20 Jan
Erfahrungsbericht von Jonas M.

University of Portsmouth


Stadt: Portsmouth
Land: Großbritannien
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Geschichte, Literaturwissenschaften
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2013 bis 01/2014

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Einige Wochen bevor das Studium an der University of Portsmouth für mich losgehen sollte, reiste ich mit dem Auto in die mir noch völlig unbekannte Stadt, um mir ein Bild vom Wohnungsmarkt zu machen und ersten persönlichen Kontakt zur Uni zu suchen. Die Anfahrt aus NRW inklusive Fährüberfahrt von Calais nach Dover dauerte circa zehn Stunden. Dafür wurde man mit dem für England typischen Wetter begrüßt: Regen. Der Duke of Buckingham, ein Pub mit darüber liegenden Fremdenzimmern sollte für drei Tage als Herberge und Ausgangspunkt für Wohnungs- und Unibesichtigung dienen. Bereits an der Rezeption des Pubs wurde ein erster Kontakt zu einem einheimischen Studenten geknüpft, der auch sofort bei der Suche nach Wohnungen im Internet helfen wollte.

Das Angebot an Wohnungen, die für ein halbes Jahr gemietet werden können, ist vielfältig. Für Kontaktfreudige gibt es sehr viele Angebote, bei denen man ein Zimmer in einer WG mieten kann. Allgemein ist der Zustand der meisten Wohnungen mit deutschen Standards nicht zu vergleichen. Das Klima nagt an der Bausubstanz, weshalb Feuchtigkeit und Schimmel wohl vor allem im Winter weit verbreitet sind. Ein Blick in die Ecken lohnt sich also. Auch sollte bei einem Aufenthalt im Winter darauf geachtet werden, eine Wohnung mit Zentralheizung zu mieten, da die meisten anderen Wohnungen lediglich mit Elektroheizkörpern ausgestattet sind, bei denen Betriebskosten von 80-100£ keine Seltenheit sind. Auch sollte man den Vermieter fragen, welche weiteren Nebenkosten anfallen (Gas, Wasser, Abwasser, Heizung, Strom, Internet, Fernsehen etc.). Eine passende Wohnung ließ sich bereits am ersten Tag dank Makler schnell finden, allerdings sollte die Miete für die sechs Monate Aufenthalt im voraus gezahlt werden (Rechtlich gesehen eine sehr fragwürdige Methode, die jedoch bei vielen Maklern üblich zu sein scheint). Nachdem eine Anzahlung in Höhe von 100£ gezahlt wurde, war die Wohnung dann erstmal gesichert. Die Miete sollte dann vor Einzug folgen.

Am zweiten Tag stand ein Termin an der Uni an. Nach einigen Orientierungsschwierigkeiten war ich im richtigen Gebäude angekommen und wurde sehr freundlich empfangen und zum richtigen Raum begleitet, wo schon die Mentorinnen warteten, um den Stundenplan zu basteln. Da ich mit meinem Studium fast fertig war, war die Kurswahl für mich nur durch Interesse bestimmt, da ich nicht geplant hatte, mir die Kurse anrechnen zu lassen. Das Angebot an Kursen war sehr vielfältig und lockte mit interessanten Titeln. Ich entschied mich dafür die vier Kurse zu belegen, die mir am meisten zusagten, was kein Problem darstellte. Davon, mehr als vier Kurse zu belegen, wurde mir abgeraten, da die Belastung ausreichend sei, was sich als richtig rausstellen sollte.

Nachdem nun meine Aufgaben für die drei Tage abgehakt waren, blieb mir mehr als ein Tag, um Portsmouth zu erkunden. Da der Kern der Stadt recht klein ist, bot es sich an, das zu Fuß zu erledigen. Am neuen Hafen mit dem Spinnaker Tower, dem Wahrzeichen der Stadt, angefangen, arbeitete ich mich an der Küste entlang Richtung South Parade Pier. Am Hafen befinden sich viele schöne aber doch recht teure Restaurants sowie ein Outlet-Center namens Gunwharf Quays mit einer Vielzahl von Geschäften sowie Kino, Bowlingbahn und weiteren Möglichkeiten seine Freizeit zu verbringen.

Der Weg an der Küste entlang ist beliebt bei Joggern und Spaziergängern, da man von dort aus einen schönen Blick auf das Meer sowie die Isle of Wight hat. Der Strand ist, solange ein Sturm nicht alles wegpustet, ein Kieselstrand, jedoch lässt es sich trotzdem einigermaßen komfortabel liegen. Im Januar 2014 hat ein Sturm dafür gesorgt, dass die Kiesel in einem Teilbereich der Küste vom Strand auf die Straße befördert wurden. Bevor die Bagger also die Kiesel wieder zurückbefördert und verteilt hatten, hatte Portsmouth kurzzeitig einen neuen Sandstrand zur Freude seiner Bewohner.

Desweiteren gibt es an der Küste einiges an Touristenattraktionen und Sehenswürdigkeiten, jedoch ist vieles davon eher teuer und wenig lohnenswert. Eine Ausnahme ist das Mary-Rose Museum, das 2013 eröffnet wurde und seitdem viele Touristen anlockt. Die Beliebtheit kann sich allerdings auch negativ auswirken, wenn man vor lauter Menschen in dem Museum die Exponate kaum zu Gesicht bekommt. Man sollte daher darauf achten, zu Zeiten zu kommen, zu denen nur wenige andere Besucher dort sind.

Nachdem die Küste langweilig wurde, machte ich mich auf in das Studentenzentrum der Stadt, die Albert Road. Diese Straße beherbergt zahlreiche Geschäfte und Pubs, sowie darüberliegende Wohnungen und ist wohl die richtige Adresse für alle diejenigen, die es in ihrem Auslandssemester etwas bunter treiben möchten. Die Albert Road ist eine von drei Locations, an der sich das Nachtleben Portsmouth's abspielt. Neben ihr sind da noch der Guildhall Walk und der Anfangspunkt meiner Besichtigungstour, Gunwharf Quays.

Von der Albert Road aus ging es dann wieder zum Duke of Buckingham und schließlich vorerst zurück nach Deutschland. Einige Wochen später dann sollte das Abenteuer Auslandssemester losgehen. Zwei Wochen vor Beginn der ersten Vorlesungen packte ich das Auto bis zum Dach voll und fuhr los Richtung Portsmouth. Dort angekommen ging es zunächst zum Makler die Schlüssel abholen und dann in die Wohnung. Glücklicherweise war die Wohnung bereits möbliert und auch ansonsten mit allem ausgestattet, was man so braucht. Einige letzte Besorgungen waren mit dem Auto schnell erledigt, aber auch mit dem Fahrrad oder zu Fuß kann man in Portsmouth das nötigste einkaufen. Einen kleinen Supermarkt gibt es dort an jeder Ecke.

In der Woche vor den Vorlesungen ging dann das erste Event an der University of Portsmouth los, der Fresher's Fayre. Dieses Event direkt neben der Bibliothek bietet für die Studenten die Möglichkeit, sich für das nächste Jahr bei einer der zahlreichen Societies anzumelden. Diese reichen von Sportvereinen bis zu einer German Society, bei der die Mitglieder sich einmal die Woche treffen, um miteinander deutsch zu reden. Auch einige Unternehmen und Dienstleister haben dort ihre Stände und bewerben ihre Produkte und Services. Für die meisten Studenten ist der Fresher's Fayre ein absolutes Muss. Auch abends finden in dieser Woche zahlreiche von den Studenten organisierte Events in den Bars und Clubs statt.

In die erste Uniwoche starten daher einige Studenten etwas verkatert. Gut, dass in der ersten Woche zum großen Teil nur jeweils das Kursprogramm sowie die Art der zu erbringenden Leistung vorgestellt wurde. In der zweiten Woche starteten dann die Vorlesung und die dazugehörigen Seminare. Von Studenten und Dozenten wurde ich als Deutscher gut aufgenommen und akzeptiert. Das System an der Uni funktionierte jedoch etwas anders, als ich es von Deutschland gewohnt war. Die hauptsächliche Arbeit hier ging in die Vor- und Nachbereitung der Kurse, während ich es von meiner Uni in Deutschland gewohnt war, dass man viel in der Uni war und in Seminaren aktiv mitgearbeitet hat. An der Uni Portsmouth hingegen war ich mit meinen vier Kursen nur zehn Stunden präsent. Der Leseaufwand war daher vor allem in den Literaturkursen enorm. Es sei daher allen geraten, sich die Kursbeschreibungen genau anzusehen. So verbrachte ich also viele Stunden in der schönen Bibliothek der University of Portsmouth, um meine Materialien durchzuarbeiten. Das Arbeiten dort empfand ich als sehr angenehm. Die Mitarbeiter sind freundlich und hilfsbereit und zu den Kursen gibt es mehr als ausreichend Literatur. Jedoch sollte man zum Ende des Semesters früh kommen, da sonst die meisten Plätze belegt sind.

So flogen dann die Vorlesungswochen eine nach der anderen an mir vorbei und das Ende des Semesters kam immer näher. In meinen Kursen gab es keine Abschlussklausuren sondern Essays. Die Wochen um die Weihnachtszeit verbrachte ich daher mit dem Schreiben der Abschlussarbeiten, die im Januar fällig waren. Wer plant über Weihnachten in die Heimat zu fliegen oder fahren sollte auf jeden Fall früh genug vorher Literatur beschaffen und mitnehmen oder aber die Essays früh genug in England schreiben, da es in den deutschen Bibliotheken eher wenig Fachliteratur zu den Themen der Kurse gibt. Damit war das Semester dann auch schon schneller als gedacht vorüber und mir blieben einige Wochen, um die Umgebung etwas genauer zu erkunden. Die Zugverbindung von Portsmouth nach London is sehr gut und mit rund zwanzig £ für ein Ticket mit Hin- und Rückfahrt sowie Benutzung der Londoner U-Bahn auch günstig. London ist sicherlich immer eine Reise wert, aber auch Städte wie Southampton, Bournemouth oder Oxford sind nicht weit weg und ziehen viele Touristen an. Eine Fahrt mit dem Hovercraft zur Isle of Wight ist bei schönem Wetter wohl eines der einfachsten, aufregendsten, und naheliegendsten Ausflugsziele.

Insgesamt kann ich sagen, dass das Auslandssemester an der University of Portsmouth eine interessante und positive Erfahrung war, die zu machen ich nur weiterempfehlen kann.