Studienalltag in Großbritannien
Wie lebt man als Student in Großbritannien? Ist der Arbeitsaufwand in Seminaren größer? Wie teuer ist der Lebensunterhalt? Und regnet es wirklich so viel? Diese und andere Fragen stellen sich die mehr als 16.000 deutschen Studenten, die es jedes Jahr zum Studieren auf die Insel zieht.
Mit einem klaren „Ja“ lässt sich nur die letzte Frage beantworten. Das Klima ist zwar mild, aber gerade in den Wintermonaten sind Gummistiefel von Vorteil – und in Großbritannien ein fester Bestandteil in jedem Schuhschrank. Auch sonst stellen deutsche Studenten schnell fest, dass es einige Unterschiede im Studienalltag gibt. Welche davon für euch im Studienalltag am wichtigsten sind und viele Tipps und Informationen, sind hier im Folgenden kurz zusammenfasst.
Lehrveranstaltungen in Großbritannien
© University of EssexBei der Kurswahl vor Beginn des Auslandsstudiums sind viele deutsche Semesterstudenten zunächst verwundert. Denn in Großbritannien ist es üblich nur zwischen drei bis maximal vier Lehrveranstaltungen pro Semester zu belegen.
Auch beim ersten Besuch einer Lehrveranstaltung staunen die meisten deutschen Studenten. Die Teilnehmerzahl in den einzelnen Kursen ist erheblich kleiner als in Deutschland und die Betreuung wesentlich persönlicher. Die Dozenten werden in der Regel geduzt und ermutigen Studenten sich mit allen Fragen an sie zu wenden.
Die Formate der Lehrveranstaltungen sind wie in Deutschland abhängig vom Studienfach in Lectures, Seminars und Laboratory Classes sowie Practical Classes unterteilt. Ein zusätzlicher Bestandteil der Lehrveranstaltungen können außerdem Tutorials oder Field Trips darstellen.
Eine Lehrveranstaltung in beispielsweise Wirtschaftswissenschaften besteht in der Regel aus einer Lecture, in der die Theorie vermittelt wird, und einem Seminar. Im Seminar wird das theoretische Wissen aus der Lecture praktisch und interaktiv aufgearbeitet.
Am Ende des Semesters findet nicht eine große Abschlussprüfung statt, sondern die Leistungsnachweise werden kontinuierlich erbracht. Das heißt, während des ganzen Semesters wird der Lernstoff in kleinen Klausuren, den sogenannten Mid Terms, oder in kleinen Hausarbeiten wie Papers oder Essays abgefragt.
Die Deadline für die schriftlichen Nachweise ist fest. Eine späte Abgabe der Hausarbeit wirkt sich immer auf die Note aus und ist nur eine begrenzte Zeit möglich. Alle anderen wichtigen Termine des akademischen Jahres finden Studenten in der Regel auf der Homepage der jeweiligen Universität.
Campusleben in Großbritannien
Warum Großbritannien als Studienland so populär ist? Das liegt unter anderem auch an dem gut organisierten und vielfältigen Campusleben in Großbritannien. Im Vereinigten Königreich kommen Studenten im Studienalltag keineswegs nur für die Lehrveranstaltungen auf den Campus.
Der Campus ist vielmehr der soziale Treffpunkt. Tagsüber können Studenten an vielen Aktionen, Sportkursen und Workshops teilnehmen, welche im Gebäude der Students‘ Union stattfinden. Nachts treffen sich dort die Studenten bei Partys, Kinovorstellungen und Konzerten.
An britischen Universitäten und Colleges gibt es für fast jedes Hobby oder Aktivität eine Society oder einen Club – und wenn nicht, können die Austauschstudenten diese selbst gründen. Zusammen mit anderen Studenten kreativ sein und Sport treiben ist ein fester Bestandteil des Studienalltags in Großbritannien.
Modern und in der Regel sehr gut ausgestattet sind auch die Bibliotheken. Sie bieten Studenten die bestmöglichste Lernatmosphäre: Von bequemen Lounges, um Gruppenarbeiten zu besprechen, bis hin zu separaten Ruhezonen, in denen sich Studenten auf ihre Prüfungsvorbereitung konzentrieren können.
Serviceangebote von Hochschulen in Großbritannien
© York St. John UniversityEin weiterer Grund, warum Großbritannien als Studienland so beliebt ist, sind die zahlreichen Serviceangebote von britischen Hochschulen. Die wichtigste Anlaufstelle ist das International Office. Dort können Studenten direkt nach der Ankunft alle wichtigen Formalitäten klären und Fragen stellen.
Besonders für Semesterstudenten sind auch die vielen Events zu empfehlen, die das meist zentral auf dem Campus gelegene International Office anbietet. Zu Beginn werden die neuen Studenten in der Orientation Week spielerisch mit der neuen Hochschule vertraut gemacht. Im Verlauf des Semesters gibt es vielen Aktionen, wie zum Beispiel Dinner oder Ausflüge an bestimmten Feiertagen.
Diese Aktionen werden oft auch in Kooperation mit der Students‘ Union angeboten. Die Students‘ Union organisiert Services von Studenten für Studenten. Dazu zählen auch Serviceangebote wie die Hilfe bei Finanzierungsfragen oder Problemen mit dem Vermieter. Darüber hinaus stellen die britischen Hochschulen unter anderen die folgenden Beratungsangebote zur Verfügung:
- Zusätzliche Hilfen für Studenten mit Behinderungen, mit Lernschwäche oder chronischen Krankheiten
- Psychologische Betreuung
- Kinderbetreuung und Unterstützung für Studenten mit Kind
Der umfangreiche Service wird vor allem durch die Studiengebühren ermöglicht und sollte daher immer genutzt werden, um ein erfolgreiches Auslandsstudium sicher zu stellen.
Unterkunft für ein Studium in Großbritannien
Um sich im Studienalltag in Großbritannien wohl zu fühlen, spielt die Unterkunft eine wichtige Rolle. Ob ein eigenes Apartment, eine WG im Studentenwohnheim oder ein Zimmer bei einer Gastfamilie – in Großbritannien können sich Studenten ganz nach den eigenen individuellen Bedürfnissen und Budget für eine Unterkunft entscheiden.
Bei britischen Studenten ist das Studentenwohnheim die beliebteste Form der Unterkunft. Sie können dabei meist zwischen den universitätseigenen sowie privaten Studentenwohnheimen wählen. Die meisten Studentenwohnheime befinden sich in unmittelbarer Nähe zum Campus. Dort teilen sich Studenten in der Regel die Gemeinschaftsräume wie Küche, Bad und Wohnzimmer. Wer einen typisch britischen Studentenalltag erleben will, ist daher mit einem Platz im Studentenwohnheim bestens beraten.
Mehr Privatsphäre bieten die Apartments oder eigene Wohnungen, die sowohl von der Universität als auch im privaten Mietsektor angeboten werden. Einen Einblick in das britische Familienleben bietet die klassische Homestay-Option.
Verpflegung während eines Studiums in Großbritannien
Die Verpflegung während des Studienalltags in Großbritannien wird nie langweilig. Denn die multikulturellen Einflüsse der ehemaligen Kolonialmacht spiegeln sich vor allem im Essensangebot wieder.
In großen Supermärkten könnten Studenten Zutaten für fast jedes erdenkliche Gericht bekommen. Außerdem gibt es ein wachsendes Bewusstsein für Menschen, die bestimmte Inhaltsstoffe nicht essen können oder wollen. Die Zutaten sind daher immer klar und deutlich gekennzeichnet, selbst in den meisten Cafés und Restaurants. Auch auf die Herkunft der Lebensmittel wird verstärkt geachtet, weshalb es viele neue Biosupermärkte, sogenannte Organic Shops, gibt.
Auf und um den Campus finden Studenten meist eine Vielzahl an gastronomischen Einrichtungen: Von Cafés, Bars und Snackshops bis hin zum klassischen Pub. Das Essen wird zu studentenfreundlichen Preisen und Öffnungszeiten angeboten. Eine zentrale Mensa, wie in Deutschland, gibt es dagegen nicht.
Wer während des Auslandsstudiums die Kosten reduzieren will, sollte aber auch die Kochmöglichkeiten in der Unterkunft nutzen. Ein typisches English Breakfast oder Fish and Chips sollten sich internationale Studenten aber nicht entgehen lassen.