19 Okt
Erfahrungsbericht von Diana S.

University of California, San Diego

Stadt: San Diego
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Kommunikationswissenschaften
Studientyp: Summer Sessions
Zeitraum: 08/2008 bis 09/2008

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Im Sommer 2008 (4.8.-6.9.) habe ich über College Contact an einer Summer Session an der University of California San Diego (UCSD) teilgenommen.

Die Planung im Vorfeld über College Contact verlief relativ problemlos und im Nachhinein bin ich sehr froh, dass mir von der Organisation Einiges an Arbeit abgenommen wurde. Als Zwischenstelle zwischen den Studierenden und der Universität verläuft der Kontakt gesicherter als er wahrscheinlich verlaufen wäre, wenn man sich direkt an der Universität bewirbt. Die Ansprechpartner waren auch jederzeit sehr freundlich und aufgeschlossen.
Der Aufwand an einzureichenden Unterlagen war bei Weitem nicht so hoch wie ich es beispielsweise schon beim Mieten einer Wohnung erlebt habe. Manch Familienmitglied wollte kaum glauben, dass es so einfach ist, plötzlich Student in den USA zu sein.

Man sollte sich natürlich im Vorfeld genaue Gedanken über die anzufallenden Kosten machen. Da Studieren in den USA generell nie kostenlos ist, sollte man dem auch offen gegenüber treten, denn immerhin wird bei vielen Arbeitgebern ein Auslandsaufenthalt als sehr hoch angerechnet und für den Studierenden selbst kann es eine Erfahrung fürs Leben sein und man selbst wächst an noch nie da gewesenen Herausforderungen!
Sehr lobenswert finde ich auch die Option, anstelle eines TOEFL-Tests bei guten Englisch-Leistungen im Vorfeld (schulisch und/oder universitär), die nachgewiesen werden müssen, ein Telefoninterview mit den College Contact-Mitarbeitern als Sprachnachweis zu führen. Diese Möglichkeit habe ich genutzt und mir dadurch auch einige Kosten erspart.
Ich habe auch von diesen Einschreibemethoden für ausländische Studenten gehört und konnte daher nur begrüßen, dass uns nach vorheriger Auswahl die Kurse zugesichert werden konnten. An deutschen Universitäten gibt es diese Regelungen auch und teilweise gehen einige Studenten ohne Kursplatz oder Modulfach nach Hause, aber in einem fremden Land ist dies ja immer so eine Sache, die vermieden werden möchte.

Da ich als Teilzeitstudentin immatrikuliert wurde, entfiel für mich die Visumspflicht, aber auch darüber wurde ich umfassend durch die Organisation informiert. Bei frühzeitiger Vorsorge dürfte die Ausstellung auch ohne Komplikationen verlaufen. Ein gültiger Reisepass ist natürlich auch als einreisender Tourist (wie ich es war) Pflicht. Alles Weitere wird dann per Formular am Flughafen bzw. im Flugzeug ausgefüllt. Man sollte sich schon daran gewöhnen, dass man mit gewöhnliche „Schul-Englisch“ ohne weitere Sprachpraxis nicht sehr weit kommen wird. Auch am Flughafen sollte man sich bei eventuellen Vorkommnissen allen Fragen des Personals stellen können. Ich zum Beispiel bin ebenfalls beim Rückflug in den „Genuss“ einer Sonderkontrolle gekommen (Hinweis durch vier „S“ auf dem Ticket) und da auch amerikanische Flughafenmitarbeiter sehr genervt und hektisch sein können, sollte man nicht gerade den Prozess durch Sprachunkenntnis unnötig verlängern. Auch im sonstigen privaten und universitären Gebrauch empfiehlt es sich schon, sich in diesen flüssigeren und umgangssprachlichen Wortgebrauch hineinzuversetzen und nicht auf dem schulisch unterrichteten Britisch-Englisch zu verharren. Einige britische Wörter sind dort bsw. nicht einmal bekannt.

Vor Ort habe ich bei einer Gastfamilie gewohnt, ziemlich mittig zwischen Universität und Downtown, Nähe Genesee Avenue. Wer nicht jeden Tag 30 Minuten mit dem Bus fahren möchte (was für mich aber kein Problem darstellte), der sollte eine Wohnung oder WG in Uni-Nähe wie bsw. UTC zu wählen. Ich durfte auch dank meiner deutschen Bekanntschaften die Uni-Apartments kennenlernen und war davon sehr positiv überrascht. Diese sind im Standard bedeutend höher und sauberer als manche deutschen Uni-Wohnheime, die ich gesehen habe. Im Sommer kann man dank der Semesterferien vieler US-Studenten und mehr Kapazitäten für Unterbringungen auch Glück haben und ein 5-Mann-Appartment fast für sich allein nutzen.

Ansonsten war die Umgebung sehr familiär und die Busanbindungen waren tagsüber recht gut und im Gegensatz zu manchen deutschen Tramsystemen auch recht einfach. Nachts hätte man sich allerdings in einer größeren Stadt wie dieser bessere Transportmöglichkeiten gewünscht. Viele Busse fahren nur bis 22.30 Uhr und nach dem abendlichen Bar- oder Clubbesuch muss dann auf ein Taxi zurückgegriffen werden, was sich in meinem Fall deutlich summiert hat (teilweise auch aufgrund der Unkenntnis der Taxifahrer). Für einen längeren Aufenthalt (ein Semester) ist also vielleicht ein Mietwagen nützlich (in Deutschland schon über günstige Konditionen informieren), den man nur mit einem internationalen Führerschein und nur mit Einschränkungen unter 25 mieten kann.

Den Kontakt zu meiner Gastfamilie habe ich über die Vermittlungsstelle „San Diego Homestay“ geknüpft, die ich leider nicht 100%ig empfehlen kann. Die Dame war meistens sehr kurz angebunden, konnte keine wahrheitsgetreuen Angaben machen und hat sich meistens nur gemeldet, wenn eine Bezahlung anstand. Für nur einige Wochen Aufenthalt kann man gegenüber einem Austauschjahr sozusagen im Vorfeld nicht viele Informationen über seine Gastfamilie erhoffen.
Meine Gasteltern waren sehr nett und das Haus recht gemütlich. Allerdings muss man sich als reinlicher und ordnungsliebender Deutscher mit der amerikanischen Unordnung abfinden, da auch in meinem Fall die Hygiene ab und an zu wünschen übrig ließ. Diese Sachen kann man wahrscheinlich auch auf das noch recht junge Alter zurückführen (beide waren erst 27). Nichtsdestotrotz konnte man mit beiden was das Feiern angeht sehr viel erleben und die Erfahrung nutzen, in einer amerikanischen Familie zu leben und viele typisch amerikanischen Gepflogenheiten persönlich mitzuerleben. Der Preis, den man für Unterkunft und Verpflegung zahlt, liegt um einige Hundert Dollar unter dem Preis für ein Campus-Apartment, allerdings sollte man bei dieser Option für eine regelmäßige Verpflegung einige Extra-Kosten für Mittagessen und andere Besorgungen in Betracht ziehen, da ebenso „Foreign Student Homestay“ nur Frühstück und Abendbrot in einer Gastfamilie anbietet.

Trotz des starken Euro in der letzten Zeit merkt man diesen Vorteil beim Einkauf im Supermarkt eher unterschiedlich. Für Obst und Frischwaren (und natürlich deutsche Artikel) zahlt man teilweise mehr, bei Fertiggerichten, Getränken usw. (die es meistens nur in der Jumbopackung gibt) und Drogerieartikel spart man dagegen des Öfteren.
Jedoch gibt es bei meiner Notenbewertung einen generellen Abzug für die Lebenshaltungs- und Allgemeinkosten, da man für ein Leben im Ort für mehrere Wochen im Gegensatz zu einem 14-tägigen Urlaub auch alltäglich benötigte Sachen (Lebensmittel usw.) einplanen muss bzw. auch einen Arztbesuch (den wir dank der viel zu kühlen Klimaanlagen fast alle wahrnehmen mussten), der für Ausländer sehr kostenintensiv werden kann.
Das sind allerdings auch die einzigen Punkte, die zu kritisieren sind. Teilweise sind diese Dinge natürlich auch auf den unterschiedlichen und oftmals freieren und spendableren (um nicht zu sagen verschwenderischen) Lebensstil der Amerikaner zurückzuführen, der eben für Europäer anfangs erst einmal überschwänglich und für unsere Gehälter nicht maßvoll erscheint, an den man sich aber schnell gewöhnt, da er auch viele sympathische Züge hat.

Das Uni-Leben war sehr reizvoll. Ich habe den Kurs „Introduction to Communication“ im Fachbereich „Communication/General (COGN)“ belegt und habe darin sehr viel gelernt. Da ich an meiner deutschen Uni schon einige Kommunikationskurse besucht habe, kann ich mit gutem Gewissen behaupten, dass das Niveau bedeutend höher ist und der Stoff bedeutend umfassender als der, den man in Deutschland vermittelt bekommt. Wenn es hierzulande um Kommunikator und Rezipient geht, musste ich in den USA philosophische Themen untersuchen und bereits in der 1.Woche einen Aufsatz über Pseudo-Realitäten schreiben :-)

Von dieser tiefgründigen Thematik war ich dennoch begeistert. Man sollte gerade in den geisteswissenschaftlichen Kursen einen deutlich höheren Arbeitsaufwand als in Deutschland einplanen. Da unser Kurs in 5 Wochen das gleiche Pensum hatte wie das 10-wöchige Semester, musste ich bis zu jeder Vorlesung teilweise 60 Seiten und mehr lesen und Fragen dazu ausarbeiten, da schon nach den ersten beiden Wochen das Midterm (Exam) anstand. Man sollte also seine Erkundungen und Ausflüge gut mit den Uni-Aufgaben vereinbaren können. Wenn man schon einmal im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gastiert, sollte man das auch nutzen. Die Uni-Mitarbeiter haben uns auch am Einführungstag strengstens empfohlen: „We don’t wanna see you working all the time – go out and have fun!“

Dieses System, weniger Vorlesungen zu haben, dafür mehr in Heimarbeit und Nacharbeitung zu investieren, wird ja nun in Zügen auch in Deutschland mit dem Bachelor-/Master-System übernommen.

Etwas unverschämt fand ich jedoch den Preis für den Reader, den ich mir zulegen musste:
96 Dollar! Für einen deutschen Studenten für Unterlagen für ein Fach schon etwas happig und wie immer nur mit Kreditkarte zahlbar.

Der Kontakt zu den Professoren und Dozenten war in meinem Kurs sehr familiär. Es wurde sehr oft angeboten, die Sprechzeiten der Professoren zu nutzen, wenn ein Sachverhalt oder ein Text einmal unklar war und es wurde Wert darauf gelegt, dass jeder Student sein Pensum schafft. Die Mitarbeiter waren auch daran interessiert, die Namen der Kursteilnehmer zu kennen, was ich an deutschen Unis mit 26 000 Studenten eher selten erlebt habe. Auch die Organisation an sich empfand ich positiv. Die Mitarbeiter des Auslandsamtes haben sich rührend um uns gekümmert.

Der Campus war, wie im Vorfeld beschrieben, begrünt und gemütlich. Das Price Center auf dem Campus bot einige Einkaufs- und Verpflegungsmöglichkeiten mit einigen Restaurants und die Wege, die zwischen den Gebäuden zurückzulegen sind, sind trotz allem noch erträglich und wenn man das System einmal kennt, die Räume leicht zu finden.
Auch die Kommilitonen (in meinem Kurs 70% asiatische Amerikaner, 20% gebürtige Amerikaner und nur einige wenige andere Nationalitäten und mit mir 2 Summer Session-Studenten) waren sehr nett und zugänglich.

Nette Ausflugsziele, die natürlich neben dem Uni-Leben unbedingt wahrgenommen werden sollten, wenn man schon einmal in so einem tollen Fleckchen Erde ist, sind beispielsweise:

In San Diego:

  • Sea World
  • San Diego Zoo
  • Downtown
  • Old Town
  • Bars und Clubs an den Strandpromenaden (Pacific Beach, Mission Beach, Ocean Beach, …) --> in den Clubs sollte man auf den unterschiedlichen Dresscode achten – während man am Pacific Beach eher casual gekleidet sein darf, fordern in Downtown einige Clubbetreiber einen eleganteren Look ohne Jeans und Turnschuhe)
  • Balboa Park (gut für Naturaufnahmen)
  • Point Loma
  • Hotel Del Coronado (Drehort für einige Filme)
  • eine der vielen Shopping Malls (Fashion Valley, UTC, Carlsbad Outlets)

Wenn die Zeit ausreicht, diese vielen tollen Städte im Westen zu erkunden, gibt es natürliche die bekannten Empfehlungen (man sollte für so einen Trip aber einige Tage einplanen, da ein kurzer Abstecher sich wirklich nicht lohnt):

Außerhalb:

  • Disneyland
  • L.A. (ca. 2,5 h Autofahrt von San Diego aus), u.a. dort die Universal Studios
  • Newport und Laguna Beach (2h entfernt)
  • Las Vegas (5 h Entfernung)
  • San Francisco (über 4 h Entfernung)
  • Grand Canyon
  • Phoenix, Arizona

usw.

Generell bin ich sehr begeistert von meinem fast 6-wöchigen Aufenthalt im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Da es mein erster Besuch in den Staaten war, gab es natürlich viel zu entdecken und neue kulturelle Erkenntnisse stellten sich ein.
San Diego an sich ist eine wunderbare Stadt zum Studieren. Die wetterbezogene Bezeichnung „the finest city of the U.S.“ hat sie wirklich verdient. Die Niederschlagsmenge im Sommer ist fast null, es ist jeden Tag sehr angenehm warm (ca. 25 Grad Celsius, gefühlt allerdings wärmer) und selbst im Winter kann man mit einer Durchschnittstemperatur von 15-17 Grad rechnen, im Gegensatz zum kalten Deutschland also eine echte Erholung. Wenn man nicht gerade die überfüllten Touristenstrände mag, ist der unser Strand-Geheimtipp in der Nähe der Uni eine echte Empfehlung oder auch die La Jolla Shores. Hier sollte aber auf die Sittenwidrigkeit des Nacktbadens geachtet werden.

Da ich schon von Kindesbeinen an ein Fan der United States und dem Lebensgefühl bin, bin ich auch mit großen Erwartungen angereist. Alles in Allem kann ich nur Positives über die Menschen in San Diego und auch die anderen Gegenden, die wir bereist haben, berichten. Alle sind sehr höflich, nett, zuvorkommend, locker, spendabel und besonders in Kalifornien sehr aufgeschlossen und haben einfach diese Sunshine-Mentalität im Gesichtsausdruck. Ich könnte beispielweise nicht behaupten, dass mich in Deutschland auch fremde Menschen fast jeden Tag mit einem Lächeln auf der Straße begrüßen oder mir alle Männer als Frau im Bus beim Aussteigen den Vortritt lassen :-)

Noch einmal vielen Dank an College Contact für die nette Unterstützung, die mir einen wunderbaren Aufenthalt in the land of my heart beschert hat!!! Da ich nun Amerikanistik in Deutschland studiere, hat mich meine amerikanische Uni-Erfahrung wunderbar vorbereitet und dieser Trip meine Faszination des American way of life bestätigt!