Thompson Rivers University
Vorbereitung
Die Vorbereitung wurde mir durch College Contact sehr vereinfacht. Diese haben sich um all jene Sachen gekümmert, bei denen man vielleicht zu Beginn Probleme hätte. Ich war sehr zufrieden mit der Unterstützung durch College Contact, vertreten durch Lisa Bradler. Ich würde das Auslandssemester jederzeit wieder an der Thompson Rivers University machen.
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Kosten
Um die hohen Kosten zu decken, habe ich Auslands-BAföG beantragt. Allerdings habe ich „nur“ circa 3.500 Euro bekommen, was nicht mal die Uni gedeckt hat, denn diese kostet über 5.000 Euro. Dazu kommen noch 2.400 Euro fürs Wohnen und 1.000 Euro für den Flug. Zu diesem Zeitpunkt war man noch kein einziges Mal abends weg oder hat etwas vom Land gesehen, was natürlich auch noch mal ein großer Kostenpunkt ist.
Dazu kam erschwerend, dass ich für meine Heimatuni ebenfalls Studiengebühren zahlen musste, was aber für die meisten deutschen Studenten ja nicht zutrifft.
Unterkunft
An dieser Stelle bietet es sich an weiter auf die Unterkunft einzugehen, denn diese war in einer Gastfamilie und beeinflusst damit erheblich die Kosten. Um die Kosten an dieser Stelle zu komplettieren sei gesagt, dass in den 600 Euro pro Monat für die Gastfamilie auch Essen mit enthalten war. Das Essen war in 99 Prozent der Fälle sehr lecker und für studentische Verhältnisse gut (Roastbeef, Barbecue am Wochenende, Fisch, Steak, Pancakes am Wochenende etc.). Einkaufen ist nämlich sonst nicht ganz so billig, gerade wenn man etwas Gesünderes bzw. Hochwertigeres wie Fisch und Fleisch kaufen will.
Damit ist das Wohnen in einer Gastfamilie wahrscheinlich vom Preis/Leistungs-Verhältnis her das Beste, da es sonst nur noch die Alternative der Studentenwohnheime gibt, welche aber auch nicht gerade billig sind (circa 375 Euro für gerade mal 11m² und natürlich ohne Essen).
Ich habe in lower Sahali gewohnt und hatte im Winter bei Schnee einen 20-minütigen Fußweg zur Uni. Meine Gastfamilie hatte ein großes Haus und ich hatte quasi eine eigene Etage für mich (Souterrain) mit eigenem Zimmer, eigenem Bad und einem Aufenthaltsraum, der von der Familie selten benutzt wurde. Weiterhin konnte ich alle Sachen im Haus benutzen und hatte auch sehr oft das ganze Haus für mich alleine. Richtung Ende des Semesters war es dann auch mal schön bei wärmeren Temperaturen den Garten zu benutzen.
Der Umgang mit der Familie war sehr herzlich und ich wurde wie ein „zweiter Sohn“ (neben dem leiblichen Sohn) behandelt. Wie auch die gesamte kanadische Bevölkerung war meine Gastfamilie supernett und hilfsbereit. An dieser Stelle bewahrheiten sich alle Vorurteile gegenüber Kanadiern.
Thompson Rivers University (TRU)
Die auf der südlichen Seite des Thompson Rivers gelegene TRU ist eine sehr international geprägte Uni. Dieses spiegelte sich auch in meinen vier Kursen wieder: Der Anteil von kanadischen Studenten belief sich teilweise auf unter 10 Prozent, wobei der größte Teil der Kommilitonen aus Indien und China kamen (zusammen circa 60-70 Prozent). Der Rest verteilte sich auf andere Länder wie Nigeria, Südafrika, Frankreich, Österreich, Belgien, Schweden, Deutschland, USA, Japan und viele weitere Länder.
Das Semester ist anders als in Deutschland und es gibt mehrere Prüfungen, die für die Endnote zählen. Dies hat Vor- und Nachteile, aber in meinem Fall hat es eher einen positiven Eindruck hinterlassen. Die Gewichtung des „final exams“ war bei mir nie höher als 30 Prozent was bedeutet, dass man 70 Prozent seiner Note bereits vor der finalen Klausurphase erreichen kann.
Dies bringt eine gewisse Gelassenheit für die finalen Klausuren, aber dennoch sollte beachtete werden, dass diese Klausuren bestanden werden müssen, um den ganzen Kurs zu bestehen.
Um die 70 Prozent der Gesamtnote zu erreichen, ist es nötig kleine Ausarbeitungen, Hausarbeiten und Quizze (meist multiple choice Fragen) zu bearbeiten. Da die Professoren meiner vier Kurse durchweg entspannt und sehr „greifbar“ für den Studenten waren, gab es keine Probleme mit der Bearbeitung dieser Aufgaben. Im Gegenteil: nicht verstandene Aufgabenstellungen, falsch interpretierte Aufgaben oder andere Probleme konnten immer im persönlichen Gespräch oder via E-Mail geklärt werden.
Die Professoren sind ebenfalls auf verschiedene kulturelle Hintergründe und damit einhergehende unterschiedliche Arbeitseinstellungen eingestellt, was durchaus schon mal zu einer Fristverschiebung nach hinten resultieren kann, wenn in der Vorlesung der ganze Kurs lieb darum bat.
Da ich bei der Gastfamilie genug Platz und Ruhe hatte, musste ich die Lerneinrichtung der Uni nicht wirklich nutzen, aber was ich davon gesehen habe, war modern und gut eingerichtet. Der Campus an sich hat eine gute Größe und ist schön.
Kamloops und Roadtrip nach dem Semester
Für eine Stadt mit circa 90.000 Einwohnern, von denen circa 10.000 Studenten sind, ist das Freizeitangebot überschaubar. Es gibt eine Handvoll Clubs bzw. Bars und Downtown ist überschaubar. Jemand der Großstadt-Feeling haben möchte, sollte lieber in Vancouver zur Uni gehen.
Dennoch hat das kleine Städtchen seine Vorzüge, z.B. ist die Lage sehr gut: es sind lediglich 350 km bis nach Vancouver, 300 km nach Whistler, 500 km nach Banff, 450 km nach Jasper und 600 km nach Calgary. Auch wenn sich das viel anhört, sind diese Entfernungen für Kanada ein Katzensprung. Der Greyhound-Bus deckt die gängigen Routen für kleines Geld ab (Kamloops nach Vancouver plus retour circa 45 Euro).
Die nähere Umgebung von Kamloops ist ohne eigenes Auto schwer zu erkunden. Innerorts fahren Busse, welche mit dem Studentenausweis kostenlos genutzt werden können.
Im Winter bietet die Uni interessante Aktivitäten zu sehr fairen Konditionen in Kamloops und Umgebung an, welche definitiv wahrgenommen werden sollten (Skifahren, Nachtskifahren, Tagestrip Whistler etc.).
Nach dem Semester ging es für mich auf einen vierwöchigen Roadtrip, welcher in Kamloops startete. Der Trip umfasste in chronologischer Reihenfolge: Rocky Mountains, Okanagan Valley, Calgary, Whistler, komplett Vancouver Island und Vancouver.
Ich benutzte dazu einen alten Chevy-Van, welchen ich mit viel Zufall und Glück bekommen habe. Die Alternative wäre ein Leihwagen gewesen, welcher deutlich mehr Geld gekostet hätte (mit Beziehungen zur Autovermietung: über 2.000 Euro für vier Wochen) und mir nicht die Möglichkeit gegeben hätte darin zu übernachten und jede Straße zu fahren (generell sind Schotterstraßen mit Leihwagen nicht erlaubt).
Tipps:
- Du willst dir ein Auto leihen? Sei mindestens 25 Jahre alt, sonst wird’s teuer
- Du denkst du fährst mit einem Leihwagen ohne das was passiert? Hol dir das „damage waiver package“, denn gerade im Winter ist es rutschig und der Rollsplitt sorgt für Steinschlag und Lackschäden
- Auto leihen und dann nach Vancouver Island? (Lohnt sich nur bei vielen Leuten.) Besser nur als Person die Fähre nehmen und vor Ort Leihwagen nehmen
- Frostbeule (Winter -20°C nachts)? Amerikanische Häuser haben Holzwände und riesige Spaltmaße an den Türen, also nimm dir warme Sachen mit
- Schnell und preisgünstig durchs Land? Beides ist schwierig (Inlandsflüge sehr teuer: Kamloops nach Vancouver und zurück z.T. > 400 Euro für 52 Minuten Flug). Greyhound ist die beste Alternative aber dauert länger (>4 Std.) und kann im Winter erhebliche Verspätungen haben (Highway gesperrt)
- Abends mit anderen ausgehen? Sharksclub (Mittwoch Wings zum halben Preis), Red Collar brewery und Duchees (Bar, Pool und Stripclub)
- Halbtages-/Tagesausflüge? Kamloopslake und Wells Gray
- Langes Wochenende? Vancouver & North Vancouver, Kelowna, Vernon, Penticton
- Reading break? Vancouver & North Vancouver + Sunshine coast, Vancouver Island, Rocky Mountains
- Übernachten? AirBnB und Hostels sind die günstigsten Alternativen. Hotspots wie Rockies oder Tofino (Vancouver Island) sind dennoch teuer (35 Euro/Nacht im 8-Bett-Zimmer)
- Paar Tage in Vancouver? Mit dem Rad um den Stanley Park, Downtown, Suspension Bridge in North Vancouver, Telus Science World, Granville Island
- Im Winter in die Rockies? Ist schön, aber viele Sachen sind noch zu bzw. nicht erreichbar, weil die Zufahrtsstraßen nicht geräumt sind. Viele Seen (gerade die höher gelegenen) sind nur wenige Monate eis- und schneefrei
- Im Winter wandern? Ja, aber sei vorsichtig, denn man unterschätzt schnell die Schneemassen und die Einsamkeit (oft kein Handyempfang + keine anderen Leute)
- Gibt es wirklich so viele Tiere? Ja gibt es. Ich habe mir Bärspray gekauft (35 Euro), weil ich öfters alleine unterwegs war, wandern wollte und entdecken wollte
- Etwas typisch Kanadisches erleben? Schau dir ein Eishockeyspiel an, iss Poutine, miete dir ein Kanu, geh campen, mach ein Barbecue am Wochenende, geh in ein Diner, iss Pancakes mit Ahornsirup
Bei Fragen zur Uni, zur Stadt, zur Gastfamilie, zu Reisemöglichkeiten oder sonstigen Sachen stehe ich gerne zur Verfügung!