4 Mär
Erfahrungsbericht von Valentina T.

Riga Stradins University


Stadt: Riga
Land: Lettland
Kontinent: Europa
Studienrichtung: Medizin
Studientyp: Sonstige Studiengänge
Zeitraum: 08/2012 bis 08/2018

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Liebe Interessierte an einem Studium der Medizin in Riga,
Mein Name ist Valentina und ich schließe jetzt das erste Semester meines Medizinstudiums in Riga ab. Mit Sicherheit fragt ihr euch, wie es mich nach Riga verschlagen hat, dass frage ich mich selbst ständig, aber was ich mit Sicherheit weiß, dass es definitiv die richtige Entscheidung war. Eigentlich war es mein Vater der College Contact angeschrieben hat, um mehr über ein Medizinstudium im Ausland zu erfahren, ich selbst hatte zu dem Zeitpunkt noch die Pläne nach dem Abi eine Pause zu machen. Mein Vater lag mir allerdings so lange mit der Bewerbung für Riga bei College Contact in den Ohren, dass ich kurz vor knapp meine fertige Bewerbungsmappe in Münster eingereicht habe. Die Bewerbung war relativ schnell gemacht, da 1. Alles übersetzt wurde und genau erklärt wurde, was wie und wo ausgefüllt werden musste, und 2. die netten Mitarbeiter so lange die Unterlagen zurückschickten, bis alle Angaben und alle Unterlagen versandbereit für Riga waren.
Nun hieß es warten...
Als ich ca sechs Wochen später sogar tatsächlich eine Zusage aus Riga bzw. von College Contact bekam, wusste ich auf einem gar nicht mehr was mich erwarten würde und ob ich mich freuen sollte oder nicht.
Natürlich hab ich mich sehr über die Zusage gefreut, aber ich konnte mir nichts unter Riga vorstellen. Alles was ich bis dahin über Riga und Lettland wusste war, dass es in der Nähe von Russland sei, sich im Baltikum befindet und ich niemanden dort verstehen würde. Auch wusste ich gar nicht was ich einpacken sollte, was ich dort brauchen würde und die Tatsache den günstigsten Flieger mit Ryanair (wo das Gewicht auf das Gramm genau gewogen wird) hat es auch nicht gerade leichter gemacht. Was sehr praktisch und hilfreich war, waren die von College Contact organisierte Facebook – Gruppe (wo man viele Informationen etc mit seinen neuen Kommilitonen austauschen konnte), Angebote für Wohnungen in Riga und viele weitere nützliche Informationen.
Das angenehme war, man lernte schon mal im Voraus nette Menschen kennen, und merkte, dass man nicht ganz alleine sich auf die weite Reise ins Baltikum begeben würde, sondern mit vielen Mitkämpfern, die sich letztendlich genauso fühlten wie ich.
So bin ich einfach auf gut Glück mit einem bunt gepackten Koffer losgeflogen ohne einen blassen Schimmer was genau mich bei der Landung erwarten würde.
Was mich auf der Landebahn bei dem Blick aus dem Fenster erwartet, war nichts. Es war draußen so schlechtes Wetter, dass man kaum seine Hand vor den Augen sah, und das Ende August(!).
Doch bereits am Gepäckband lernte man die ersten Leute kennen, etwas schüchtern und verlegen unterhielten man sich hier und da über typischen Themen wie Abischnitt, Beziehung zu Hause, woher man kommt etc. .
Auch der zweite Eindruck hatte mein Vorurteil über Lettland wieder bestätigt, der Bus der uns alle abholen und zu den Hotels bringen sollte, war aufgrund des schlechten Wetters viel zu spät. Als der Bus es dann allerdings doch noch zum Flughafen (einer der kleinsten Flughäfen die ich je gesehen habe) geschafft hatte, wurden wir alle in den Bus geladen und zu unseren Hotels gebracht. Auf der Fahrt wurde nun auch mein 3. Vorurteil bestätigt, alte kommunistische Plattbauten überall und grundsätzlich schlechtes Wetter.
Als nun ich endlich im Hotel (welches außerhalb in einer nicht so guten Gegend in der Nähe des Flughafens) angekommen war, war auch der Blick aus dem Fenster (ein typischer osteuropäischer Hinterhof wie aus einem schlechten Film), das quietschende Bett und die dünnen Pappwände kein Lichtblick.
Nach und nach kamen mehr Kommilitonen dort an und man beschloss erst mal Geld zu wechseln (Euro in Lats) in die Altstadt zu gehen.
Dort angekommen war ich wirklich positiv überrascht. Riga hat eine Altstadt wie man sie in Deutschland auch nicht mehr allzu häufig sieht. Jugendstilbauten wo man auch hinschaut und idyllisch fließt einmal quer dadurch ein Fluss. Alle Straßen mit Pflastersteinen und hier und da immer wieder kleine Lädchen.
Am späten Abend trafen wir uns dann mit ganz vielen anderen aus unserem neuen Semester im Rock Cafe, wo man dann auch das erste mal in den Genuss des lettischen Biers kam, was man dann auch die gesamte restliche Einführungswoche Abends getrunken hat. Die Einführungswoche der Uni war die ruhigste und gleichzeitig anstrengendste Zeit: Neue Namen tagtäglich, neue nette Leute kennen lernen, jeden Abend feiern um noch mehr Menschen zu treffen, tagsüber wieder in die Uni und seine Study group (so was wie eine Klasse bestehend aus 9-12 Leuten aus allen möglichen Nationen mit denen man immer jeden Unterricht zusammen hat) genau kennen lernen und und und...
Aber man musste sich auch bewusst machen, dass man jetzt in Lettland wohnt und so ging auch die Schlacht um neue Wohnungen, WG Gründungen, Bankkonto (Swedbank ist empfehlenswert) aufmachen, Handykarte besorgen, zum Immigration office gehen etc. los.
Ein für mich komplett neues Gefühl alles ohne meine Eltern organisieren zu müssen, was eine Herausforderung war, die aber auch zu schaffen sei.
Nun musste man das Studium verstehen, was wie abläuft und wie verlangt sei, was aber mit der Zeit eigentlich ziemlich übersichtlich war. Die einzige Herausforderung am Anfang war es Englisch ununterbrochen zu sprechen, was aber auch kein weiteres Problem darstellt.
Nach knapp drei Wochen, den ersten Wochen Uni und einer sehr schönen Einführungswoche hatte ich dann auch endlich eine Wohnung gefunden. Am Anfang stand ich der Tatsache, mit 5 anderen Mädchen aus dem 3. Semester zusammenzuziehen etwas skeptisch gegenüber, nachdem ich im Internat mit 30 Mädchen in einem Haus gelebt habe, schien mir das als ein leichtes. Und ich muss sagen ich habe es bisher noch nicht einmal bereut!
Als Ausgleich zu den anstrengenden Uniwochen und Lernereien (was man häufig in kleinen Gruppen meistert), gab es am Wochenende immer in WGs Hauspartys. Das schöne an den studygroups ist, dass man mit so vielen Leuten aus unterschiedlichen Nationen zusammen ist, und da die studygroup eigentlich der engste Freundeskreis ist, da man sie tagtäglich sieht, lernt man nochmal mehr Leute aus deren Nationen kennen und dadurch ist es grundsätzlich ein buntes Durcheinander.
Den gesamten September über war das Wetter in Riga wunderschön (schöner als in Deutschland) wodurch man auch gerne sonnige Samstage oder Sonntage genutzt hat, um nach Jurmala, den nahe gelegenen Strand/Badeort, zu fahren.
Als es jedoch kälter wurde, wurde es zumindest von einen auf den anderen Tag richtig kalt, und Riga verwandelte sich in ein wunderschönes Winterwunderland.
Als ich Weihnachten wieder zu Hause war, haben mich natürlich direkt alle meine Freunde gefragt, wie Riga sei etc. .
Alles was ich dazu sagen kann ist, dass Riga wunderschön ist und ich es jetzt nach zwei Wochen in den Weihnachtsferien zu Hause schon vermisse. Eine kleine Hauptstadt, mit einer Wahnsinnsgeschichte, einmalig netten Kommilitonen, noch richtig vorhandenen Jahreszeiten, und trotzdem irgendwo auch eine kleine Weltstadt.
Wenn ihr noch Fragen habt, würde ich mich freuen, diese zu beantworten.
Liebe Grüße
Valentina T.