11 Nov
Erfahrungsbericht von Thorina L.

University of California, Santa Barbara

Stadt: Santa Barbara
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Literaturwissenschaften
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 03/2011 bis 09/2011

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Ich habe an der UCSB deutsche und englische Literatur studiert. Mein Hauptfach ist eigentlich Germanistik, allerdings liegt es ja auf der Hand, dass da nicht viel Auswahl ist.  Entschieden habe ich mich für dieses Studium auch mehr, weil ich eine Zeit lang in den USA leben wollte, wofür mir das Studium als ein geeigneter Rahmen erschien, da es im Berufsleben ja bekanntlich schwieriger ist, für eine längere Zeit wegzugehen.

Da sich die ganzen Informationen nicht wiederholen sollen, werde ich hier meinen Senf dazugeben, sofern er sich von den anderen Beiträgen unterscheidet und den Rest nur kurz anreißen.

Ich muss sagen, ein Aufenthalt in Kalifornien ist nicht 100% das, was man erwartet. Wäre aber auch irgendwie schlimm, wenn. ;) Ich muss mich meinen Vorrednern in diesem Fall schon anschließen, wenn sie sagen, es ist dort oftmals kalt. Darüber hat nämlich noch nie jemand geschrieben, als ich mich selbst bei College Contact über ein Auslandssemester informiert habe und von Freunden habe ich sowas auch nie gehört. Ich will mich hier auch nicht zu lange mit dem Thema aufhalten, aber: unterschätzt es nicht, nehmt eine dicke Jacke und Schal mit (ja, mein Ernst!). Natürlich wärs ja nicht Kalifornien, wenns nicht auch richtig schöne Tage gäbe, an denen man sich ordentlich den Rücken verbrennen kann. ;)

Eine einheitliche Bewertung der Uni kann ich nicht abgeben. Sie ist zum Einen von dem gesamten Gelände und den Gebäuden her unschlagbar, vor allem hat sie ja auch eine eigene Lagune (!!!), Skateboard-Lane etc. Die Dozenten fand ich sehr nett, kompetent und oftmals haben sie ganz nach amerikanischer Manier die Stunden sehr lebhaft und unterhaltsam gestaltet. Die Inhalte fand ich angemessen: interessant, nicht zu baby aber auch nicht total anspruchsvoll. Die Schattenseiten: das übrige Personal, mit dem ich zu tun hatte, ist zwar nett, aber mehr auch nicht. Hilfe wird zwar angeboten, aber nicht gegeben und wenn nützt es einem meistens nichts. Auf Fragen und Probleme erhält man in der Regel keine gescheite Antwort. Ich muss an dieser Stelle leider sagen, dass mich dieses Unwissen sehr überrascht hat. Außerdem waren die sogenannten Papers und Klausuren dem Stoff meistens nicht angemessen und oftmals – in deutschen Augen – unsinnig. Wozu soll ich innerhalb von 3 Wochen einen 1000-Seiten-Roman lesen und in den Tests dann Zitate erkennen? Akademisches Schreiben/Arbeiten braucht man dort auch nicht (lernen), das Ganze wird weit abgespeckter gehandhabt als hier. Es ist auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig. Deswegen finde ich die gesamten Gebühren auch viel zu übertrieben.

Ich würde Isla Vista schon empfehlen, denn gerade im weitläufigen Gebiet Santa Barbaras liegt es sehr zentral. Die Uni ist direkt daneben, der Strand auch, es gibt gute Verkehrsanbindungen und ja, es lebt eigentlich jeder dort. Ansonsten fand ich dieses Viertel aber mehr als nur nervig. Man kennt das ja noch von früher, kaum hat man das „drinking age“ erreicht, geht es ab und auf sowas muss man sich in IV einfach gefasst machen. Da fahren ja auch nicht umsonst mehr Cops rum als anderswo. Seine Ruhe hat man da nie, die Musik besteht eigentlich auch nur aus den ersten 10 Chartliedern, ist man also schnell leid. Ich weiß, IV ist bei den meisten auf Gefallen gestoßen, es gibt allerdings auch eine Menge Leute, die es dort kaum ausgehalten haben. Der Del Playa Drive (DP) ist die Krönung des Ganzen.

Bei den Amerikanern selbst kommt es sehr drauf an, wie überall anders auch, auf wen man stößt. Nett und hilfsbereit sind sie alle. Manche sind sogar wirklich zuverlässig, eine Eigenschaft, die dort nicht oft anzutreffen ist. Auch nicht bei Nicht-Studenten. Man zahlt beispielsweise Geld, was noch lange nicht heißt, dass man eine Gegenleistung bekommt. Meine California ID habe ich nie erhalten, trotz Nachfragen nicht. Das Geld bekommt man nicht zurückerstattet und dies ist nicht das einzige Vorkommnis dieser Art.
Freundschaften zu schließen ist in der Tat schwer, es gibt an der UCSB aber eine Menge Amis, die sich sehr für Deutschland interessieren – und ich meine wirklich interessieren. Sie studieren auch Deutsch und wenn ihr anhaltenden Kontakt über euren Aufenthalt dort hinaus sucht, solltet ihr euch an solche Leute wenden, weil sie ebenfalls ein Interesse daran haben, mit Deutschen in Kontakt zu sein. Lasst euch aber nicht dazu verführen, dauernd deutsch zu reden. ;) Mit den anderen Amis, die ich da so kennengelernt habe, habe ich keinen Kontakt mehr.

Die Ernährung ist anstrengend. Am Anfang ist es noch cool, man futtert sich durch alles durch, kann aber nach einigen Wochen das mexikanische Essen sowie das Fast Food nicht mehr sehen. Am besten kocht man selbst, ist meiner Meinung nach aber auch was anderes als hier und nicht unbedingt billig. Unbedingt zu empfehlen ist aber IV Drip, wo es vom Schokokeks über Marshmallow-Eis bis hin zu Kaffee alles gibt, was das Herz begehrt. Und Blenders ist auch unbedingt einen Besuch wert! So günstig und gut bekommt man in Deutschland keinen Smoothie.

Was mir von Amerika bzw. Kalifornien am eindrucksvollsten und schönsten erschienen ist, und was ich auch nicht mehr vergessen werde, waren die Trips in andere Ecken und Städte des Staates sowie Vegas. Die Natur ist der Hammer, da man einfach alles Mögliche nah beisammen hat: Meer, Berge, Wüste, Wald, ja sogar Schnee. Es ist richtig, richtig beeindruckend und ganz anders als Zuhause. Ich würde mir das immer wieder angucken. San Francisco mit der Golden Gate Bridge war mit mein persönliches Highlight, sowas endlich mit eigenen Augen zu sehen ist wirklich unfassbar. Ein Tipp: wenn ihr zu 2 oder 3 seid, probiert Couchsurfen aus! Es ist so viel cooler und authentischer, in diesen Städten bei richtigen Einheimischen zu leben, als im Motel. Wir haben das in San Fran gemacht. Vor allem spricht man dann auch englisch, sollte man nur mit Deutschen unterwegs sein. Macht so viele Touren, wie ihr könnt und guckt euch auch landestypische Events wie Basketballspiele an. Das Geld ist IMMER gut investiert.

Ich würde jedem ein Auslandssemester – auch in Kalifornien – empfehlen. Es verändert einen auf jeden Fall zum Positiven und ändert unter Umständen auch die Sicht auf die Heimat, worüber man sich im Vorfeld meist nicht solche Gedanken macht. Auch, wenn man sich mit manchem nicht anfreunden kann, will ich die Erlebnisse, das Gesehene und die Freundschaften nicht missen!