12 Dez
Erfahrungsbericht von Helen H.

Riga Stradins University


Stadt: Riga
Land: Lettland
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Humanmedizin
Studientyp: Sonstige Studiengänge
Zeitraum: 09/2022 bis 01/2023

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Das erste Semester im Studiengang Humanmedizin an der Riga Stradins Uni (RSU) war für mich eine super Zeit!

Orientierungswoche

Der Einstieg wurde durch die Orientierungswoche mit vielen Informations- und Freizeitveranstaltungen sehr erleichtert und man hatte direkt die Möglichkeit viele der Kommilitonen näher kennenzulernen.

Auf dem Programm standen sowohl die theoretische Einführung in die Studienangelegenheiten und die örtlichen Gepflogenheiten wie auch praktisches Angebot, wie zum Beispiel gemeinsame Ausflüge an den Strand oder eine Schnitzeljagd in der Stadt. Abends sind dann meistens alle bei einem Bierchen zusammengekommen und man konnte sich über Erfahrungen und Erlebnisse austauschen.

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Die Stadt

Die schöne Architektur der Häuser und die Nähe zum Strand machen Riga zu einer absolut lebenswerten Stadt. Hier hat man den perfekten Mix aus Großstadtleben mit vielen Freizeitangeboten, tollen Restaurants, Bars und Cafés und gleichzeitig das Gefühl in einer Kleinstadt zu leben, da sich die meisten Studierenden im Zentrum der Stadt ballen und man so immer bekannte Gesichter um sich hat.


Universitätsleben

Die Universität befindet sich etwas außerhalb des Zentrums, ist aber mit den Öffentlichen oder mit dem Fahrrad super innerhalb von 20 Minuten vom Zentrum aus zu erreichen.

Der Studienprozess ist in kleinen Gruppen von 10-15 Personen organisiert, was meiner Meinung nach ein riesiger Bonus ist. Das ermöglicht ein sehr intensives Lernerlebnis und den persönlichen Kontakt zu den Professor*innen und Dozierenden.

Der Studienprozess ist in unserem Semester so ungefähr 50/50 Präsenzunterricht und Onlineunterricht. Die Vorlesungen sind alle auf Video aufgenommen, was natürlich einerseits schade ist, da keine Möglichkeit besteht Rückfragen zu stellen und man in der Zeit auch nicht die Kommilitonen in der Uni um sich hat, aber andererseits ermöglicht es natürlich zeitliche und örtliche Flexibilität (nun ja, das kennen wir ja alle und jeder hat dazu eine eigene Meinung).

Zusätzlich wird jede Vorlesung von einer praktischen Übung begleitet und diese findet meistens in Präsenz statt, was ich persönlich stark befürworte, da man hier auch mal das richtige Uni-Leben zu spüren bekommt. Das Lernen ist dem in der Schule gar nicht so unähnlich, insofern dass man auch mal Hausaufgaben bekommt oder viel mündlich in den Übungen mitgearbeitet wird. Das mag für manche erst einmal abschreckend klingen, aber ich finde es sehr viel interessanter als nur in die Uni zu kommen, um sich Monologe von den Dozierenden anzuhören. Außerdem wird so sichergestellt, dass alle immer am Ball bleiben und nicht erst kurz vor den Prüfungen bemerken, dass noch große Wissenslücken da sind. Meiner Meinung nach also ein super System.

Pro Semester hat man zwar schon einen recht ordentlichen Workload, da meistens sieben bis zehn Kurse zu absolvieren sind, aber bisher war das für die meisten sehr gut machbar. Die Kurse finden auch nicht immer alle parallel statt, sondern manche hören schon vor Semesterende auf und andere fangen erst später an, sodass auch immer noch Zeit für Freizeit bleibt.

Was auch lobenswert zu erwähnen ist, ist das sehr gute E-Learning System der Uni. Die meisten Fächer haben kleine Untertests, in denen man sein Wissen zum jeweiligen Thema des Kurses checken kann. Generell wird viel mit kleinen Online-Quizzes gearbeitet, was ich ganz unterhaltsam und zeitgleich sehr effektiv finde, da es hilft, das eigene Wissen über einen Kursabschnitt zu reflektieren.


Unterkunft

Die meisten Studierenden wohnen hier in Wohngemeinschaften (WGs) im Zentrum. Die Kosten für ein WG-Zimmer liegen meist so bei EUR 300-500, wobei dazu gesagt werden muss, dass angesichts des Ukraine-Kriegs eine sehr starke Inflation hier herrscht und auch die Gaspreise stark betroffen sind, sodass sowohl das Einkaufen im Supermarkt als auch die Warmmiete (besonders im Winter) teurer sind als das vor dem Krieg der Fall war.

Insgesamt würde ich jedoch behaupten, sind die Lebenskosten mit deutschen Standards zu vergleichen. Eine WG oder auch eine Einzelwohnung findet man hier am besten über Studigruppen auf Facebook oder über persönliche Kontakte, falls da schon welche bestehen. Letztendlich kommt hier aber jede*r unter, also keine Sorge.


Kultur

Die Sprache ist teilweise schon sehr anders und das war tatsächlich etwas, worüber ich mir vor meinem Umzug wenig Gedanken gemacht hatte, was aber spätestens, wenn man vor dem Supermarktregal steht und keine Ahnung hat, was genau man da gerade vor sich hat, deutlich wurde. Zum Glück gibt es ja die Google Lens und nach einem Sprachkurs an der RSU beherrsche ich immerhin die Grundkenntnisse und kann den Kassierer*innen freundlich Hallo, Danke und Tschüss sagen. Leider kann ich hier auch keine App oder dergleichen empfehlen, weil es sowas für Lettisch einfach nicht so wirklich gibt.

Zu den Leuten hier muss ich sagen, habe ich eine geteilte Meinung. Einerseits ist die Stimmung im Land etwas angespannt, da es ja direkt an Russland grenzt, andererseits muss man auf jeden Fall betonen, dass hier eine ganz klar pro-ukrainische Stimmung herrscht und die Solidarität mit der Ukraine sogar weiter geht als in Deutschland. Viel davon ist vermutlich geschichtlich bedingt, denn auch Lettland war eine Zeitlang unter sowjetischer Herrschaft und ist daher sehr stolz auf seine Unabhängigkeit. Eventuell kommt daher jedoch auch ein gewisses Misstrauen anderen Kulturen gegenüber, denn manchmal fühlt man sich von den Einheimischen nicht ganz akzeptiert.

Ich denke, wenn man sich Mühe gibt, die Sprache ansatzweise zu lernen und natürlich auch nicht zu sehr generalisiert, dann es gibt auch viele nette und offene Menschen hier und man kommt gut zurecht und lernt, sich hier sehr wohlzufühlen.


Freizeit & Küche

Zum Abschluss noch ein paar Worte zum wichtigsten Teil: den Freizeitaktivitäten. Hier hat Riga so ziemlich alles zu bieten, was wir auch aus anderen Großstädten gewohnt sind. Es gibt ein ganz gutes Nachtleben, mit einigen Clubs, sehr vielen Bars und Kneipen und vielen verschiedenen Bieren, die man definitiv gekostet haben sollte. Fitnessstudios gibt es hier ebenso wie Boulderhallen, Beachvolleyballfelder und was das Sportler*innenherz sonst noch so begehrt.

Auch das Angebot an Kunst und Kultur ist vielfältig und es gibt teilweise super Rabattaktionen für Studierende, beispielsweise in der Nationaloper oder im nationalen Kunstmuseum. Die Fülle an schönen Cafés und Restaurants ist ebenfalls beachtlich und auch für die vegane und vegetarische Fraktion gibt es hier ein gutes Angebot! Im Supermarkt bekommt man bis auf einige Kleinigkeiten auch alles, was man so gewohnt ist und noch mehr; vor allem lettisch und russisch geprägte Lebensmittel, von denen man einige auf jeden Fall mal probiert haben sollte.

Wer Interesse an der nationalen Küche hat, sollte auf jeden Fall auch mal den Zentralmarkt mit seinem frischen Gebäck, Fisch und Fleischauswahl und spannenden Getränken besucht haben. Falls es einen mal aus der Stadt herauslockt, gibt es hier auch viele sehenswerte Landschaften. Natürlich einmal der Strand, an den man mit ca. 30 Minuten Zugfahrt gelangen kann und auch schöne Parks, wie das große Mezaparks Gelände oder der Gauja Nationalpark, welche ebenfalls sehr sehenswert sind.