18 Feb
Erfahrungsbericht von Niklas B.

San Diego State University


Stadt: San Diego
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Anglistik / Amerikanistik
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2010 bis 02/2011

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Dieser Erfahrungsbericht soll etwas anders werden als die, die man sonst immer liest.
Zwar werden die generellen Sachen auch angerissen, aber da man das alles schon in den anderen Berichten lesen kann, werde ich mein Hauptaugenmerk auf das ganze Drumherum lenken und auf mir wichtige Details näher eingehen.

Vorbereitung:

Ich hatte mich letzte Jahr relativ spontan entschieden nach Amerika zu gehen, sprich Ende April/Anfang Mai. Anfangs für Santa Barbara beworben aber abgelehnt wegen zu später Anmeldung fiel die Wahl dann auf San Diego, auch wegen der hier geschriebenen Berichte.
College Contact half, wie bei allen anderen, wunderbar aus mit Antworten und Tips.
Visa ging unkompliziert, glaubt nicht den Horrorgeschichten, wenn man nicht gerade wie ein Schwerverbrecher aussieht oder eine kriminelle Vergangenheit hat ist man nach 3 belanglosen Fragen wieder grinsend draußen. Nur die Wartezeit ist happig je nach Monat und Andrang. Mehr als 2 Stunden wurden es dann aber auch nicht insgesamt.
Falls ihr mit dem Gedanken spielt, euch Auslandsbafög zu beantragen, sag ich nur viel Glück dabei. Visa, Wohnungssuche und alles andere war nicht ansatzweise so stressig wie der (fruchtlose) Kampf mit Hamburg (alle USA Auslandsbafögs laufen über Hamburg). Am Ende gab es nur sich widersprechende Ausflüchte und keinen Penny.
Wohnung: Ich hab mir von zu Hause aus im voraus über Craigslist eine Wohnung gesucht und wurde auch schnell fündig. Das Geheimnis besteht darin, selbst eine Anzeige zu schreiben mit Details über sich selbst und was man so für Vorstellungen hat. Daraufhin werden sich dann Amerikaner melden und ihr könnt euch über Emails austauschen und alles klären. Alles andere ist Mist. Hostels sind Mist und Wohnungssuche vor Ort und am Ende mit nem Haufen Deutschen in ner Drecksbude landen ist auch Mist. Trust me.

Schon Fernweh bekommen?

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Es heißt immer, man solle sich eine Wohnung am College oder in Strandnähe suchen. Das ist nur teilweise wahr. Es gibt nur einen Ort und nur einen, in den man ziehen sollte für sein Auslandssemester, und das ist Pacific Beach. Oder Mission Beach. Ne, nur Pacific Beach. Jetzt wird’s heißen:
1. College Area ist auch gut, man ist nah an der Uni und da sind die ganzen Hausparties!
2. Am Strand zu wohnen ist zu teuer!
3. Man ist so weit von der Uni weg!
4. Mimimi, wuwuwu

Zu 1: Unsinn. Jeder, der an der Uni wohnte, wollte später mit den PB'lern tauschen. An der Uni ist nichts los, keine gute Bar in der Nähe, kein Club. Hausparties sind schnell öde weil immer das gleiche und gegen Mitternacht eh von der Polizei beendet. Und die ach so tollen Frat Parties? Überbewertet, als Mann kommt man eh nicht rein. Arrogante Möchtegerns und Prolls.
Zu 2: Unsinn. An der Uni wohnen kostet genauso viel und wenn man früh genug anfängt zu gucken findet man was unter 800$.
Zu 3: Unsinn. Man braucht so oder so ein Auto, dazu später mehr. Man fährt 20-30 Minuten zur Uni und man ist eh nur maximal 3 Tage in der Woche da wenn man die Kurse intelligent wählt.
Zu 4: Pacific Beach is superior. Your argument is invalid.

Warum PB und kein anderes Strandviertel? Walking / Bike Distance zu den tollen, tollen Bars. Mission Beach zu weit weg, La Jolla zu weit weg (Teuer!) und Ocean Beach? Ocean Beach ist das Penner und Hippieviertel. Nuff said.


Uni:

Mal aus einer nicht BWL/Finance/Marketing/Derp Perspektive. Als English Major hatte ich diverse Vor und Nachteile. Nachteil: Kursangebot ist überschaubar, dennoch enorm groß. Also kein Nachteil.
Einige der Vorteile: Kein gigantischer Studiengang, übersichtliche Klassen. Unterschrift leicht zu bekommen (ich hatte alle Kurse bekommen die ich wollte und konnte noch einen wegwerfen). Persönlicher Kontakt zu den Dozenten. Keine oder nur vereinzelt Deutsche in den Kursen.
Ich besuchte drei Kurse namens „Contemporary Literature“ “Film and Fiction“ und „The Writing of Fiction“. Nur drei, da Masterkurse, also nur 9 Units erforderlich anstatt der normalen 12.
Die Prüfungen konnten unterschiedlicher nicht sein und das Lehrangebot war sehr abwechslungsreich und interessant gestaltet. Der Writing Kurs bei Katie Farris war mit Abstand am besten. Fragt sie mal nach dem Typen mit der „Zombie Apocalypse“ Abschlussarbeit.


Die ersten Tage:

Hier eine Auflistung der Dinge, die ihr in den ersten Tagen nach Ankunft tun werdet.
1. Zum DMV gehen und California ID beantragen. Ihr wollt sie. Ihr braucht sie. Die California ID ist euer bester Freund im San Diegonischen Nachtleben, Bars und Liquor Stores. Wenn ihr nicht wollt, dass euer frischer nach Leder riechender Reisepass nach 4 Monaten die Konsistenz von einlagigem Toilettenpapier aufweist beherzigt ihr meine Worte.
2. Telefon besorgen. Wenn ihr nicht euren Vertrag aus D-Land mitnehmt dann holt euch den Virgin Mobile 25$ Plan, jeden Monat 25 Dollar zahlen und 300 Freiminuten und unendlich SMS. Man muss sich zwar ein billiges Telefon holen aber das ist verschmerzbar.
3. Auto kaufen / mieten. Kein Auto, keine Unabhängigkeit, kein Spaß. Holt euch ein Auto. Ein anderer nicht zu verachtender Punkt ist die Selbsterhaltung. Bei den Worten „Öffentlicher Verkehr bei Nacht“ sollten die Alarmglocken läuten, da der ÖPNV nur von Individuen genutzt wird, die sich keinen Führerschein leisten können oder kein Auto (mehr) fahren dürfen. Dazu kommt: Unpünktliche, ungemütliche, siffige Transportmittel, nach Mitternacht fährt eh nichts mehr und weite Fuß/Radwege bis zu den Stationen. Finger weg.
4. ???
5. Profit.


Leben drum herum:

Jetzt wird’s interessant. Da ihr auf jeden Fall in Pacific Beach wohnen werdet hier ein unerlässlicher Guide.
Montag: 1$ Sake Bombs bei PB Sushi (Garnet St, Betonung auf NET!)
Dienstag: Taco Tuesday im nein, nicht Typhoon, sondern im Beachwood (Ende Thomas St am Strand), Longboards (Garnet St) oder IRGENDWO ANDERS! Warum nicht im Typhoon? Unendlich lange Warteschlangen, selbst wenn der Laden leer ist. Frechheit. Teure Margaritas die zu schwach sind. Fast nur Deutsche. Falls ihr doch mal dazu überredet werdet hinzugehen, stellt euch mit eurer California ID in die VIP Schlange, da ihr diesen Ausweis besitzt und darauf euer Wohnort Pacific Beach steht kommt ihr umsonst und schneller rein.
Mittwoch: Shore Club (Ende Grand Ave) oder Beachwood.
Donnerstag: Billige drinks kann man im Moondoggies (Garnet) für 2$ you call it haben, der Laden ist aber ein wenig ranzig und ich war nur ab und zu drin. Ansonsten wieder Shore Club oder Beachwood.
Am Wochenende ist überall einiges los da lass ich euch mal die Freiheit selbst rauszusuchen was Spaß macht. Verpasst aber nicht am Sonntag das Goldfischrennen im Shore Club!

Falls es mal etwas schicker sein soll nehmt den Partybus nach Downtown, besonders Donnerstag geht’s für nur zehn Dollar im Partybus nach Downtown ins Voyer, VIP Eintritt inklusive. Freitag fahren die Partybusse ins Fluxx oder auch ins Stingagree, alles feine Läden, aber sehr teuer. Aber ihr fahrt da eh nur ab und zu hin. Um halb zwei fahren die Busse dann wieder zurück nach Pacific Beach.

Ansonsten werdet ihr viel Zeit damit verbringen surfen zu lernen und die wundervolle Stadt kennen zu lernen, fahrt auf Soledad Mountain in La Jolla, La Jolla Shore, Balboa Park und auch mal nach Downtown ins Gaslamp Quarter und an den Hafen. San Diego Zoo ist zu teuer und wenn sich euch beim Surfen wilde Delfine bis auf ein paar Meter nähern ist Sea World auch nicht mehr so toll.

Wenn ihr gerade nicht surft oder eine Pause macht legt euch neben den Crystal Pier und schaut anderen Surfern zu oder den anderen Strandbesuchern, am besten mit nem leckeren Frozen Joghurt in der Hand. Oder einem California Burrito.


Essen:

Ihr werdet mexikanisches Essen schätzen lernen und lieben, auch wenn es am Anfang gewöhnungsbedürftig schmeckt. Probierts ein paar Mal. Carne Asada Fries um zwei Uhr nachts stellen jeden, und ich meine jeden, Döner ganz schnell in den Schatten. Esst bei Cotijas auf Garnet Street Ecke Dawes Street. Bester. Mexikaner. Ever. Hört nicht drauf was andere sagen.
Falls ihr mal keine Lust auf mexikanisch habt (passiert selten aber passiert) geht ihr zu Jack in The Box. Oder Carl's Junior. Keine Angst wegen Kalorien, dafür geht ihr ja surfen. Zunehmen tut man so oder so ein wenig.


Abschluss:

Auch wenn es so klingt als hätte ich nur das Nachtleben genossen kam das studieren nicht zu kurz. Der Anspruch der Kurse ist gut und fordernd und dennoch hat man genug Freizeit, wenn man gewissenhaft und fleißig allen Kursen folgt. Ein Durchschnitt von 1,0 ist möglich im Studiengang Englisch.
Nirgendwo anders kann man qualitativ hochwertige Universitätskurse besuchen und gleichzeitig noch ein unvergessliches halbes Jahr erleben. Schmerzlich sind die hohen Gesamtkosten, aber billig ist es nirgendwo in den USA. Also geht nach San Diego, nehmt Kontakt mit Amerikanern auf, die (fast) alle offenherzig, freundlich, hilfsbereit und lebenslustig sind. Um Deutschen Kontakt werdet ihr so oder so nicht herumkommen, besonders bei den eher kapitalorientierteren Studiengängen.

Roadtrips nach Vegas, Frisco, und ins völlig überbewertete LA muss ich nicht extra beschreiben, da sie sowieso von jedem ausgefuchsten Auslandssemesteraner durchgeführt werden.


Danke an Aline von College Contact, meinen Mitbewohner, meine Dozenten und an San Diego und den Ozean. Und natürlich an meine Eltern, ohne deren großzügige Unterstützung nichts möglich gewesen wäre. Und Toto, die mich inspiriert und anfangs immer wieder ermutigt hat das alles durchzuziehen.
To some, Surfing is a Sport. To others, a way of life.
Bei Fragen schreibt mir eine Email.