California State University Long Beach
Mit der Planung ging es bereits eineinhalb Jahre vorher los. Zu dem Zeitpunkt habe ich mich für den Toefl-Test angemeldet. Die Wahl der Uni fiel auf die Cal State Long Beach – weil sie ein gutes Engineering Department besitzt (ich studiere Elektro-und Informationstechnik und konnte für jedes meiner Pflichtfächer des 5. Semesters eine Entsprechung dort finden) und ich so nah wie möglich am Meer und an OC sein wollte.
Circa ein Jahr vorher ging es mit der Auslands-Bafög-Bewerbung los. Das war wohl neben dem Visum der aufwendigste Teil im Vorhinein. Sehr viele Unterlagen werden verlangt und die Schwierigkeit ist, dass man nicht alles auf einmal verschicken kann. Denn die Universität verlangt einen finanziellen Nachweis, den man über das Bafög z.T. decken kann. Das Problem nur: Das Bafög-Amt wiederum verlangt eine Zulassungsbestätigung (I-20), bevor der komplette Antrag bearbeitet werden kann. Die Lösung heißt Confirming Statement, ein Dokument das eine vorläufige Schätzing der Bafög-Förderhöhe zu Papier bringt und der Universität als finanzieller Nachweis ausreicht.
Als dann die Zulassung der Universität im Briefkasten lag, konnte ich die restlichen Unterlagen dem Bafög-Amt weiterleiten.
Als zweites finanzielles Standbein plante ich mit PROMOS, das unsere Heimathochschule (die HS Rosenheim) anbietet. Die Bewerbung ging sozusagen mit dem Bafög mit. Das einzige zusätzliche war ein Motivationsschreiben.
Die ganze Zeit während der Bewerbungen habe ich schon nach Kursen gesucht, die meinen Pflichtfächern des 5. Semesters ähnlich sind. Ich habe für alles eine Entsprechung gefunden und von meinen verantwortlichen Professoren daheim absegnen lassen. Das war auch ein langer Weg. Ich war so ziemlich auf dem Pionierpfad, weil es vor mir noch keinen aus meinem Department gab, der ein Auslandssemester dieser Art (also außerhalb ERASMUS und keinerlei Partneruniversität == als Free Mover) plante. Um mir die Anerkennung der Kurse zu sichern, musste ich mit jedem einzelnen Professor meiner Pflichtfächer in Rosenheim sprechen und ihm die Kursbeschreibung meiner Entsprechung an der CSULB vorlegen. Dann brauchte ich für die Anerkennung noch den Prüfungskommission-Vorsitzenden, der im Übrigen auch allein für Wahlpflichtfächer verantwortlich ist. Ich habe dann folgende vier Fächer an der CSULB belegt:
- EE 382 Communication Systems I (als Pflichtfach)
- EE 386 Digital Signal Processing (als FWPF = fachwissenschaftliches Wahlpflichtmodul)
- CECS 343 Introduction in Software Engineering (als Pflichtfach)
- CECS 474 Computer Net Interoperability (als Pflichtfach)
Die Visumsbeantragung konnte nun beginnen. Auch hier braucht man viel Durchhaltevermögen, bis man das Visum hat. Man muss neben dem Antrag auch einen Besuch im Konsulat bzw. Botschaft (München, Frankfurt, Berlin) einplanen, der mehrere Stunden in Anspruch nimmt (die im Grunde bloß Warten und ein 5-minütiges Gespräch über meine Vorhaben in den USA beinhalten).
Als dann auch das bewältigt war ging es auf die Wohnungssuche. Ich wollte anfangs von Deutschland aus eine Wohnung finden, aber das stellte sich als sehr schwierig heraus. Ich schrieb mehrere Craigslist Inserenten an, bekam aber nie eine Antwort. Somit musste ich dieses Kapitel wohl oder übel auf die erste Woche in Long Beach belegen und buchte 6 Nächte im Motel 6 an der Seventh Street. Das Motel würde ich jedem empfehlen, der hier ohne Wohnung und Orientierung ankommt, denn obwohl es am nächsten zur der Uni liegt, geht man doch ein ganzen Stück zu Fuß bis zum Campus. Und das genügt am Anfang, um schnell von allem überfordert zu sein.
Und am Anfang braucht man jeden Funken Energie für die Wohnungssuche und das Class-Crashing.
Ersteres ging bei mir innerhalb der ersten zwei Tage über die Bühne. Ich kam 5 Tage vor der Orientation in Long Beach an und das erste war, dass ich mir Skype-Guthaben für Anrufe an amerikanische Telefonnummern kaufte (kostet für unlimited talking nur 2,49€/Monat!) und sämtliche Craigslist-Wohnungsannouncen durchforstete und die Vermieter anrief. Leider kamen immer Absagen. Fündig wurde ich dann auf der „Off-Campus-Housing“ Website der CSULB. Nachdem die Vermieterin am Telefon bestätigte, dass noch ein Zimmer in einer dann 8-köpfigen WG frei war, bot sie mir gleich an, das Haus anzusehen. Ich war so erleichtert, endlich etwas gefunden zu haben, dass ich nicht lang brauchte, um ihr mein Ja zu geben. Diese WG war einer der Gründe, warum das Semester so super war. Ich wohnte mit 7 anderen kalifornischen Studenten in einem Haus, die einem immer kleine Tipps geben konnten und einem halfen, sich schneller zurecht zu finden. Bis zur Uni waren es ca. 15 Minuten mit dem Fahrrad.
Das Class Crashing konnte beginnen. Das ganze muss im Vorhinein sehr gut durchgeplant werden, damit man auch seine Kurse bekommt. Ich habe mir eine chronologische Kursliste (mehr als die Hälfte davon waren Alternativkurse!) angefertigt, nach der ich Vorlesung für Vorlesung abgeklappert habe. Mit Erfolg. Ich habe alle meine 4 Wunschkurse bekommen. In einigen Kursen wollten relativ viele noch hinzustoßen, aber ich war der einzige Study-Abroad Student und war dann der einzige, der noch aufgenommen wurde. Aus dem Nachteil, sich nicht online einzuschreiben, wurde dann ein Vorteil! Das sollte man nicht vergessen und kann einem als kleiner Mutmacher fürs Class-Crashing dienen. Immer gegenüber dem Professor klar demonstrieren, dass man sich nicht online bewerben konnte. Sie sind dann sehr kooperativ und verstehen das.
Das Studieren begann, und am Anfang wurde ich regelrecht mit Hausaufgaben und Lab-Reports überschüttet. Ich war schon kurz davor, einen meiner Kurse wieder zu droppen. Aber ich habe die Kurve gekriegt und alle Fächer durchgezogen.
Es wurde mit der Zeit auch leichter, man gewöhnt sich an die vielen Assignments, und man kommt auch dazu am Wochenende Ausflüge zu unternehmen. Ich habe des Öfteren mein Fahrrad mit in den Bus genommen und bin an der Küste entlang gefahren. Manhattan Beach nach Redondo Beach und Huntington nach Newport sind sehr empfehlenswert.
Größere Trips haben wir nach San Francisco, Las Vegas, San Diego und Palms Springs/Joshua Tree gemacht. Alles in einigen Tagen machbar, San Francisco über Thanksgiving Break empfehlenswert. Sehr praktisch ist, dass Jetblue sehr günstig vom Long Beach Airport (LGB) nach San Francisco und Vegas fliegt.
Zum Schluss kann ich nur noch sagen, dass dieses Auslandssemester eine einfach unvergessliche Zeit war. Das wunderschöne Kalifornien und das noch wunderschönere Wetter (zwei Jahreszeiten: Sommer und milder Sommer) lassen einen jeden Tag wieder staunen, man lernt so viele neue Menschen aus aller Welt und sich selbst neu kennen und kann davon sein Leben lang erzählen. Nicht zu vergessen der herrliche Campus, der einem riesigen Park gleicht und sehr viele Grünflächen fürs Entspannen zwischen Vorlesungen hat.
Und noch etwas: Wer die Serie O.C. California kennt: Es ist hier wirklich so!
Bedanken möchte ich mich bei College Contact, das mir sehr beim Bewerbungsprozess geholfen hat und bei den Professoren und dem International Office meiner Heimatuni, die es mir ermöglicht haben, das Auslandssemester als reguläres Studiensemester (ohne Verlängerung der Studienzeit) in mein Curriculum einzubauen