19 Okt
Erfahrungsbericht von Lina M.

University of California, Berkeley

Stadt: Berkeley
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Summer Sessions
Zeitraum: 06/2020 bis 08/2020
Heimathochschule: Gütersloh FOM

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Ein Auslandsaufenthalt ist immer eine ganz besondere Erfahrung, aber in diesem Jahr war diese Erfahrung noch etwas außergewöhnlicher. Wahrscheinlich muss ich von einem digitalen Auslandsaufenthalt sprechen, denn wegen der Corona-Pandemie konnten die Kurse der UC Berkeley Summer Session nur online stattfinden. Die Erfahrung wäre sicher eine andere gewesen, aber ich kann mir kaum vorstellen, vor Ort eine bessere Zeit gehabt haben zu können.

Trotz der für uns alle neuen Situation konnte mir das Team von College Contact jede Frage schnell und verständlich beantworten. Ich habe mich super betreut und unterstützt gefühlt.

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Kurs

Ich habe diesen Sommer am virtuellen Kurs Leadership: “Purpose, Authority, and Empowerment” bei Daniel Mulhern und Laura Andersen teilgenommen. Ich erwartete von dem Kurs, Führungstheorien und -strategien kennen und anwenden zu lernen. Gleich in der ersten Woche wurde mir aber bewusst, dass wir uns nicht mit trockenen Themen beschäftigen werden. Unsere erste Aufgabe war es, in einem Aufsatz zu beschreiben, was diesen Kurs zu der „Best Class Ever“ machen würde. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nie darüber nachgedacht, dass es einen Kurs geben könnte, den ich als den besten Kurs, an dem ich jemals teilgenommen habe, beschreiben würde und erst recht nicht darüber, was so einen Kurs ausmachen würde. Die zweite Aufgabe war, über einen Persönlichkeitstest unseren Myers-Briggs-Persönlichkeitstypen herauszufinden. Ich muss ehrlich sagen, dass ich sehr skeptisch war, was dieser Test über mich aussagen soll. Umso erschrockener war ich über die genauen und passenden Ergebnisse des Tests. Nicht nur dieses Testergebnis, sondern der gesamte Kurs hat letztendlich meine Erwartungen bei Weitem übertroffen.

In der vierten von zehn Wochen hatte sich mein Verständnis von Führung komplett verändert. Ich definierte zum ersten Mal meine persönlichen Wertvorstellungen, lernte meine Stärken kennen – über einen weiteren Persönlichkeitstest, aber viel mehr auch über das regelmäßige Feedback meiner Kommilitonen und Professoren – und ich entwickelte meine positive Grundeinstellung, mit der ich sogar schon andere, innerhalb und außerhalb des Kurses, unterstützen konnte. Die wahrscheinlich bedeutendste Entwicklung, die ich in diesem Kurs erfahren habe, ist wohl, dass ich gelernt habe, an Persönlichkeitsmerkmalen zu arbeiten, die ich bisher als meine Schwächen gesehen habe und für die ich lange nach Lösungen gesucht habe, und entsprechend mit ihnen umzugehen. Ich nehme eine enorme persönliche Entwicklung aus diesem Kurs mit – das ist es, was ihn für mich zur „Best Class Ever“ machte.


Austausch

Auch wenn dieser Kurs ausschließlich online stattfinden musste, hatte ich die Möglichkeit, mich mit meinen Kommilitonen auszutauschen. Wir haben wöchentlich einen Diskussionsbeitrag in einem kursinternen Diskussionsforum veröffentlichen und auf mindestens zwei Beiträge von anderen Studenten antworten müssen. In diesen Diskussionen berichteten wir beispielsweise von persönlichen prägenden Coaching-Erfahrungen, sprachen über unsere Wertvorstellungen oder analysierten Redetechniken von berühmten Personen. Außerdem haben wir uns alle zwei Wochen über Zoom in sogenannten „Case Consultation Groups“ getroffen. Aufgabe in diesen Gruppen war es, dass eine Person von einer Erfahrung berichtet, in der sie negative Führungserfahrungen gemacht hat – als Führungsperson selbst oder als Geführter. Im Anschluss wurde diese Erfahrung diskutiert und bestenfalls gemeinsam Lösungsvorschläge entwickelt. Durch diesen Austausch mit den anderen Studenten habe ich sehr interessante und inspirierende Menschen kennengelernt und auch Freundschaften geschlossen.


Neue Perspektiven

Die Studenten in dem Kurs kamen von überall her. Unsere Case Consultation Group zum Beispiel bestand aus zwei Amerikanern, zwei Inderinnen und mir als Deutsche. Diese Internationalität hat uns die Möglichkeit gegeben, die besprochenen Fälle aus ganz verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Besonders interessant war, dass eine der Inderinnen und ich die gleiche positive Grundeinstellung teilen – „Everything happens for a reason“ – aber diese aus ganz unterschiedlichen Gründen herleiten. Nicht nur die verschiedenen Nationalitäten, sondern auch die unterschiedlichen Persönlichkeitstypen, die wir in der ersten Woche kennenlernten, trugen dazu bei, dass wir uns gegenseitig immer wieder neue Ideen gaben und andere Sichtweisen eröffneten. Letztendlich bin ich nicht zuletzt aus diesen Gründen durch diesen Kurs wesentlich offener gegenüber anderen Perspektiven geworden. In Situationen, in denen ich oftmals erst spät oder gar nicht darauf gekommen bin, meine Denkweise zu verlassen, ist ein Perspektivenwechsel mittlerweile der erste Schritt.


Fazit

Durch diesen Kurs habe ich neue Interessen entdeckt und möchte nun immer mehr lernen rund um das Thema Persönlichkeitsentwicklung, weil das Puzzle noch lange nicht vollständig ist. Ich bin mir nicht sicher, ob ich vor Ort genauso viel über mich selbst und andere hätte lernen können. Möglicherweise hätten mich all die anderen Erfahrungen in Kalifornien von dem Kursinhalt abgelenkt. Sicherlich wären diese Erfahrungen genauso großartig und prägend gewesen aber ich bin überzeugt, dass das nur noch einmal unseren Leitsatz „Everything happens for a reason“ bestätigt.