15 Mär
Erfahrungsbericht von Timo K.

Universitat Autònoma de Barcelona

Stadt: Barcelona
Land: Spanien
Kontinent: Europa
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2011 bis 12/2011

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Ich habe Anfang September 2011 mein Auslandssemester an der UAB in Barcelona begonnen. Ich war bereits eine Woche zuvor in Barcelona um eine passende Wohnung bzw. ein passendes Zimmer zu finden. Zwar hatte ich bereits über das Internet Kontakt mit einem Franzosen, dieser stellte sich als Vermieter jedoch, nunja, etwas kompliziert heraus, sodass ich kurzfristig eine neue Bleibe suchen musste. Erschwerend kam hinzu, dass ich meine letzte Klausur Mitte August geschrieben hatte und noch mehrere Hausarbeiten vor meiner Abreise fertigstellen musste. Während dieser sehr stressigen Phase verbrachte ich die Abende damit, die üblichen Seiten loquo.com oder idialista.com nach Zimmern zu durchforsten. Wenn in der Anzeige ein(e) Companer@ gesucht wird, heißt das übrigens Männlein oder Weiblein. Mangels dieses Wissens sind mir einige Zimmer durch die Lappen gegangen. Letztendlich bekam ich über Umwege ein Zimmer in einer WG nur drei Blocks von der Sagrada Familia entfernt. Das Zimmer war winzig, hatte eine Aussicht zum Lichtschacht, dafür war es aber mit 350€ relativ günstig und halbwegs ruhig. In der ersten Uni Woche gab es bereits viele Parties abzuklappern. Mein Stundenplan war mit 12 Wochenstunden alles andere als vollgepackt, also blieb genügend Zeit die Nächte in Barcelona unsicher zu machen und in den Freistunden an den Strand zu gehen. Einer der größten Vorteile war meiner Meinung nach das schöne Wetter, wir hatten einen sehr warmen Herbst, in denen es nur sehr selten mal ein wenig regnete. Einen Großteil der Zeit verbrachte ich mit Kommilitonen am Strand oder beim Erkunden der Stadt. Für letzteres bleibt meiner Meinung nach im Spätherbst noch genug Zeit, wenn es eh nicht mehr so warm ist. Zur Uni kann ich sagen, dass wir als Pre-established-Studenten (d.h. es befinden sich nur Ausländische Studenten auf dem kleinen Campus) gut betreut wurden. In allen Rückfragen zwecks Kurswahl o.ä. erhielt man (für Spanische Verhältnisse eher ungewöhnlich) sehr zügig eine Antwort. Wer hofft in der Uni Spanisch zu lernen, den muss ich enttäuschen.
Alle Kurse im Pre-Established Programm waren auf Englisch, abgesehen von den Spanischkursen. Ein Großteil der Mitstudenten sind zudem Amerikaner, also wenn etwas besser wird, dann euer Englisch. Die Kurse her sind vom Anforderungsniveau unter dem der Deutschen Unis, möchte ich mal behaupten. Viele Dozenten sind sehr entspannt, insbesondere was Fehlzeiten und abgehaltene Präsentationen angeht. Als Student aus Deutschland wundert man sich jedoch manchmal, wenn die Amerikaner ihre Präsentation in (kein Scherz) Hausschuhen, Schlafanzughose und Skijacke halten.
Ich hatte insgesamt drei Kurse an der UAB. Es gibt zwei Campus, an denen die Kurse stattfinden. Der eine befindet sich nicht weit von der Station Girona, nur 2 Blocks vom Passeig de Gracia entfernt, der andere beim Hospital St. Pau. An letzterem hatte ich keine Kurse, da es sich dabei eher um die Kulturwissenschaftlichen Fächer handelte.
Kurse die ich belegt habe: Entrepreneurship bei Otilia Driga, Politics, War and Globalization bei Toni Raja und Spanisch A2 bei Francesc Navarro.
Bei meiner Kurswahl hatte ich wirklich großes Glück. Entrepreneurship ist durchaus interessant, immer wieder mit Praxisbeispielen untermauert. Driga kommt selbst aus der Praxis, was man ihr zeitweilen auch anmerkt (sowohl im positiven, als auch im negativen Sinne.) Als Prüfungsleistung muss man während des Semesters ein Businessmodel für ein eigenes Startup entwickeln.

Politics, War and Globalization ist ein politikgeschichtlicher Rundumschlag, für die meisten Deutschen wirklich nichts neues, aber durchaus empfehlenswert. Toni (man nennt die Dozenten i.d.R. beim Vornamen) ist ein amüsanter Zeitgenosse (wenn man schwarzen Humor mag) und ein wandelndes Lexikon. Man kann ihn so ziemlich alles zu jedem Thema fragen und bekommt eine sehr Präzise Antwort zurück. Die Klausuren finden in unregelmäßigen Abständen unter dem Semester statt. Der Vorteil dabei ist, dass man wenig Gefahr läuft den Kurs komplett in den Sand zu setzen, da man seine Leistungen ja fast monatlich schwarz auf weiß erhält.

Der Spanischkurs bei Francesc war mein persönliches Highlight. Wie bereits erwähnt, haben wir in den anderen Kursen nur Englisch geredet. Der Sprachkurs hatte seinen Schwerpunkt eindeutig in Konversationen auf Spanisch. Das hat mir persönlich sehr geholfen, da man etwas die Scheu verliert Fehler zu machen. Und wer einmal mit 8 Amerikanern im Sprachkurs gesessen hat, kommt sich spätestens nach einer Woche wie das Sprachgenie vor dem Herrn vor, da scheinbar in den USA auf Aussprache und Mitdenken wenig wert gelegt wird. Francesc war ein sehr guter Dozent, hat mit uns immer wieder über unsere Erlebnisse in BCN geredet und uns beispielsweise Tipps gegeben wo man gutes Essen bekommt und wo eher nicht. Abgesehen von dem vielen mündlichen Übungen hatte man ein paar Hausaufgaben auf, das übliche halt, Kurztexte schreiben, Vokabeln lernen etc. Im Wochenrhythmus gab es zudem kleinere Textaufgaben zu schreiben, sodass auch die schriftlichen Fähigkeiten nicht zu kurz kamen.

Abschließend kann ich sagen, dass Barcelona eine unglaubliche Stadt ist, die man entweder liebt oder hasst. Vieles ist anders, es ist sehr laut, gibt viele Touristen, die Wohnsituation ist eher mies und das Nachtleben teuer. Allerdings gibt es auch viele positive Seiten: der Strand, die Reisen die man an den langen Wochenenden machen kann (Freitags ist keine Uni), das Bier bzw. der Kaffee, die fast nie mehr als einen Euro kosten, das Chupitos (Schnapsbar), die Museen, die Parks, usw. usf.
Ich war vorher noch nie in Barcelona gewesen, aber mir hat meine Zeit dort gut gefallen – ich kenne jedoch auch Leute denen es anders ging.


Ein kleiner Tipp noch zum Abschluss: Frauen sollten ihren teuren Schmuck lieber zuhause lassen, aus Handtaschen werden zudem gerne Geldbörse und teure Smartphones geklaut (auch in Clubs bspw. Auf der Tanzfläche). Mir persönlich wurde nichts geklaut, jedoch sollte man auch als Mann nachts lieber nicht alleine (und womöglich betrunken) durch die Ramblas irren. Außerdem sind 90% der Leute, die euch abends ansprechen (abgesehen von den Verkäufern) ob ihr eine Zigarette o.ä. für sie habt Taschendiebe, die versuchen eure Naivität auszunutzen. Also aufpassen, dann wird euch auch nichts geklaut. Passt euch einfach an die Spanier an!