5 Sep
Erfahrungsbericht von Stefan R.

University of California, Santa Barbara

Stadt: Santa Barbara
Land: USA
Kontinent: Nordamerika
Studienrichtung: Ingenieurwissenschaften
Studientyp: Auslandssemester
Zeitraum: 09/2011 bis 06/2012

Hochschule:
Studieninhalte:
Studienbedingungen:
Freizeit:
Spaß:
Kosten:
Gesamtbewertung:

Erfahrungsbericht meines Auslandsjahres an der University of California Santa Barbara

Vorbereitung

Die Vorbereitungszeit zur Planung eines Auslandsaufenthaltes würde ich mit mindestens einem Jahr im Voraus ansetzen, da nicht nur die Auswahl der Universität sowie deren Bewerbungsprozess, sondern auch Visum und finanzielle Angelegenheiten viel Zeit in Anspruch nehmen.
Die Auswahl der Universität fiel mir relativ leicht, da ich Santa Barbara schon einmal besucht hatte. Zusätzlich ergab meine Recherche, dass die University of California Santa Barbara (UCSB) einen guten Ruf im Bereich Maschinenbau hat. Über CC habe ich den Großteil meiner Informationen erhalten – vor allem Erfahrungsberichte anderer Studenten.
Die Studiengebühren sind in den USA generell viel höher als in Deutschland. In Santa Barbara werden diese Kosten durch besonders hohe Mieten komplettiert. Da mir die finanziellen Mittel fehlten, habe ich mich um mehrere Stipendien beworben, sowie für das Auslands-Bafög, um später (hoffentlich) mehrere Optionen zur Auswahl zu haben. Ich würde jedem empfehlen einen möglichst detaillierten Plan der Kosten aufzustellen. Man sollte zusätzlich 10% an Sicherheit einplanen, denn Wechselkurse können schwanken oder Unvorhergesehenes eintreten.
Voraussetzung für das Studium in den USA ist der „Test of English as a Foreign Language“ (TOEFL). Diesen würde ich möglichst früh absolvieren, um den Bearbeitungsprozess pünktlich anzustoßen. Der Test selbst ist mittelschwer. Man benötigt min. 80 von 120 Punkten (internet-based Test) um an der UCSB studieren zu dürfen..
Nachdem ich den TOEFL-Test im Januar bestanden und im März die Zusage der UCSB im Postfach hatte, habe ich gleich einen Termin mit der amerikanischen Botschaft vereinbart, um mein Studenten-Visum zu beantragen (eine Checkliste mit Aufgaben habe ich von College Contact bekommen).

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Hier hatte ich großes Glück. Normalerweise wird die Wohnungssuche in Santa Barbara über die Webseite „craigslist“ abgewickelt. Ich bin über diese Seite an einen Platz im Graduate Housing im San Clemente Village gekommen (5 Minuten Fußweg zur UCSB). Ich bin sehr froh hier gelandet zu sein, denn die Apartments in Isla Vista, so heißt die Studenten Enklave neben der Uni, ist zu einem Großteil von Studenten bewohnt, die ab Donnerstags nur noch feiern und dementsprechend sehen deren Wohnungen aus. Zimmer dort werden mit mindestens einer Person geteilt, da die Mieten extrem hoch sind. Selbst Doppelzimmer unter $ 600 sind selten.
Ich bin in einem Apartement untergebracht, das ich mir mit drei anderen Graduate Studenten teile, aber jeder hat sein eigenes Zimmer. Ich wohne mit einem Italiener, einem Ägypter und einem Amerikaner zusammen – also eine ziemlich bunte Mischung. Für mein Zimmer zahle ich $ 824 monatlich!


Kosten

Die Kosten im amerikanischen Hochschulsystem sind extrem hoch. Wer nicht das Glück hat, dass die Heimat-Uni ein Austauschprogramm mit der UCSB hat, dem geht es so wie mir. Allein die Tuition (Basis Studiengebühr) für drei Quarter kostet
$ 4500. Pro Quarter muss man 8 Graduate Units (US ECTS Punkte) oder 12 Undergraduate Units belegen, um sein Visum zu behalten. Sobald man keine 8 Graduate Units belegt hat, werden es automatisch 12 Undergraduate Units (6 Graduate und 2 Undergraduate zählen beispielsweise nicht). Eine Graduate Unit kostet
$ 295, eine Undergraduate Unit $ 250. Im günstigsten Fall zahlt man also $ 2360 pro Quarter zusätzlich zur Tuition. Dazu wird fast in jedem Kurs verlangt, dass man sich Bücher bestellt, die teilweise bis zu $ 150 kosten. Diese Kosten konnte ich oft einsparen, da ich mir die Bücher in der Bücherei ausgeliehen habe. Die Pflicht-Bücher der Kurse sind aber auf zwei Ausleih-Stunden begrenzt, damit jeder Student die Chance hat die Hausaufgaben zu erledigen.


Studium

Im ersten Quarter habe ich vier Kurse absolviert. Einen Business Skills Kurs, der zu jeder Stunde das Lesen sogenannter „case studies“ verlangte, welche häufig ca. 20 Seiten umfassten und erforderten, dass man sie mehrfach liest, um alle Aspekte zu verstehen. Dazu kamen dann „reading assignments“ die teilweise 100 Seiten umfassten. (hier der Link zur Syllabus: http://www.tmp.ucsb.edu/academics/syllabus_pdf/ENGR240_Syllabus_W12.pdf)
Zusätzlich musste man drei Präsentationen auf das Quarter verteilt halten, ein Paper schreiben, sowie ein Capstone online „Spiel“ durchführen. Man spielt gegen seine Kursmitglieder und es geht um die Leitung einer Firma. Äußerst kompliziert, aber auch sehr interessant. Die im Spiel getroffenen Entscheidungen werden vom Professor benotet.
Meine weiteren Kurse waren „Numerical Analysis in Mechanical Engineering“ und „Introduction to Computer Science“. Beide Kurse umfassten wöchentliche Programmier- Hausaufgaben sowie zwei Midterms und ein Final.
Mein letzter Kurs war ein one-Unit Kurs in dem ich die wöchentlichen Vorträge von Unternehmern gehört habe, die dann gegen Ende in Form eines Papers zusammengefasst werden sollten.
Die Professoren merken sehr schnell, wer mitarbeitet und wer nicht. Außerdem kennen die meisten Professoren innerhalb kürzester Zeit deinen Namen. (zumindest im Graduate Bereich) In Business Skills mussten wir sogar Fotos einsenden damit die Teaching Assistants, die Doktoranden des Professors, während der Vorlesung die Qualität des Beitrags direkt einem Gesicht zuordnen können.
Die Klassengröße hängt stark vom Kurs ab, wobei ich sagen muss, sobald es sich nicht um einen Pflicht-Kurs wie Mathe I handelt, sind die Klassen mit ca. 30 Teilnehmern oder kleiner sehr überschaubar.
Der Unterrichtsstil gleicht eher der normalen Schulzeit, wo man sich als Schüler zu melden hat, was allerdings auch stark vom Fach abhängt. Ich kann jedoch in keinem Fall sagen, dass die Qualität der Lehre geringer ausfällt als in Deutschland, wenn man im technischen Bereich studiert. Ein Fach im Master Maschinenbau habe ich nach der ersten Stunde aufgegeben, weil der Professor sagte, er „würde nur kurz etwas wiederholen“ und ich diese Art von Mathe noch nie gesehen hatte.
Die UCSB ist bekannt für ihr „Technology Management Program“. Hierbei handelt es sich um ein Zertifikat, dass vergeben wird, wenn man bestimmte Kurse erfolgreich absolviert hat. Es ist völlig darauf ausgelegt, seine eigene Firma zu gründen. Dieser Unternehmergeist ist sehr stark vertreten und viele Studenten nehmen an der „New Venture Competition“ teil, in dem man seine Unternehmensidee vorschlägt, ein Team bildet und dann einen Business Plan erstellt. Die Gewinner bekommen einen erheblichen finanziellen Zuschuss und Mentoring, damit die Firma tatsächlich gegründet werden kann.
Die Professoren versuchen außerdem das Studium interessant zu gestalten. In einem meiner jetzigen Kurse haben wir mit einer Marketing-Expertin in Mumbai, sowie einem Betriebsleiter in Beijing per Video telefoniert.
Den Campus würde ich als einen der schönsten der Welt bezeichnen. Er liegt direkt am Meer, wir haben eine eigene Lagune, die Grünanlagen gleichen Golfplätzen und die meisten Gebäude sind in sehr gutem Zustand. Es gibt eine Vielzahl von Fahrradwegen und sogar extra Skateboard-Wege die zwischen den Kursen stark befahren sind. Es gibt hier keine typische Mensa, sondern eine Menge Fastfood Restaurants und Coffee Shops. Im University Center kann man neben Schreibmaterial fast alles mit dem „UCSB“-Emblem kaufen.


Leben

An der UCSB gibt es meiner Ansicht nach zwei Arten Studenten. Die, die ernsthaft etwas tun wollen, sind meistens im Graduate Bereich, d.h. Master oder Doktorranden.
Die Undergraduates hingegen versuchen, die Zeit ihres Lebens zu haben, wo sie hier an der richtigen Adresse sind. Die UCSB wurde zur Party-Hochschule Nr. 5 amerikaweit gewählt. In Isla Vista wird ab Donnerstag durchgefeiert. Auf Del Playa, der Straße direkt am Meer, werden nahezu durchgängig Haus-Partys gegeben.
Abgesehen von den Haus-Partys gibt es ein vielfältiges Nachtleben. Aus Isla Vista fahren donnerstags, freitags und samstags Sonderbusse nachts um die Studenten nach Downtown Santa Barbara zu bringen (ca. 20 Minuten Fahrt).
Die Polizei versucht der Meute Herr zu werden, indem sie wirklich hart durchgreift. „Open Container“, also ein offenes alkoholisches Getränk ist in den USA in der Öffentlichkeit verboten, genauso wie „wild pinkeln“. Kein Pardon und keine Ausreden! Ein „Open Container“ kostet über $ 600 Strafe, bei Widerstand geht es gleich ins Gefängnis.
Auf Halloween verfällt die UCSB in den Ausnahmezustand, sodass die Polizei zu Pferd auf Streife geht und Straßen komplett absperrt. Ein wirkliches Spektakel.

Das Thema Sport wird an der UCSB ganz groß geschrieben. Es gibt drei verschiedene Fitness-Studios, ein exzellentes Schwimmbad, Basketball-, Fußball-, Tennis- und Lacrosse-Felder, ein kleines Fußball Stadion sowie viele Clubs, die alle sehr aktiv sind. Lacrosse trainiert zurzeit ab 6.30 Uhr morgens. Außerdem scheint so ziemlich jeder Student zu joggen, was bei diesem Panorama nicht verwunderlich ist. Außerdem regnet es in Santa Barbara so gut wie nie. In meinen neun Monaten hier hat es vielleicht fünf Mal ein wenig gegossen – ansonsten ist das Wetter durchweg spitze.

Die Gegend um Santa Barbara bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten. Die Universität direkt am Strand und viele Studenten surfen oder genießen einfach das Meer. Es gibt den „Excursion Club“, der alle Arten von Freizeitaktivitäten organisiert und dieses Jahr 500 Mitglieder hat. Surfboards und Wetsuits können dort ebenfalls ausgeliehen werden.


Erfahrungen

Ich schätze die Erfahrungen sehr, die ich bisher gesammelt habe. Man lernt viel über sich selbst, wenn man begreift, dass Familie, Freunde und vor allem Freundin mehr als 9.000 km weit weg sind. Alles beginnt komplett neu und ich muss gestehen, am Anfang hatte ich Heimweh. Ich staune häufig über meine neuen Englisch-Kenntnisse. Man schreibt ein Paper und wundert sich später über die vielen neuen Worte, die man unwissentlich eingebaut hat. Man kennt die Worte einfach auf einmal.

Ich habe außerdem viel über die amerikanische Kultur und meine eigene gelernt. Konsum-Verhalten, Qualität, Einstellungen und Studium – es gibt unzählige Dinge, die einfach anders angegangen werden und man wird sich dessen erst bewusst, wenn man wirklich in einem anderen Land lebt.

Ich spreche hier bewusst von „leben“, denn viele der deutschen Austausch-Studenten sind nur drei Monate hier und bleiben unter sich. Die Partys und das Strandleben sind sicherlich spitze, aber der Sinn des Auslandsaufenthaltes, vor allem die Verbesserung der Sprache, wird verfehlt. Ich kann nur jedem empfehlen mindestens ein halbes Jahr ins Ausland zu gehen und sich dort hauptsächlich auf Englisch zu unterhalten, d.h. meidet eure Landsleute!