University of California, Berkeley
Motivation und Vorbereitung
Es war schon lange mein Traum, ein Auslandssemester in Kalifornien zu absolvieren, da es aus meiner Sicht so viel zu bieten hat. Durch die Pandemie war es für mich im Bachelor nicht möglich und im Master passte es am besten vor der Thesis. Der organisatorische Aufwand ist aufgrund der Unterstützung von College Contact okay, jedoch zahlt man sehr viele Gebühren und muss für sein Visum zur Botschaft in Berlin, Frankfurt oder München.
Konkret habe ich mich für die Session C an der renommierten University of California, Berkeley entschieden, in welcher reguläre Kurse aus dem Frühlings- und Herbstcurriculum angeboten werden. Dort dauert das Semester nur acht statt 16 Wochen, d. h. das Tempo dieser Kurse ist doppelt so schnell. So spart man aber auch viel an Lebenskosten, bekommt leichter eine Unterkunft und es gibt keine Konflikte mit den deutschen Semesterzeiten. Mit den Materialien kann man sich teilweise schon vorher vertraut machen, da manche Kurse online öffentlich zugänglich sind.
Studienalltag
Die UC Berkeley kann als einzige staatliche Universität mit privaten Elite-Universitäten wie Harvard, Stanford und MIT mithalten. Ich studiere im Master Wirtschaftsinformatik mit Schwerpunkt „Artificial Intelligence“ und wollte das gute Angebot an der UC Berkeley für meine Masterthesis und weitere Karriere nutzen. Deshalb habe ich zum einen den Kurs „CS 188: Introduction to Artificial Intelligence“ belegt, welcher von renommierten Professoren wie Stuart Russell und Pieter Abbeel mitgestaltet wurde. Zudem habe ich „MATH 55: Discrete Mathematics“ gewählt, welcher wichtige mathematische Grundlagen für meinen Schwerpunkt behandelt.
Bei zwei anspruchsvollen Kursen im verkürzten Sommersemester ist mein Workload ziemlich hoch gewesen. So hatte ich fast täglich Vorlesungen und Discussion Sections in jeweils beiden Kursen. Zudem gab es wöchentlich umfangreiche Hausaufgaben, Projekte und Quizze. Diese machen einen Teil der Note aus, sodass man mit viel Einsatz schon wichtige Punkte sammeln kann, um die anspruchsvollen Midterm und Final Exams zu kompensieren. In den Prüfungen sind eigene Cheat Sheets erlaubt, sodass man auf stumpfes Auswendiglernen verzichten kann – das würde ich mir in Deutschland auch wünschen. Außerdem gibt es viele Angebote zur Unterstützung, z. B. bieten die Dozenten fast täglich „Office Hours“ an, um Fragen zu klären oder sich generell über Studium, Karriere und interessante Themen auszutauschen.
Letztlich ist es individuell, ob man seinen Studienalltag so intensiv wie ich gestalten möchte. Viele internationale Studierende wählen Kurse mit geringerem Workload, um mehr Zeit für Reisen und Freizeitaktivitäten zu haben. Natürlich bietet ein Auslandssemester auch eine gute Möglichkeit, interessante Kurse außerhalb der eigentlichen Fachrichtung zu wählen. Bei einem guten Zeitmanagement sind ausreichend Schlaf, soziale und sportliche Aktivitäten sowie Tagesausflüge am Wochenende trotzdem möglich. Wenn man stets am Ball bleibt und bei den Assignments möglichst volle Punktzahl erreicht, kann man sogar sehr gute Noten erzielen.
Freizeit in Berkeley
Gewohnt habe ich im International House, was für internationale Studierende die perfekte Option ist. Man lebt dort am Campus, mietet passend für die Semesterzeiten und hat alle Mahlzeiten im Haus inklusive. Die Dining Hall und angebotene Events sind zudem die beste Möglichkeit, Freunde aus aller Welt kennenzulernen.
Berkeley ist eine kleine Stadt, die in der Bay Area gegenüber von San Francisco liegt. Man muss nur 10–20 min vom I-House den Berg hochgehen und kann dieses gesamte Gebiet von oben bestaunen – das habe ich häufig mit Freunden zum Sonnenuntergang gemacht. Wir sind auch häufiger mit dem ÖPNV ca. 45 min nach San Francisco gefahren, was natürlich viele Sehenswürdigkeiten und Events zu bieten hat. Ebenfalls war ich in San José bzw. im Silicon Valley, wo der Apple Park, Google und Stanford University wirklich sehenswert sind. Als Berkeley Student kann man außerdem die Sportanlagen wie Schwimmbäder, Fitnessstudio und Tennisplätze kostenlos nutzen. Viele Freunde aus dem I-House haben während des Semesters noch mehrtägige Reisen nach Yosemite, Lake Tahoe, Las Vegas oder Los Angeles unternommen.
Reisen in den USA
Ich habe meine großen Reisen vor und nach dem Semester gemacht, womit ich sehr glücklich war. So bin ich eine Woche vor Beginn des Studiums von Frankfurt nach Boston geflogen und nach vier Übernachtungen weiter nach Chicago. Zum Semesterende habe ich mit zwei Freunden aus dem I-House einen mehrtägigen Roadtrip entlang des Highway 1 nach Los Angeles gemacht. Nach ein paar Tagen in Los Angeles und Santa Monica habe ich noch San Diego, Dallas, New Orleans und Miami bereist. Wenn möglich, habe ich in einem „HI Hostel“ übernachtet, welche sehr günstig sind, eine ausgezeichnete Lage haben und wo man schnell mit anderen Reisenden (bspw. durch angebotene Events) in Kontakt kommt. Wenn man günstig wohnt und hauptsächlich die Stadt zu Fuß erkundet, bekommt man für wenig Geld sehr viele Eindrücke.
Die USA fühlen sich als Deutscher nicht wie eine fremde Welt an, da Deutschland natürlich viele amerikanische Einflüsse besitzt. Trotzdem sind Klischees wie riesige Pick-up-Trucks, ungesundes Essen und eine hohe Menge obdachloser Menschen nicht aus der Luft gegriffen. Die Art der Amerikaner ist generell offener, lockerer, lauter und humorvoller verglichen mit uns Deutschen. Das gilt aber auch für viele Menschen anderer Nationen, dem habe ich mich recht schnell angepasst.
Fazit
Meine Erwartungen an die Zeit waren sehr hoch und sie wurden alle erfüllt oder sogar übertroffen. So habe ich durch meine Kurse interessante und wertvolle Inhalte gelernt, die mich wirklich weiterbringen werden. Zudem habe ich viele enge Freundschaften mit Menschen aus aller Welt geschlossen und verschiedene Kulturen kennengelernt, sodass es mich mein Leben lang positiv prägen wird. Ich bin froh, dass ich das renommierte Angebot der UC Berkeley vollständig genutzt habe und davor bzw. danach auf meinen Reisen viel erlebt habe.