zweite Einheit hatte, den Lab-Kurs. Dies war die praktische Umsetzung der theoretischen Vorlesung und kostet einen auch noch einmal 200$ extra. An sich ist es jedoch echt cool gewesen, diesen Teil des Kurses noch zu haben, da man die Materie so viel besser verstand und von jemand anderem als den Professor erklärt bekommen hat. Obwohl die Gewichtung 30%/70% in Bezug auf Lab/Lecture war, kam das meiste an Arbeit im Lab Kurs auf mich zu. Zu jeder Stunde gab es Prelab Quizzes online und Postlab Assignments, wobei letztere zwei mini Facharbeiten beinhalteten. Dazu kam auch hier Lesestoff, der sich nicht immer mit der Lecture überschnitt. Es fühlte sich also neben meinem Psychologiekurs wie zwei weitere vollwertige Kurse an.

Ich weiß, das hört sich jetzt alles sehr abschreckend an und es war auch nicht einfach, aber man bekommt unglaubliche Unterstützung von den Professoren oder Teaching Fellows. Es ist geradezu gewollt, dass man zu ihren Office Hours kommt, denn sie müssen schließlich eh zu diesen Zeiten in ihrem Büro sein, um sich Fragen stellen zu lassen. Ist auch wirklich eine super Einrichtung und habe ich auch des Öfteren in Anspruch genommen! Genauso gut kann man natürlich auch Lerngruppen bilden. Ich habe zwei Midterms und 1 Final in dem Lecture-Teil geschrieben (alles Multiple Choice) und je ein Midterm und 1 Final im Lab-Kurs, was wiederum praktische Anteile hatte (Mikroskopieren, Pipettieren…) und ähnlich wie deutsche Schulklausuren aufgebaut war.

Mein Psychologiekurs war noch einmal ganz anders als mein Biologiekurs. Während man zumindest im Lecture Teil dort das Gefühl von der typischen „Vorlesungsuni“ hatte, so war Psychologie mehr wie Schulunterricht. Zwar hielt auch hier die Professorin einen Vortrag, aber es wurde auch sehr viel Wert auf Diskussion gelegt. Man kann jedoch schon vorher erahnen, welche Art von Kurs man haben wird, da bei der Online-Kursübersicht immer eine Art dreistelliger Buchstaben-Code angegeben ist, wie zum Beispiel „IND“ für Independent Study, unter was mein Psychologie Kurs geführt wurde. Eine gute Übersicht, falls auch diese Abkürzungen verwirren sollten, findet ihr bei der University of Minnesota (https://onestop.umn.edu/registration/prepare/abbreviations/section_abbrviations.html).

Zudem bestand ein Teil der Credits im Psychologie Kurs aus der Teilnahme an einer Studie freier Wahl (alternativ hätte man auch ein Essay schreiben können). Jedoch war es mal ganz spannend „Versuchsobjekt“ zu sein und so hilft man schließlich höheren Psychologie-Semestern ihre Teilnehmeranzahl auch zu erreichen. Darüber hinaus habe ich auch hier natürlich Klausuren geschrieben und zwar 2 Midterms und 1 kumulatives Final, alles in Multiple Choice Form.

Was sonst noch wichtig ist in Bezug auf die Uni: Erst einmal mit den Büchern abwarten. Man bekommt vor Unibeginn zwar eine empfohlene Bücherliste, jedoch sollte man bis zur ersten Stunde abwarten und beim Professor nachfragen, wie entscheidend das Buch ist.

Außerdem hat es für mich sehr viel Sinn ergeben, schon eine Woche vor Unibeginn in der Stadt zu sein. Ich habe dort schon einige wichtige Sachen abgehakt (wie mich beim ISSO zu melden, meinen Uniausweis entspannt zu holen, mir meine Räume oder zumindest Gebäude zu suchen - die BU ist nun mal wirklich lang gezogen etc.).

Das Summer Term wird darüber hinaus super von der BU gestaltet: Von Informationsveranstaltung für internationale Studenten mit kleinen Präsenten, ein riesiges Barbecue, vergünstigte Boston Red Sox Karten, einen organisierten Shoppingtrip und weiteren kleinen Veranstaltungen ist alles dabei!

Ich hatte mich gegen das On-Campus Housing entschieden, einzig und allein, weil ich den obligatorischen Mealplan nicht extra noch bezahlen wollte. Ein guter Tipp für Frauen ist die Bayridge Residence, für die ich mich dann entschieden hatte. Dies ist eine gemeinnützige, katholische Einrichtung (jedoch sind alle Glauben willkommen, ich bin auch evangelisch) für Studentinnen in Boston - sprich, dort trifft man auf BU Studenten genauso wie auf Harvard, MIT, Northeastern oder Berklee Studenten. Die Lage könnte in Bezug auf die BU auch nicht besser sein, da Bayridge ebenfalls an der Commonwealth Avenue liegt. Mein Fußweg betrug damit immer nur 10-15 Minuten, was mir zum Teil Subwaykosten (in Boston die „T“ genannt) erspart hat. Es gibt jedoch auch immer die kostenlose Möglichkeit des BU Shuttles, mit dem man auch zu den einzelnen Campus-Abschnitten kommt.

Boston selbst ist eine wunderschöne Stadt. Eigentlich kann man das schon so stehen lassen, denn Boston ist alles andere als eine „typische“ amerikanische Stadt mit Skyscraper über Skyscraper. Klar, im Financial District sind auch diese zu finden, aber allein das schöne historische Back Bay Viertel (nahe der BU) mit der Haupteinkaufsstraße Newbury Street lädt zum Staunen ein. Außerdem ist Boston der Anlaufpunkt für Amerikanische Geschichte schlechthin, was eindrucksvoll mit dem 4 km langen Freedom Trail quer durch die Stadt unter Beweis gestellt wird.

Ich habe versucht, sowohl das typische, als auch das untypische von der Stadt mitzunehmen. Zum Ersteren gehören u.a. der obligatorische Besuch eines Red Sox Spiels im Fenway Baseball Park, der Freedom Trail und typische Touristenstopps bei Harvard, dem MIT und Quincy Market, wo es leckeres Essen und öffentliche Darbietungen gibt. Jedoch ist Boston immer noch eine Großstadt, d.h. alles schafft man in der kurzen Zeit leider nicht. Auf der anderen Seite hat man eine Fülle an unbekannten Ecken und Tipps, die man zum Teil entweder online googeln kann (Wie cool ist zum Beispiel ein exklusiver Sneaker Shop, der als alter, ranziger Bodega Laden mit Geheimtür getarnt ist?) oder von denen man durch andere BU Studenten erfährt. Auch ist es immer gut zu gucken, ob zurzeit eine deiner Lieblingsbands in Boston spielt - man kann ja mal Glück haben. Ich zum Beispiel habe mir Last Minute das The Script Konzert in kleiner Location angeguckt, was sich als eins der Highlights meines Aufenthaltes herausgestellt hat. Und nicht zu vergessen, es ist Sommer und Boston bietet mit Meer und Charles River gleich zwei wunderschöne Gelegenheiten, sich zu entspannen.

Also nochmal: Boston ist wunderschön, du solltest dir diese einzigartige Stadt nicht entgehen lassen!! Genauso wenig wie die Möglichkeit mal das amerikanische Campusleben kennenzulernen. Ich würde es sofort wieder tun und dies war definitiv nicht mein letzter Besuch in Boston und eventuell auch nicht mein letzter Auslandsaufenthalt, den ich mit College Contact organisiere!