5 Feb
Erfahrungsbericht von Sidong J.

San Diego State University


Stadt: San Diego
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2013 bis 12/2013

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Ich habe mich dazu entschieden ein Auslandssemester an einer amerikanischen Universität zu absolvieren, da ich schon seit meiner Kindheit ein riesiger USA Fan bin. Mit zwei Jahren bin ich von China nach Bremen gezogen und war seitdem auch einige Male wieder dort. Obwohl es mir in China und in Deutschland sehr gut gefällt, war es immer mein Kindheitswunsch in den USA zu studieren. Seit Klein auf wurde ich von der amerikanischen Kultur geprägt, z.B. war ich schon immer ein riesiger Arnold Schwarzenegger Fan und höre hauptsächlich amerikanische Musik. Zudem sind die Vereinigten Staaten die stärkste Wirtschafskraft der Welt, welche durch die interkulturelle Vielfalt und den Spirit des „American Dream“ angetrieben wird. Da dies meinen Studienschwerpunkt „Internationales Entrepreneurship, Management und Marketing“, sowie meine internationale Herkunft widerspiegelt, als auch meine persönlichen Vorlieben, habe ich mich für ein Auslandssemester in den USA entschieden. Der Rahmen meiner Destination wurde festgelegt, jetzt stellte sich nur die Frage, wo genau es in die USA hingehen soll.

Meine Heimatuniversität Bremen kooperiert mit zwei amerikanischen Universitäten, und zwar in Kansas City (Missouri) und New York City (New York). Kansas City war für mich zu langweilig, da ich in meiner Freizeit gerne reise und es dort in unmittelbarer Nähe keine nennenswerte Orte zu besichtigen gibt. St. Louis, Chicago und die großen Seen 400km bzw. 800km entfernt. Kansas City an sich erschien mir auch nicht gerade spannend. New York City wäre natürlich grandios gewesen, jedoch müsste man eine sehr hohe Summe aus eigener Tasche bezahlen und hätte in diesem Falle auch keine Möglichkeit Auslandsbafög in Anspruch zu nehmen.

Eines Tages nahm ich an einer Veranstaltung von „College Contact“ über „Auslandssemester in den USA und Kanada als Freemover“ teil, wobei mehrere Universitäten vorgestellt wurden, als auch die Fördermöglichkeiten dazu. Die College Contact Mitarbeiter waren stets freundlich, hilfsbereit und haben Fragen innerhalb kürzester Zeit beantwortet. Diese Organisation ist zu 100 Prozent gebührenfrei und sehr zu empfehlen. San Diego und die San Diego State University (SDSU) sind mir dort sofort positiv aufgefallen, weil es eine Stadt an der Küste ist, welche mit einer Einwohnerzahl von 1,3 Mio nicht zu groß, aber auch nicht zu klein ist. Außerdem herrschen dort angenehme Temperaturen und das auch in Wintermonaten. Da es in Südkalifornien liegt, kann die interessante nähere Umgebung auch leicht bereist werden. Los Angeles z.B. ist nur zwei Autofahrstunden entfernt. Zudem habe ich nach langem Recherchieren herausgefunden, dass die SDSU eine sehr gute Universität ist. Der ausschlaggebende Punkt war aber, dass diese Universität für amerikanische Verhältnisse mit Studiengebühren von 6530 US$ (ca. 5000€) relativ günstig ist, und diese Gebühren mit der Studiengebührenübernahme des Auslandsbafögs (4600€) fast komplett abgedeckt werden kann. Studenten die normalerweise kein Bafög bekommen, sollten trotzdem Auslandsbafög beantragen, da die Förderungsgrenze im Vergleich zum Inlandsbafög niedriger liegt. Sobald Auslandsbafög, unabhängig von dem Betrag, genehmigt wurde, werden die Studiengebühren (bis 4600€) übernommen. Zusätzlich bekommt man eine 1000€ Flugpauschale und die Auslandskrankenversicherung (ca. 60€/Monat) wird auch bezahlt. Die Hälfte der Flugpauschale, der Auslandskrankenversicherung als auch der monatliche Förderbetrag müssen nach dem Studium an das Bafögamt zurückbezahlt werden. Am besten sollte jedoch das Geld vorgestreckt werden, da man die Studiengebühren erst überwiesen bekommt, nachdem man ein Formular von der Gastinstitution unterschrieben lassen hat. Dies kann wie in meinem Falle über zwei Monate dauern und zwar nachdem das Semester schon angefangen hat. Zusätzliche Zeit zur Bearbeitung und Überweisung (ca. ein Monat) sollte auch einbezogen werden.

Die SDSU ist unter deutschen Studenten sehr beliebt, weshalb es sinnvoll ist, sich frühzeitig (mindestens 6 Monate, besser 8-9 Monate vor Semesterbeginn) zu bewerben um einen Platz zu ergattern. Diese Zeit sollte auch genutzt werden um die nötigen Dokumente anzufordern, sowie Behördengänge zu erledigen. Es ist ein wirklich stressiger Part, jedoch sollte man sich nicht entmutigen lassen, da es sich im Endeffekt auszahlt. Wichtig ist die rechtzeitige Termineinholung bei der amerikanischen Botschaft - wahlweise in Berlin, Frankfurt oder München – um das Visum einzufordern. Das dortige persönliche Gespräch ist nur obligatorisch und kein Grund zur Panik. Solange man nicht ungepflegt oder aggressiv aussieht, bekommt man das Visum ohne Probleme. Es werden nur zwei kurze Fragen gestellt, z.B. ob man schon mal in der USA war und was man dort vorhat.
Die Universitätszeugnisse und Sprachzeugnisse müssen ins Englische übersetzt werden, welche man kostenfrei an unserer Uni machen lassen konnte. Zusätzlich benötigt man ein Schreiben einer Bank, die bestätigt, dass man genug Kapital (15.000 US$) zur Verfügung hat, um das Auslandssemester ohne finanzielle Hilfe der USA absolvieren zu können. Eine Auslandskrankenversicherung ist Pflicht um an der SDSU angenommen zu werden, ich würde die HanseMerkur Premium empfehlen, da sie im Prinzip alles abdeckt und unter der Fördersumme des Auslandsbafögs liegt.

Angekommen in San Diego stellte sich die Frage wohin man denn ziehen soll. Wir waren eine große Gruppe und zwar zu siebt. Vier von uns haben nur eine Nacht im Hostel gewohnt und sind direkt am nächsten Tag ins „Suites on Paseo“ in der College Area am Campus eingezogen. Sie haben einen Super Deal bekommen und pro Person 600US$ bezahlt wobei 450$ für die Miete waren und 150$ für 20 Mahlzeiten in der hauseigenen Kantine. Das Gebäude gleicht einem Hotel und zwei Personen teilen sich immer ein kleines Zimmer mit Toilette und Bad, aber ohne Küche. D.h. man ist gezwungen in der Kantine oder draußen zu essen.
Wir wollten dort nicht einziehen, da es kein Wohnzimmer gibt, der Raum sehr klein ist und es keine Möglichkeit zum Kochen gibt; aber das muss jeder selbst wissen. Deshalb haben wir drei erst mal in einem Motel für ca. 10 Tage in El Cajon nähe San Diego gewohnt und haben uns aktiv auf Wohnungssuche gemacht. Wir waren uns unschlüssig ob wir in die College Area ziehen sollten oder in die Nähe vom Strand (Pacific Beach/Mission Beach). Im Endeffekt haben wir uns für die College Area entschieden, da es dort einfacher ist neue Leute kennenzulernen, die Uni in der Nähe ist und Sportmöglichkeiten der Universität genutzt werden können. PB und MB sind natürlich vorteilhafter wenn man jeden Tag am Strand verbringe möchte und die damit verbundenen Aktivitäten wie Surfen oder auch einfach nur faulenzen. Darüber hinaus gibt es dort tolle Restaurants, Clubs und Bars.
Wir sind nach langem Suchen ins 5025 eingezogen, ein Apartmentkomplex in der Nähe der Uni, mit welchem mit dem hauseigenen Shuttle innerhalb von 7-8 Minuten die Uni erreichen kann oder zu Fuß in ca. 15 Minuten. Ich habe mit einem Kommilitonen aus Bremen in einem Shared Room gewohnt, was möbliert pro Person 670$/Monat kostet. Da wir nur für ein Semester dort geblieben sind, mussten wir einen Aufschlag von 50$ oder 75$/Monat zahlen. Das möblierte Zimmer hat auch extra gekostet, so dass wir 100$/Monat mehr bezahlt haben, als würden wir mindestens 1 Jahr unmöbliert dort wohnen. Zusätzlich haben wir zwei Monatskautionen hinterlegen müssen, sprich 1340$, und für nicht mal den halben August (18.-31.) mussten wir eine volle Monatsmiete bezahlen. Dies war happig und nervig, jedoch ist es in den USA gängige Praxis, dass der halbe Monat als Ganzes berechnet wird, was im Suites on Paseo auch der Fall war. Unser Apartment im 5025 hatte noch drei andere Räume, die jeweils von einer Person bewohnt wurde. Ein deutsches Mädchen hat zu der Zeit ein Praktikum an der SDSU absolviert. Ein Amerikaner hat an einem anderen College in San Diego studiert und ein Saudi-Araber ging zur Sprachschule an der SDSU. Alle waren wirklich freundlich und offenherzig und daher haben wir oft etwas zusammen unternommen, sei es das regelmäßige Einkaufen fahren, Essen gehen, aber auch Partys und Roadtrips. Durch die zwei nicht deutschsprachigen Mitbewohner waren wir gezwungen Englisch zu reden, was mir persönlich wichtig war, um mein Englisch zu verbessern. Unser Apartment hatte insgesamt vier Schlafzimmer, ein großes Wohnzimmer mit Küche und ein Balkon. Im Wohnzimmer/Küche gab es einen großen Kühlschrank, vier Gasherdplatten, Spül- und Waschmaschine sowie Mikrowelle und Trockner. Die Qualität des Apartments und der Geräte sind kein deutscher Standard, jedoch für die Zeit mehr als ausreichend. Ein Plasma Fernseher steht selbstverständlich auch im Wohnzimmer sowie eine große gemütliche Couch und ein Sessel.
Insgesamt hat es mir im Apartment gut gefallen, jedoch sollte man aufpassen die Partys nicht zu übertreiben, wir mussten einmal eine Strafe von insgesamt 500$ zahlen, weil wir zu laut waren. Die Strafen oder auch „Fines“ in den USA sind astronomisch und einfach oft nur lächerlich.

Warnen möchte ich alle Wohnungssuchende vor „Nevan“. Das sind zwei (ehemalige) Studenten aus Deutschland die Apartments am Suites on Paseo als auch am 5025 an deutsche Studenten vermitteln. Sie verlangen beim 5025 z.B. eine Vermittlungsgebühr von 200€ und eine 30$ höhere Miete, nämlich 700$/Monat. Man ist definitiv besser bedient, die Mitarbeiter der Apartments direkt anzusprechen. Meine Empfehlung ist ca. zwei Wochen vor Semesterbeginn in San Diego anzureisen und nach einer Wohnung zu suchen. Tut man dies bereits in Deutschland, geht man das Risiko ein, nicht das zu bekommen was man sich vorgestellt hat, und oft zahlt man auch einen höheren Preis.

Ein Auto in San Diego ist unabdingbar, am besten mietet oder kauft ihr euch zu dritt oder viert ein Auto damit ihr stets mobil bleibt. Es gibt zwar eine S-Bahn und Busse, welche aber ewig eine deutlich längere Fahrtzeit haben und auch nicht immer fahren. Wir haben unser Auto bei Sunset Car Rental Nähe der mexikanischen Grenze gemietet für knapp 500$/Monat, inklusive Versicherung und 2 zusätzliche Fahrer. Der Autovermieter ist äußerst nett und hilfsbereit.

Die San Diego State University ist eine sehr schöne Universität mit einem tollen Campus. Der Unterricht ist sehr schulisch und es herrscht eine Anwesenheitspflicht. Die Kurse umfassen jeweils ca. 30 Studenten, wobei die Qualität des Unterrichts in zwei von drei meiner Kurse überragend gut war. Ich habe dort in einem Semester mehr gelernt, als an meiner Heimatuniversität in zwei Jahren. Dies lag einerseits an der Qualität der Professoren (einer kam von der Harvard Business School), der geforderten Interaktion sowie an den praxisnahen und aktuellen Beispielen, warum z.B. Unternehmen erfolgreich bzw. gescheitert sind. Sämtliche Unternehmen wie beispielsweise Coca-Cola, Nike, Samsung, Ikea, Gap und viele andere werden sehr gut beschrieben und durchleuchtet. Der Arbeitsaufwand ist auf der anderen Seite sehr hoch. In jedem meiner belegten Masterkurse mussten wir ein Midterm Exam schreiben, wobei man Case-Studies/Assignments bearbeiten und Fragen dazu beantworten musste, oder teilweise auch zusätzliche Multiple Choice Tests. Außerdem gab es während des Semesters Gruppenarbeiten in jedem Fach und damit verbunden auch Präsentationen. Final Exams durften natürlich auch nicht fehlen. Zusätzlich werden in einigen Fächern verlangt, dass man zu jeder Woche einen Case Study liest und im Unterricht aktiv mitdiskutiert. Dies sollte man ernst nehmen, da mündliche Mitarbeit bis zu 30% der Endnote ausmachen.
Der Campus bietet im Gegensatz zu deutschen Mensen, Food Courts mit sämtlichen Fast Food Restaurants, wo wir meistens nicht gegessen haben. Ein Tennisplatz, Swimming Pool und ein riesiges Fitnessstudio sind auch gebührenfrei nutzbar.

Leider gibt es meistens nur Kurse ausschließlich für internationale Studenten, sodass man schwer mit Amerikanern in der Uni in Kontakt kommt und man nicht wirklich das Gefühl bekommt, an einer richtigen amerikanischen Universität zu studieren. Zwei meiner drei Kurse waren sogenannte „Special Sessions“, teilgenommen haben dort hauptsächlich Deutsche und ca. sieben Dänen.

Downtown San Diego ist sehr schön und bietet viele Clubs, Bars und Restaurants um auszugehen. Die Strände in San Diego laden zum baden und surfen ein und die Nähe zu schönen Stränden und Städten machen es zu einem unvergesslichen Ort für ein Auslandssemester. Ein Muss ist das Erkunden von Kalifornien, sprich LA, Santa Barbara, San Francisco, als auch Las Vegas, Grand Canyon und vieles, vieles mehr. Natürlich nur wenn es die Uni zulässt, aber die Zeit werdet ihr auf jeden Fall finden. Ich habe einen dreitägigen Zwischenstopp in New York bei der Anreise gemacht und des Weiteren war ich auf Hawaii, in Atlanta und Florida.
Im Großen und Ganzen war es die beste Zeit meines Lebens, ich habe fachlich viel von herausragenden Professoren dazugelernt, aber auch menschlich, sozial und interkulturell von den so facettenreichen und internationalen Leuten. Zudem habe ich einzigartige Lebensstile und wunderschöne Landschaften entdeckt. Die Zeit möchte ich nicht mehr missen und ehrlich gesagt, möchte ich nach Kalifornien zurück. Alle organisatorischen Schwierigkeiten und das Geld haben sich mehr als gelohnt. Meiner Meinung nach empfehle ich jedem der die Möglichkeit hat, nach San Diego zu fliegen und dort ein Auslandssemester zu absolvieren.