7 Feb
Erfahrungsbericht von Heinrich S.

San Diego State University

Stadt: San Diego
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2012 bis 01/2013

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Da ich mein Auslandssemester als Freemover in San Diego absolviert habe, werde ich zunächst auf den gesonderten Bewerbungsprozess eingehen. Über die Internetseite www.college-contact.com habe ich mich wie im Übrigen alle anderen Freemover der Uni Mannheim für einen Platz an der San Diego State University (SDSU) beworben. Im Normalfall sollte jeder einen Platz auf diesem Wege bekommen, da die SDSU ganz heiß auf zahlungskräftige Studenten aus dem Ausland ist. Die netten und kompetenten Mitarbeiter von College Contact schicken einem nach bekundeten Interesse eine To-Do-Liste zu, die darauf aufgeführten Dokumente man dort dann nach und nach einzureichen hat, was den Bewerbungsprozess sehr vereinfacht. Kleiner Tipp: Lasst das Bewerbungsverfahren nicht zu lange schleifen, sondern kümmert euch zügig um alle Dokumente, umso schneller habt ihr Gewissheit, dass der Antrag erfolgreich war. Die Studiengebühren belaufen sich zusammen auf ca. $6500, da neben den allgemeinen Studiengebühren (5900 Dollar) noch eine weitere Anmeldegebühr (150 Dollar) entfällt, und wir noch 2 Credits „hinzukaufen“ müssen, da unserer Uni Mannheim die standardmäßigen 12 Credits der SDSU leider nicht reichen und wir letztendlich auf 14 Credits kommen müssen. Dies verursacht nochmals Kosten in Höhe von ca. 400 Dollar. Die Wohnungssuche versuchte ich bereits von Deutschland aus zu einzuleiten, allerdings gestaltet sich dies als durchaus schwierig. Die Amerikaner leben etwas kurzfristiger als wir Deutschen, dazu sind sie langwieriger Email-Korrespondenz eher abgeneigt. Sucht man daher eine Wohnung über die meiner Meinung nach beste Plattform Craigslist hat man es in den meisten Fällen um ein Vielfaches leichter, seinen Vermieter direkt auf seinem Mobiltelefon zu kontaktieren. Da dies von Deutschland aus sehr teuer ist, empfiehlt es sich zunächst ohne Wohnung in die USA aufzubrechen, und für die erste Woche nach der Ankunft ein Hotel oder Hostel zu beziehen. Dann sollte man zügig sich eine amerikanische Simkarte besorgen und vor Ort potentielle Vermieter kontaktieren. Genauso bin auch ich an meine Wohnung gekommen. Wem dies zu heikel ist, kann relativ problemlos meist private Studentenwohnheimszimmer auch schon von Deutschland aus anmieten. Allerdings gestalten sich diese als häufig teuer (ca 700-1000 Dollar pro Monat). Etwas günstiger kommt man manchmal auch an eine Wohnung über das Wohnungsangebot von College Contact. Hier bieten ehemalige Austauschstudenten ihre Wohnung an, für die sie einen zu langen Vertrag abgeschlossen haben, oft definitiv ein Versuch wert. Ich teilte mir mein ein untervermietetes Zimmer mit separatem Badezimmer mit einer weiteren Austauschstudentin. Gemeinsam betrug die monatliche Miete 1000 Dollar, ein echtes Schnäppchen verglichen mit den Mieten vieler meiner Kommilitonen.

Die SDSU ist eine sehr schöne Universität ganz im spanischen Stil in weiß gehalten. Das Kursangebot entspricht eher dem einer Volluniversität als dem der Universität Mannnheim. Es gibt also reichliche Möglichkeiten „über seinen eigenen Tellerrand“ zu schauen um BWL-fremde Fächer zu belegen. Die betriebswirtschaftliche Fakultät ist allerdings auch sehr groß und bietet reichlich interessante Fächer, sollte man sie denn auch bekommen. Hierbei liegt nämlich das größte Manko der SDSU: Als Freemover muss man seine gewünschten Fächer „crashen“. Das bedeutet, dass wir Freemover von vornherein keine Ansprüche auf eine vorab festgelegte Kurswahl haben, sondern lediglich unser Glück versuchen müssen in den gewünschten Kurs zu gelangen. Dafür besucht man in den ersten 2 Wochen den Kurs, den man auch belegen möchte, und hofft darauf, dass der jeweilige Professor ein speziell dafür konzipiertes Dokument für einen unterschreibt. Nun ist zu sagen, dass die SDSU aufgrund der kalifornischen Finanz- und Haushaltskrise weniger staatliche Mittel bekommt als in der Vergangenheit und somit europäische Austauschstudenten als geeignete Geldquelle ausgemacht hat. Dies hat zur Folge, dass die Kapazitäten vollkommen ausgereizt werden, bzw. meiner Meinung nach viel zu viele Austauschstudenten zugelassen werden. Es ist nahezu unmöglich ursprünglich geplante Kurse auch zu bekommen, verschwendet daher vorab nicht zu viel Zeit mit Kurslisten und Kursplanung, ihr bekommt eh nicht was ihr wollt! Nach einer Woche hatte ich eine oder zwei Unterschriften für Kurse, es fehlten mir noch 3 weitere Kurse um auf die gewünschte Anzahl an Credits zu gelangen. In der folgenden Woche drehte sich alles darum, auf die nötige Kursanzahl zu kommen, streng nach dem Motto „ich nehm alles, ich möchte doch nur meine Credits auch vollbekommen“. Ebenfalls tendenziell eher suboptimal und stark kontraproduktiv sind zusätzlich noch die Forderungen der Uni Mannheim, ja auf 14 Credits zu kommen. Da 95% aller Fächer 3 Credits haben, braucht man kein Rechengenie zu sein, dass es nicht ganz einfach wird auf die geforderte Anzahl an Credits zu kommen. Wichtig für uns BWLer ist zusätzlich noch, dass die SDSU ein wirklich funktionsloses Tool erstellt hat, womit die freien Plätze der BWL-Fächer vergeben werden sollen. Was sich auf den ersten Blick gut anhört (nämlich ein Tool, was den kräftezehrenden Kurscrashprozess ersetzen soll und zentral, durch die abgegeben Präferenzen der einzelnen Studenten, eine Verteilung der freien Plätze gewährleisten soll) funktioniert nämlich rein gar nicht! Ich habe für nahezu alle angebotenen BWL-Fächer mein Interesse geäußert und habe nur eine Rückmeldung erhalten, für ein Fach, welches ich dann nicht einmal belegen konnte, weil es zu sehr unserer Statistik in Mannheim ähnelte. Viele meiner Kommilitonen haben nie auch nur einen Fachvorschlag erhalten. Die Verantwortlichen der SDSU werden es mindestens 10 Mal betonen und euch unter drakonischen Strafandrohung raten, niemals die BWL-Fächer zu crashen oder die Professoren per Email zu kontaktieren (da hierfür ja das funktionslose Tool installiert wurde), macht es aber ja trotzdem, wenn ihr an irgendwelche BWL-Fächer gelangen wollt! Auf diesem Wege habe ich 2 Fächer bekommen, ohne mein gesetzeswidriges Verhalten hätte ich wohl kein einziges BWL-Fach erhalten. Fazit zu diesem Kurswahlverfahren und den hierfür verantwortlichen Mitarbeiter: Komplett für die Tonne, und wenn ich ein Resümee über die Verantwortlichen schreiben würde (namentlich das American Language Institute, kurz ALI), müsste ich wohl Anzeigen wegen Beleidigung über mich ergehen lassen. Solltet ihr das Kurswahlverfahren heil überstanden haben, werdet ihr viel Spaß an der SDSU haben. (Anmerkung von CC: Das Kurswahlverfahren wurde nach den Erfahrungen im Fall 2012 komplett überarbeitet, so dass die o.g. Schilderungen voraussichtlich nicht die Situation in zukünftigen Semestern widerspiegeln.)

So miserabel die administrative Abteilung ist (ALI), so grandios sind die Lehrkräfte. Ich habe noch nie so tolle, nahbare, von ihrem Lehrinhalt begeisterte Professoren erlebt wie an der SDSU. Jeder einzelne meiner Professoren lebt für sein Fach, und geht auch komplett auf seine Studenten ein. Emailkorrespondenz mit deinem Professor ist auch nicht ungewöhnlich und wird in manchen Fällen sogar gefördert. Die Fächer sind im Allgemeinen schon ein gutes Stück einfacher als in Mannheim, jedoch ist dies auch von Fach zu Fach unterschiedlich. Wenn man sich für seinen Kurse interessiert, lernt man aber auch reichlich. Das Studienjahr ist klassisch in Semester aufgebaut, Vorlesungsbeginn ist Ende August, Semesterende (inklusive Finals) ist allerspätestens der 20. Dezember. Auf dem Campus gibt es reichliche Möglichkeiten für Mittagessen, neben diversen Schnellrestaurants gibt es auch 2 kleinere Supermärkte. Noch ein kleiner Tipp: Umsonst drucken könnt ihr im Lab des ALI, drucken in der Bücherei kostet 10cent/Seite; Geld, das man sicherlich woanders besser ausgeben kann.

Generell ist San Diego ein sehr teures Pflaster, und in nahezu allen Belangen teurer als Deutschland. Lebensmittel im Supermarkt sind häufig sehr unerschwinglich und selbst trotz Dollar/Eurokurs 30-50% teurer als in Deutschland. Zusammen mit den höheren Mieten und gewissem Lebensstandard solltet ihr schon mit 1000 Dollar pro Monat planen, eher sogar 1500 Dollar (mit Auto). Absolut überlebenswichtig ist ein Auto, da der ÖPNV San Diegos vorsichtig ausgedrückt nicht besonders gut ist und nur von der absoluten Unterschicht genutzt wird. Außerdem befinden sich auf jeder einzelnen Busstrecken ca. alle 100 Meter eine Haltestelle, was eine Busfahrt zur unendlichen Odyssee macht. Kleine Kostprobe: Von der SDSU zum Pacific Beach mit dem Auto: 15-20 Minuten; mit dem Bus: 90 Minuten. Verschwendet also nicht eure Zeit im Bus, kauft oder mietet ein Auto. Ich bin den größten Teil des Semesters aus Kostengründen mit dem Bus durch San Diego gegurkt ein Fehler, den ich schwer bereut habe!
Absolut überragend ist das Klima San Diegos. Abgesehen von Dezember werdet ihr das ganze Auslandssemester in kurzen Hosen rumlaufen, noch Ende Dezember war ich im unieigenen Schwimmbad bei über 30 Grad schwimmen! Zu tun gibt es in San Diego natürlich auch mehr als genug. Zu allererst kommen natürlich die vielen schönen Strände (Mission Beach, Pacific Beach, alle anderen Strände bis hoch nach La Jolla). Das Gaslampviertel ist ebenfalls sehr sehenswert, das hippe und lebendige Ausgehviertel San Diegos. Ganz besonders beliebt zum Wohnen ist bei Austauschschülern die Pacific Beach Area, hier gibt es auch reichliche Ausgehmöglichkeiten. Zusätzlich gibt es noch viele Weitere Attraktionen, so wie zum Beispiel SeaWorld oder der San Diego Zoo, Point Loma, Balboa Park, etc. Euch wird sicherlich nicht langweilig, solltet ihr unternehmungslustig sein und über einen fahrbaren Untersatz verfügen. Zusätzlich sollte man auch die eine oder andere Reise erwägen. LA ist 2 Autostunden entfernt, Las Vegas 5, und San Francisco ca. 7 Autostunden entfernt. Meiner Meinung nach ein absolutes Muss, diese Städte während des San Diego Aufenthalts zu besuchen. Außerdem liegen die hawaiianischen Inseln in Reichweite, per Direktflug aus San Diego ist man innerhalb von 5 Std im Paradies.

FAZIT:

Während meines Auslandsaufenthalts habe ich viel Licht und Dunkel gesehen. Sehr gefallen hat mir die Uni/Stadt/Region/machbare Reiseziele sowie die lässige (bestimmt wetterbedingte) fröhliche und offene Lebensart der Südkalifornier. Einen absoluten Schandfleck stellt allerdings das Kurswahlverfahren dar. Hierzu könnte ich mich immer noch stundenlang auslassen. Einziger Lichtblick hierbei: Diese administrative Meisterleistung des ALI beeinflusst das Leben der Freemover nur in den ersten Wochen. Sollte man diese überlebt haben und am Ende der Crash-Frist seine Credits beisammen haben (oder auch nicht, mit oder doch eher ohne Wunschfächer) nimmt das Unileben im Anschluss seinen normalen Verlauf.