21 Mär
Erfahrungsbericht von Thomas H.

California State University Northridge

Stadt: Northridge
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: BWL, VWL
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 08/2012 bis 01/2013

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Ich studiere Immobilienwirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen und habe im Wintersemester 2012 an der California State University Northridge (CSUN) im San Fernando Valley bei Los Angeles (USA) ein Auslandssemester absolviert.
Am 18. August 2012, einem heißen Sommertag ging meine Reise nach Los Angeles los. Bis es soweit kam, hatte ich aber einiges zu organisieren. Dabei ist für die Planung der Kosten und vorausgehender Organisation sehr entscheidend, wo die Reise hingeht. Geht es dabei, wie bei mir in die USA, sollte frühzeitig mit der Vorbereitung begonnen werden, da unter anderem einige Unterlagen wie z.B. das Visum etwas Vorlaufzeit benötigen. Diese Entscheidung traf ich ca. 4-5 Monate vor Abflug.
Um mich in der Prüfungszeit nicht noch zusätzlich mit dem Bewerbungsaufwand für die Partner-Unis meiner Hochschule zu quälen, habe ich entschieden mich dann in den Semesterferien auf eigene Faust als „Free-Mover“ selbst um eine Uni im Ausland zu kümmern. Dabei kam ich auf College-Contact. Eine Organisation, die ein breites Angebot an Auslandsuniversitäten bietet. Dabei kann man nach gewünschtem Studiengang aussuchen und wird in dem gesamten Bewerbungs- und Organisationsablauf mit einem persönlichen Ansprechpartner unterstützt. Der Service dafür ist für den Studenten komplett kostenlos, da College-Contact das Geld über die jeweiligen Vertrags-Unis verdient. Ich hatte zudem das Glück, dass ich für die CSUN keinen TOEFL oder IELTS Sprachtest vorweisen musste und konnte mir somit den Kosten- und Zeitaufwand dafür ebenfalls sparen.
Mit College-Contact ist die Bewerbung eigentlich sehr leicht. Man sucht sich eine Uni auf der Website aus, Informations- und Bewerbungsunterlagen gibt es jeweils direkt zum herunterladen und man wird dann von dem zugeordneten Ansprechpartner bis zur Ankunft an der ausländischen Uni durch alle wichtigen Schritte geführt. Die CSUN im San Fernando Valley bot ein passendes Fächerangebot zu den von mir benötigten Fächern an und liegt zudem besonders günstig nördlich von LA an der Westküste der USA im schönen Kalifornien. Neben der Lage beeindruckten mich aber natürlich die Größe sowie das komplette Angebot und die Ausstattung der Universität. Mit über 36000 Studenten ist die CSUN eine der größten Unis an der Westküste und bietet dementsprechend auch ein breitgefächertes Kursangebot an.
Um weiter Geld zu sparen entschied ich mich gegen die Unterkunft in den Dorms der CSUN. Denn dafür werden neben den 6800 Dollar Studiengebühren nochmals knappe 6000 Dollar für die Unterkunft verlangt. Dabei bekommt man dann einen „Shared room“ in einer WG, den man mit einem weiteren Studenten teilen muss. Allerdings wird man an dem Mealplan beteiligt und bekommt ein wenig Essensgeld. Da ich gelernter Immobilienkaufmann bin und die Immobilienwirtschaft mein Studienfach ist, habe ich somit natürlich ein hohes Interesse an dieser Branche. Somit war es für mich von Anfang an klar mich der Herausforderung zu stellen, um vor Ort selbst nach einer Unterkunft zu suchen. Dafür informierte ich mich vor Abflug über den in den USA weitverbreiteten Onlinemarktplatz www.craigslist.org. Die Suche vor Ort verlief allerdings nicht so leicht wie Anfangs angenommen. Nach unzähligen Telefonaten, vielen Besichtigungen, Verhandlungen sowie einigen Enttäuschungen hatte ich dann nach einer harten Woche mit etwas Glück ein sehr schönes Zimmer für einen unschlagbaren Preis gefunden. Für eine Monatspauschale von 400 Dollar hatte ich ein sehr schönes, teilmöbliertes Zimmer bei einem sehr freundlichen Vermieter angemietet, einem Mexikaner der zu einem sehr guten Freund wurde. Über ihn kam ich dann auch gleich noch günstig an ein sehr gutes Auto, auf das in den USA nicht verzichtet werden kann. Ich habe zwar auch ein Fahrrad gehabt, mit dem ich sehr viel erledigen konnte und immer zur Uni fuhr, aber wenn man richtig was sehen will braucht man definitiv ein Auto. Erstens sind die Distanzen in den USA den Dimensionen entsprechend weitläufiger als in Europa und zweitens gibt es lang nicht so ein gut funktionierendes Netz an öffentlichen Verkehrsmittel wie hierzulande.
Nachdem das nun erledigt war, musste ich mich um meine Kurse kümmern, denn die bei der Bewerbung über College-Contact anfangs angegebenen Prioritätskurse wurden mir alle nicht zugewilligt. Ein Problem war, dass aufgrund der Größe der Uni, vieler bürokratischer Umwege und zusätzlicher Steine, die einem aufgrund einer gewissen Sturheit des Businessdepartment der CSUN in den Weg gelegt wurden, der gesamte Registrierungsablauf verzögert wurde. Somit hatte ich die ersten drei Wochen des Semesters keine Kurszusagen und durfte somit auch keine Kurse besuchen, denn das weitverbreitete „crashen“ von Kursen, bei dem man sich einfach vor Registrierung in die Kurse dazusetzt, erlaubt das Businessdepartment der CSUN nicht. Ein weiteres Problem war das Transcript meiner Hochschule, auf dem teilweise mehrere Fächer als Module zusammen gefasst werden und die CSUN daraus somit nicht erkennen konnte was ich bereits abgelegt habe und welche Kredits ich bekommen habe. Somit wurde ich nur für Anfängerkurse zugelassen und die zuvor gewählten höheren Kurse wurden mir verweigert. Daraus folgte, dass ich sämtliche Unterlagen vorlegen und Teile des Modulhandbuches übersetzen musste, damit ich beweisen konnte, dass ich die Voraussetzungen für die gewünschten Kurse erfülle und vorbereitet bin. Als ich dann endlich nach langen Verhandlungen, vielen Gesprächen mit dem Advisor und etwas abgeänderten Kursen die Zusagen bekam hatte ich also drei Wochen Unterricht nachzuholen. Das war einiges, denn in den USA hat man anders wie an deutschen Unis immer laufend Homeworks, Assignments und einige Bücher, die parallel zum Unterricht mitgelesen werden müssen.
Ich habe die Kurse ECON 161 “Principles of Macroeconomics”, MKT 304 “Marketing Management”, FIN 433 “Real Estate Finance and Investments” und FIN 439 “Real Estate Valuation” besucht. Die beiden letzteren Kurse, FIN 433 und FIN 439 waren dabei für mich am interessantesten und ich konnte bereits Gelerntes vergleichen, in englisch vertiefen und erweitern. Diese beiden Kurse waren als 400er Kurse auch am anspruchsvollsten. In FIN 433 wurden hauptsächlich die Berechnung von Finanzierungsmodellen sowie Rentabilitätsanalysen von Geldanlagen und Immobilienprojekten studiert. In FIN 439 wurde die Problematik der Bewertung von Immobilien umfassend bearbeitet, die verschiedenen Verfahren und Vorgehensweise des Appraisers bis zum fertigen Appraisal Report erlernt. Professor Mr. Ray Calnan, der neben dem Unterricht selbst als Appraiser in der freien Marktwirtschaft tätig ist kann dabei auf eine umfangreiche Erfahrungen aus der Praxis der Immobilienbewertung zurückgreifen und die Inhalte des Kurses somit sehr gut und interessant vermitteln. Der Kurs FIN 433 wurde ebenfalls von Professor Calnan unterrichtet. Die Kurse sind auf eine Teilnehmerzahl von ca. 40-50 Studenten begrenzt, die sich wiederum während des Semesters in kleine Gruppen aufteilt um Homework Assignments, Berechnungen über Excel sowie die Bewertung und den kompletten Appraisal Report zu einem wirklichen Objekt im Los Angeles County erstellen.
Auch im Kurs MKT 304 hatten wir einen sehr erfahrenen und guten Professor. Der aus Frankreich stammende Dr. Franck Vigneron kann dabei auf ein fundiertes Praxiswissen aus der Marketingbranche, unter anderem auch auf sein eigenes Cognacbrand zurückgreifen und dadurch den Kurs sehr informativ und interessant gestalten. Neben den Mid- und Finalterms gestaltete sich die Note über den finalen Marketing Report zum Cookiehersteller „Mrs. Fields“, der während des Semesters begleitend in Gruppenarbeit erstellt wurde.
Neben und nach dem Semester an der Uni sollte man sich unbedingt auch die Zeit nehmen, Land und Leute kennen zu lernen. Mit der Lage, dem Outdoorcenter und dem günstigen Ticketshop der CSUN sind Kurztrips an den Pacific, Hollywood und LA, Santa Monica und Malibu usw. ohne weiteres und schnell möglich. Die gesamte Westküste und viele schöne Nationalparks sind leicht über Wochenenden zu erleben. Neben dem gesamten kalifornischen Teil der Westküste und Teilen der Staaten Nevada, Arizona und Utah habe ich aufgrund der günstigen Nähe zu Hawaii nach dem Semester noch die Trauminseln O’ahu und Maui besucht. Weiter bereiste ich New York und sehenswerte Teile von Florida wie z.B. Miami, die Everglades und die Keys bis runter nach Key West.
Alles in allem war die Zeit in Amerika, das Semester an der CSUN und das Leben im schönen Kalifornien ein absolutes Highlight, das ich nicht mehr vergessen werde und stolz bin es durchgezogen zu haben. Trotz der anfänglichen Komplikationen bei der Kursregistrierung an der California State University Northridge kann ich die Universität sehr empfehlen. Die CSUN bietet ein qualitativ hochwertiges Kursangebot, geleitet von sehr kompetenten Professoren, das keinen Wunsch offen lässt. Auch wenn am Anfang ein riesiger Berg an Organisation und Vorbereitungen verbunden mit etwas Stress und Durchsetzungsvermögen bewältigt werden muss, lohnen sich der Aufwand und die Kosten für ein Auslandssemester alle mal. Die Bewältigung und das Managen der anfänglichen Schwierigkeiten verbunden mit der Fremdsprache sind gerade die Erfahrungen, die ein Auslandssemester ausmachen.