18 Feb
Erfahrungsbericht von Markus G.

University of California, San Diego

Stadt: San Diego
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: VWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2008 bis 12/2008

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Die Westküste

Ich bin schon ca. 6 Woche vor Semesterbeginn nach San Diego gereist, um eine kleine Westküstentour zu machen. Visumstechnisch ist das offiziell nicht ganz unproblematisch, eigentlich darf man erst 30 Tage vor Semesterbeginn einreisen. Ich hatte mir daher zusätzlich zu meinem F-Visum auch noch ein B-Visum geholt. Gebraucht hab ich es nie. Ganz wichtig aber: Niemals, unter keinen Umständen Euer I-20- Formular verlieren oder vergessen!

Meine Tour startete in San Diego, wo ich mit einem Kumpel 2 Nächte im OBI (Ocean Beach International) Hostel übernachtete. Das Hostel hat seine Vor- und Nachteile. Zum einen lernt man schnell andere Leute kennen (zum Teil auch echte Originale wie den seit Monaten dort wohnenden Alt-Hippie Dave). Zum anderen ist das Hostel aber eine typische Low-Budget-Absteige. Man zahlt $20 für ein Bett in einem 6er-Zimmer, es gibt nur 2 Bäder pro Etage (also für 20-30 Leute). Ich fand’s für 2 Tage absolut ok und habe auch viele Leute kennen gelernt, die für 2 Wochen dort geblieben sind und vom OBI aus ihre Wohnungssuche gestartet haben.

Wir sind erst einmal mit einem Mietwagen für 4 Wochen durch den Westen der USA gedüst. Für die Buchung eines Mietwagens kann ich die Homepage www.usareisen.de empfehlen. Die haben spezielle Tarife für Fahrer unter 25 (in Kooperation mit Alamo), wir haben für einen Midsize SUV 180 Euro/Woche gezahlt. Der Wagen war für die 4 Leute, die letztlich mitgefahren sind (und jeweils einen dicken Koffer dabei hatten) schon relativ eng. Unsere Stationen waren LA, Sequoia NP, Highway #1, San Francisco, Sacramento, Lake Tahoe, Yosemite NP, Las Vegas, Grand Canyon NP, Phoenix und dann zurück nach San Diego. Für genauere Reiseberichte ist jeder zu einem Blick auf unseren Blog www.rathcorp.de eingeladen.

Kleiner Tip noch: Wir haben unsere Tour zu viert gemacht, da bieten sich Motels/Hotels mit 2 Queensizebeds an. Gibt’s oft schon für $60/Nacht (also $15 pro Nase) und somit klar unter Jugendherbergspreisen (vgl. www.hotels.com oder www.hotel.de).

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Nach unserer Tour gings direkt an die Wohnungssuche. Ich schlug mit einem Kumpel, der ebenfalls in San Diego studieren sollte (allerdings an der SDSU) Quartier in einem Motel auf. Wohnungen findet man – wie so ziemlich alles – am besten auf craigslist.com. Für UCSD-Studenten liegt ein Zimmer in La Jolla nahe. Das hat den Vorteil, dass es uninah ist, die Preise habens aber auch in sich. In den riesigen Appartmentkomplexen findet man zwar immer leicht was, das kostet aber $850/Monat oder mehr. Abraten kann ich auch von Downtown La Jolla, sowohl Strand als auch Uni sind von dort aus schwer zu erreichen. Die Gegend um das UTC kann ich hingegen voll und ganz empfehlen. Die einzige Alternative zu La Jolla ist Pacific Beach (PB). Dort tobt das Beachlife und zahlreiche Bars, Restaurants und Clubs laden jeden Abend ein. Es ist schon einiges wert, wenn man sich die Nachhausefahrt sparen kann (obwohl ich festgestellt habe, dass es die San Diegans mit dem Drunk Driving nicht allzu ernst nehmen – die Polizei aber sehr wohl!). Unabhängig von der Lokalität gibt es für die Wohnungssuche meines Erachtens 3 Grundregelen zu beachten:


Grundregel I: Ohne Auto geht’s nicht!

San Diego ist enorm weitläufig, wodurch es schwer ist schnell von A nach B zu kommen. Von daher: Mietauto sehr zu empfehlen. Vergesst den Nahverkehr, das ist eine Katastrophe, die Busse halten an jedem Straßenblock an und brauchen daher ewig bis sie am Ziel sind. V.a. wenn man gleichzeitig in La Jolla und PB sucht, ist ein Auto ein Muss. Der Verkehr generell ist in San Diego übrigens nicht so schlimm, kein Vergleich mit LA. Ich bin letztlich in La Jolla gelandet, es war aber überhaupt kein Problem innerhalb von 20-30 Minuten in voller Surfmontur am Mission Beach zu stehen. Das Interstatesystem funktioniert in San Diego!


Grundregel II: Nicht nur suchen, sondern auch suchen lassen!

Gesuch heißt hier das Zauberwort. Viele Studenten finden ihre Wohnung dadurch, dass sie ein Gesuch bei craigslist.com aufgegeben haben. Einfach ein Bild und eine Kurzbeschreibung reinpacken, es ergeben sich dann viele Möglichkeiten von alleine. So haben meine Roomies übrigens auch mich für ihr Haus in La Jolla gefunden. Das ganze hat dann im Endeffekt nur $600/Monat+NK gekostet (das ist verdammt gut für San Diego!) und war eine tolle Erfahrung.


Grundregel III: Mit Amerikanern zusammenziehen

Wenn Euch nur irgendwas an der Verbesserung Eurer Englischkenntnisse liegt und ihr eine echte College-Experience haben wollt, dann zieht mit amerikansichen Studenten zusammen. Amerikanische Berufstätige können auch ok sein, sind aber qua Okkupation schon selten zu Hause. Wer mit Internationals zusammen zieht, kann auch viel Spaß haben, bloß sprechen die oftmals noch viel schlechteres Englisch als ihr selbst. Ich betone das besonders, weil es auf dem Campus verdammt schwer ist andere Amerikaner kennen zu lernen. An der Einführungsphase nehmen ausschließlich die Internationals teil und das ganze Extensionsprogramm ist auf Interaktion mit Internationals (nicht Amerikanern!) ausgelegt. Noch schlimmer ist es übrigens an der SDSU, da hatte ich bisweilen den Eindruck Deutsch wäre Amtssprache. Deswegen: Amis müssen’s sein. Die sind außerhalb der Uni oft auch ganz begeistert Europäer kenne zu lernen („Is that an accent? Oh my god, it’s so great to meet you!“), es fehlt nie an Gesprächsthemen und eine echte College-Experience ist garantiert.


Erste Anschaffungen

Meine allererste Anschaffung war natürlich das eigene Auto. Auch hier: craigslist.com! Um einschätzen zu können, was ein fairer Preis ist, ist außerdem die Homepage www.kellybluebook.com sehr zu empfehlen, dort werden alle Wagen (abhängig von ihrer Mileage) preislich geschätzt. Ich habe mir einen Chevy (Baujahr 2000, aber schon 150.000 Meilen) geholt und war halbwegs damit zufrieden (von aufleuchtenden Lämpchen wie „Service Engine Soon“ sollte man sich am besten nicht irritieren lassen ;-). Allerdings sollte man das Auto am besten bei einer AAA-Werkstadt prüfen lassen. Ich hab das leider versäumt und es hat sich am Ende rausgestellt, dass die Transmission nicht mehr ganz rund lief, weshalb ich das Auto nur für $1000 wieder verkaufen konnte. Verkauf natürlich auch via craigslist.

Auch meine Zimmereinrichtung (Bett, Matratze, Schreibtisch, Stuhl = $150) stammt v.a. von craigslist, dort sind die Sachen deutlich günstiger als bei IKEA und viele Verkäufer liefern sogar. IKEA hab ich trotzdem für Kissen, Bettzeug, etc. genutzt. Ich hab’s leider versäumt meine Sachen zeitig wieder ins Netz zu stellen und bin daher auf dem Schreibtisch sitzen geblieben, prinzipiell kann man aber gut zum Einstandspreis wieder verkaufen.
Für die ganze „Setup-Phase“ (Wohnung, Auto, Möbel) kann man schon 2 Wochen einplanen. Ich hab’s in etwas kürzerer Zeit geschafft, aber 1 Woche vor Semesterbeginn ist schon eng (v.a. wenn man dann mit dem Bus zur Uni muss).


Sonstige Formalien

Bei einem Mexiko-Besuch: Reisepass und I-20 nicht vergessen. Ich war nur 1x in Tijuana. Dort herrschte gerade Drogenkrieg, mir war’s daher später zu gefährlich und außerdem war der Eindruck, den ich von diesem einen Besuch hatte: Nix besonderes.
Wer ein Auto kauft, muss dieses auch registrieren lassen. Das bedeutet einen Gang zum Department of Motor Vehicles (DMV). Dort wird frei nach dem Motto „There are days we don’t move the line at all, we call them weekdays!” gehandelt. Also VIEL Zeit mitbringen! Ich war leider 2 mal da, einmal um eine amerikanische ID zu beantragen (dann muss man den Reisepass nicht immer mit sich rumschleppen) und theoretische Führerscheinprüfung zu machen (lächerlich einfach, einfach die Broschüre einmal durchblättern und gesunden Menschenverstand einschalten!). Ein zweites Mal um das Auto zu registrieren. Theoretisch muss man auch noch ne praktische Führerscheinprüfung machen, mir hat der temporäre Führerschein (gilt 60 Tage) aber gereicht, ich hab gehört das DMV verlängert den aber auch kostenlos noch mal um 60 Tage.
Sehr wichtig ist es auch den Nachweis für die Krankenkasse am ersten Unitag mitzubringen. Das Teil muss den Zeitraum, für den die Versicherung gilt EXAKT benennen, andernfalls gibt’s Ärger und bürokratischen Zeitvertreib.


Die UCSD

Der Campus ist recht ansehnlich und weitläufig. Obwohl man für eine Parkerlaubnis $150/Quarter zahlt, heißt das noch lange nicht, dass man auch immer dort einen Parkplatz bekommt, wo man will. Vor dem RIMAC (Sportcenter) ist allerdings immer was frei, ansonsten ist es nach 9am ein Glücksspiel. Achtung: Nur in den gelben S-Feldern parken, sonst sind $40 Strafe fällig.

Das o.g. RIMAC hat ein reichhaltiges Angebot. Extension-Students müssen zwar pro Quarter noch mal $80 drauf zahlen, um es nutzen zu können (schon gemerkt: An der UCSD ist nix umsonst, selbst der Download der Kursunterlagen kostet $50 pro Kurs). Das lohnt sich aber durchaus, ich war fast jeden Tag dort, sei es zum Training im Fitnessstudio, zum Basketballspielen mit meinen roomies oder zum Fußballspielen mit den Internatinals. Sehr zu empfehlen war der vom RIMAC (gegen einen weiteren Aufpreis ;-) angebotene Surfkurs: 3 Instructors für 10-12 students, da hat man schon einiges gelernt.

Bezüglich der Vorlesungen hängt viel davon ab, welche Kurse man sich ausguckt. Die undergraduate-Kurse sind für deutsche Verhältnisse recht einfach, die Kursgröße reicht von 20 bis 150 Leuten. Die graduate-Kurse (hört nicht auf Eure Academic Adviser, ihr dürft die besuchen!) deutlich schwerer und in kleineren Gruppen (max.20). Der Witz des Jahrhunderts ist das Kurse-Crashen. Obwohl Extension-Studenten deutlich mehr Geld zahlen als die Einheimischen, haben letztere ein Vorrecht bei der Kurswahl. D.h.: In die verbleibenden Kurse (z.B. Game Theory) kommt man entweder gar nicht rein oder muss sich um die wenigen Restplätze mit den Internationals prügeln. Im Klartext heißt das: Am Abend vor dem Einschreibungstag mit viel Bier (Achtung: Eigentlich herrscht auf dem gesamten Campus Alkoholverbot), warmer Kleidung (auch in San Diego kann es nachts mal kühler werden) und einem Monopolyspiel (o.ä.) vor der Einschreibungsstelle campieren. Glaubt mir, es reicht NICHT um 5 Uhr morgens da zu sein, da sind schon 20 andere da. Wenn man den Wunschkurs dann trotzdem nicht bekommt, besteht (entgegen der Auskunft der wohlbeleibten Bürodamen der Einschreibungsstelle!) noch die Möglichkeit mit dem Professor direkt zu sprechen. Der kann die Teilnehmerzahl erhöhen, so hab ich dann doch noch meinen Wunschkurs bekommen.

So genug gemeckert, der Campus hat durchaus auch seine positiven Seiten. Das Sportkursangebot ist wie erwähnt super. In der Bibliothek (irgendeine ist immer offen!) bekommt man zu jeder Tageszeit einen Sitzplatz. Auf dem Campus finden eigentlich jeden Tag interessante (Gratis-)Abendveranstaltungen statt (z. B. Foosh, das ist eine Art Spontan-Comedy). Das UCSD Playhouse gehört zu den TOP3 in den USA und zahlreiche Kaffeestände laden zum Chillen in der Sonne ein.

Eine Partyuni ist die UCSD allerdings nicht wirklich. Auf dem Campus gibt es nur ein paar Fraternerties, wer wirklich große Parties sehen will, muss an die SDSU fahren. Es empfiehlt sich aber immer ein paar Frat-Mitglieder zu kennen, sonst wird’s schwer rein zu kommen. In UCSD-nähe bleiben aber noch Hausparties. Da man als Student nur die ersten 2 Jahre auf dem Campus wohnen darf, tun sich viel ehemalige Dorm-mates zusammen und mieten sich zusammen ein Häuschen in La Jolla, wo dann auch die eine oder andere Party geschmissen wird. Ansonsten bleiben natürlich immer PB oder Downtown San Diego (etwas gehobener, viele coole Clubs). Bemerkenswert an der UCSD ist vielleicht noch, dass ca. 60% der Studenten Asiaten bzw. Asian-Americans sind.


San Diego – die Stadt

Ich habe selten eine Stadt mit derart vielen Freizeitmöglichkeiten gesehen. Die offensichtlichsten sind natürlich Strand, Meer und Beachlife. Die Strände sind allesamt schön, ich war meistens am Mission-Beach, wo man sich bei Cheaprentals.com günstig Surfboard leihen konnte. Sehr schön ist auch ein Schnorcheltrip in der La Jolla Cove, da können einem auch schon mal (harmlose!) Leopardsharks und allerlei anderer Fisch, Seelöwen,… entgegen kommen. Jede Art von Sport wird auf dem UCSD-Campus angeboten, den (meistens aber eher schwachen) Uniteams kann man auch zusehen. Sehr viel besseres geht aber im Qualcom-Stadium ab, wo die San Diego Chargers zu erstklassigem NFL-football laden. Wer eher klassische Kultur bevorzugt, ist am besten im Balboa-Park aufgehoben, wo es dutzende Museen und eine wunderbare Parkanlage aufwarten.

Kurz: Diese Stadt ist wirkich einfach nur America’s finest!!!


To-Do-List für San Diego und Umgebung:

  • Sea World (gute Shows!)
  • Zoo (gut gemacht, war ok obwohl ich kein großer Zoofan bin)
  • Six-Flags-Mountain (bei LA, tolle Achterbahnen!)
  • Whine-Tasting im Hinterland von Santa Maria
  • Phil’s BBQ (Ribs!)
  • Keith’s zum Frühstück
  • Rocky’s und Big Kahuna (streiten sich um den Titel „Bester Burger der Stadt“)
  • Halloween in Santa Barbara (die Partyuni schlechthin!)
  • Über die Brücke nach Coronado-Island fahren
  • Vegas, Baby!
  • Bonfire an den La Jolla Shores

Alles in allem, hatte ich in San Diego wirklich die geilsten 4 Monate meines Lebens. Ich habe die südkalifornische Mentalität kennen und lieben gelernt, Freunde fürs Leben gewonnen, bin zum Beer-Pong-Champion avanciert und werde meine Zeit dort niemals vergessen. Ich kann jedem ein Auslandssemester in San Diego sehr an Herz legen.