30 Apr
Erfahrungsbericht von Martina S.

San Diego State University

Stadt: San Diego
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Anglistik / Amerikanistik
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2012 bis 12/2012

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Mein Auslandssemester in den USA

Von August bis Dezember 2012 habe ich ein Auslandssemester an der San Diego State University in Kalifornien/ USA abgeschlossen.

Mein Auslandssemester in den USA wurde von College Contact in Deutschland betreut und von dem American Language Institute (ALI) der San Diego State University in San Diego. Mit der Unterstützung seitens College Contact war ich sehr zufrieden. Die Mitarbeiter von College Contact standen bei Fragen rund um den Auslandsaufenthalt hilfreich zur Seite. Leider galt dies nicht für das ALI. Das ALI war im Allgemeinen sehr unorganisiert und die Mitarbeiter schienen oft genervt von den Studenten anstatt helfen zu wollen. Besonders in Anbetracht der Tatsache, dass so hohe Studiengebühren für das Auslandssemester gezahlt werden, hätte man sich doch ein wenig mehr Unterstützung seitens der Universität erwarten können. Mich hat es glücklicherweise nicht so sehr getroffen wie andere Studenten. Mit meinen Studienfächern Englisch (und Französisch) war ich in der Minderheit und hatte deshalb zum Beispiel nicht so große Probleme mit der Kurswahl, die über das ALI lief. Ich gehörte zu einer der wenigen ALI-Studenten, die Englischkurse (Linguistik-/ Literaturkurse) belegen wollten, weshalb ich die Kurse, die ich haben wollte, auch letztlich bekommen habe. Meiner Mitbewohnerin und anderen BWL-Studenten erging es anders. Einige hatten nach mehr als 3 Wochen nach Semesterbeginn immer noch nicht alle Kurse oder Kurse, die für ihr Studium irrelevant waren, da die Kurse maßlos überfüllt waren und amerikanische Studenten Vorrang hatten. Teilweise wurden sogar Kurse ausschließlich für internationale Studierende angeboten. Wer an der San Diego State University studieren möchte, sollte sich bewusst sein, dass die Universität voll von internationalen (und deutschen) Studierenden ist und es für BWL-Studenten äußerst schwierig ist die entsprechenden Kurse zu bekommen.
Die Universität an sich ist sehr gut ausgestattet und bietet den Studenten sehr viel mehr als man es von deutschen Universitäten kennt. Die Bibliothek ist groß und es mangelt nicht an Büchern, Zeitschriften etc. Es gibt Gemeinschaftsräume, in denen Referate, Gruppenarbeiten und Präsentationen erstellt werden können. Die 24/7 Study Area ist sogar Tag und Nacht für die Studenten geöffnet, sodass man zu jeder Tageszeit in Ruhe lernen kann.
Die Dozenten sind sehr nett und hilfsbereit. Das „Schüler-Lehrer-Verhältnis ist bei Weitem nicht so steif und formell wie man es von deutschen Universitäten kennt. Vielmehr sind Dozent und Student ein Team und bewegen sich auf einer Ebene. Man kann die Dozenten auch außerhalb der Sprechzeiten kontaktieren und besonders auch bei bleibenden Fragen zur Klausur im Büro persönlich vorbeischauen. Das empfand ich als sehr angenehm und hilfreich.
Intellektuell gesehen war das Auslandssemester an der San Diego State University jedoch leider keine Herausforderung für mich. Oft hatte ich das Gefühl, dass es vielmehr um Quantität als um Qualität geht. Es musste sehr viel Material angeschafft werden, ohne das wirklich damit gearbeitet wurde. In einem meiner Seminare sollte ganze acht Bücher gelesen und dann „besprochen“ werden. Es versteht sich von selbst, dass die Themen in den jeweiligen Büchern lediglich angeschnitten bzw. überflogen wurden. Der historische Hintergrund/ Rahmen wurde nicht einmal erwähnt. Besonders schockierend fand ich auch die Referate in den entsprechenden Kursen. Meistens waren Quellen aus dem Internet völlig ausreichend. Zudem wurden die Referate vorgelesen. Journal Entries, Essays, Creative Projects, usw. wurden zwar wöchentlich eingereicht, die Anforderungen im Gesamten waren jedoch vergleichsweise niedrig. Was mich dabei am meisten gestört hat, ist, dass den Studenten jegliche Selbstständigkeit genommen wird. Die San Diego State University erinnerte mich mehr an Schule als an Studium.
Das Auslandssemester in den USA war dennoch größtenteils sinnvoll für mich. Ich habe sehr viel über die amerikanische Mentalität und Kultur gelernt und die USA von einem anderen Blickwinkel betrachten können. Als ALI-Studentin habe ich mich als Teil der amerikanischen Kultur fühlen und in den amerikanischen Lebensstil voll eintauchen können. Besonders durch Couchsurfing bin ich auch privat in Kontakt mit Amerikanern gekommen. Ich habe selten so aufgeschlossene und kontaktfreudige Menschen wie in den USA getroffen. Ich habe die Amerikaner als freundlich, unkompliziert und umgänglich kennen gelernt. Durch viele interessante Gespräche und Begegnungen, habe ich nicht nur die Amerikaner kennen gelernt, aber auch sehr viel über die USA als Land erfahren: das Bildungs- und Gesundheitssystem, die Politik, das Militär und die Infrastruktur. Dadurch habe ich die USA von einer anderen Perspektive betrachten können. Die USA war nicht mehr ein Urlaubsziel für mich, sondern der Ort, an dem ich gelebt habe und amerikanische Bekanntschaften/ Freunde gewonnen hatte. Natürlich habe ich auch sehr viel Sprach- und Schreibpraxis erlangen können. Ich spreche wieder fließend Englisch und ich fühle mich nicht mehr unsicher. Dadurch, dass ich so viele Texte bzw. Essays schreiben musste, habe ich mein Englisch auch schriftlich verbessern und mein Arbeitstempo steigern können. Intellektuell gesehen hätte ich mir dennoch eine größere Entwicklung gewünscht, da die Anforderungen vergleichsweise gering waren.
Was ich aus meinem Auslandssemester mitnehme sind die Erinnerungen an die tollen Menschen, die ich dort kennen gelernt habe und die mein Auslandssemester zu dem gemacht haben, was es war. Ich nehme ein neu gewonnenes Bild über die USA und die Amerikaner mit und werde mich immer gerne an fünf Monate Studium an der San Diego State University zurück erinnern. Ich kann nur jedem empfehlen den Schritt Auslandssemester zu wagen, denn der Aufwand ist es wert.