19 Apr 2024
Lead The Way! Stipendium der University of Waikato

Interview mit Karsten Zegwaard und Gail Hutcheson

Gail und Karsten auf dem Campus in Hamilton, Neuseeland

Wenn es dir in deinem Studium manchmal zu theoretisch zugeht und du dir etwas mehr Praxisbezug wünscht, dann solltest du unbedingt das Impact Lab der University of Waikato kennenlernen – denn dort verbinden sich Theorie und Praxis auf innovative Weise, um echte gesellschaftliche Veränderungen zu bewirken.

Weil wir mehr über das Impact Lab wissen wollten, haben wir mit Karsten Zegwaard und Gail Hutcheson gesprochen, die dieses einzigartige Programm leiten. Erfahrt, wie sie seit 2020 multidisziplinäre Teams formen, die an realen Nachhaltigkeitsprojekten arbeiten und damit neue Maßstäbe im Bereich des Work-Integrated Learning setzen.

Das Impact Lab ist mehr als nur ein Bildungsprogramm; es ist eine Erfolgsgeschichte über Anpassungsfähigkeit und kreative Problemlösung in herausfordernden Zeiten. Lass dich inspirieren von der dynamischen Entwicklung des Labs und wie es Studierenden ermöglicht, ihr Wissen direkt in sinnvolle, praxisnahe Projekte einzubringen.


College Contact:
Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt, mit mir zu sprechen. Fangen wir am Besten damit an, dass ihr euch und das Impact Lab kurz vorstellt.

Gail Hutcheson:
Mein Name ist Gail Hutcheson und ich bin die Projektleiterin für Work-Integrated-Learning [im Folgenden oft mit WIL abgekürzt; Anm. d. Red.] an der University of Waikato.Ich habe einen PhD in Geografie und  in diesem Rahmen in der Vergangenheit schon mit Nachhaltigkeitstheorie gearbeitet. Das Impact Lab wurde im Jahr 2020 konzipiert - aufgrund von Covid ein wirklich interessantes Jahr für uns alle, und wir brauchten plötzlich eine zusätzliche Option für Work-Integrated-Learning-Studierende. WIL ist normalerweise eine sehr individuelle Reise, aber wir haben einen Weg gefunden, das Ganze in multidisziplinären Teams zu gestalten, die mit externen Partnern an Nachhaltigkeitsthemen arbeiten.

Karsten Zegwaard:
Ich bin Karsten Zegwaard, Direktor für Work-Integrated-Learning Research und verantwortlich für Work-Integrated-Learning an der School of Science. Ich habe also zwei verschiedene Positionen an der Universität inne. Ich habe in Naturwissenschaften promoviert, bin aber in die Lehre gegangen und dann letztlich im WIL-Bereich gelandet.

Als wir das Impact Lab im Jahr 2020 ins Leben gerufen haben, war das für uns alle ein etwas ungewöhnliches Jahr, wie Gail schon angedeutet hat. Aufgrund von Covid konnten viele Menschen nicht an ihren Arbeitsplatz gehen, es war fast unmöglich, neue Leute richtig in den Arbeitsplatz zu integrieren und so weiter. Um im Covid-Kontext genug Möglichkeiten für Work-Integrated-Learning zu schaffen, haben wir eine multidisziplinäre Form der Arbeit eingeführt, die zwar intern aber über alle Abteilungen der Universität hinweg funktioniert.

Dann haben wir das Impact Lab erfunden und es hat so gut funktioniert, dass es sich auch nach Jahren noch weiterentwickelt und wächst. Das ist eine echte Erfolgsgeschichte für uns. 


College Contact:
Alle Studiengänge an der University of Waikato beinhalten eine Work-Integrated-Learning-Erfahrung, um den Studierenden praktische Erfahrungen zu vermitteln, bevor sie ihren Abschluss machen. Man kann also sagen, dass das Konzept sehr wichtig und zentral für das Bildungskonzept der Universität ist.

Bitte erzählt mir ein wenig mehr über die Idee, die dahinter steckt.

Karsten Zegwaard :
Auf jeden Fall! Die Universität begann 2015 mit einer Überprüfung der Lehrpläne, die 2018 abgeschlossen wurde. Im Rahmen dieser Umstrukturierung wurde vorgeschlagen, einen von drei Kursen für alle Bachelor-Studiengänge verpflichtend zu machen. Diese Angebote waren Foundational Studies, Cultural Perspectives und Work-Integrated-Learning.

Das Ganze ist zu einem wirklich wichtigen Bestandteil davon geworden, was Waikato einzigartig macht, denn wir sind die einzige Universität in Neuseeland und eine der wenigen Universitäten weltweit, die diese Art praktischer Erfahrung zur Pflicht gemacht hat.

Wir haben das zunächst als optionale Komponente eingeführt, aber 2020 wurde es zur Pflicht - ein ziemlich herausforderndes Jahr dafür, wie schon gesagt, aber wir sind wirklich zufrieden mit den Ergebnissen.

Gail Hutcheson:
Es hat sich auch herausgestellt, dass es für viele Studierende ein Highlight ist, ihr Wissen in einer authentischen Anwendung zu nutzen, die für eine externe Organisation tatsächlich einen bedeutsamen Unterschied macht. Das Impact Lab bringt das Gelernte in einem praktischen Projekt zusammen, in dem die Studierenden nicht nur ihre Fähigkeiten verbessern, sondern auch ihr Selbstbewusstsein.

Viele Studierende erwähnen die Projekte, die sie dabei durchgeführt haben, sogar in ihrem Lebenslauf.


Über das Impact Lab können Studierende zusammen an Projekten arbeiten und damit nicht nur einen Beitrag leisten, sondern auch akademische Credits verdienen.

College Contact:
Die Bewerber*innen für die Lead the Way! Stipendien sind vor allem Study Abroad Studierende, die aufgrund ihres begrenzten Aufenthalts in ihrem Gastland oft besondere Anforderungen erfüllen müssen oder Einschränkungen unterliegen.

Müssen internationale Studierende und insbesondere Study Abroad-Studierende besondere Vorkenntnisse oder spezielle Anforderungen mitbringen, um Teil des Impact Lab zu werden?

Gail Hutcheson:
Nicht wirklich. Es handelt sich um ein "Third-Year Paper" [Kurse an der University of Waikato werden auch als "papers" bezeichnet; Anm. d. Red.], so dass ein ähnliches Arbeitspensum und ähnliche Fähigkeiten erwartet wird, wie sie für Studierende im dritten Studienjahr typisch sind. Das heißt, kritisches Denken, Networking, grundlegende Forschungskompetenz, Internetkenntnisse und so weiter. Vieles davon sind aber Qualitäten, die Menschen ohnehin mitbringen, wenn sie soweit sind ein Auslandsstudium anzutreten.

Abgesehen davon ist ein für Studierende im dritten Jahr angemessenes Fachwissen in Ihrem Bereich alles, was sie brauchen. Schließlich geht es darum, verschiedene Disziplinen und deren Perspektiven zusammenzubringen. Eine internationale Komponente trägt weiter dazu bei und ist ein willkommener Bonus.


College Contact:
Für Studierende scheint es also recht einfach zu sein, sich am Impact Lab zu beteiligen. Sie melden sich einfach für den Kurs an. Aber wie kommen die Partnerschaften mit den außeruniversitären Organisationen zustande und wie entwickeln sie sich im Laufe der Zeit? Von welcher Art Organisation reden wir hier überhaupt?

Gail Hutcheson:
Ich bin seit 2022 im Amt und ein großer Teil meiner Arbeit für das Impact Lab besteht tatsächlich darin, externe Partnerschaften zu entwickeln, sie zu pflegen und sie im Laufe der Zeit aufzubauen.

Wir hatten bisher etwa 46 verschiedene Projekte und die Partner ändern sich auch von Trimester zu Trimester. Da das Impact Lab von seinen bescheidenen Anfängen mit etwa zehn bis zwölf Studierenden auf jetzt durchschnittlich 50 Studierende pro Trimester angewachsen ist, habe ich vorsichtig stärkere Beziehungen zu größeren Entitäten aufgebaut, was auch mehr Möglichkeiten für Studierende bedeutet.

In diesem Trimester arbeiten wir sowohl in Hamilton als auch auf unserem Campus in Tauranga mit der Stadtverwaltung zusammen. Das bedeutet, dass wir eine Vielzahl von Projekten an verschiedenen Standorten anbieten können. Außerdem suchen wir immer nach Projekten für unsere Studierenden aus dem pazifischen Raum und der Māori-Bevölkerung, um auch in diesen Gemeinschaften etwas zu bewirken.

Wir arbeiten meistens mit gemeinnützigen Organisationen, lokalen Communities und so weiter zusammen. Hier gibt es wirklich keine Grenzen. Im Grunde geht es beim Impact Lab einfach darum, Menschen mit einem Nachhaltigkeitsproblem zu helfen, wie auch immer dieses aussehen mag.


College Contact:
Ich habe gesehen, dass es im Impact Lab zwei Hauptmethoden gibt, um ein bestimmtes Problem anzugehen: den "Individual Mode", bei dem ein einzelnes Team ein Problem angeht, oder den "Competition Mode", bei dem mehrere Teams an demselben Problem arbeiten und dann ihre Lösungen in einem Wettbewerb präsentieren.

Was sind die Vorteile dieser beiden Ansätze?

Gail Hutcheson:
Der "Individual Mode" konzentriert sich mehr auf ein spezifisches und begrenztes Problem, dennoch können wir mit einer Vielzahl verschiedener Organisationen arbeiten. Die Studierenden schaffen unglaubliche Lösungen und können für oft recht kleine Organisationen eine große Wirkung erzielen. Außerdem gibt es einen schönen Teil, in dem die verschiedenen Teams am Ende ihre Präsentationen halten. An diesem Punkt erfahren sie alle, woran die anderen Teams dieses Semester erreicht haben.

Der "Competition Mode" ist in Bezug auf das Management etwas einfacher, weil man nur mit einem Partner zusammenarbeitet, was die Kommunikation sehr erleichtert. Es besteht jedoch eine gewisse Spannung, um die Teams auseinanderzuhalten und ihre Ideen geheim zu halten, damit nicht zu eng zusammengearbeitet wird.

Was uns am Competition Mode besonders gefallen hat, war die Abschlusspräsentation. Es gab eine Jury aus der Partnerorganisation, Preise zu gewinnen und eine große Aufregung um den Wettbewerb, aber die Teams haben sich auch gegenseitig in ihren Ideen unterstützt und waren erstaunt, wie unterschiedlich ihre Lösungen waren. Die Studis haben davon wirklich profitiert!


Die University of Waikato hat Campusse in den Städten Hamilton und Tauranga auf der neuseeländischen Nordinsel.

College Contact:
Wenn du für das Impact Lab ein neues Problem findest, denkst du dann automatisch „Oh, das ist aber eins für Competition Mode“ oder „Hm, das ist eher ein Problem für Individual Mode“? Wie funktioniert das genau?

Gail Hutcheson:
Das Impact Lab ist ziemlich organisch, da es noch recht jung ist und sich noch entwickelt. Wir haben also keine festen Fahrplan, aber wenn wir mit Organisationen zusammenarbeiten, läuft es tatsächlich ungefähr so und so ist dann auch der Wettbewerb entstanden.

Bestimmte Probleme sind ziemlich ergebnisoffen und eignen sich daher für den "Competition Mode", während andere ziemlich geradlinig sind. Mit einem klar definierten Ziel sind diese Projekte ideal für den Individual Mode.


College Contact:
Versucht ihr auch darauf zu achten, dass die Zusammensetzung der einzelnen Teams einigermaßen ähnlich ist? Habt ihr Teams, die in bestimmten Disziplinen besonders stark besetzt sind, oder versucht ihr, sie möglichst ausgeglichen zu halten?

Gail Hutcheson:
Wir wissen genau, in welchem Studiengang sich die Studierenden befinden. Das jeweilige Hauptfach wird bei der Einschreibung in den Kurs vermerkt. Wir lassen die Studierenden dabei auch drei Projekte auswählen, an denen sie mitarbeiten wollen. Der nächste Schritt ist eine Software, die ein Zuteilungssystem hat. Ich schaue mir die Ergebnisse dann sehr genau an, um sicherzustellen, dass wir am Ende kein Projekt haben, an dem nur Informatikstudenten teilnehmen und keine anderen, denn der multidisziplinäre Ansatz ist absolut entscheidend für die Idee des Impact Lab. Andernfalls würden wir den ganzen Sinn hinter diesem Projekt ein bisschen aushebeln, und wir wissen auch, dass multidisziplinäres Teamwork dem modernen Arbeitsplatz entspricht. 

Trotzdem muss ich normalerweise nicht viel umstellen und in 90 % der Fälle bekommen die Studierenden ihre erste Wahl an Projekten. Im Großen und Ganzen funktioniert das erstaunlich gut.


Im Rahmen des Impact Lab treffen Studierende aller Fachbereich auf die Vertreter vieler unterschiedlicher Organisationen, um gemeinsam Nachhaltigkeitsprobleme zu lösen.

College Contact:
Wir haben jetzt schon ein paar Anekdoten angeschnitten, aber könnt ihr mir eine kurze Geschichte von einem eurer Lieblingsprojekte aus dem Impact Lab erzählen?

Karsten Zegwaard:
Es ist schwer, einen klaren Favoriten zu wählen, weil sie alle einen Einfluss auf die Studierenden und die teilnehmenden Partner haben und alle Projekte etwas Tolles geleistet haben.

Das Projekt, das mir wahrscheinlich am besten gefallen hat, war ein Competition Mode, bei dem wir mit Action Manufacturing zusammengearbeitet haben. Das Unternehmen stellt Wohnmobile her, aber dabei fällt eine Menge Sperrholz als Abfall an. Da dieses Material chemisch behandelt ist, kann man es auch nur begrenzt weiter verwenden. Man kann es wegen der entstehenden Abgase zum Beispiel nicht einfach zur Energiegewinnung verbrennen. Damals wurde dieses Material einfach auf einer Mülldeponie entsorgt. Die Herausforderung für die Studierenden bestand also darin, dieses Abfallprodukt in etwas Nützliches umzuwandeln, und zwar mit einem Minimum an zusätzlichem Material und Arbeit.

Es musste dabei auch noch kommerziell rentabel sein! Der multidisziplinäre Aspekt war hier wirklich nützlich, denn man musste technisch versiert sein, über den sozialen und ökologischen Aspekt nachdenken, aber auch die Kosten-Nutzen-Analyse musste überzeugend sein. Die Studierenden hatten viele verschiedene Ideen - Kästen mit Spielen auf jeder Seite, Pflanzkästen, Radrampen und viele weitere kreative Lösungen. Am Ende haben dann aber die Idee für Kompostbehälter den Wettbewerb gewonnen, weil sie modular aufgebaut waren. Man konnte sie zusammenstecken, verschieben und stapeln, aber man brauchte keine zusätzlichen Materialien, keine Schrauben oder Nägel oder ähnliches. Das war einfach eine wahnsinnig clevere Idee!

Gail Hutcheson:
Mir geht es ganz ähnlich wie Karsten. Es ist schwer, nur ein Projekt auszuwählen, weil wir die Reise der Studierenden miterleben können: was sie lernen und wie sie inspiriert werden. Wir können sehen, wie sie sich dafür begeistern, in der realen Welt etwas zu bewirken.

In diesem Sinne war mein Favorit wohl ein eher kleines Projekt. Wir haben mit dem Meteor Theatre zusammengearbeitet. Sie veranstalten jedes Jahr eine Weihnachtsveranstaltung und wollten diese für Menschen mit Behinderungen zugänglicher machen. Die Studierenden haben also erstmal mit Betroffenen gesprochen, um deren Bedürfnisse zu ermitteln, und fanden wirklich gute Lösungen, um diese Bedürfnisse zu erfüllen. Als es Zeit für die nächste Weihnachtsveranstaltung wurde, waren die Leute begeistert und sagten uns Dinge wie "Vielen Dank! Das ist das erste Mal, dass mein Kind daran teilnehmen konnte. Es ist so toll, sich in einen ruhigeren Raum zurückziehen zu können, anstatt mit den blinkenden Lichtern und Menschenmassen gefangen zu sein!"

Auch wenn das Projekt soziale Nachhaltigkeit nur in einem kleinen Rahmen angegangen ist, bedeutete es den Menschen, um die es dabei ging, sehr viel. Das hat die Studierenden und mich wirklich bewegt.


Neuseeland ist berühmt für seine schöne und unberührte Natur.

College Contact:
Gibt es noch etwas, das ihr Studierenden sagen wollt, die überlegen an die University of Waikato zu kommen?

Karsten Zegwaard:
Das Impact Lab ist wirklich cool und spannend! Wir bieten aber auch in anderer Hinsicht eine tolle Lernerfahrung. Da ist zum Beispiel das schöne, parkähnliche Campusgelände mit einem neu errichteten Student-Hub, in einem Māori-Stil designed wurde und den Studierenden viel Platz für Einzel- und Gruppenarbeit bietet.

Außerdem ist Neuseeland ein sehr schönes Land. Die Bevölkerung ist nicht sehr groß, so dass wir alle sehr eng miteinander verbunden sind. Es ist ein sicherer Ort, an dem man sich wohlfühlt, und der viel zu bieten hat. Wer zum Studieren herkommt, sollte unbedingt auch die wunderschöne Landschaft erkunden!

Gail Hutcheson:
Die Universität von Waikato hat im Bereich der Nachhaltigkeitserziehung sehr gute Arbeit geleistet und das Impact Lab ist ein wichtiger Teil davon. Wir sind wirklich stolz auf das Programm und hoffen, es weiter ausbauen zu können. Wir freuen uns darauf, dass all diese wunderbaren Menschen aus der ganzen Welt an Nachhaltigkeitsproblemen in unseren Communities arbeiten. Es ist einfach eine Win-Win-Situation!


Hast du jetzt auch Lust bekommen, dein Engagement in Sachen Nachhaltigkeit in Verbindung mit einem Auslandssemester auf das nächste Level zu bringen? Und dabei auch noch an einer Uni studieren, die einen echten Unterschied in ihrem direkten Umfeld macht?

Dann bewirb dich jetzt auf das Lead The Way! Stipendien der University of Waikato in Höhe von 1.000 Euro!

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