28 Mär 2024
Lead The Way! Stipendien der William Paterson University

Interview mit Ana Siqueira vom Center for Socially Responsible Entrepreneurship and Innovation

Ana Siqueira ist seit 2021 Leiterin des Center for Socially Responsible Entrepreneurship and Innovation

Die William Paterson University in Wayne, New Jersey, genießt einen ausgezeichneten akademischen Ruf und hat sich insbesondere durch ihren starken Fokus auf Diversität einen Namen gemacht. Sie gilt als eine der LGBTQIA+-freundlichsten Hochschulen in den USA. Gleichzeitig zeichnet sie sich durch ein deutliches Bekenntnis zu umweltfreundlichen Praktiken und ein tief verwurzeltes Engagement für die Umwelt aus, was sie zu einer erstklassigen Wahl für alle macht, die sich für Nachhaltigkeit interessieren. Kein Wunder also, dass die Hochschule bei unserer Lead the Way! Kampagne mitmacht und gleich drei Stipendien im Wert von EUR 1.000 vergibt!

Die William Paterson University legt zudem Wert darauf zu zeigen, dass Nachhaltigkeit nicht nur die Umwelt betrifft, sondern alle Lebensbereiche umfasst. Dies wird durch ihr Center for Socially Responsible Entrepreneurship and Innovation (CSREI) verdeutlicht. Hier wird umweltbewusstes und sozial integratives Unternehmertum erforscht und gefördert. Es legt die Grundlagen für eine Zukunft, die wirtschaftlichen Wohlstand mit ökologischer Nachhaltigkeit und sozialer Integration verbindet.

Um mehr darüber zu erfahren, haben wir uns mit der Gründerin des Centers, Ana Siqueira, unterhalten. Sie hat uns verraten, welche Vorzüge Interdisziplinarität bietet und warum Wirtschaft und Nachhaltigkeit sich nicht unbedingt ausschließen.


College Contact:
Vielen Dank, Ana, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast! Kannst du zu Beginn bitte den Leser*innen ein wenig über dich selbst und deine Rolle an der William Paterson University erzählen?


Ana Siqueira:
Sehr gern! Ich freue mich auf die Gelegenheit, unsere Arbeit vorzustellen. An der William Paterson University bin ich als außerordentliche Professorin für Management tätig. Seit 2021 bin ich auch Gründerin und Direktorin unseres Center for Socially Responsible Entrepreneurship and Innovation [CSREI, im folgenden Text oft als "Center" bezeichnet; Anm. d. Red.].

Außerdem bin ich Mitbegründerin einer Initiative namens Reframery. Das ist eine Online-Plattform, die Menschen mit unterschiedlichen Backgrounds in verschiedenen Ländern befähigen soll, sozial und ökologisch verantwortliche Organisationen zu entwickeln. Es handelt sich dabei um eine Initiative, die Forschungsergebnisse einem breiteren Publikum zugänglich machen und dadurch eine direkte gesellschaftliche Wirkung erzielen soll.

Zudem habe ich über Organisationen geforscht, die wirtschaftliche, soziale und ökologische Ziele miteinander in Einklang bringen, und ich arbeite auch für verschiedene Publikationen wie das "Journal of Business Venturing Insights" und die Zeitschrift "Entrepreneurship Theory and Practice".


College Contact:
Es scheint, als hättest du schon vor der Gründung des CSREI an der William Paterson University viel Hintergrundwissen in den Bereichen gehabt, die direkt mit der Arbeit des Centers zu tun haben...


Ana Siqueira:
Ja, ich interessiere mich schon seit langem für dieses Thema und habe mit wunderbaren Wissenschaftler*innen aus verschiedenen Ländern zusammengearbeitet, um Organisationen zu untersuchen, die die Sustainable Development Goals (SDGs) unterstützen wollen.

Ich hatte die Gelegenheit, mit Fachleuten in Kontakt zu kommen und zu erforschen, wie sie Innovation in einer Weise betreiben, die ihren Communitys hilft und gleichzeitig die Auswirkungen auf die Umwelt berücksichtigt.

Ich habe über 10 Jahre Erfahrung in der Erforschung von Organisationen, die sich in diesem Bereich engagieren, sowie von Communitys, in denen Unternehmer mit Ressourcenknappheit konfrontiert sind, also Communitys mit Gründer*innen mit unterschiedlichem Hintergrund. Diversere Repräsentation ist auch eine Leidenschaft von mir, damit die Studierende Beispiele von Gründer*innen aus verschiedenen Communitys, verschiedenen Ländern und verschiedenen demografischen Hintergründen sehen können.


College Contact:
Wie fügt sich das Center in die Struktur der Universität ein? Ist es eine eigenständige Einrichtung, die mit mehreren Fachbereichen gleichzeitig verbunden ist, oder ist gehört sie zu einem ganz bestimmten Fachbereich?


Das CSREI arbeitet mit vielen unterschiedlichen Kooperationspartnern zusammen. 

Ana Siqueira:
Das Center ist Teil des Cotsakos College of Business, wo ich auch im Fachbereich Management, Marketing and Professional Sales lehre. Nichtsdestotrotz betreuen wir Studierende aus allen Hochschulen und Fachbereichen. Daher ermutigen wir Lehrkräfte aus allen Teilen der Universität, die Forschungsinteressen in diesem Bereich haben oder Studierende unterrichten, die an Unternehmertum, Innovation und sozialer Verantwortung interessiert sind, mit uns zusammenzuarbeiten und unsere Kräfte zu bündeln.

Unser Hauptziel ist es, Lehre und Forschung zu unterstützen und Akteur*innen einzubinden, die sich für Innovation und die Entwicklung von Unternehmen in einer sozial verantwortlichen Weise interessieren.

Unser Schwerpunkt liegt auf der Ausbildung, der Forschung und der Einbindung von Stakeholdern, so dass wir Innovator*innen aus der Praxis durch Formate wie Podiumsgespräche mit Studierenden zusammenbringen und ihnen diese innovative Komponente näher bringen.


College Contact:
Du hast gerade schon von Kooperationspartner*innen mit unterschiedlichen Backgrounds sowohl innerhalb als auch außerhalb der Universität gesprochen – musst du dich dabei oft auf sehr unterschiedliche Bedürfnisse einstellen? Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass Leute mit einem Management-Background oftmals nicht viel über die technischen Details von Umweltbelangen wissen, während Leute, die bereits im Bereich der Nachhaltigkeit tätig sind, vielleicht mehr Business Know-How benötigen.


Ana Siqueira:
Ja, deshalb fördern wir auch gezielt Interdisziplinarität, weil sie sehr wichtig ist, um die komplexen sozialen, ökologischen und technologischen Probleme zu bewältigen, mit denen wir heute konfrontiert sind.

Ein*e Informatikstudent*in möchte vielleicht mit bestimmten Werkzeugen aus der Wirtschaftsanalytik arbeiten, oder Studierende aus dem biomedizinischen Bereich möchten etwas mehr über Marketing wissen. Umgekehrt können Studierende der Wirtschaftswissenschaften ihre Geschäftsmodelle durch das technische Know-how der vorgenannten Bereiche erheblich verbessern. Das gilt natürlich auch für andere Disziplinen.

Diese Herangehensweise ist nicht nur für Forschungszwecke hilfreich, sondern vor allem für die Interaktion mit nicht-universitären Communitys. Da diese sich oft in verschiedenen Ländern befinden und sehr unterschiedliche Bildungsniveaus sowie wirtschaftliche Strukturen im Hintergrund haben, haben sie auch sehr unterschiedliche Bedürfnisse.

Nur durch die Zusammenarbeit in divers zusammengesetzten Gruppen sind wir in der Lage, die Community zu verstehen, über spezifische Herausforderungen nachzudenken, geeignete Lösungen zu finden und sie umzusetzen.

Ich denke, das ist der Grundgedanke: ein Zentrum zu haben, das der gesamten Universität, aber auch den Gemeinden außerhalb dient. Auf diese Weise können wir alle miteinander interagieren, Wege finden, uns gegenseitig zu helfen, besser zu kommunizieren, neue Strukturen zu entwickeln und auch sicherzustellen, dass diese Strukturen das Wissen aus verschiedenen Perspektiven und Gemeinschaften integrieren.


College Contact:
Ein Hauptziel und eine Methode des Centers ist es also, eine Plattform für den interdisziplinären Austausch zu sein?


Ana Siqueira:
Ja, absolut! Ich denke, dieser Austausch ist sehr hilfreich, um die komplexen sozialen und ökologischen Herausforderungen zu bewältigen, mit denen wir heute konfrontiert sind. Von allen Seiten diese unterschiedlichen Perspektiven und Erkenntnisse zu erhalten, ist eine großartige Voraussetzung, um wirklich innovativ zu sein.


College Contact:
Wenn die meisten Menschen Nachhaltigkeit hören, denken sie in erster Linie an ökologische Nachhaltigkeit, denn das ist der Kontext, in dem der Begriff am häufigsten verwendet wird. In diesem Zusammenhang scheint es auch oft ein Gegenbegriff zu wirtschaftlichen Interessen zu sein. Kannst du mir vielleicht ein bisschen mehr darüber erzählen, wie Nachhaltigkeit in der Wirtschaft verstanden wird und wie sie mit anderen Bereichen der Nachhaltigkeit, zum Beispiel der sozialen oder ökologischen, zusammenhängt?


Regelmäßige Veranstaltungen des CSREI bieten dir nicht nur viele Informationen, sondern auch Möglichkeiten zum Austausch und der Vernetzung.

Ana Siqueira:
Bei uns im Center haben wir die Vorstellung, dass, wenn wir von sozialer Verantwortung oder Nachhaltigkeit sprechen, dies sowohl soziale als auch ökologische Aspekte einschließt. Diese Aspekte sind untrennbar miteinander verbunden.

In Verbindung mit der Idee der Triple Bottom Line sind sowohl das Cotsakos College als auch das Center stark auf zwei SDGs ausgerichtet: SDG 4 - Gerechtigkeit und soziale Eingliederung sowie SDG 8, was bedeutet, dass wir sehr explizit über ökologische Nachhaltigkeit nachdenken. Wir beziehen diese Dimensionen also von Anfang an mit ein, wenn wir ein bestimmtes Thema angehen.



College Contact:
Auf der Website des Centers bietet ihr bereits einige Einblicke in eure Arbeit. Dabei bin ich allerdings über einen Begriff gestolpert, denn es wird sehr oft von Entrepreneurs und Intrapreneurs gesprochen. Ich glaube, der Begriff Entrepreneur hat sich mittlerweile ziemlich eingebürgert. Der Begriff Intrapreneur kannte ich aber noch nicht. Kannst du mir bitte den Unterschied zwischen den beiden erklären und was das Center für sie bietet?


Ana Siqueira:
Ja, gerne. Entrepreneurs sind Gründer neuer Organisationen, das heißt, sie können ihre eigenen Strukturen von Grund auf aufbauen. Wir bieten aber auch Dienstleistungen und Unterstützung für Innovatoren an, die bereits in bestehenden Organisationen tätig sind. Diese nennen wir Intrapreneurs.

Sie leiten oft Initiativen, wie zum Beispiel die Beziehungen zu den Lieferanten zu reformieren, um die ethische Beschaffung von Ressourcen zu verbessern und faire Handelsbeziehungen zu schaffen. Sie versuchen, ihr Geschäft zu entwickeln, ohne die Umwelt zu schädigen, oder sie denken darüber nach, das firmeninterne Recycling zu verbessern oder den Energieverbrauch in ihren bestehenden Organisationen zu senken.

Es gibt auch Menschen, die noch studieren oder bereits berufstätig sind, aber parallel dazu eine eigene gemeinnützige Organisation gründen möchten, weil sie sich für ein bestimmtes Thema begeistern.

All diesen Menschen bieten wir Unterstützung in Form von Vernetzungsmöglichkeiten, Webinaren, Schulungen und so weiter. So können sie ihre Vollzeitbeschäftigung fortsetzen und trotzdem einen positiven Einfluss auf die Welt ausüben.


College Contact:
Ich kann mir vorstellen, dass es je nach Organisation, in der Intrapreneure tätig sind, schwieriger oder einfacher ist, nachhaltige Neuerungen umzusetzen. Zum Beispiel haben viele Universitäten wie die William Paterson University damit begonnen, eine gezielte Nachhaltigkeitsstrategie zu verfolgen und herauszufinden, wie man Einwegplastik auf dem Campus loswerden kann und so weiter. Aber ich denke, dass es vielen anderen Organisationen schwerer fällt, diese Positionen ernsthaft zu vertreten und sie dazu neigen eher zu sagen: "Seht her! Wir wollen uns verändern… nur nicht so viel, dass es unbequem wird."


Ana Siqueira:
Ja, das passiert wirklich oft. Für Innovator*innen in einer solchen Organisation kann es sehr nützlich sein, sich zu vernetzen und Menschen in anderen Organisationen zu treffen, die das Gleiche durchmachen. Sie können auch Unterstützung erhalten, Fallstudien über erfolgreiche Veränderungen einsehen und daraus einen Lösungsweg entwickeln, um etwas zu erreichen.


College Contact:
Unsere Lead The Way! Stipendien, wegen derer wir heute dieses Interview führen, richten sich an Studierende, die William Paterson für ein oder zwei Auslandssemester oder ein Academic Gap Year besuchen werden - was sich natürlich allein schon vom zeitlichen Umfang ganz anders ist, als wenn Studierende ihr komplettes Studium an der William Paterson absolvieren. Kannst du mir sagen, wie internationale Gaststudierende während ihrer begrenzten Zeit an der Hochschule mit dem Center interagieren können?


Das Kursangebot des CSREI läuft das gesamte Jahr über. 

Ana Siqueira: Es gibt natürlich zum einen die frei zugänglichen Veranstaltungen, die ich bereits erwähnt habe. Diese bieten eine Gelegenheit, mit Innovatoren in Kontakt zu treten und Fragen zu den Aktivitäten in der Praxis und zu innovativen Inhalten und Themen wie KI, nachhaltige Lieferketten, ESG-integriertes Management und Strategie zu stellen.

Wir bieten aber auch eine Reihe von Kursen an, die meiner Meinung nach für Bachelorstudierende besonders interessant sind, wie etwa Innovation and Social Entrepreneurship und Small Business Management.

Ich möchte dabei eine Möglichkeit besonders hervorheben, und zwar unser Certificate on Entrepreneurship, Innovation and Community Engagement. Es besteht aus drei Kursen: Der erste ist Principles of Management, für den man keine Voraussetzungen erfüllen muss, wodurch es sehr inklusiv ist und jedes Semester angeboten wird. Der zweite Kurs ist Foundations of Community Development, für den man ebenfalls keine Voraussetzungen erfüllen muss, der aber nur im Frühjahrssemester angeboten wird. Der dritte Kurs wird online unterrichtet, und in diesem Kurs geht es um Innovation and Social Entrepreneurship.

Wenn die Studierenden alle drei Kurse absolvieren, erhalten sie nicht nur die akademischen Credits für jeden einzelnen Kurs, sondern sie qualifizieren sich auch für das Certificate on Entrepreneurship, Innovation and Community Engagement.


College Contact:
Ein solches Zusatzzertifikat wäre natürlich eine tolle Sache für Studierende, die ihr Auslandssemester an der William Paterson University verbringen! 

Damit sind eigentlich alle meine Fragen beantwortet. Gibt es noch etwas, das du hinzufügen möchtest?


Ana Siqueira:
Ich möchte mich für die Gelegenheit bedanken, über das Center und die Hilfen für internationale Studierende zu sprechen. Ein Studienaufenthalt im Ausland kann für die Vorbereitung auf ihre Karriere und die berufliche Entwicklung der Studierenden von großem Nutzen sein. Wenn diese Erfahrungen mit einem Fokus auf die SDGs kombiniert werden, kann dies zusätzliche Vorteile mit sich bringen. Wenn die Entwicklung von Lösungen unterstützt wird, hat das auch positive wirtschaftliche, soziale und ökologische Auswirkungen.

College Contact: Das war doch ein schönes Schlusswort. Ana, ich danke dir für deine Zeit!


Hast du jetzt auch Lust bekommen, dein Engagement in Sachen Nachhaltigkeit in Verbindung mit einem Auslandssemester auf das nächste Level zu bringen? Und dabei auch noch an einer Uni studieren, die soziale Gerechtigkeit wirklich groß schreibt?

Dann bewirb dich jetzt auf eines der drei Lead The Way! Stipendien der William Paterson University in Höhe von je 1.000 Euro!

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