Du hast endlich dein Abi in der Tasche und weißt aber jetzt gar nicht so genau, ob und was du studieren möchtest? Kommt mir bekannt vor! So erging es mir nämlich auch. Deswegen entschied ich mich dazu, nach meinem Abi ein sogenanntes Academic Gap Year am University College Dublin (UCD) zu absolvieren.
Bewerbung
Der Bewerbungsprozess war entgegen meiner Erwartungen super unkompliziert. Tatsächlich verlief das ganze so rund, dass ich fast gänzlich vergessen habe, wie dieser überhaupt aussah. Also wenn das kein gutes Zeichen ist, dann weiß ich auch nicht! In Erinnerung ist mir aber geblieben, dass College Contact den gesamten direkten Kontakt mit dem UCD übernommen hat, was mich sehr entlastet hat.
Unterkunft
Nachdem ich angenommen worden war und bevor es endlich losging, mussten noch einige Dinge geklärt werden. Besonders natürlich die Frage nach meiner Unterkunft vor Ort.
Grundsätzlich ist es beim UCD so, dass man als internationaler First Year Student einen Wohnheimplatz auf dem Campus gestellt bekommt. Dabei kann man online in einer Art Ranking Prioritäten setzten, wie viel „Luxus“ man haben möchte. Hauptsächlich geht es dabei um die Fragen, ob man sich ein Badezimmer teilt oder nicht, wie modern die Wohnung sein soll und ob man becatert wird. Ich habe im Endeffekt ein Zimmer in Roebuck Hall bekommen (nicht allzu modern, dafür aber ein eigenes Badezimmer und ohne Catering) und war SEHR zufrieden!!
Kurswahl
Auch noch vor Ankunft auf dem Campus bekam ich dann die Möglichkeit, die Kurse zu wählen, die ich belegen wollte. Besonders gut am UCD – und damals für mich auch ausschlaggebend für die College-Wahl – gefiel mir, dass man Kurse aus komplett verschiedenen Fachgebieten belegen konnte. Deswegen war es mir möglich innerhalb der 9 Monate, die ich in Dublin verbracht habe, Vorlesungen in VWL, Latein, Mathe und Politik anzuhören und so in wirklich alle der Studiengänge, die ich in Betracht gezogen hatte, reinzuschnuppern.
Tatsächlich ist es auch möglich, bis zu zwei Wochen nach Semesterbeginn noch aus Kursen auszusteigen oder neue zu belegen, was verhindert, dass man das restliche Semester in einem Kurs festsitzt, der einen wirklich überhaupt nicht interessiert.
Ersti-Woche
Nachdem ich Anfang September in Dublin angekommen war, stand als Erstes die „Fresher‘s Week“ an. Diese Woche ist wie an einer deutschen Uni auch dazu da, dass die neuen Student:Innen den Campus, ihre Kurse und Mitstudent:Innen kennenlernen können. Weil man als Academic Gap Year Student:In aber keinem Kurs fest zugeteilt ist, finden in dieser Woche so gut wie keine Veranstaltungen statt, an denen man teilnehmen muss. Das hat mich zunächst ein wenig eingeschüchtert, weil ich das Gefühl hatte, dass alle anderen bereits Freunde finden würden und mir voraus seien.
Uni-Leben
Ab der ersten richtigen Uni Woche stellte sich aber schnell heraus, dass diese Angst unbegründet war. Freunde findet man auf jeden Fall! Neben den Vorlesungen bietet die Uni nämlich auch eine Vielzahl von Societies und Clubs an. Dabei ist wirklich jedes Interessengebiet vertreten, denn das Angebot ist gigantisch und reicht von Volleyball, Orchester, und Unterwasserhockey bis hin zur Harry Potter oder der Women in STEM Society.
Ich würde jedem Academic Gap Year Student empfehlen, sich in einer Society und/oder einem Club zu engagieren, weil diese eine unglaublich einfache Möglichkeit bieten, auch außerhalb der Vorlesungen soziale Kontakte zu knüpfen und sich am UCD wohlzufühlen. Denn dadurch, dass man meistens nur ein Modul aus einem bestimmten Kurs belegt hat (z.B. nur das Fach Internationale Beziehungen aus dem Politik Bachelor Kurs) kann es passieren, dass man seine Kommilitonen weniger häufig sieht als sie sich untereinander und sich dadurch weniger „integriert“ fühlt. Aber wenn man sich auch außerhalb des Klassenraums mit diesen verabredet, stellt das nicht wirklich ein Problem dar und man wird trotzdem zu einem festen Bestandteil der Freundesgruppe. 🙂
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Campus, Dublin und Umgebung
Der Campus hat aber auch noch mehr zu bieten. Es gibt einen eigenen Supermarkt, unzählige Cafés, Billardtische, drei verschiedene Gyms, einen Basketballplatz, zwei Teiche, viele Enten, einen Spazierrundweg und vieles mehr. Zusätzlich ist auch die Umgebung des UCDs sehenswert. In nur 10 Minuten zu Fuß erreicht man den einen kleinen Park (Deer Park), in 15 Minuten per Bus beispielsweise Blackrock (ein süßer Stadtteil am Meer mit einem großen Aldi!) oder den Herbert Park (größer Park mit wöchentlichem Markt in einer schönen Gegend), und in 30 Minuten per Bus die Innenstadt.
Dublins eigentlicher Stadtkern ist eher klein aber super lebendig, mit Straßenmusikern so weit das Auge reicht. Die Architektur ist wunderschön und man findet eine gute Mischung aus (kostenlosen!!) Museen, Brunchspots, Shoppingmöglichkeiten, Pubs und Clubs. Im Winter wird das ganze Zentrum mit Lichterketten dekoriert, was es direkt viel erträglicher macht, dass es um halb vier schon dämmrig wird, und an Weihnachten gibt es sogar einige Weihnachtsmärkte.
Wer am Wochenende Zeit hat, dem würde ich außerdem dringend anraten, in den Dart zu steigen und einen Ausflug nach Howth, Malahide, Dun Laoghaire, Bray oder Ähnliches zu unternehmen. Dublin kann nämlich mit toller Natur in unmittelbarer Umgebung punkten. Darüber hinaus gibt es noch viele andere Attraktionen wie den botanischen Garten, den Phoenix Park, das Powerscourt Estate und den zugehörigen Wasserfall, oder einen Ausflug ins Nachbarbundesland Wicklow, nach Belfast, Galway oder Cork (um nur ein paar Beispiele zu nennen). Die Möglichkeiten sind also unendlich!!
Fazit
Insgesamt würde ich auf jeden Fall sagen, dass sich das Academic Gap Year gelohnt hat. Es hat mir in meiner Studienfach Wahl sehr weitergeholfen, aber auch (so kitschig es klingen mag) in meiner Persönlichkeitsentwicklung. Ich habe gelernt, selbstständig auf Menschen zuzugehen aber auch Zeit alleine zu verbringen. Ich kann mein Geld jetzt so einteilen, dass ich für den ganzen Monat genug habe. Ich weiß, viel viel Obst und Gemüse ich kaufen muss, damit es so lange wie möglich reicht, ohne zu verschimmeln. Und ich habe gelernt, eigenständig zu lernen, was den Einstieg in die Uni um einiges leichter machen wird. Zu guter Letzt habe ich Irland und besonders Dublin kennen und lieben gelernt und ich werde definitiv wieder kommen!!
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