14 Apr
Erfahrungsbericht von Theresa P.

California State University Los Angeles

Stadt: Los Angeles
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Entwicklungshilfe
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2022 bis 12/2022
Heimathochschule: Passau U

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Vorbereitung

Das Auslandssemester in Los Angeles war mein zweites über College Contact organisiertes, dieses Mal während meines Masterstudiums. Auch dieses Mal lief die Bewerbungsphase dank CoCo reibungslos, ich hatte immer einen kompetenten Ansprechpartner an der Hand und auf meine zahlreichen Fragen wurde schnell geantwortet. Im Vergleich zu Freunden, die ihr Auslandssemester an Partneruniversitäten absolviert haben, war die Planung über CoCo meiner Meinung nach unkomplizierter und weniger aufwändig da einem viel Arbeit abgenommen wird und einem ausführliche Leitfäden zum Bewerbungsprozess an die Hand gegeben werden.

Allerdings ist es grundsätzlich relativ aufwendig, ein Auslandssemester in den USA zu planen, da der Visumsbeantragungsprozess sich beispielsweise stark von dem anderer Länder unterscheidet und deutlich aufwändiger war als erwartet. Im Voraus füllt man etliche Dokumente online aus und muss zuletzt ggf.  zur Botschaft (was aber soweit ich weiß bei den meisten Studentenvisa gewaivert werden kann; heißt man schickt seinen Reisepass und andere Dokumente über einen sicheren Versandpartner an die Botschaft und erhält dann das Visum über denselben Versanddienstleister zurück.)

Mit dem Studentenvisum darf man bereits einen Monat vor Semesterbeginn einreisen, was ich auch gemacht habe, um die Nationalparks in Kalifornien zu erkunden. Wer während des Auslandsaufenthalts einen Mietwagen buchen möchte, dem kann ich empfehlen, dies nicht in LA direkt zu tun, da sie dort (meiner Erfahrung nach) deutlich teurer sind. Anbieten würden sich zum Beispiel Las Vegas (leicht mit dem Flixbus von LA aus für ca. 20-30 USD erreichbar) oder Fresno und Modesto (auch gut mit Bus oder Zug von LA erreichbar, beides Städte nah am Yosemite Nationalpark), Mietwagen sind dort oft halb so billig wie in LA. Habt ihr vor, drei oder mehr Nationalparks in den USA zu besuchen, macht es Sinn einen Jahrespass für die Nationalparks zu kaufen. Dieser kostet 80 USD (einmaliger Eintritt für einen Nationalpark kostet je 30 USD) und lohnt sich definitiv, da es in der Nähe von LA unfassbar viele wunderschöne Parks gibt.

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Unterkunft und Lebenshaltungskosten

Nun zur Universität an sich: Ich habe mich entschieden, am Campus zu wohnen. Die Bewerbung hat problemlos funktioniert und mir wurden von CoCo auch gute Chancen prognostiziert, einen Platz zu bekommen. Das hat sich als richtig herausgestellt; letzten Endes waren die Wohnheime am Campus nicht ansatzweise voll besetzt. Ich habe dann in einer Wohnung mit 3 anderen Mädels gewohnt und hätte mir das Zimmer theoretisch mit 2 anderen geteilt, ein Bett blieb aber während des ganzen Semesters unbelegt. Für deutsche Verhältnisse war die Wohnung unverhältnismäßig teuer, allerdings muss man sich einfach darauf einstellen, dass LA unfassbar teuer ist und auch (oder gerade hier) eine Housing Crisis existiert… Das merkt man spätestens dann, wenn man in der Stadt unterwegs ist und mit den ganzen Obdachlosen konfrontiert wird.

Zusätzlich habe ich noch den Mealplan (100er Block) dazugenommen, was für mich persönlich die beste Entscheidung war: ich koche ungern und der nächste einigermaßen bezahlbare Supermarkt (Food4Less) war mit den Öffentlichen einfache Strecke ca. 30 Minuten entfernt. Es gab überraschend “gesundes” und vielfältiges Essen; es gab jeden Tag eine Salat- und Sandwichbar, Pizza und Burger und drei weitere Küchen, die täglich wechselnde internationale Gerichte angeboten haben.

Soweit war ich ganz zufrieden mit der Wohnung am Campus, allerdings war die Kommunikation mit dem zuständigen Housing Office vor, während und nach dem Auslandssemester ein absolutes Desaster. Es wurde oft nicht geantwortet und wenn ich eine Rückmeldung erhalten habe, wurde nur die Hälfte oder gar keine meiner Fragen richtig beantwortet. Ich habe falsche Infos bzgl. Zahlungen erhalten, habe ungültige Zahlungsaufforderungen erhalten usw. Dazu kommt noch, dass jüngere Studenten (jünger als 21, also noch nicht volljährig) in einem anderen Gebäude wohnen. Von Freunden habe ich gehört, dass dort wohl sehr strenge Regeln gelten (Ausgangsbeschränkungen, natürlich kein Alkohol usw) und man zB den Mealplan verpflichtend dazubuchen muss was mit Sicherheit ungewohnt ist wenn man gewohnt ist, als 18Jähriger volljährig zu sein.


Studium

Ich habe, da ich Masterstudentin bin, nur 3 Kurse belegen müssen, um den Status einer Vollzeitstudentin zu erfüllen. In die gewünschten Kurse bin ich auch problemlos reingekommen und die zuständige Studienkoordinatorin war stets freundlich und bemüht, allen gerecht zu werden. Sie hat uns auch im Vornherein ausführliche Infos zur Kurswahl, Krankenversicherung, Anreise in LA usw. via Zoom Calls gegeben und war während des Auslandssemesters eine zuverlässige Ansprechpartnerin.

Die Kurse die ich belegt habe (5100 ANTH, 5010 CLS, 5080 LAS) kann ich allerdings nicht unbedingt weiterempfehlen. Alle drei Kurse waren sehr postmodern und postkolonialistisch ausgelegt, was ich grundsätzlich gut finde; die Dozierenden haben aber meiner Meinung nach zu oft auf sehr emotionaler, unwissenschaftlicher Ebene argumentiert. Für mich haben sich die Kurse oft mehr wie Gruppentherapie angefühlt, in der Studierende ihre persönlichen Erfahrungen teilen und dann mehr oder weniger unreflektiert vom Dozenten darin bestätigt werden. Die Art zu lehren ist definitiv komplett anders als wir das aus Deutschland gewohnt sind; das liegt wahrscheinlich sowohl daran, dass Kalifornien sehr, sehr liberal ist, aber auch daran, dass es sich um staatliche Universitäten handelt, deren Absolventen einfach einen anderen Background und auch andere Berufswünsche haben.

Trotzdem würde ich die Cal State LA auf jeden Fall empfehlen: Es ist einfach, sehr gute Noten mit relativ wenig Aufwand zu erreichen, wodurch man viel Zeit hat, die unfassbar aufregende Stadt zu erkunden.


Reisen

Vor allem diese Uni hat dafür einen guten Standort: Union Station (von wo aus alle Fernbusse und Züge abfahren, ebenso wie zahlreiche Busse und Bahnen der Metro) ist nur 2 Haltestellen entfernt und in ca. 10 Minuten erreichbar. Zur Sicherheit der öffentlichen Verkehrsmittel: Auch ich habe mir anfangs Sorgen gemacht, kann aber nach meinen 4 Monaten in LA sagen, dass sowohl Busse als auch die Metro deutlich sicherer sind als erwartet. Man wird zwar immer unweigerlich mit Obdachlosen konfrontiert, die aber in meiner Erfahrung “ungefährlich” sind, auch wenn sie sich aufgrund von Drogen oft unberechenbar verhalten. Das Obdachlosenproblem habe ich in diesen Ausmaßen nicht erwartet und war überrascht, wirklich überall mit ihnen konfrontiert zu werden: Am Venice Beach, überall in Downtown, am Hollywood Boulevard, in Beverly Hills, und manchmal sogar am Campus. Provoziert man diese Menschen nicht und lässt man sich nicht auf Gespräche mit ihnen ein, sollte man aber keine Probleme haben, auch wenn man im Dunkeln unterwegs ist. Stadtteile wie Skid Row in Downtown und mehr oder weniger ganz South Central (den gesamten Süden LAs) sollte man definitiv vermeiden; für Touristen sind diese Orte allerdings sowieso uninteressant. Sollte man nicht am Campus wohnen wollen, bieten sich Alhambra und Pasadena an. Beides sind sehr sichere Stadtteile, die nah an der Universität gelegen sind.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ihr euch nicht von den Berichten, LA wäre super gefährlich, abschrecken lassen solltet. Ich habe LA ausschließlich (mit Ausnahme von Ubers nach dem Feiern spät nachts) mit den Öffis erkundet (die auch nicht so selten fahren oder unzuverlässig sind wie erwartet, man kommt definitiv überall hin, man muss nur etwas Zeit mitnehmen ;)) und habe mich zwar manchmal unwohl gefühlt, hatte aber nie Angst. Solltet ihr kein Auto haben, lohnt sich der UPass der Uni (ca. 110 USD für den gesamten Zeitraum des Semesters, anwendbar auf alle Metrobusse und U-Bahnen; ein Tagesticket kostet im Vergleich 3,50 USD).

Leben in LA ist unfassbar teuer und obwohl ich das wusste, war ich dennoch sehr schockiert, als ich die Preise in Supermärkten, Bars, Restaurants etc. gesehen habe. Es gibt aber v.a. in Museen und Galerien meist Angebote oder Tage, an denen der Eintritt kostenlos ist (Studentenrabatte gibt es leider fast nirgendwo). Mit Rabattcodes der Uni kann man sich auch bei Freizeitparks und anderen Events ein paar Dollar sparen. So waren wir zB in den Universal Studios, die ich (obwohl ich kein Fan von Freizeitparks bin) zu 100% weiterempfehlen kann. Das Unterhaltungsangebot in LA ist grenzenlos und es gibt etliche Apps oder IG Seiten, die einen über Events (oft auch kostenlos/auf Trinkgeldbasis) informieren und ich kann nur empfehlen, so viel wie möglich “mitzunehmen” weil die meisten von uns wohl nur einmal in LA leben werden :) Und auch wenn ihr nicht ständig super viel Geld ausgeben wollt, lohnt es sich auch einfach in einen Stadtteil zu fahren und diesen zu erkunden, zB um zu sehen wie die Atmosphäre dort ist. Dafür bieten sich zB West Hollywood, Melrose Avenue, Echo Park oder Silverlake an. Obwohl LA eine einzige Stadt ist, hat jeder Stadtteil seine eigene Atmosphäre, wodurch man oft das Gefühl hat, überhaupt nicht mehr in LA zu sein. Wer Interesse an der Film- und TV-Szene hat, kann so auch kostenlos zahlreiche Drehorte entdecken ;)

Mitte Dezember bin ich dann für zwei Monate nach Mexiko geflogen und hatte große Schwierigkeiten bei der Einreise nach LA (von wo aus ich nach Deutschland zurückfliegen wollte). Mir wurde von der Grenzkontrolle unterstellt, nicht mehr aus den USA ausreisen zu wollen und ich musste - trotz gültigem ESTA Visum und obwohl das Auslandssemester schon längst beendet war - nach 4-stündigem Warten in einem abgeschlossenen Raum ohne Handy oder Reisepass, alle meine Dokumente (Kontostand, Rückflug, Unterkünfte usw.) vorzeigen und eine geschlagene Stunde erklären, dass ich nicht vorhatte, illegal in den USA zu leben. Solltet ihr also auch vorhaben, nach dem Auslandssemester noch zu reisen und dann wieder in die USA einreisen wollt, würde ich euch empfehlen vorher mit der Botschaft zu reden, um diese unangenehme Erfahrung zu vermeiden. Solltet ihr während des Auslandssemesters aus den USA ausreisen, braucht ihr eine “Erlaubnis” der Uni (im Prinzip muss die Uni nur wissen, dass ihr zB nach Mexiko ausreist), weil ihr sonst ebenso von der Grenzkontrolle festgehalten (und mit denen ist wirklich nicht zu spaßen) werdet und nicht in die USA einreisen dürft.


Fazit

Abschließend kann ich die Cal State LA empfehlen: Anders als die anderen Cal States ist sie sehr gut gelegen um LA zu entdecken, die Kurse sind sehr sehr einfach, und LA ist zwar sehr teuer, aber bietet grenzenlose Möglichkeiten. Und natürlich kann man von LA aus viele Städte und auch Nationalparks entdecken (bspw. San Francisco, Las Vegas, San Diego, Joshua Tree National Park, Yosemite sind alle mit Auto oder – oft billigen - Inlandsflügen in unter 2h erreichbar). Auch gut erreichbar von Las Vegas und absolut sehenswert sind die Nationalparks in Arizona und Utah (Grand Canyon, Bryce, Zion etc.).